Originaltitel: Never Back Down: Revolt__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Kellie Madison__Darsteller: Olivia Popica, Tommy Bastow, James Faulkner, Gianni Calchetti, Michael Bisping, Diana Hoyos, Cameron Jack, Hannah Al Rashid, Julian Ferro u.a. |
Anya floh nach dem Tod ihrer Eltern mit ihrem Bruder Aslan vor den Wirren des tschetschenischen Bürgerkrieges nach London. Hier schlagen sich die beiden mehr schlecht als recht durch. Anya hat sich für ein Medizinstudium eingeschrieben und verdingt sich als Putzfrau für gut betuchte Kunden. Aslan versucht derweil seine kämpferischen Skills in Geld umzusetzen.
Als er jedoch einen getürkten Fight torpediert, haben er und sein Trainer von einem Moment auf den anderen plötzlich 30.000 Pfund Schulden an der Backe. Bei einem Termin, bei dem man sich über die Modalitäten des Schuldenabbaus unterhalten will, soll Aslan die Abreibung seines Lebens bekommen. Doch die ebenfalls schlagkräftige Anya weiß ihren Bruder zu verteidigen.
Ihr beherztes Eingreifen imponiert der ebenfalls zugegen seienden Mariah. Die veranstaltet hoch dotierte Undergroundfights rund um die Welt und will Anya für sich als Kämpferin gewinnen. Um Aslans Schulden abzubauen, erklärt sich Anya bereit, bei dem nächsten Event Mariahs mitzumischen. Dieser führt Anya allein nach Italien, wo sie alsbald bemerken muss, dass Mariah ihr Geld in erster Linie mit Frauenhandel verdient.
Schaut in den Actionfilm aus der „Never Back Down“-Reihe hinein
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„Never Back Down: Revolt“ stellt den inzwischen vierten Eintrag ins Franchise dar. Während Teil eins für sich steht, konnte man den Eindruck gewinnen, dass mit „Never Back Down: The Beatdown“ und „Never Back Down: No Surrender“ eine Reihe um den von Michael Jai White dargestellten Case Walker etabliert werden sollte. Allerdings geht Teil 4 nun erneut eigene Wege. Vielleicht beendete Sony deshalb auch die deutsche „The Fighter“-Betitulierung und schwenkte auf den Originaltitel um?
Der neue Film installiert nun zahlreiche neue Charaktere und verpasst seiner Story ein Thriller-Gewand. Dabei startet „Never Back Down: Revolt“ extrem überzeugend durch. Die grundlegende Storyline ist sehr flott etabliert, die Figuren werden funktional eingeführt und vor allem mit dem vermeintlichen Heldengespann aus Anya und Aslan wird man erstaunlich schnell warm. Vor allem, weil die beiden Darsteller Tommy Bastow („The Crossing“) als Aslan und Olivia Popica („Tyrant“) als Anya eine tolle Chemie miteinander haben und extrem sympathisch rüberkommen.
Auch die Installation der Fieswichtriege um Mariah geht Regisseurin Kellie Madison („The Gate“) gut von der Hand. Leider beginnen ausgerechnet jetzt die grundlegenden Probleme des Filmes zu greifen. Zum einen ist die Entscheidung, Anya alleine gen Italien zu schicken und Aslan in London zu belassen, ein echter Downer. Eben weil die Figuren zusammen prächtig funktionieren. „Never Back Down: Revolt“ trennt die beiden für seinen Frauenhandel-Thrillerpart, doch der wäre auch ohne diese Trennung kaum besser geworden.
Denn ist Anya dann in Italien angekommen (witzigerweise prägen kyrillische Schriftzeichen den römischen Flughafen) dreht sich der Film nur noch im Kreis. Verlässt den Schauplatz eines verfallenen Krankenhauses nicht mehr und versammelt alle wichtigen Charaktere in einer Art Gemeinschaftsknast, in dem nichts Spannendes passiert. Zielloses Geschwafel will zu der titelgebenden Revolte hinführen, ohne dass sich für den Zuschauer ein nachvollziehbarer Masterplan abzeichnen würde. Entsprechend übers Knie gebrochen wirkt dann auch die eigentliche Revolte – für die es in der Form, wie sie steigt, definitiv keine Planung gebraucht hätte.
