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Reform School Girls

Originaltitel: Reform School Girls__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1986__Regie: Tom DeSimone__Darsteller: Linda Carol, Wendy O. Williams, Pat Ast, Sybil Danning, Charlotte McGinnis, Sherri Stoner, Denise Gordy, Laurie Schwartz, Tiffany Helm, Darcy DeMoss, Andrea Darnell, Robin Watkins u.a.

Reform School Girls Banner

Reform School Girls

Mediabook Cover B von “Reform School Girls”

Ist die Katze in der Box tot oder lebendig? Womit Schrödinger einst die Physik erschütterte, damit lässt sich auch darlegen, wie der Women-in-Prison-Film eine vollwertige Subgenre-Abzweigung im Exploitation-Baum nehmen konnte. Schließlich ist auch das Frauengefängnis von außen betrachtet eine Art Box, eine Black Box sozusagen, bei der man weiß, dass in ihr bestimmte Zustände herrschen, ohne jedoch zu wissen, welche genau. Die Fantasie, zumeist eine solche männlichen Ursprungs, übernimmt dann die Aufgabe, die Wissenslücken zu füllen. Sie geht dabei von einer versteinerten Norm des Gefängnisfilms aus, in der Männer die Hauptrolle spielen und dabei männliche Dinge tun, überträgt sie auf das weibliche Geschlecht, lässt dabei Wunschgedanken einspielen… und erzeugt so einen filmischen Mikrokosmos aus Vorurteilen und Vorlieben, der sich im Laufe der Jahre zum eigenen Subgenre der Exploitation verdichtet hat.

Schrödingers Katze hat in „Reform School Girls“ in gewisser Weise tatsächlich sogar einen kleinen On-Screen-Auftritt. In einer Szene auf einem Ackerland, die in ihrem Ablauf an alte Filme über Sklaven mit schwarzweißen Uniformen und Eisenkugeln auf Baumwollfeldern erinnert, versteckt eine der Arbeiterinnen ein streunendes Kätzchen in ihrem Hemd und schmuggelt sie nach erledigter Arbeit ins Gefängnis, wo sie jedes Mal in einer kleinen Kiste versteckt wird, wenn die tyrannische Aufseherin erscheint. „The last thing we need around the dorm is another pussy“, feixt eine der anderen Gefangenen und liefert damit einen der vielen Hinweise darauf, dass sie alle nur Abziehbilder in einer Fiktion sind, die man als parodistisches Konzentrat des WIP-Films bezeichnen könnte – ein Handlungsgerüst, das sich durch die Verkettung sämtlicher Klischees definiert, mit denen man das Subgenre assoziiert.

Tom DeSimone war auf dem Regiestuhl während der Dreharbeiten vermutlich hauptsächlich damit beschäftigt, eine Checkliste mit Häkchen zu versehen, denn die Déjà-Vus der Vorbilder quellen regelrecht aus jedem einzelnen Take. Gemeinschaftsduschen, Körperinspektionen, Rudelbildungen, Bitch Slaps und Cat Fights, Luftküsse und Posen, Aufstände und Unterdrückungen, sogar Essensschlachten stehen auf der Agenda. In jedem Quadratzentimeter von Sybil Dannings stocksteifer Uniform (selbstredend in der Rolle der Direktorin) lebt die Naziploitation fort, während Warhol-Muse Pat Ast mit knautschig verzogener, vor Arroganz triefender Miene das sadistische Teufelswerk fortführt, das Darstellerinnen wie Ida Lupino („Revolte im Frauenzuchthaus“, 1955) oder Sheila Keith („Haus der Peitschen“, 1974) einst auf den Weg brachten. Als Krönung mischt in diesem Wasserglassturm der Anarchie dann auch noch Punk-Ikone Wendy O.Williams mit, die als überhebliche Knast-Queen ganz in Tradition von Barbara Luna in „Mädchen hinter Gittern“ (1982) steht, einer Rolle also aus einem weiteren Frauengefängnisfilm von DeSimone, der sich auch bereits 1972 mit „Prison Girls“ in dem Subgenre orientierte und somit wohl vierzehn Jahre später wohl durchaus wusste, womit er da jonglierte.

Und da wir uns nun mitten in den 80ern befinden, liegt über allem noch der Schleier dieser schrillen Graffiti-Pop-Art der MTV-Ära. Als die Hauptfiguren in den Schlafsaal geführt werden, glaubt man, die Kulisse für ein Glam-Punk-Musikvideo zu betreten, die Einstellung überladen mit halbnackten Insassinnen und riesigen Dauerwellen, die beinahe die Hälfte der Gesamtkörpergröße ausmachen. Mit der leicht untersetzten, muskulösen Denise Gordy und den Charaktervisagen von Ast und Williams verfolgt nicht nur das Casting einen karikaturistischen Ton, sondern auch die Regieführung, denn die Darstellerinnen werden sichtbar dazu aufgefordert, ihre jeweiligen Charakterzüge mit besonders auffälligen Grimassen auszukosten, was vor allem bei Ast und Williams zu teils absurden Gesichtsverrenkungen führt, die nur im dadaistischen Sinne noch etwas mit Schauspiel zu tun haben. Die oft aus leichter Unterwäsche bestehende Häftlingskleidung trägt in Kombination mit den gestellten Posen der Damen zusätzlich dazu bei, dass man sich wie in einem Comic fühlt, in dem die gezeichneten Objekte jeweils aus den Panels springen; von der Uniformität, die in seriösen Gefängnisdramen den Zuschnitt bestimmt, ist weit und breit nichts zu sehen. Durch das radikale Aufbrechen von Rastern werden hier effektiv zugleich Gender-Stereotype aufgebrochen und doch auf primitiver Ebene gewisse Fetische bedient – ein Paradoxon, das dem WIP-Film auch ganz allgemein zu eigen ist.

Schaut in den Trailer

Um so erstaunlicher, dass sich trotzdem immer wieder ernste Züge ins Skript mischen, obgleich DeSimone in den wenigen nicht-pornografischen Spielfilmen, die er bis dahin gedreht hatte, immer wieder Tendenzen zeigte, seine Sujets durchaus ernst zu nehmen, selbst wenn sie dem Wesen nach eher unernst waren. Hier nun ist es vor allem die Hintergrundgeschichte der grauen Maus (Sherri Stoner als Lisa), die zu Herzen geht, auch gerade weil mit Charlotte McGinnis auf Seiten der Gefängnisleitung eine Sympathieträgerin vorhanden ist, die ein Ohr für die Probleme der Mädchen hat und sich, angesichts der Leinwandpräsenz von Danning und Ast natürlich zunächst erfolglos, gegen die verkommene Obrigkeit auflehnt. Besonders erkenntnisreich fällt in diesem Zusammenhang auch die Darstellung der wenigen männlichen Rollen aus, vor allem in den Szenen rund um einen Truckfahrer, denn hier treibt das Schicksal ein perfides Spiel mit den Hoffnungen der Hauptfigur – eine Szene, die von Linda Carol und James Staszkiel nuanciert genug dargeboten wird, um sich auch für ein höherwertiges Drama zu qualifizieren.

Natürlich gerät durch derartige Ausflüge ins Dramatische und generell ins Ambitionierte auch ein wenig der Gesamtton ins Schwanken, so dass nach halber Laufzeit nach dem eigentlichen Ziel oder der Identität des Films gefragt werden muss. „Reform School Girls“ karikiert bis dahin mit kräftigem Strich alles, was zur Entstehung des WIP-Films beigetragen hat, doch als er mit dieser Übung durch ist, steht er halb verrichteter Dinge da. Gewissermaßen wird in einem Schwung sogar die Welle der High-School- und Erziehungsdramen vorbereitet, die sich 1987 mit „Der Prinzipal“ aufbäumte und in den 90ern mit „Dangerous Minds“ und „187“ ihren Höhepunkt erreichte, doch scheinen solche Ansätze kaum mehr als Zufallsprodukte bei der ziellosen Suche nach einem pointierten Abschluss zu sein. Im Vergleich mit typischen No-Budget-Streifen wiederum, die sich solche Ziellosigkeit erlauben konnten, sieht die Produktion dann doch wieder zu hochwertig aus.

