Originaltitel: The Zone__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1995__Regie: Barry Zetlin__Darsteller: Robert Davi, Alexander Godunov, Ben Gazzara, Lara Harris, Patricia Rive, Géza Kaszás, Kathleen Gati, József Székhelyi, Robin Daglish u.a. |
Der gefallene Golfkriegsheld und Kampfpilot Rowdy verdient sich seine Kohle inzwischen mit höchst illegalen Schmuggeltransporten. Als er sich selbst im Anschluss an eine mal wieder erfolgreiche Aktion ein wenig Spaß mit einer sexy Dame gönnt, fliegt auf einmal die Tür zu seiner Liebeshöhle auf, irgendwelche Kerle stürmen ins Zimmer und verpassen seiner Gespielin einen knochentrockenen Kopfschuss. Dem verdutzten Rowdy drücken sie unversehens die Tatwaffe in die Hand.
Rowdy habe nun zwei Möglichkeiten: Entweder er wandert lebenslänglich ein oder er erfüllt für die Kerle einen heiklen Auftrag. Ein fieser Fieswicht namens Lothar plane die Konversion von Plutonium zu waffenfähigem Material. Rowdy soll nun die entsprechende Verarbeitungsanlage in irgendeinem russisch anmutenden Fantasiestaat zerstören.
Der ehemalige Kampfpilot wirkt gar nicht, als hätte es der umständlichen Art der Anwerbung bedurft. Feuer und Flamme für den Auftrag macht er sich auf gen Einsatzort. Dabei muss er allerdings schnell bemerken, dass Lothar ein ziemlicher fieser Hund ist.
Schaut in den Actionfilm mit Robert Davi hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=RVuvgfNph1c
„Zone 99 – Nuclear Target“ ist einer dieser Filme, bei denen man vorm TV hockt und sich wünscht, ein fähigerer Cutter hätte den Film deutlich ökonomischer geschnitten. Immer wieder steigen hier Einzelszenen, die viel zu lang ausgewalzt wirken, denen Höhepunkte fehlen und denen vor allem der rechte Drive vollkommen abgeht. Das bekommt man direkt zu Beginn heftigst zu spüren. Wenn Rowdy in seiner Sportmaschine auf einer Schmuggelmission mit einer F-16 aneinandergerät.
Ewig sieht man nun Flugzeugen zu, die an der Kamera vorbeifliegen: von links, von rechts, von oben, von unten – mal das Sportflugzeug, mal die Kampfmaschine. Das zieht sich derart, dass dem Zuschauer schnell auffällt, dass die beiden Maschinen nie gemeinsam im Bild sind. Zudem fliegt das eine Flugzeug über einer Wüste mit Vegetation, das andere über einer komplett versandeten Wüste. Auch die Bergformationen passen null zusammen. Kurzum: Hier jagt eigentlich niemand niemanden. Echt spannend. Und genauso aufregend gerät dann auch die Pointe der ganzen Szene.
Derart „angefixt“ verliert man schnell die Hoffnung in „Zone 99“. Und obschon die Einführung von Rowdy dank eines spielfreudigen Robert Davi („The Expendables 3“) gut funktioniert, verliert sich auch die Figur bald in unpointiert verlaufenden 0815-Szenerien. Mal latscht Rowdy ewig durch eine Ostblockstadt und mal labert er ewig uninteressantes Zeug mit uninteressanten Figuren.
Und immer wieder kommt die eigentliche Story nicht so recht vom Fleck. Was auch daran liegt, dass der kurz nach den Dreharbeiten verstorbene Alexander Godunov („Stirb Langsam“) niemals so recht im Film ankommt. Weder killt er mal ein paar Good Guys noch will er auch nur ansatzweise bedrohlich rüberkommen. Der Mime hat Ausstrahlung ohne Ende, aber seine Figur ist einfach scheiße. Spannung kommt so nie auf, auch weil Rowdys Mission infolgedessen total reibungslos über die Bühne zu gehen scheint. Langeweile ist alsbald die Folge.
