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Uncharted

Originaltitel: Uncharted__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Ruben Fleischer__Darsteller: Tom Holland, Mark Wahlberg, Antonio Banderas, Sophia Ali, Tati Gabrielle, Steven Waddington, Pingi Moli, Tiernan Jones, Rudy Pankow, Jesús Evita u.a.
Uncharted Poster zum Film

Nach endloser Zeit in der Entwicklungshölle ist die Videospielverfilmung „Uncharted“ endlich da.

2007 erschien das von dem Studio Naughty Dog exklusiv für die Playstation 3 entwickelte Action-Adventure „Uncharted“ und wurde zu einem umgehenden Verkaufserfolg. Das Abenteuer von Schatzsucher Nathan Drake, das mehrere Fortsetzungen und ein Spin-off erhielt, war in seinem ganzen Look und Feel einem Abenteuerfilm nicht unähnlich, weshalb früh die Idee aufkam, das Spiel-Franchise auch auf die Leinwand zu hieven.

Der Weg zur Verfilmung

Doch bis es so weit war, sollte noch einiges an Zeit vergehen. David O. Russell („Three Kings“) war als erster Regisseur im Gespräch, der gerne Mark Wahlberg in der Hauptrolle besetzt hätte. Doch das Projekt zerschlug sich. Genauso wie der nächste Anlauf, den Neil Burger („Die Bestimmung – Divergent“) als Regisseur anführen sollte. Derweil wurde das Drehbuch zig Male überarbeitet, zwischenzeitlich von nordkoreanischen Hackern geleakt und dann von Joe Carnahan („Boss Level“) weiter entwickelt. Chris Pratt und Mark Wahlberg gelangten mit Channing Tatum in die engere Hauptrollenauswahl. Das Interessante: In dieser Phase hangelte sich das Drehbuch noch eng an der Spielvorlage entlang.

2018 dann brachte sich die von Fans herbeigesehnte Traumbesetzung Nathan Fillion („Suicide Squad“) mit einem von Alan Ungar („Knock Out“) inszenierten Fanfilm selbst ins Gespräch für einen „Uncharted“-Film. Doch da hatte Sony Pictures längst ganz andere Pläne. Man hatte Tom Holland, der gerade als „Spider-Man“ im MCU eingeschlagen war, verpflichtet und wollte nun ein Prequel zu den Videospielen inszenieren.

Was folgte, war erneut ein wahres Personalkarussell. Shawn Levy („Free Guy“) wurde als Regisseur ebenso durchgetauscht wie Dan Trachtenberg („10 Cloverfield Lane“) und Travis Knight („Bumblebee“). 2020 wurde Ruben Fleischer („Venom“) mit der Regie betraut, Mark Wahlberg, der dem Projekt beinahe von Anfang an immer irgendwie verbunden war, stieß ebenso zur Besetzung wie Antonio Banderas und es konnte endlich losgehen mit den Dreharbeiten zu dem Film, der folgende Geschichte erzählt.

Auf der Suche nach Magellans Schatz

Nathan Drake arbeitet als Barkeeper, der, sobald es mit der Kohle eng wird, mittels geübter Langfinger seinen Geldbeutel befüllt. Dabei wird er eines Tages von Schatzsucher Victor Sullivan beobachtet und zur Rede gestellt. Doch Sullivan hat nicht vor, Nathan zu verraten. Vielmehr bietet er ihm ein Geschäft an: Nathan soll ihm helfen, einen gewaltigen Schatz des portugiesischen Seefahrers Ferdinand Magellan zu finden. Diesem sei er mit Nathans verschollenen Bruder Sam bereits sehr nahe gekommen.

In der Hoffnung, im Zuge der Schatzsuche eventuell seinen Bruder wieder zu finden, willigt Nathan ein, Sullivan zu begleiten. Es beginnt eine wilde Schatzsuche quer über alle Kontinente, bei der Nathan und Victor lernen müssen, einander zu vertrauen, weil sie nur so dem gefährlichen Lump Santiago Moncada ein Schnippchen schlagen können. Der ist nämlich ebenfalls hinter dem Schatz von Magellan her, verfügt allerdings über ungleich mächtigere finanzielle Mittel als unsere Helden.

