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Blood Brother

Wenn Freunde zu Feinden werden. In John Pogues Actionthriller „Blood Brother“ gerät ein Cop mit Hood-Vergangenheit ins Visier eines rachsüchtigen, psychopathischen Kumpels aus Jugendtagen, der den Gesetzeshüter zu einem Katz-und-Maus-Spiel zwingt.

Originaltitel: Blood Brother__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: John Pogue__Darsteller: Trey Songz, Jack Kesy, China Anne McClain, Ron Killings, Fetty Wap, Kenneth Kynt Bryan, Noëlle Renée Bercy, Hassan Johnson, Chelle Ramos, Blaine Kern III, Tanee McCall, Lindsay Musil u.a.
Blood Brother

In John Pogues Actionthriller “Blood Brother” versucht sich Rapper Trey Songz als harter Hund

In der Regel sind die Low- und Mid-Bugdet-Produktionen aus dem Hause WWE Studios Vehikel für die hauseigenen Wrestler, in „Blood Brother“ hat Ron Killings alias R-Truth nur eine Nebenrolle, während man die Hauptrolle an Rapper Trey Songz gab.

Am Anfang steht ein Jugenderlebnis von vier Freunden auf den Mean Streets von New Orleans. Das Quartett beobachtet einen Überfall auf einen Geldtransporter, bei dem sich Gangster und Wachpersonal gegenseitig ausschalten. Die Freunde nehmen die mittlerweile herrenlose Knete an sich, doch einer der Wächter ist noch lebendig, was einer der Freunde, Jake, dann mittels Wumme ändert. Allerdings bleibt er aus nicht so wirklich schlüssig wirkenden Gründen am Tatort stehen, während seine Kumpels mit der Beute türmen, woraufhin er für den Mord in den Bau fährt.

15 Jahre später ist Sonny (Trey Songz), einer der Jungs von damals, erwachsen geworden – und Polizist. Als Undercovercop und Raubein hakt er diverse Klischees des Cop-Actionfilms ab, besitzt aber immer noch Street Credibility. So hat er auch seinem Kumpel Jake (Jack Kesy) die Treue gehalten, dessen Entlassung gerade ansteht. Natürlich ist das Verhältnis etwas angeknackst, wegen im Stich lassen, 15 Jahre Knast und so, aber Sonny will sich wie ein Ehrenmann verhalten. Also durfte keiner der drei Freigebliebenen was von der Millionenbeute ausgeben, man teilt brüderlich mit dem frisch Entlassenen und versucht den Blutsbruder zu integrieren, auch wenn der einen Rochus hat, weil Sonny der Einzige war, der ihn im Knast besuchte.

Allerdings muss auch der Bulle bemerken, dass Jacks Groll etwas größer ist als ursprünglich angenommen. Der offenbart nämlich bald einen mörderischen Racheplan, mit dem er sich bei seinen alten Kumpels, vor allem Sonny, für 15 Jahre hinter schwedischen Gardinen bedanken will…

httpv://www.youtube.com/watch?v=rMT7ZGj0Gqo

Die Prämisse eines Cops, der sich verzweifelt gegen den Masterplan eines Feindes aus der Vergangenheit wehrt, erinnert an eine der aufwändigeren WWE-Produktionen, „Zwölf Runden“. Allerdings ist Trey Songz kein John Cena und Regisseur John Pogue („Deep Blue Sea 3“) kein Renny Harlin. Zudem ist das Budget geringer und das Script schwächer. So gibt es Dinge, die null Sinn machen: Dass Sonny etwa seinen Kumpels verbot die Beute auszugeben, sie diese beisammenhalten mussten, er seinen Anteil zur Aufbewahrung allerdings in den Wänden seines Hauses einmauerte, folgt nur der Logik, dass es halt dramatisch ist, wenn Sonny irgendwann vor den Augen seiner Ex-Frau die Wände ihres Eigenheims aufstemmen muss. Auch der Masterplan des Schurken ist von so vielen Zufällen und vorhergesehenen Entscheidungen des Protagonisten abhängig, dass jede Glaubwürdigkeit bald aus dem Fenster geht. Zumal man oft nicht weiß, was Jake eigentlich bezwecken will: Will er Sonny umnieten oder, wie er es an einer Stelle formuliert, doch wieder zu seinem alten (kriminellen) Blutsbruder machen?

