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A Writer’s Odyssey – Wächter der Zeit

Originaltitel: Ci Sha Xiao Shuo Jia__Herstellungsland: China__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Lu Yang__Darsteller: Lei Jiayin, Yang Mi, Dong Zijian, Yu Hewei, Tong Liya, Dong Jie, Guo Jingfei, Yu Shuxin u.a.
A Writer's Odyssey DVD Cover

“A Writer’s Odyssey” bietet optisch eindrucksvolle Fantasy.

Seit Guan Nings Tochter vor sechs Jahren spurlos verschwunden ist, liegt das Leben des liebenden Vaters in Trümmern. Der Suche nach seiner liebevoll Gänseblümchen genannten Tochter opferte er seine Karriere und die Bindungen zum Rest seiner Familie. Doch auf der Suche entdeckte er auch bislang unbekannte Fähigkeiten. So kann er Steine mit gewaltiger Geschwindigkeit werfen und ihnen unglaubliche Flugkurven aufzwingen.

Als wir Guan Ning zum ersten Mal begegnen, stoppt er mit seinen Fähigkeiten einen Laster. Mit gezielten Steinwürfen setzt er danach die Fahrer außer Gefecht. Als er den Laderaum des LKWs öffnet, findet er darin in Hundekäfigen eingepferchte Kleinkinder. Doch seine Tochter ist nicht darunter. Da taucht die Polizei auf, vermutet in Guan Ning einen der Kindesentführer und nimmt ihn dementsprechend gefangen.

Auf dem Weg zur Polizeistation wird unser Held von einer jungen Dame aus seiner misslichen Lage befreit. Sie arbeitet für einen Tech-Millionär namens Li Mu, der aufgrund seiner ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten Guan Nings Tochter aufgespürt haben will. Er werde den Vater wieder mit seiner Angehörigen vereinen, insofern dieser für ihn einen Auftrag erfüllt.

Guan Ning soll einen Schriftsteller namens Kongwen töten. Dieser schreibt aktuell an einem Roman, an dessen Entstehung er das Internet mittels eines Live-Blogs Anteil haben lässt. Der Roman handelt von dem fiesen Lord Feuermähne. Das Seltsame: Alles, was dem Unhold in Kongwens Roman zustößt, widerfährt auch Li Mu in der realen Welt! Und da Li Mu davon ausgeht, dass Lord Feuermähne das Ende des Romans nicht erleben wird, will er freilich nicht, dass Kongwen sein Werk jemals beendet.

Schaut in den actionreichen Fantasy-Film aus China hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=I5nLL0ddqFA

„A Writer’s Odyssey“ ist, die Inhaltsangabe deutet es an, eine astreine Fantasy-Geschichte. Eine Fantasy-Geschichte, die zweigleisig fährt. Da wäre zum einen der wirklich düstere und an ebensolchen Bildern gereichte Storystrang um Guan Nings verschwundene Tochter, fiese Menschenhändler und den sinisteren Plan von Li Mu, der dem Film immer wieder eine deftige und vor allem realistische Erdung verleiht. Zum anderen erleben wir früh Einblicke in Kongwens Roman, der in einer mit satten Farben arbeitenden, mystischen Welt spielt, in der ein ebenfalls Kongwen genannter Held einen fiesen Möchtegern Gott zu stürzen versucht.

A Writer's Odyssey Romanwelt

Kampfstarke Schönheiten gehören von jeher zu asiatischen Fantasy-Filmen dazu.

Auch der zweite, fantasylastigere Storystrang wird durchgehend sehr erwachsen gereicht. Es gibt keinerlei überflüssigen Humor, keine kindischen Charaktere, nichts. Und so bleibt das Gebräu aus finsterer Real-Life-Handlung und bunter Parallelwelt-Action mit düsterem Unterton immer bekömmlich. Diese Einheitlichkeit im Ton ist vor allem auch deshalb wichtig, weil, der Kenner ahnt es, die beiden Story-Stränge einander mehr und mehr beeinflussen, bis endgültig die Grenzen verwischen und Guan Ning an Kongwens Seite gegen einen gigantischen Gott kämpft.

Wie und warum es zu diesem Verschmelzen kommt, das dekliniert „A Writer’s Odyssey“ nicht wirklich durch. Muss er aber auch gar nicht, da man zum einen aufgrund des sympathischen Guan Ning die ganze Zeit richtig in der Geschichte drin ist und es zum anderen einem Fantasy-Film noch nie gut getan hat, wenn jeglicher Aspekt trocken erklärt wird. Erst gegen Ende merkt man, dass man für einige Handlungselemente dann doch ein wenig mehr Erklärung gebraucht hätte, als man bekommt. Beispielsweise gehört hier alles rund um das Verschwinden von Guan Nings Tochter dazu – ein vermeintlich klärend gemeinter Nebensatz sorgt hier nämlich für gehörige Verwirrung.

