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Archenemy

Originaltitel: Archenemy__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Adam Egypt Mortimer__Darsteller: Joe Manganiello, Amy Seimetz, Glenn Howerton, Paul Scheer, Joseph D. Reitman, Mac Brandt, Skylan Brooks, Zolee Griggs, Christopher Guyton, Kieran Gallagher u.a.
Archenemy DVD Cover

In “Archenemy” stellt sich die Frage, ob ein Penner ein Superheld ist.

Der junge Hamster lebt seit dem Tod der Eltern mit seiner taffen Schwester Indigo zusammen. Er möchte Content Creator für eine erfolgreiche Online-Plattform werden und streift darum tagtäglich mit offenen Augen durch seine Nachbarschaft. Dabei entdeckt er eines Tages den Penner Max Fist. Der erzählt jedem, der es hören möchte, nur zu gerne von seinem vorherigen Leben. In dem war er angeblich der Superheld von Chromium City, einer Metropole in einer Parallel-Dimension.

Seine Erzfeindin Chloe trieb die gemeinsame Feindschaft derart auf die Spitze, dass Max irgendwann die Grenzen zwischen Zeit und Raum aufheben musste und so in unsere Welt plumpste. Keine seiner Superkräfte wirken hier noch. Nur seine Leber leistet seitdem Übermenschliches. Hamster ist begeistert von Max und lässt sich immer mehr von dessen anderer Heimat erzählen.

Derweil versucht Indigo ebenfalls die nächste Stufe in ihrer „Karriere“ zu zünden. Sie überredet den örtlichen Drogendealer „The Manager“, größer zu denken. Der willigt ein, wenn Indigo einen besonderen Auftrag für ihn erfüllt. Am Ende des Auftrages ist der Kontaktmann von „The Manager“ tot und Indigo mit einer Tasche voller Geld auf der Flucht.

Als „The Manager“ ihr auf die Schliche kommt und sie und Hamster in Lebensgefahr geraten, ist es an Max, seinen neuen Kumpel Hamster zu retten. Und das tut er. Mit brachialer Urgewalt. Und er überzeugt Indigo und Hamster, dass sie mit ihm einen Feldzug gegen den Manager starten müssen, wollen sie jemals wieder ein normales Leben führen. Und dieser Feldzug wird blutig, sehr blutig.

Schaut in die Superheldenmär mit Joe Manganiello hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=HQ-9wqaZa38

Am 21. Oktober 2021 erschütterte die Nachricht um einen Unfall am Set des Westerns „Rust“ die Filmwelt. Alec Baldwin hatte mit einer ihm als Cold Gun – also ungeladen – gereichten Waffe bei Proben in Richtung Kamera gefeuert. Dabei zeigte sich traurigerweise, dass die Waffe alles andere als ungeladen war. Die abgefeuerte Kugel verletzte die Kamerafrau Halyna Hutchins tödlich. Was uns mit ihrem Tod für ein Talent verlorenging, davon zeugt „Archenemy“, nach „Snowbound“ und „Darlin’“ ihre erst dritte Arbeit für einen Langfilm.

Dieser lebt neben seinen starken Darstellerleistungen, einer interessant erzählten, spannenden Story, einer cleveren Montage und einem überzeugenden Score vor allem von den atmosphärischen Bildern, die Hutchins für den Streifen einfing. Diese sind roh, ungeschliffen, mit Komplementärfarben durchsetzt und lassen immer wieder nicht zwingend schöne, dafür aber stilistisch eigensinnige, mit dickem, pinkfarbenem Pinselstrich versehene Animationen mit der Realfilmhandlung verschmelzen. Letztere bieten immer wieder Einblicke in Chromium City.

Archenemy mit Joe Manganiello und Skylan Brooks

Max Fist berichtet Hamster nur zu gerne von früheren Heldentaten.

Besonders intensiv gerät Hutchins die Inszenierung der vielleicht nicht sonderlich zahlreichen, dafür aber eine enorme Wirkung entfaltenden Actionszenen. In dieser darf der Hüne Joe Manganiello („Rampage – Big meets Bigger“) mit einem Polizei-Schutzschild und Handfeuerwaffe zahlreiche Lumpen blutig ausschalten. Dazu gesellt sich ein wie ein Tanz inszenierter und durchweg in Zeitlupe gereichter Fight mit einer rechten Hand des Managers, der offensichtlich Anleihen beim Gunkata von „Equilibrium“ nimmt.