Und so beschloss man wohl, sich mit einem explosiven Finale zu retten. Immerhin können hier nun endlich ein paar Zeitbomben gezündet werden, die man über die gesamte Laufzeit bereits ticken hörte. Hilfreich dabei ist unter anderem eine Armee wütender Häftlinge auf dem nächtlichen Gefängnishof, ein brennender Aufsichtsturm und eine Wendy O. Williams, die auf dem Dach eines rasenden Lastwagens Richtung Turm unterwegs ist. Durchaus überdurchschnittliche Schauwerte für einen Streifen dieser Sorte.

Mit einer solchen Mischung hat schon manch einer lupenreinen Kult erschaffen; im Fall von „Reform School Girls“ ist eine solche Definition zumindest diskutabel, aber es ist immerhin ein WIP-Kondensat entstanden, das man als Pflichtprogramm bezeichnen kann, wenn es um die Reflektion des Themas bzw. Settings geht. Es wird nicht endgültig geklärt, wie es nun um die Gesundheit von Schrödingers Katze steht; dafür schwenkt die Kamera nicht genug auf die Wahrheit und bleibt lieber bei den Karikaturen verhaftet. Aber das Experiment wird anschaulich genug erklärt, damit man reichlich Spaß beim Lernen hat.

Knappe
06 von 10

Informationen zur Veröffentlichung von “Reform School Girls”

Limited Collector’s Edition #45

Es kommt nicht alle Tage vor, dass wir in Deutschland den Takt angeben, was HD-Weltpremieren angeht. Erst recht nicht, wenn es sich um Filme handelt, die bei uns seit über 30 Jahren auf dem Index standen. 2018 war der erste Schritt getan, denn damals erreichte das Label Wicked-Vision eine Listenstreichung bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien.

Die Früchte dieser Mühen können nun bereits seit einem halben Jahr geerntet werden, denn im Sommer 2021 erschien endlich „Reform School Girls“, und zwar erstmals überhaupt auf Blu-ray. Die „Limited Collector’s Edition #45“ ist somit eine ganz besondere, denn diesmal hat kein britisches oder amerikanisches Label mit einer gleichwertigen Veröffentlichung Vorarbeit geleistet, so dass praktisch der gesamte Inhalt in Eigenregie umgesetzt wurde.

Bild und Ton

Es wurde zwar vor einigen Jahren offenbar bereits ein 2K-Master erstellt, das aber nun noch einmal neu angepackt wurde, sollen doch damals Verschmutzungen im Bild verblieben sein. Angeblich sind für den vorliegenden Transfer nun noch weitere 20.000 Schmutzpartikel in aufwändiger Einzelbildkorrektur entfernt worden. Einiges erinnert hier an die Vorgehensweise bei „Evilspeak“ drei Jahre zuvor, als ebenfalls ein existierendes HD-Master unter hohem Aufwand noch einmal angepackt wurde. Das bedeutet nicht, dass nicht hier und da noch ein Partikel aufblitzt, aber insgesamt ist das Bild tatsächlich sehr sauber und harmonisch. Die Körnung ist recht dominant, was dem Ganzen einen sehr filmischen Anstrich verleiht. Bei der anarchischen Garderobe der Damen würde man vielleicht einen knallig-bunten Look erwarten, aber dies ist keiner der Fälle, wo man vor lauter Neonfarben nicht mehr erkennt, was auf dem Bildschirm passiert; es gibt durchaus auch einige düstere und sogar gespenstische Einstellungen. Speziell das nächtliche Finale auf dem Hof setzt auf dunkle Schatten und monochrome Töne in fahlem Blau. Viele Herausforderungen also, die das Bild allesamt gut zu bewältigen weiß.

Beim Ton gibt es keine großen Überraschungen. Hier haben wir eben die deutsche sowie englische Mono-Spur, die jedoch über zwei Kanäle ausgegeben wird und im gewohnten Format DTS-HD Master Audi vorliegt. Die deutschen Stimmen, die vermutlich zuletzt auf VHS zu hören waren, klingen etwas kräftiger als die englischen, was aber bei einer Synchronisation in der Natur der Sache liegt; hier kommt das vielleicht noch etwas mehr zur Geltung, weil die Synchronisation mit ihren kernigen Sprechern und markigen Sprüchen wunderbar den Geist der Video-Ära wiedergibt.