Schaut in „Uncharted“ mit Mark Wahlberg hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=ajhA6iAD6HU

Damit, dass „Uncharted“ seine Origin-Story weit vor den Spielhandlungen ansiedelt, umgehen die Macher allzu direkte Vergleiche mit der Spieleserie. Derartige Vergleiche haben bereits so manch anderer Videospielverfilmung im Auge vieler Gamer das Genick gebrochen hat. Gleichzeitig versuchten die Macher von „Uncharted“ natürlich, die wichtigsten Ingredienzien der Spielvorlage auf die große Leinwand zu retten. Die Folge ist ein Mix aus Abenteuerfilm und Charakteretablierung, der sowohl Gamer als auch Kinopublikum abzuholen versteht.

Denn während sich die Gamer über Flair und Abenteueratmosphäre des Streifens sowie über diverse Easter-Eggs in Sachen Spielvorlage freuen, werden die Kinofreunde nicht kopfüber in eine unbekannte Welt mit noch unbekannteren Charakteren geworfen. Und dieser Mix geht bei „Uncharted“ durchaus auf.

Uncharted mit Tom Holland als Nathan Drake

Nathan Drake (Tom Holland) mit einer Schatzkarte.

Das Problem ist nur, dass dabei kein besonderer Film herauskommt. Und das hat verschiedene Gründe. So gelingt es „Uncharted“ nicht, sich von diversen ähnlich gelagerten Abenteuerfilmen abzuheben. Ob man nun „Red Notice“ auf Netflix anschaut oder „Uncharted“ im Kino: der Spektakelfaktor, die Highlight-Szenen, die Charakterprofile – große Unterschiede sieht man hier nicht. Eine eklatante Schwäche ist zudem, dass ausgerechnet die eigentliche Schatzsuche, das Verfolgen von Hinweisen und das „Freischalten neuer Level“ mitunter seltsam zäh gerät und im Mittelteil nach furiosem Auftakt durchaus für Längen sorgt.

Ganz abgesehen von der Tatsache, dass man bei verschiedenen Entdeckungen häufiger denkt: „Really? Es hat noch niemand bemerkt, dass da mitten in der Großstadt im Abwasserkanalbereich derartig gewaltige Räumlichkeiten mit antiken Vorrichtungen existieren?“ Auch das finale „Versteck“ von Magellans Schatz, das offenkundig auf verschiedensten Wegen zugänglich ist, fällt in diese unlogische Kategorie und lässt die bis dahin durchgestandenen Filmminuten ein wenig überflüssig erscheinen.

Uncharted mit Mark Wahlberg und Tom Holland

Mark Wahlberg und Tom Holland als Buddy-Gespann Victor und Nathan.

Zudem weiß „Uncharted“ trotz seiner Origins-Ausrichtung erstaunlich wenig über seine Charaktere zu berichten. Vor allem Victor Sullivan bleibt einem auch nach den knapp 120 Minuten Film ein einziges Rätsel. Und dass man nun deutlich mehr in Nathan Drakes Motivationen eintauchen konnte, kann man definitiv auch nicht behaupten. Dazu gesellen sich vollkommen egale Frauenfiguren und leider absolut harmlose Bösewichter. Letztere empfindet man durchweg eher als lästig denn als bedrohlich. Schade um Antonio Banderas („Pfad der Rache“).

Und leider kann ich mein Gemecker an dieser Stelle noch nicht beenden, denn meiner Meinung nach fehlt es „Uncharted“ mindestens an zwei bis drei Actionszenen mehr. Letzten Endes hat der Film zwei actionreiche Höhepunkte. Der eine wird direkt zweimal gezündet, weil er eine erzählerische Klammer bildet, der andere ist der Showdown. Davon abgesehen passiert in „Uncharted“ nicht viel, was das Adrenalin hochhalten würde. Zumindest sind die beiden vorhandenen Actionszenen echt gut, im Falle des Showdowns sogar spitze.

Denn wenn in letzterem uralte Flaggschiffe einander verfolgen – und zwar in der Luft!!! – ist für augenöffnendes Spektakel satt gesorgt und bekommt man einen Eindruck davon, was tatsächlich für eskapistisches Potential in der Verfilmung gesteckt hätte. Großartig.