Apropos Manganiello: Der spielt seinen Penner mit Zauselbart richtig stark. Ihm ist es zu verdanken, dass das vom Drehbuch intendierte Spiel um Schein und Sein in Sachen Max’ Superheldenfähigkeiten genauso funktioniert, wie es das soll. Durch die starken Szenen Manganiellos mit dem ebenfalls fantastisch aufspielenden Skylan Brooks („Southpaw“) als Hamster wird man problemlos in das Rätselraten hineingezogen. Letzteres sorgt für eine durchgehend spürbare und im Film haltende Spannungskurve.

Indigo im Superheldenmärchen mit einem Twist

Hamsters Schwester Indigo lässt sich mir zwielichtigem Gesindel ein.

Erst in Richtung Zielgeraden wird „Archenemy“ im Übrigen konkreter und macht deutlich, dass man das Rätselspiel nicht bis zum Ende durchziehen wird. Und dass es dem Drehbuch eher um die Genese von etwas Neuem und nicht die Bestätigung von etwas vermeintlich Bekanntem geht. Leider, leider wirkt ausgerechnet das Ende von „Archenemy“ im Vergleich zu dem behutsam gereichten Einstieg extrem gehetzt. Zeit, Geld, Drehbuchseiten, irgendetwas muss gewaltig knapp geworden sein. Zahlreiche Fragen, die nun aufkommen, bleiben leider unbeantwortet. Und auch der Superbösewicht kommt etwas platt um die Ecke.

Apropos Bösewichter: Regisseur Adam Egypt Mortimer, der bereits mit seinem Vorgängerstreifen „Der Killer in mir“ für Aufsehen gesorgt hatte und auch hier mit seiner Handlung um einen gefährlichen imaginären Freund ein Vexierspiel um Schein und Sein zündete, kann sich zwar auf alle seine Darsteller verlassen – genannt werden muss in jedem Fall noch die sehr starke Zolee Griggs als Indigo –, aber er selbst lässt vor allem die Darsteller seiner Fieswichter brutal hängen!

Joe Manganiello als Max Fist in Archenemy

Ist Max Fist (Joe Manganiello) nun ein Penner oder ein Superheld?

Diese geraten aufgrund der starken Fokussierung des Filmes auf Max und Hamster vollkommen unter die Räder. Außer Drohgebärden dürfen sie nichts transportieren, was sie gefährlich rüberkommen lassen würde. Eine weitere eklatante Schwäche des Filmes, der die Bösewichtriege im Grunde nur als Katalysator für sein gehetztes Finale missbraucht.

„Archenemy“ ist ein weiteres Highlightreel für Joe Manganiello

Der von Elijah Wood mitproduzierte „Archenemy“ ist über weite Strecken ein schönes Kontrastprogramm zu der aktuellen Schwemme an Superheldenfilmen. Lange Zeit erzählt der Film mehr von der Freundschaft zweier grundverschiedener Männer und behält sein fantastisches Element weitgehend unter Verschluss. Beziehungsweise spielt damit, ob es nun Eingang in den Film finden wird oder nicht. Die Auflösung wird vermutlich nicht jedem schmecken, mir jedoch gefiel, dass „Archenemy“ nicht pseudoclever sein wollte und stattdessen eindeutig Stellung zum Kern seiner Story bezieht. Nur die Art, wie dies gelöst wurde, geriet mir zu gehetzt und reißt Problemherde auf, die es nicht gebraucht hätte.

Dennoch: Nach 85 kurzweiligen Minuten mit tollen Darstellerleistungen, einer optisch absolut überzeugenden Präsentation der spannend gereichten Geschichte und erstaunlich versiert in Szene gesetzten Actionszenen endet eine involvierende und unterhaltsame Reise, der eigentlich nur die finale Abspannszene mit einem Verweis auf ähnliche Filme aus dem Universum von Chromium City fehlt. Und es bleibt die wiederholte Erkenntnis, dass man Joe Manganiello gerne häufiger über den Bildschirm wüten sehen würde.

7 von 10

Es hat gedauert, bis der unter anderem in England schon lange erhältliche „Archenemy“ seinen Weg zu uns gefunden hat. Er kommt am 24. Februar 2022 mit einer Freigabe ab 16 von Koch Media. Sowohl als Mediabook als auch als Solo-Blu-ray und -DVD. Eine Woche vorher ist er bereits als VoD erhältlich.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Koch Media__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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