Die Audiokommentare

Insgesamt liegen aber vier Tonspuren über dem Hauptfilm, und das kann mit den beiden englischsprachigen Audiokommentaren erklärt werden, die mit an Bord sind. Der Kommentar mit Regisseur Tom DeSimone und Humorist / Filmproduzent / Autor Martin Lewis könnte bereits im Jahr 2001 entstanden sein, denn damals erschien in den USA eine Anchor-Bay-DVD, auf dem er bereits enthalten war, ebenso wie auf der 2010 erschienenen UK-Disc von Boulevard Entertainment. Martin Lewis scheint seinem Wikipedia-Eintrag zufolge übrigens sehr aktiv in Sachen DVD-Produktion (gewesen) zu sein. Wer sich dafür interessiert, warum die Szenen im Film so geworden sind, wie sie nun sind, der sollte unbedingt einschalten, denn der Regisseur weiß praktisch zu jeder Sequenz Unmengen von Insider-Informationen beizutragen, während Lewis ihm als Stichwortgeber dient.

Der zweite Kommentar wird von zwei Mitarbeitern der Online-Präsenz Horror-fix.com, James Chandler und Ash Hamilton, bestritten und dürfte wohl exklusiv für diese Edition angefertigt worden sein, zumal Chandler auch weitere Inhalte zur Edition beigetragen hat; dazu später mehr. Dieser zweite Kommentar ist leider nicht so informativ wie der erste, weil er doch sehr spekulativ bleibt und sich hin und wieder auch mal in Verlegenheiten verliert. Interessant wird es dann, wenn die Beiden etwas tiefer in die Szenenanalyse einsteigen und neue Perspektiven einbringen, oft bleiben die Inhalte aber auch rein deskriptiv, durchsetzt mit kleinen Pausen und einem insgesamt eher stockenden Redefluss. Wunderbar ist es natürlich, dass beide Kommentare auf Wunsch mit deutschen Untertiteln abgespielt werden können.

Das Bonusmaterial

Interviews

Für die Blu-ray-Weltpremiere von “Reform School Girls” wurden neue exklusive Interviews angefertigt.

Audiokommentare scheinen aber neben ein paar Bildergalerien und vielleicht dem ein oder anderen Trailer das Einzige gewesen zu sein, was bislang zum Film an Bonusmaterial aufzutreiben war. Dahingehend überrascht die Menge an Extras, die nun in der vorliegenden Edition zu finden ist. Gleich drei komplett neu produzierte Interviews mit ehemaligen Beteiligten sind mit an Bord, auch wenn die wichtigsten noch lebenden Darsteller, Linda Carol etwa oder Sybil Danning, leider nicht an Bord sind. Der wichtigste Mann am Set allerdings ist dabei. In „So What“ (23 Min.) erläutert Regisseur Tom DeSimone, welche Filme ihn zu „Reform School Girls“ inspiriert haben, wo konkrete Zitate zu finden sind und wie er mit den Darstellerinnen zurecht kam. Seine Karriere in der Adult-Film-Industrie kommt dabei gar nicht zur Sprache, auch seine früheren Spielfilme werden kaum erwähnt, so dass der Fokus praktisch vollständig auf den Hauptfilm und seine Vorbilder fixiert bleibt. „Prison Watch“ (12 Min.) ist ein Interview mit Kameramann Howard Wexler, der zunächst den Rahmen absteckt, was seine persönlichen Einflüsse waren, um dann die Methoden und speziellen Herausforderungen nachzuzeichnen, die beim Dreh von „Reform School Girls“ prägend waren. „Too Good To Be Bad“ (17 Min.) wiederum bietet eine äußerst aufschlussreiche Unterhaltung mit Nebendarstellerin Tiffany Helm (spielte die Rolle der „Fish“), aus der deutlich wird, dass es am Set wohl teilweise ähnlich „bitchy“ zuging wie im Film. Das Gespräch ergänzt sich sehr gut mit dem DeSimone-Interview, insbesondere, was die Schwierigkeiten rund um die Nudity-Klauseln angeht, denn hier bekommt man quasi zwei Perspektiven auf das gleiche Thema geboten. Helm stellt sich außerdem zur Verfügung für ein 20-sekündiges Vorwort, das man optional vor dem Film abspielen kann. Alle Interviews sind exquisit produziert und beweisen internationales Niveau, was sich nicht nur an den teils brisanten Informationen ablesen lässt, die in den Interviews geboten werden, sondern auch an der schicken Präsentation mit Titeleinspielern im punkigen Scherenschnitt-Artdesign und Einblendungen, die wie die Klebestreifen von Beschriftungsgeräten aufgemacht sind. Dazu gibt es immer wieder Postereinblendungen zu Titeln, die während des Gesprächs als Vergleich fallen, Archivfotos und gelegentliche Wechsel zu Ausschnitten aus dem Hauptfilm. Für eine vollwertige Dokumentation würden eigentlich nur noch die Rechte und ein paar zusätzliche Interviewpartner fehlen.