Leider vergisst der Film in seinem Mittelteil auch die Action, weshalb er sich dann doch reichlich zieht. Und irgendwie hätte man sich in der Phase von der weiblichen Regie auch eine andere, nicht so klischeedurchsetzte, teils exploitative Herangehensweise an das Thema Frauenhandel gewünscht. Doch ich will nicht unfair werden. Immerhin ist der in und um London gedrehte „Never Back Down: Revolt“ ein B-Movie und kein Arthouse-Treter.
Dementsprechend möchte ich gerne zur Action kommen. Die hat ein großes Problem: Ihr geringes Aufkommen. Bis zum Showdown werden kaum Fights gezündet. Das, was es zu sehen gibt, gerät zudem sehr kurz und knackig. Das ist vor allem dann schade, wenn ich euch verrate, wer die Fights choreographiert hat: Tim Man („Triple Threat“). Infolgedessen ist es einfach ein Genuss, den Keilereien zuzuschauen, egal wie kurz sie auch sein mögen. Man sorgt für enormen Fluss in den Fights und müht sich um eine Menge MMA-Realität, weshalb extrem spektakuläre Moves ausbleiben.
Erstaunlich ist hingegen, wie schwach Man die Heldin zeichnet. Anya verliert eigentlich so gut wie alle Kämpfe und sonderlich heftige Moves darf sie auch nie auspacken. Ob hier Olivia Popica an ihre Grenzen gebracht wurde?
In Richtung Showdown nimmt die Actiondichte dann zu. Präsentiert mit einem ultradynamischen Duschfight zwischen einem männlichen Fighter (Michael Bisping aus „Criminal Squad“) und mehreren Damen ein brechend brutales Highlight, das extrem blutig enden darf und schon ein wenig verwundert in Richtung der deutschen FSK-16-Freigabe schielen lässt. Leider wirkt dann ausgerechnet die nachfolgende Revolte seltsam gehetzt und unpräzise.
Abseits der Action bietet „Never Back Down: Revolt“ einen soliden DtV-Look ohne sonderliche Ecken und Kanten. Schade ist, dass Regisseurin Madison aus ihrem prinzipiell coolen und vor allem gewaltigen Krankenhaus-Setting nichts herauszuholen vermag und es auch für ihre Action nicht zu nutzen versteht. Der Score zum Film ist zunächst eher unauffällig, trägt gegen Ende allerdings erstaunlich viel zu der dann durchaus vorhandenen, dichten Atmosphäre bei.
„Never Back Down: Revolt“ lässt es in der kompetitiven Reihe thrillen
Der vierte Film der „Never Back Down“-Reihe versucht, neue Wege zu beschreiten. Will mehr Thriller denn Wettbewerbs-Kicker-Film sein. Das fühlt sich gar nicht so verkehrt an, scheitert aber nach flottem Beginn in seinem Mittelteil an extremer Ereignislosigkeit und der Abwesenheit von Spannung. Zwar zieht „Never Back Down: Revolt“ gegen Ende hin wieder an, präsentiert zunächst einen unerwartet intensiven und dramatischen Moment, um hernach in seinen Showdown durchzustarten, aber da ist die Unternehmung bereits zu sehr Leck geschlagen.
Die relativ lustlos gereichte Revolte des sichtlich kostengünstigen Streifens reißt dementsprechend auch nichts mehr herum. Zumindest kann man dem Großteil des sichtlich engagierten Schauspielensembles keinerlei Vorwürfe an dem unrunden Gesamteindruck machen und auch Tim Man liefert in der soliden, aber zu selten abgeschossenen Action gewohnt ab.
Sony Pictures traut Kampfsportfans keine HD-Filmausrüstung zu und veröffentlichte den Streifen daher nur auf DVD. Als simple Vanilla-Disc, bei der der Menüscreen fast schon als Extra durchgeht. Wenigstens Streamer dürfen den ab 16 freigegeben, ungeschnittenen „Never Back Down: Revolt“ auch in HD genießen.
In diesem Sinne:
freeman
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