Originaltitel: Black Friday__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Casey Tebo__Darsteller: Bruce Campbell, Michael Jai White, Devon Sawa, Ivana Baquero, Ryan Lee, Leah Procito, Kayla Caulfield, Mark Steger, Andria Blackman, Lonnie Farmer u.a. |
Der Black Friday, der wie Halloween aus unerfindlichen Gründen auch eine zunehmend stärkere Etablierung in unseren Breiten findet, gilt in den USA als Start der Weihnachtseinkaufssaison und folgt auf den amerikanischen Feiertag Thanksgiving. An diesem vom Einzelhandel initiierten Freitag stehen besonders hohe Rabatte im Fokus, die zum Kauf von Produkten anregen sollen. Und wie Filmfans nicht erst seit „Zombie“ wissen, wird derartiger Konsumwahn gerne mal von Filmen aufgenommen und auf die Spitze getrieben. Die Horrorkomödie „Black Friday – Überlebenschance stark reduziert“ steht nun ebenfalls in dieser Tradition.
Alles dreht sich um die Angestellten des Spielzeugsupermarktes „We love Toys“. Diese bereiten sich in den frühen Morgenstunden auf den umsatzstärksten Tag im Jahr vor. Vor den Toren des Einkaufstempels stapeln sich schon die Schnäppchenjäger. Erwartungsgemäß haben die Verkäufer keinen großen Bock auf den bevorstehenden Einkaufswahnsinn. Doch dieses Jahr kommt alles anders.
Durch das Dach des Supermarktes ist nämlich irgendetwas Außerirdisches gekracht und wartet nun nur darauf, sich Kunden und Verkäufer einzuverleiben. Genau darauf haben die Mitarbeiter von „We love Toys“ aber so gar keinen Bock und versuchen alles, um den Black Friday lebendig zu überstehen.
Schaut in die Horrorkomödie mit Michael Jai White hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=Bs1J9pa0kD8
Im Endeffekt verhält es sich mit der Horrorkomödie von Regisseur Casey Tebo wie mit dem „Black Friday“, wie er in unseren Breiten zelebriert wird: Die Idee klingt eigentlich richtig cool, blickt man am Ende des Tages aber auf das Ergebnis/die „Schnäppchen“ zurück, macht sich sehr oft Ernüchterung breit. Bei dem Film zum Schnäppchentag ist es nun sogar Enttäuschung.
Doch beginnen wir mit den positiven Aspekten. Optisch ist der knallig bunte Streifen äußerst ansprechend geraten. Das Creature-Design der von der außerirdischen Lebensform umgewandelten Kunden und Verkäufer macht richtig Laune und erinnert einige Male wohlig an die komplett verwandelten Vampire in „From Dusk Till Dawn“. Der Versuch, alle Effekte weitgehend handmade umzusetzen, sorgt für weiteres Wohlwollen. Zudem macht Michael Jai White („Falcon Rising“) als patente Allzweckwaffe der ums Überleben kämpfenden Menschlein richtig Spaß.
Zudem muss ein grandioser Teddybär namens Dennis zwingend erwähnt werden. Dessen Sprachchip MUSS von einem chronisch depressiven Menschen besprochen worden sein. Einfach großartig. Zudem sind Namen wie Devon Sawa („Escape Plan: The Extractors“) und Bruce Campbell („Ash vs. Evil Dead“) im Cast einer Horrorkomödie niemals verkehrt. Wenn man dann noch liest, dass die beiden den Streifen auch noch produzierten, kann doch eigentlich nix mehr schiefgehen. Doch oh weh, weit gefehlt.
Dabei beginnen die Probleme des Filmes ganz früh. Und zwar direkt mit der Einführung der absolut uninteressanten Figuren. Jede soll irgendeinen Spleen haben und irgendwie sympathisch nerdig wirken. Das kommt beim Zuschauer aber gar nicht an. Ganz im Gegenteil. Manche Figuren verlieren den Zuschauer sofort, sind grell überzeichnet und alles andere als liebenswert. Ist dann das viel zu große Ensemble endlich etabliert, bekommt der Film trotzdem nicht den Schalter umgelegt.