Der Rest des Bonusmaterials besteht hauptsächlich aus Vintage-Trailern für Kino und TV sowie restaurierten Rekonstruktionen der Trailer basierend auf dem neuen HD-Material, wobei besonders die deutschen Trailer mit Original-Kommentator für herrliches Retro-Feeling sorgen. Außerdem enthalten ist ein kurzer Werbeeinspieler für das amerikanische Fernsehen mit Sybil Danning sowie das Musikvideo zum Titelsong, den Wendy O. Williams auf der Bühne rausrotzt. Eine Bildergalerie rundet den Extras-Teil ab.

Die ebenfalls enthaltene DVD ist komplett inhaltsgleich mit der Blu-ray, von einer Ausnahme abgesehen: Auf die Blu-ray hat sich nämlich ein äußerst lohnenswertes Easter Egg versteckt. Worum es sich handelt und wie man es findet, könnt ihr auf Seite 2 unserer Besprechung nachlesen (Link ganz am Ende der Seite).

Die Verpackung

Bei der Gestaltung der Mediabooks konnte man mit dem Originalposter zumindest auf eine hervorragende Quelle zurückgreifen, um das Cover A (limitiert auf 444 Stück) mit einem schicken Motiv zu verzieren. Pat Ast ist hier mit geballter Faust und verzogener Schnute der eindeutige Hingucker, sie erdrückt das Bild quasi mit ihrer schieren Masse und wirkt daher genauso wie im Film. Unten links ist dann noch die dramatisierte Szene aus dem Finale mit dem brennenden Turm abgebildet, rechts befindet sich die Williams-Gang in einer Art Button. Das Rahmenformat mag nicht jedermanns Sache sein, die Zeichnung ist aber tadellos und funktioniert heute immer noch so gut wie damals. Die Covervarianten B und C (jeweils limitiert auf 333 Stück) sind Neuanfertigungen der nicht ganz unbekannten Künstler Gilles Vranckx und Abrar Ajmal. Das Vranckx-Motiv greift quasi die Posen auf, mit der die Neuankömmlinge im Schlafraum empfangen wurden. Er positioniert Hauptdarstellerin Linda Carol und Hauptattraktion Wendy O. Williams prominent in die Mitte, umringt von ein paar weiteren Mädchen. Als Tribut ans Originalmotiv glotzt außerdem Pat Ast unten rechts mit Lockenwicklern wieder aus einem Button heraus. Zum Hingucker wird das Cover aber erst durch die ungewöhnliche Farbkombination aus pink, weiß und rot, wobei der weiße Anteil wie ein vollgekritzelter Notizblock aufgemacht ist. Cover C von Ajmal wirkt da im direkten Vergleich ziemlich unauffällig und fast schon dezent, weil er bei der Gestaltung der nächtlichen Finalszene mit gedeckten Farben arbeitet und alle abgebildeten Figuren mit einer Ausnahme brave Overalls tragen lässt (anders als es sich in 80 Prozent der übrigen Laufzeit zuträgt). Schick sieht es vor allem dank der verlaufenden Blautöne am Himmel trotzdem aus, auch wenn die Gesichter der Darsteller nicht ganz so gut getroffen sind.

