Originaltitel: American Night__Herstellungsland: Italien__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Alessio Jim Della Valle__Darsteller: Jonathan Rhys Meyers, Emile Hirsch, Michael Madsen, Jeremy Piven, Paz Vega, Maria Grazia Cucinotta, Marco Leonardi, Mara Lane, Fortunato Cerlino, Anastacia u.a. |
Der Vater von Michael Rubino ist tot. Der Gangsterboss war ein Fan der schönen Künste, duldete das Interesse seines Sohnes für die Malerei aber nur bedingt. Wie, um Michael noch einmal eines auszuwischen, vermacht der Vater seinem Sohn zwar seine riesige Kunstsammlung, doch das wertvollste Gemälde, die Pink Marilyn von Andy Warhol, enthält er ihm vor. Michael setzt fortan alles daran, des Gemäldes habhaft zu werden.
Davon erzählt „American Night“ in drei Teilen. Während der erste Teil die Grundsituation etabliert, wild in der Zeit springend einen groben Überblick über alle beteiligten Charaktere gibt und neugierig auf das große Ganze macht, vertieft Teil zwei die Charaktere.
Dabei vor allem Jonathan Rhys Meyers Figur des Kunstfälschers John Kaplan. Der hat dem unlauteren Tun abgeschworen und will eine eigene Galerie eröffnen. Um ihn kreisen alle anderen Figuren des Filmes, die in Teil drei in einem alles klärenden Showdown aneinander geraten.
Schaut in den Kunstthriller mit Michael Madsen hinein
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„American Night“ atmet eine Menge Tarantino- und Guy-Ritchie-Vibes. Das beginnt bei der Art und Weise, wie er seine Figuren einführt (Standbilder, Texteinblendungen) und miteinander interagieren lässt, wie er seine Geschichte aufzieht (nicht chronologische Erzählweise, Szenenwiederholungen aus anderen Blickwinkeln) und wie er final alle Parteien an einem Ort versammelt, um die Verhältnisse gerade zu rücken. Letzteres auch unter dem massiven Einsatz von Schusswaffen.
Das hat fraglos seinen Reiz, wirkt hier und da aber auch angestrengt und hat mit seinem grundlegenden Sujet, dem der Kunst, keinen so interessanten Rahmen für seine Geschichte. Infolgedessen wird zwar viel über Kunst referiert und alle Figuren haben jeweils einen interessanten Zugang zur Kunst (vom Fälscher über den Mäzen, die Kunstanalytikerin und den Kritiker bis zum Maler sind Charaktere vertreten), wirklich fasziniert wird man davon allerdings nicht.
Und wenn die Darsteller im Bonusmaterial von „American Night“ sinnieren, Regisseur Alessio Della Valle würde das Wesen der Kunst enträtseln, ist das kaum mehr als Marketing-Sprech. Denn so tief geht der Thriller dann auch wieder nicht, dazu bleibt er einfach zu sehr auf seinen Thrillerpart fokussiert. In dem geht es actiontechnisch durchaus zur Sache.
Wir dürfen eine Autoverfolgungsjagd mit Geballer bewundern, staunen über eine ausufernde Schießerei in einer Bar, sehen ein Auto und ein Haus explodieren und erleben final einen Showdown, bei dem von einer Feuersbrunst bis zu diversen blutigen Einschüssen eine Menge geboten wird.
Auch sonst hat der Film in Sachen Schauwerten einiges auf dem Kasten. Genannt seien die mit dickem Pinselstrich gemalten Bilder, in denen neben Komplementär- und Neonfarben ein steiler Kontrast die Szenerie bestimmt. Ein ansprechender Look für „American Night“ ist die Folge, der Neo-Noir-Atmosphäre aufkommen lässt. Kunstwerke in jedweder Form (Bilder, Statuen…) bereichern der Grundthematik folgend die netten Schauplätze.
Die italienische Produktion sicherte sich die Dienste von Marco Beltrami. Der ließ den wichtigsten Figuren gute musikalische Erkennungsthemen angedeihen sowie Anastacia den Titelsong schreiben und in einer Szene selbst performen. Davon abgesehen verrichtet der “Logan“-Soundtrack-Maestro aber leider einen eher unauffälligen Job. Ein Problem, das auch auf manchen Darsteller zutrifft. So wirkt Emile Hirsch („Force of Nature“) als Michael Rubino zu Beginn reichlich gelangweilt von seiner Figur, nur um dann im Showdown total zu overacten.
Auch Jonathan Rhys Meyers („The Shadow Effect“) hat man schon deutlich intensiver aufspielen sehen. Und Jeremy Piven („Black Hawk Down“) wirkt als Stuntman-Bruder von Meyers Figur total Fehl am Platz und hat ein paar schwache Szenen abbekommen, die sichtlich um groteskere Töne bemüht sind. Paz Vega („Rambo: Last Blood“) präsentiert ihren nackten Körper, wirkt abgesehen von diesem Einsatz aber auch nicht wirklich glücklich in ihren Szenen.
Michael Madsen („Free Willy“) hat als eine Art Mäzen drei kürzere Auftritte, die weder ihm noch dem Film irgendwie schaden oder etwas bringen. Zumindest hat der Film beispielsweise mit Annabelle Belmondo oder Alba Amira ein paar sehr hübsche Damen im Cast. Diese werden allerdings in eher unwichtigen Rollen verheizt.
„American Night“ ist wie Kunst: Geschmackssache
Die von den Hauptdarstellern nicht wirklich gut gespielten Figuren schaffen es freilich eher weniger, den Zuschauer für den mit 123 Minuten auch nicht gerade kurzen Film zu begeistern. Der triggert sein Publikum vor allem zu Beginn mit seiner reizvoll zerklüfteten Erzählweise. Diese kündet immer mal wieder reizvoll von zukünftigen Events, die spannende Entwicklungen versprechen.
Diese Anreize, dranzubleiben, werden vor allem von der äußerst ansprechenden Optik und den überraschend versierten Actioneinlagen positiv befeuert. Trotz allem ist „American Night“ am Ende bei weitem keine große Kunst. Auch und vor allem, weil ihm der anfängliche erzählerische Verve schnell verloren geht.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 14. Januar 2022 von LEONINE und ist mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten. Featurettes erlauben kleine Einblicke hinter die Kulissen des Filmes.
In diesem Sinne:
freeman
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