Pogue holt sich inszenatorisch Inspirationen bei Filmemachern wie David Ayer und Antoine Fuqua, inszeniert die Stadt als gritty Ort der kleinen Einkommen und hohen Verbrechensrate. Dementsprechend ist die Action auch kleiner skaliert, setzt vor allem auf kurze Shoot-Outs, ein paar Fäusteleien und eine etwas aufwändigere Verfolgungsjagd. Das ist alles relativ kompetent, aber auch etwas uninspiriert runtergekurbelt, außerdem häufig schnell vorbei, weshalb kaum eine der Actionszenen im Gedächtnis. Man vergleiche „Blood Brother“ nur mal mit dem stilistisch durchaus ähnlichen „Sinners and Saints“, den William Kaufman allerdings mit einer ganz anderen Energie und ganz anderem Drive inszenierte.

Da die Action nur bedingt etwas reißt und der Plot auch keinen Hering vom Teller zieht, hätte vielleicht wenigstens die Dramatik von Freunden, die zu Feinden wurden, noch etwas bewegen können. Doch Jake erscheint von Anfang an als blöder Arsch, mit dem Sonny eher aus Pflichtbewusstsein herumhängt denn aus echter Freundschaft. Viele Nebenfiguren sind so flach gescriptet, dass auch ihr Leinwandtod nichts bedeutet. Man denke an die verbliebenen beiden Jugendfreunde, die relativ zügig offscreen abgemurkst werden, ehe dann ein paar pflichtschuldige Leichenfunde für Sonny anstehen – so richtig geschockt wirkt auch der allerdings nicht. Die kaputte Ehe des Protagonisten, Darcy (China Anne McClain), die jüngere Schwester der Ex-Frau, die ins Visier des Psychopathen gerät, das sind gute Ansatzpunkte, die aber selbst für einen B-Film unterentwickelt bleiben. So kommt allenfalls mal kurzfristig Spannung auf, wenn Jake Darcy umgarnt und deren Handy an sich nimmt, sodass Sonny sie nicht warnen kann, aber sonst kann das Drehbuch von Michael Finch („American Assassin“) und Karl Gajdusek („The November Man“) kaum eine erinnernswerte Szene zaubern.

Trey Songz („Texas Chainsaw 3D“) ist zudem ein reichlich mittelmäßiger Schauspieler, der die übliche Tough-Cop-Routinen abzieht, in der Hauptrolle durchweg überfordert wirkt. Jack Kesy („Tom Clancy’s Gnadenlos“) als Psychopath ist an sich ganz okay, übertreibt es aber mit der Arschigkeit und Prolligkeit, sodass seinem Schurken das Faszinierende abgeht: Wenn Darcy sich auf ihn einlässt, dann erscheint das bestenfalls als Akt der Rebellin gegen ihren Schwager. Auch sonst ist der Cast vergessenswert, allenfalls Lindsay Musil („Small Apartments“) als Sonnys Partnerin bei der Polizei kann noch ein paar Akzente setzen, aber auch diese Rolle ist so unterentwickelt, dass die Schauspielerin kaum dagegen ankommt.

„Blood Brother“ ist solide gefilmt, hat ein gewisses Flair und technisch okaye, aber wenig inspirierte Actionsequenzen. Mit seinem unsinnigen Plot, den unterentwickelten Figuren, dem Mangel an echter Dramatik und dem überforderten Hauptdarsteller kommt allerdings nur ein reichlich mauer Actionthriller herum, aus dem mit einem besseren Drehbuch deutlich mehr hätte werden können.

Auf DVD oder Blu-Ray wurde „Blood Brother“ in Deutschland bisher nicht veröffentlicht. Er war für eine ganze Weile bei Netflix im Abo zu sehen, inzwischen ist er Plattform wie Amazon und YouTube für eine Leihgebühr zu sehen. Die Plattformen empfehlen ihn ab 16 Jahren, eine offizielle FSK-Prüfung gibt es allerdings nicht.

© Nils Bothmann (McClane)

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