Antonio Banderas als Bösewicht in der Spielverfilmung

Antonio Banderas wird als Fieswicht reichlich verschenkt.

Darstellerisch weiß vor allem Tom Holland („Spider-Man: Homecoming“) zu gefallen. Der Mime macht einen starken Job, wirkt in der Action sehr präsent und hat prinzipiell mit all seinen Co-Stars eine gute Chemie. Wie Mark Wahlberg („Lone Survivor“) als Sullivan bringt man ihn optisch aber nahezu gar nicht mit der Spielvorlage überein. Bei Wahlberg ist dieser Eindruck allerdings noch weitaus stärker. Man hat Wahlberg auch schon deutlich engagierter gesehen. Zudem versanden viele seiner Gags, wobei „Uncharted“ häufiger etwas verzweifelt um Flapsigkeit bemüht wirkt.

Die Darstellerinnen (die überflüssige Sophia Ali und die katastrophale Tati Gabrielle) leiden wie der komplett verschenkte Bösewicht Antonio Banderas unter dem generischen Drehbuch. Interessant ist, dass Nathan Drake keine Sexualität zugestanden wird, er also weder einen Love Interest zugestanden bekommt noch irgendwann mal beim Flirten oder ähnlichem zu erleben ist. Vermutlich ist das nicht mehr politisch korrekt.

Schatzsuche in der Videospielverfilmung von Ruben Fleischer

Natürlich wird auch in einer Kirche der Schatzsuche gefrönt.

In optischer Hinsicht liefert Ruben Fleischer sauber ab. Er nutzt vor allem die internationalen Schauplätze für schöne Bilder, wobei freilich das Finish rund um die Philippinen deutlich hervorsticht. Zudem wirkt sein zu weiten Teilen in Babelsberg gedrehter Film vor allem in seinen Szenarios rund um den Erdball nicht so künstlich wie der bereits genannte „Red Notice“. Von der musikalischen Untermalung hätte ich mir dank der Personalie Ramin Djawadi mehr versprochen. Der liefert zumindest ein hübsches Hauptthema, selbiges bleibt aber über den Film hinaus in keinster Weise im Ohr.

„Uncharted“ gibt sich zumindest Mühe

Ganz so übel, wie es bisher vielleicht anklang, ist „Uncharted“ insgesamt aber nicht. Der Film ist in seinen besten Momenten ein durchaus sympathischer Abenteuerfilm geworden, der dank internationaler Schauplätze, Fallen, Verstecke, geheimer Karten und einem wirklich starken Showdown mit fliegenden Schiffen und entsprechenden Spektakelbildern für knappe zwei Stunden ordentlich unterhält.

Es ist allerdings auch zu offensichtlich, dass der immer mal wieder tempomäßig durchhängende, mit diversen Klischees aus der Klamottenkiste des Hollywoodfilmes durchsetzte (das ganze Gewese um Sam Drake ist schon arg durchsichtig) und mit zahlreichen uninteressanten Nebenfiguren aufwartende sowie insgesamt seltsam actionarme Einblick in Nathan Drakes Vergangenheit nicht richtig sättigt, den Hauptcharakter kaum greifbarer macht sowie aufgrund seiner öden Bösewichter diverse Spannungspotentiale liegen lässt.

Das Ergebnis ist eine Videospielverfilmung auf dem Qualitätslevel der letzten „Tomb Raider“-Verfilmung. Kein Spielverfilmungstrash der Marke „Mortal Kombat“ (Andersons Variante) oder „Streetfighter“, auch kein Kokolores der Marke „Tomb Raider 2“, aber so richtig toll ist das Ergebnis auch nicht. Zu Schulzeiten lief ein solches Ergebnis unter „Er war stets bemüht“.

5 von 10

„Uncharted“ ist seit dem 17. Februar 2022 in den deutschen Kinos zu sehen und kommt von Sony Pictures. Mit einer Freigabe ab 12 ist der Film ungeschnitten.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Sony Pictures__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, seit 17.2.2022 im Kino

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