Das Booklet

Im Inneren der zur Besprechung vorliegenden B-Variante wird das Notizblock-Design fließend übernommen und verteilt sich mitsamt aller Kritzeleien und Kaffeeringe über das gesamte Inlay, inklusive der beiden Datenträger. Das Booklet ist diesmal besonders einfallsreich aufgemacht, ähnelt es doch der Ausgabe eines Printmagazins, inklusive Taglines, Verkaufspreis und einem „Free Giant Poster Inside!!!“-Hinweis in der unteren rechten Ecke. Das Versprechen mit dem riesigen Poster kann zwar nicht ganz gehalten werden, das gezeigte Motiv (die blutverschmierte Wendy O. Williams auf allen Vieren) schmückt aber zumindest die beiden innersten Seiten des Booklets. Mediabook-Vandalen dürfen also nach Wunsch gerne die Booklet-Klammern öffnen und sich das Bild als Mini-Poster an die Wand nageln. Das Booklet-Backcover zeigt das Motiv der amerikanischen DVD, auf dem Sybil Danning in Uniform mit Schlagstock im Vordergrund steht und sich hinter ihr das Panorama einer von Wasserdampf verschleierten Gefängnisdusche ausbreitet (mit duschenden Insassinnen, versteht sich).

Das äußerst gelungene Design setzt sich auch im Inneren des Booklets fort; so finden wir auf einer Seite tatsächlich einen Bestellschein zum Ausschneiden, wie man ihn früher immer in Bestellkatalogen gefunden hat. Zu ordern gibt’s einen Autosaugnapf, Kunststoff-Handschellen, ein Girlie-Shirt, den Soundtrack auf Vinyl und das Poster. Alles in DM und mit Gültigkeitsdauer bis zum 31.12.1987.

Aber ja, es gibt tatsächlich auch noch einen Text. Der stammt von James Chandler, der ja bereits beim Audiokommentar zur Sprache kam und vermutlich flächendeckend in den USA unterwegs war, um Material für die Edition zu erstellen (der Interviewpartner für die Interviews mit DeSimone, Wexler und Helm wird nicht genannt, es würde aber nicht verwundern, wenn Chandler auch hier beteiligt war). Erwartungsgemäß wird in dem Text zunächst auf die Geschichte des WIP-Films eingegangen und anschließend spezifischer auf „Reform School Girls“ eingegangen, wobei vor allem der Cast angesprochen wird. Eine Interpretation oder analytische Einordnung ist dadurch allenfalls oberflächlich gegeben, vielmehr fokussiert sich der Text auf Fakten. Ferner bietet das Booklet noch zwei kurze Interviews, eines mit Larson Paine, der den Soundtrack des Films schrieb, sowie mit Dan Siegel, der den Score komponierte. Paine hat eine sehr schöne Anekdote zu seiner Zusammenarbeit mit Sängerin Etta James zu bieten, die er offenbar durch eines seiner Stücke wieder dazu bewegen konnte, nach einer Pause weitere Songs zu schreiben, während Siegel sich erinnert, dass er die Komposition für die Duschszene aus Zeitdruck auf einen Zeitpunkt verlagern musste, als seine Schwiegereltern zu Besuch waren und er sich daran erinnere, dass sein Schwiegervater ihm die meiste Zeit über die Schulter schaute.

Die Texte gehen genau bis zum Mini-Poster in der Booklet-Mitte, im zweiten Teil des Booklets sind sie dann noch einmal auf Englisch abgedruckt. Natürlich wird hier dank HD-Premiere auch auf den englischen Markt spekuliert und wohl auch darauf, dass ein anderes Label diesmal die Wicked-Vision-Extras lizensiert, wenn es sich später selbst zu einem Release entscheiden sollte. Die Verbreitung wäre ihnen gegönnt, denn sehens- und hörenswert ist allemal nicht nur der Hauptfilm, sondern auch das Drumherum.

Sascha Ganser (Vince)

Bildergalerie

Reform School Girls

Auf einen Einlauf von Oberaufseherin Edna (Pat Ast) würde man eher verzichten wollen.

Reform School Girls

Underwear is the New Black.

Reform School Girls

Lisa kann ohne ihren Stoffhasen nicht so gut schlafen.

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Hach, die Arbeit auf dem Felde ist so anstrengend!

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Jenny (Linda Carol) wittert eine Chance, aus dem Knast zu entkommen.

Reform School Girls

Schrödingers Katze braucht auch mal Ausgang.

Reform School Girls

Nu is aber Feierabend hier!

Reform School Girls

Entsetzen auf allen Gesichtern. Nur die Aufseherin mit der Flinte scheint die Explosion eigentlich ganz cool zu finden.

Sascha Ganser (Vince)

Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Wicked Vision__Freigabe: ungeprüft__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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