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Vampirella

Originaltitel: Vampirella__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1996__Regie: Jim Wynorski__Darsteller: Talisa Soto, Roger Daltrey, Richard Joseph Paul, Brian Bloom, Corinna Jones, Rusty Meyers, Lee de Broux, Tom Deters, Jack Zavorak, Lenny Juliano, Anne Howard, Angus Scrimm, John Landis, John Terlesky, Forrest J. Ackerman, Jim Wynorski u.a.
Vampirella

Als Titelheldin kämpft sich Talisa Soto in “Vampirella” durch eine hoffnungslos unterfinanzierte Billigproduktion

Vampirella wurde 1969 als durch „Barbarella“ inspirierte Comicfigur kreiert, eine Verfilmung war schon früh im Gespräch, aber weder die Hammer Studios in den 1970ern noch das Hollywood-Produzentenduo Peter Gruber/Jon Peters in den 1980ern kriegten das Projekt auf die Leinwand. In den 1990ern waren die Rechte an Roger Corman gefallen, der „Vampirella“ tatsächlich drehen ließ, aber so gut wie kaum ein Budget zur Verfügung hatte.

Zu Beginn hört man „Superman“ und „Superman 2“ kräftig läuten, wenn man vom Planeten Drakulon erfährt, dessen Bewohner inzwischen künstliches Blut aus Flüssen süppeln, auch wenn einige lieber wieder auf althergebrachte Weise an ihren Artgenossen snacken wollen. So wie Vlad Tepish (Roger Daltrey), dem dafür der Prozess gemacht werden soll. Doch seine Schergen retten ihren Aushilfs-Zod in einer ausgesprochen erbärmlich gemachten Ballerszene und gehen dann stiften. Einer der umgelegten Ältesten war jedoch der Vater von Ella (Talisa Soto), die daraufhin Rache schwört.

Mit der Rache ist es allerdings erstmal Essig, denn die Gute verfliegt sich in einem Ionen-Sturm und landet auf dem Mars, während Vlad und seine Schergen auf der Erde ankommen und dort ihrem vampirischen Treiben nachgehen. Einige Menschen werden ihrer gewahr und bilden Vampirjägertruppen – etwa P.U.R.G.E. unter der Leitung von Adam Van Helsing (Richard Joseph Paul), über dessen Verwandtschaftsverhältnisse man wohl kaum ein Wort mehr verlieren muss. Vlad nennt sich gern auch mal Dracula und mittun darf auch noch ein Geek namens Forry Ackerman (David B. Katz), der als erster auf der Erde auf Ella trifft und diese verehrt – Autor der Vorlage und Produzent des Films (inklusive Cameo-Auftritt) ist nämlich Forrest J. Ackermann. Sonderlich subtil oder gewitzt ist das alles nicht, aber immerhin versucht Regisseur Jim Wynorski („Deathstalker II“) mit etwas Augenzwinkern.

Als menschliche Astronauten auf dem Mars landen, nutzt Ella das als Mitfahrgelegenheit zur Erde, wo sie sich Vampirella nennt (Vampir-Ella, ihr versteht?) und erst über Forry, dann über Hinweise auf die Aufenthaltsorte von Vlads Schergen stolpert, wobei sich ihre Wege mit denen von P.U.R.G.E. kreuzen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=gYxU8bfwB-U

„Vampirella“ mag vieles sein, ist aber vor allem eines: Ein Missverständnis. Denn manche Entscheider sahen anscheinend einen (semi-)seriösen Film oder zumindest einen mit Mainstream-Appeal in dem Projekt und drückten Wynorski Talisa Soto als Hauptdarstellerin aufs Auge, die seit ihrem Auftritt als Bond-Girl in „Lizenz zum Töten“ als feuchter Jungstraum galt, allerdings gaben sie ihm kein entsprechendes Budget an die Hand. Noch dazu kann man verstehen, dass die Produzenten auf den Sex-Appeal der Hauptdarstellerin bauten, allerdings vergaßen diese, dass dieser weniger zu der Rolle passte als Wynorksis ursprüngliche Vorschläge wie Sängerin Paula Abdul oder Trash-Queen Julie Strain. So wirkt Talisa Soto eher so, als ob sie sich nicht ganz wohl fühlt in dem Kostüm, das sie weitaus weniger ausfüllt als es Abdul oder Strain getan hätten, aber sich gleichzeitig so professionell geben wollte, dass sie den Film auf Autopilot spielte. Das ist mehr würde als „The Who“-Frontmann Roger Daltrey („Tommy“), der weniger wie ein als Rockstar Jamie Blood getarnter Vampirfürst rüberkommt und eher wie ein abgehalfterter Rockstar, der eine dümmliche Vampirrolle spielt. Man spendiert ihm eine längere Musikeinlage – wohl vor allem deshalb, um Zeit zu schinden und auf Spielfilmlänge zu kommen.

Richard Joseph Paul („Wounded“) als dritter Hauptdarsteller ist dagegen einfach nur anwesend, so wie ein Requisit in der Kulisse, und gleich ausdrucksarm. So sorgen dann eher Cameos für kurzes Aufmerken: Die Regisseure John Landis („Die Again“) und John Terlesky („Chain of Command“) spielen die Astronauten, die Vampirella die unbemerkte Mitfahrgelegenheit bieten, Angus Scrimm (der Tall Man aus der „Phantasm“-Reihe) schaut als Vampir-Ältester kurz vorbei. Und tatsächlichen Spaß an ihren Rollen haben Brian Bloom („Smokin‘ Aces“), Corinna Jones („Rat Race“) und Tom Deters („Karate Tiger 7“) als Vlads Haupthandlanger, doch leider ist ihre Screentime übersichtlich. Einer aus dem Trio arbeitet mittlerweile als Uni-Prof, der – Ironie lass nach – wissenschaftliche Erklärungen für vermeintlich Übernatürliches und Paranormales liefert und Vampirella von seiner Läuterung überzeugen will, aber trotzdem dran glauben muss. Woanders hätte das vielleicht etwas über den moralischen Zwiespalt der Rachsüchtigen ausgesagt oder sie als Bad-Ass etabliert, für die Gnade ein Fremdwort ist, in den Händen von Wynorksi passiert es einfach ohne weiteren Nachhall.

Für den Regisseur war der Dreh eh eine traumatische Erfahrung, aufgrund von Fehlbesetzung, nicht vorhandenem Budget und klauenden oder spielsüchtigen Crew-Mitgliedern mitten in Las Vegas. Zudem musste er das Projekt innerhalb von sechs Monaten fertig stellen, da Corman sonst die Rechte verloren hätte. Dummerweise versucht Wynorski noch gute Miene zum bösen Spiel zu machen und fährt „Vampirella“ nicht mit Vollgas vor die Wand, sondern verwaltet das Elend nur, was man dem Film ansieht. So ist das Endergebnis bei allen Unzulänglichkeiten, darunter Stock Footage aus anderen Corman-Produktionen oder kreuzerbärmliche Verwandlungseffekte, nie vollkommen versaubeutelter Trash, sondern einfach nur eine öde Billigproduktion ohne großen Wahnsinn oder Scheitern an selbst gestrickten Ansprüchen. Das manche Szene dann ganz okay rüberkommt, etwa eine gar nicht mal so schlecht gemachte Actionsequenz, in der Vlad sich während eines Gefangenentransports befreit, ist vielleicht sogar ein Nachteil, denn „Vampirella“ lädt noch nicht einmal dazu ein sich an zur Schau gestellter Inkompetenz zu weiden.

So schleppt sich die Rachegeschichte öde dahin, auf Schauwerte muss man meist verzichten, denn abseits der erwähnten Befreiungsszene mit kleinen Autostunts gibt es nur Kampfszenen mit der Choreographie und dem Spektakelwert einer Schulhofschlägerei. Vlads Superschurken-Masterplan ist gleichzeitig banane und dennoch furzegal, die angedeutete Lovestory zwischen Vampirella und Van Helsing ungefähr so überzeugend wie Julie Strain als Marie Antoinette und der Plot ein dermaßen ödes Malen nach Zahlen, bei dem sich Vampirella durch die Handlanger-Reihen zu Vlad vorarbeitet. Ein bisschen nach dem Schema von „The Crow“, nur ohne dessen Style und ohne eine Form von Spannungsaufbau. Der Abspann verspricht zwar eine Fortsetzung, aber das selbst für Videothekenverhältnisse maue Abschneiden des Films trieb einen Sargnagel in alle Sequelpläne und in Sotos Filmkarriere gleich mit.

So ist „Vampirella“ für das ganz große Trash-Happening dann zu wenig verrückt und zumindest phasenweise zu gut gemacht, für einen richtigen Sci-Fi-Horror-Action-Heldenknaller dann zu dröge, zu unterfinanziert und zu inkompetent in Szene gesetzt. Schauwerte sind Mangelware, die Geschichte ist egal, selbst unfreiwillige Komik hält sich in Grenzen – eine eher dröge als komplett vor die Wand gefahrene Angelegenheit.

cmv-Laservision/AL!VE hat „Vampirella“ hierzulande als Teil ihrer Trash Collection auf DVD veröffentlicht, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. Als Bonus gibt es Trailer, eine Bildergalerie und einen Audiokommentar von Jim Wynorski.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: cmv-Laservision/AL!VE__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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