A Writer's ODyssey präsentiert Guan Nings Suche nach seiner Tochter

Guan Ning sucht nach seiner verschollenen Tochter.

Ganz rund ist der Fantasy-Film also nicht erzählt, aber seine Story ist durchweg spannend und bietet blendende Unterhaltung. Ein wichtiger Aspekt dafür: Die gezündete Action von „A Writer’s Odyssey“. Diese steigt zunächst vornehmlich in dem Fantasy-Part. Direkt zu Beginn setzt es hier satte Martial-Arts-Action mit Wirework und ordentlich Blutzoll. Alles sehr wuchtig in seiner Wirkung und an effektiven Bildern gereicht. Vor allem hier scheint die Actionästhetik von Regisseur Lu Yang, die er in den starken Wuxia-Streifen „Brotherhood of Blades“ und dessen Sequel zelebriert hatte, am deutlichsten durch.

Eine Fantasy-Figur haucht ihr Leben aus.

Eine Figur aus Kongwens Roman haucht ihr Leben aus.

Mit zunehmender Laufzeit wird die Action im Fantasy-Part allerdings deutlich CGI-lastiger. Mit dem Roten Ritter wird ein weitgehend aus dem Rechner stammender Actioncharakter eingeführt. Auch eine Rüstung entwickelt dank CGI eigenes Leben und sorgt in einer famosen Actionszene für gewaltigen Aderlass. Allgemein behalten die Actionszenen ihre Wucht und ihren Druck. Und obschon CGI-Charaktere wirken, fühlt sich die Action erstaunlich physisch an. Das gilt auch für den übergroßen Showdown, der – und das wird manchem Actionfan stinken – mehr wie ein Animationsfilm und weniger wie ein Realfilm aussieht.

Im Real-Life-Part der Handlung kommt erst spät Action auf. Highlight ist hier, wenn Guan Ning gegen zwei andere Männer mit Superkräften in einer Bibliothek kämpft. Witzigerweise werden die Superkräfte von Guan Nings Gegnern innerhalb der Szene logisch erklärt. Weshalb es den Zuschauer nach dem Film schon fuchst, dass er nie erfahren hat, was es mit Guan Nings Steinschleuder-Fähigkeit auf sich hat.

Optisch sind die Actionszenen absolut sauber umgesetzt. Man verliert nie den Überblick und kann die Choreographien genießen. Auch die Special Effects funktionieren ganz gut, wenngleich man freilich immer sieht, dass es CGI-Bilder sind. Erstaunlich ist, wie detailliert diese hier ausfallen und wie bemüht sie um einen organischen Look sind. Ansonsten dominiert die bereits erwähnte Zweiteilung aus Düsterlook im Real-Life-Part, der vor allem mit erdigen Farben arbeitet, und dem wirklich farbsatten, extrem edel aussehenden Look der Romanwelt, der sich allerdings auch einen finsteren Grundton gönnt. Sehr gelungen ist zudem die Musik zum Film, die ein paar sehr schöne Themen auffährt.

„A Writer’s Odyssey“ bietet bildstarke Fantasy-Unterhaltung

Mehrmals im Film ruft man sich erstaunt in Erinnerung, dass die Alibaba-Firmengruppe „A Writer’s Odyssey“ mitfinanziert hat. Denn das im Film präsentierte, wenig subtil als Aladdin benannte Tech-Unternehmen von Bösewicht Li Mu ist immer eindeutig als Wiedergänger des chinesischen Unternehmens erkennbar und eindeutig als böse im Film verortet. Entweder ist man im Hause Alibaba sehr selbstironisch unterwegs oder man hat das Drehbuch nie gelesen.

Doch die finanzielle Kraft des Unternehmens hat „A Writer’s Odyssey“ sehr gut getan. Denn der Fantasy-Film entfaltet eine starke visuelle Power, bietet für chinesische Verhältnisse angenehm detailverliebte CGI-Effekte und -Bilder und scheut gefühlt keinen Aufwand. Die von schöner Musik befeuerte, ansprechende Ästhetik wird glücklicherweise auch nicht durch die Story konterkariert. Denn diese geriert sich sehr erwachsen und düster.

Die Story ist es aber auch, die für manchen Problemherd sorgt. Manche Figuren wirken zu wenig unterfüttert, andere entwickeln sich kaum und gegen Ende werden dann doch ein ein paar Fragen zu viel nicht beantwortet. Vermutlich wurden hier die beiden Romanvorlagen „A Writer’s Odyssey“ und „Godslayer“ von Shuang Xuetao ein wenig zu gut gemeint eingekürzt. Die toll designte, wuchtige und enorm konsequente Action kann aber genau wie die audiovisuelle Präsentation über so manches erzählerische Manko im epischen Kampf Gut gegen Böse hinweghelfen.

7 von 10

Die deutsche DVD und Blu-ray zum Film kommt von Telepool / Eurovideo und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten. Auf den meisten VoD-Portalen ist der Film natürlich auch erhältlich.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Eurovideo__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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