Erste Verkäufer und Kunden fallen dem außerirdischen Wesen zum Opfer, ein paar handgemachte Effekte detonieren auf der Leinwand, aber „Black Friday – Überlebenschance stark reduziert“ kriegt den zweiten Gang einfach nicht rein. Immer wenn man glaubt, er lege an Tempo zu, haut der Film wieder die Bremse rein. Die Horrorkomödie will und will einfach nicht eskalieren. Vergisst mehr und mehr die Schauwerte, beweist ein katastrophales Timing bei den Gags und macht vor allem überhaupt nichts aus ihrem Schauplatz.
Warum zum Teufel lässt man „Black Friday“ in einem Spielzeugkaufhaus spielen, wenn man nicht vorhat, die dort vorhandenen Produkte im Kampf gegen das Alien und seine umgewandelten Opfer einzusetzen? Und auf ebensolche Weise lässt der Streifen links und rechts die Gelegenheiten liegen, besser zu unterhalten. Der Wortwitz funktioniert nicht, Campbell und Sawa spielen in ihrer eigenen Produktion kaum eine Rolle und der Regisseur weiß nichts aus deren Anlagen zu machen. „Black Friday – Überlebenschance stark reduziert“ beginnt sich infolgedessen sehr früh zu ziehen, wird richtiggehend langweilig. Und er findet keinen Weg, dies irgendwie zu überspielen. Was recht schnell zur Resignation beim Zuschauer führt. Und es wird auch zum Ende hin leider nicht besser.
Viel schlimmer: Bevor der Film endlich in Richtung Showdown durchstartet, gibt es noch einmal eine Vollbremsung. Im Kreis hockend erzählen sich die uninteressanten verbliebenen Figuren Schwänke aus ihren uninteressanten Leben und von ihren uninteressanten Zielen. Und die Sequenz nimmt gefühlt kein Ende. Wer spätestens hier nicht spult, um das Ende eventuell wach zu erleben, der ist schon echt hart drauf.
Tja, und dann rollt irgendwann endlich der Showdown. Das Budget und der Willen zu einem großen Finish kollidieren und ein vermutlich extrem witzig gedachter Finishing-Move ist einfach so brachial Panne, dass man sich von dem soeben gesichteten Kokolores gar nicht mehr ernst genommen fühlt. Blöde Gaga-Schlusssequenz inklusive. Neee, so nicht!
„Black Friday – Überlebenschance stark reduziert“ sucks
Außerirdische, ein „Schlachtfeld“ mit vielen kreativen Waffen, der vorhandene Wille zu schlotzigen Effekten, satirisches Potential und ein prinzipiell als spielfreudig bekannter Cast. Eigentlich konnte bei „Black Friday – Überlebenschance stark reduziert“ gar nicht viel schiefgehen. Irgendwie haben es die Macher aber dennoch hinbekommen. Die Horrorkomödie macht ihrem Subgenre wahrlich keine Ehre.
Alles wirkt sattsam bekannt, der Humor zündet nicht, das Timing ist eine Katastrophe, die Handlung wirkt brutal verschleppt, die Figuren sind ein Offenbarungseid, die Schauspieler wirken nicht nur komplett verschenkt, sondern auch extrem lustlos, und irgendwie bleibt der Streifen immer im Startblock hängen. Hätte ich diesen Film beim „Black Friday“ erstanden, ich hätte ihn direkt bei Momox wieder verscherbelt.
Die Horrorkomödie kann aktuell exklusiv bei Amazon Prime gesichtet werden. Hier hat sie eine FSK 16 Freigabe und wirkt komplett. Am 4. März 2022 soll der Film von Capelight-Pictures auf DVD und Blu-ray erscheinen.
In diesem Sinne:
freeman
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Copyright aller Filmbilder/Label: Capelight Pictures__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |