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Ultimate Target – Ides of March

Originaltitel: Ides of March__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2000__Regie: Darren Doane__Darsteller: Gary Daniels, Michael Madsen, George Chung, Christopher Stapleton, John Koyama, David ’Shark’ Fralick, Tracy Phillips, Lydie Denier, Rosalind Allen u.a.
Ultimate Target - Ides of March

B-Action auf den Spuren von Tarantino: „Ultimate Target“ alias „Ides of March“ mit Gary Daniels und Michael Madsen

„Ides of March“ alias „Ultimate Target“ wanderte in den Giftschrank, als die Produktionsfirma Giants Entertainment kurz nach Fertigstellung pleiteging. Noch dazu gab es Probleme bei der Produktion, Regisseur Darren Doane erklärte, dass die fertig gestellte Version nicht seinen Vorstellungen entsprach, doch zu sehen war das Ergebnis eh meist nur auf obskuren Releases, etwa einer DVD aus Griechenland.

Es ist unschwer zu erkennen, dass der Film vom Tarantino-Boom der 1990er befeuert wurde, außerdem Anleihen bei Robert Rodriguez und Guy Ritchie hat. So beginnt das Ganze mit einer Vorblende, in der sich Auftragsmörder Thomas Cane (Gary Daniels) bei einem Meeting mit seinen Killerkollegen prügeln muss, ehe der Film die Vorgeschichte der Fäustelei aufrollt. Dass Thomas dabei als Erzähler fungiert, versteht sich bei einem Tarantino-Plagiat ebenso wie die Tatsache, dass bei der Vorstellung eines Charakters via Voice-Over das Bild im Freeze Frame stehen bleibt, nur für eine Namenseinblendung á la Guy Ritchie war wohl kein Geld mehr da.

Thomas, der Frau und Tochter hat, macht aus vom Drehbuch nie erklärten Gründen den Fehler eine Zielperson am Leben zu lassen – und das allein für schnödes Geld, obwohl er bei der Organisation ordentlich Asche macht. Filmgott Zufall schiebt allerdings Überstunden, sodass Thomas‘ Boss Raymond Fisher (George Chung) in Windeseile von einem Informanten erfährt, dass dieser den vermeintlich Toten quicklebendig gesehen hat. Wie das so einfach passieren konnte, erklärt das Drehbuch ebenso wenig wie Thomas‘ leichtsinnige Entscheidung für ein paar Kröten die eigenen Leute zu hintergehen.

Als man Thomas schon beim nächsten Board-Meeting den Hahn zudrehen will, kann der Killer entkommen. Allerdings hetzt Raymond ihm seine Kollegen auf den Hals, darunter Uncle (Michael Madsen), Emil Wolfe (Christopher Stapleton) und Eddie Chin (John Koyama)…

Schaut euch den Trailer zu „Ultimate Target“ an

Man glaubt gut und gerne, dass „Ultimate Taget“ Produktionsprobleme hatte. So werden einige Events bei Thomas‘ Flucht ausgespart und nur im Dialog erzählt, was aber wohl keine bewusste Entscheidung war – so trägt Emil auf einmal den Arm in der Schlinge, ohne dass gesehen hat, wie es dazu kam. Das war ursprünglich sicher anders geplant. Einer der Killerkollegen verschwindet im Finale spurlos. Oder soll er etwa einer von den skibemützten oder motorradbehelmten Handlangern sein, die Thomas zwischenzeitlich aus dem Weg räumt, aber darauf gibt der Film keinen Hinweis. Andere Profimörder werden nur KO geschlagen, sind in der Logik des Films damit aber auch endgültig ausgeschaltet, obwohl Thomas ja von der Organisation zum Abschuss freigegeben wurde. Die Montage der letzten Sequenzen hakt ebenfalls, da man „Ultimate Target“ nicht abkauft, dass alle Szenen um Thomas und seine Gegner vor dem Diner stattfinden, in dem sich Raymond gerade befindet. Und bei einer Actionsequenz, in der ein Killer über ein Auto springt, sieht man deutlich die Drahtseile, an denen er hängt.

Die Nahkämpfe und Shoot-Outs sind auch mit dementsprechend geringen Mitteln realisiert worden, dafür aber ganz ordentlich. Gary Daniels zeigt in den Nahkampfszenen gewohnt agile Moves, nur leider sind die meisten Fights schnell vorbei – nur das Duell zwischen Thomas und Eddie sowie ein Fight zwischen dem (Anti-)Helden und drei Ninjas fallen etwas ausführlicher aus. Auch die Ballereien sind in erster Linie Hausmannskost, bieten aber ein paar blutige Einschüsse, während die Inszenierung via Zeitlupe den einen oder anderen Akzent setzen kann. Die meiste Action konzentriert auf die Schlussphase, wenn sich Thomas in einem kleinen Kaff versteckt, wo er auf die Ankunft seiner Häscher wartet, mit deutlichen Anleihen bei „High Noon“ und „Desperado“ in Plot und Inszenierung.

Auch das Casting von Michael Madsen („Once Upon a Time in Hollywood“) erscheint dann im Licht der Vorbilder. Wenn man schon einen der originalen Reservoir Dogs, Mr. Blonde himself, für schmales Geld bekommen kann, dann heuert man ihn doch für einen Tarantino-Klon an, und tatsächlich liefert Madsen in seiner wenigen Screentime durchaus ab. Gary Daniels („In Between“) macht sich gut als Killer auf der Flucht, ist aber auch nicht sonderlich gefordert, da das Drehbuch ihm wenig an die Hand gibt – ein Voice-Over-Monolog, der nahelegt, dass das Mordhandwerk für ihn normale Arbeit wie der Gang ins Büro für andere Leute ist, ist da noch das Höchste der Gefühle in Sachen Charakterzeichnung. Die Schurkenriege, darunter George Chung („Extreme Heist“), John Koyama („Eine perfekte Waffe“) und Christopher Stapleton („Moonlight“) gibt sich dem fröhlichen Overacting hin, wobei David ‘Shark‘ Fralick („Stroker“) als sexistisches Großmaul den Vogel abschießt. Auch in seinem Falle wirkt es so, als sei seine Rolle mal größer oder bedeutender geplant gewesen, der Plan inmitten der chaotischen Produktion noch einmal geändert worden.

Doch trotz seiner Probleme kann man „Ultimate Target“ einen gewissen Charme nicht absprechen, denn der Tarantino-Touch mag zwar nicht originell sein, wurde in Direct-to-Video-Actionern aber selten verwendet. So diskutieren zwei Hitmen über Müslimarken, während sie neben einem Mordopfer frühstücken, Uncle hält lange Monologe über vergangene Aufträge und Thomas‘ Voice-Over kommentiert manche Situation recht lakonisch. Auch die Killertruppe besteht aus mehr oder weniger durchgedrehten Persönlichkeiten, darunter ein Autofreak, eine Femme Fatale und ein Wüterich, doch leider macht der Film wenig aus seiner illustren Schurkenriege – man vergleiche „Ultimate Target“ nur mal mit „Accident Man“, der 18 Jahre später eine ähnliche Prämisse hatte, diese aber wesentlich besser nutzte. Dennoch setzt dieser Touch „Ultimate Target“ von vielen Standard-B-Actionfilmen ab und tröstet über manchen Produktionsmangel und die simple Story hinweg. Denn nach der Exposition erwehrt sich Thomas nur noch eines Mordanschlags nach dem anderen, unterbrochen von längeren Dialogphasen, in denen aber oft nur Blech geredet wird (vor allem bei den Familienszenen mit Frau und Tochter).

„Ultimate Target“ sieht man seine turbulente Produktion teilweise an, die Story gewinnt keinen Blumentopf und die Witzeleien um Profikiller, die doch Menschen wie wir sind, sind auch nicht originell. Doch der Tarantino/Ritchie/Rodriguez-Touch gibt diesem B-Actionfilm einen eigenen Charme, die Action hat durchaus ihre Momente und zumindest Gary Daniels und Michael Madsen sind gut aufgelegt. Die zeitgleich entstandene Kooperation von Daniels und Regisseur Darren Doane, „Black Friday“, steckt „Ultimate Target“ trotz seiner Mängel jedenfalls in die Tasche.

Starke:

Wie bereits in der Einleitung geschrieben: Weder in Deutschland noch in Großbritannien oder den USA ist „Ultimate Target“ jemals offiziell erschienen, lediglich von der obskuren griechischen DVD liest man im Internet immer wieder. Außerdem taucht der Film immer mal wieder auf Videoplattformen wie YouTube auf.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Giants Entertainment__FSK Freigabe: ungeprüft__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein

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