Beständig angefeuert durch ewig lange Anflugszenen von landenden Helikoptern und Anfahrtsszenen von bald haltenden Autos, aus denen dann diverse Leute in aller Ausführlichkeit aussteigen dürfen. Jeder andere Cutter hätte das geschnitten, dem „Zone 99“-Schnitt-Maestro Dick Barry gefiel das Material aber zu gut.
Zwischen den sich beständig zu lang anfühlenden Einzelszenen steigt dann immer mal wieder deutlich effizienter geschnittene Action. In der darf Robert Davi mit Handfeuerwaffen Blutbeutel platzen lassen. In der physischeren Action kommt leider zu offensichtlich ein Double für Davi zum Einsatz. Doch auch diese kurzen Keilereien gehen okay. Aufwändiger wird die Action erst im Showdown. Der steigt in einer beeindruckend riesigen Fabrikanlage. Diese ist so beeindruckend, dass Davi etwa zehn Minuten am Stück durch deren Gänge schleichen darf. Mensch Barry!
Dann holzt Davi irgendwann mit einer AK-47 los und ballert einen ganzen Haufen Bäddies um. Keine zwei Sekunden später sitzt er wieder in einem Flugzeug und steigt irgendein Duell zwischen zwei Flugzeugen, die – wie zu Beginn des Filmes – gefühlt niemals wirklich miteinander interagieren. Dementsprechend spannend sind dann auch die Dogfights, bei denen immer nur Leuchtspurmunition an einem Flugzeug vorbeifliegt. Es folgt das luschigste Ende eines B-Bösewichts und ist man froh, dass der sich sehr lang anfühlende Film dann doch noch ein Ende gefunden hat.
Abgesehen von dem verhunzten Schnitt wird „Zone 99“ in grundsolider DtV-Optik dargeboten. Die Settings im Ostblock sehen so schäbig aus wie eh und je, aber auch die Drehorte in den USA, so sie da überhaupt verortet waren, sehen keinen Deut besser aus. Die Flugaction wird im üblichen Inszenierungsverfahren von aneinander montierten Außenansichten und Cockpitbildern gereicht, die man aus derartigen Filmen hinlänglich kennt.
Apropos kennen: Zumindest die Eingangsflugeinlagen sind zusammengeschmissenes Stock-Footage-Material aus „Der stählerne Adler“. Die finalen Flugszenen hingegen kamen mir nicht allzu bekannt vor. Musikalisch gibt es das immer gleiche Synthesizer-Fanfarengedudel auf die Ohren.
„Zone 99 – Nuclear Target“ ist einfach langweilig
Zugegeben, „Zone 99“ hat ab und an seinen Reiz. Vor allem die lässige Heldennummer von Robert Davi macht echt Laune und sobald die Action mal ein wenig ausufern darf, kommt ebenfalls Spaß auf. Dazu gesellen sich ein paar wunderbar kuriose Szenen. Etwa wenn Alexander Godunov zunehmend entfesselter zu einer Musik tanzt, bei der man sich als Zuschauer schwer tut, einen Takt zu erkennen. Oder die ebenfalls irren Szenen um eine Damenumkleide, bei denen Robert Davi auf ein paar fülligere nackte Damen wundervoll seltsam reagiert.
Aber über all diesen herrlich beknackten Szenen schwebt die lähmende Schwere zahlreicher im Nichts verpuffender Momente, die durch den bereits mehrfach erwähnten ungelenken Schnitt aufkommen. Actionfilme sollten Tempo und Druck machen, nach vorne gehen. „Zone 99“ macht genau hier so gar keine Punkte.
Die deutsche DVD zum Film erschien am 11. März 2022 von Maritim Pictures und Cargo Records. Mit einer FSK 18 Freigabe ist diese uncut, präsentiert den Film im 4:3-Format und verfügt über eine erstaunliche Bildqualität.
In diesem Sinne:
freeman
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Copyright aller Filmbilder/Label: Maritim Pictures und Cargo Records__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja |