Originaltitel: Spare Parts__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Andrew Thomas Hunt__Darsteller: Julian Richings, Michelle Argyris, Emily Alatalo, Jason Rouse, Kiriana Stanton, Chelsea Muirhead, Ryan Allen, Kathryn Kohut, Stephanie Aubertin u.a. |
Die ausschließlich aus Frauen bestehende Punkrockband „Ms.45“ ist irgendwo da unterwegs, wo Fuchs und Hase die Filmlogik zerficken, um hier ihr neues Album zu promoten. In einer Spelunke, in der sie einen Gig haben, lösen sie eine gewaltige Schlägerei aus. Dabei geraten sie an einige besonders widerliche Vertreter der Gattung Mann, erweisen sich aber als sehr wehrhaft.
Wenig später sind sie mit ihrem Tourbus wieder auf den Straßen von Redneckhausen unterwegs. Dabei bemerken sie schnell, dass sie verfolgt werden. Ein Typ, der ihnen schon rund um die Kneipe extrem dumm gekommen ist, versucht sie von der Straße abzudrängen. Doch auch diese Attacke überstehen die Mädels relativ problemlos. Bis sie durch eine seltsame Apparatur, bestehend aus Stacheldraht und Nägeln, rasen.
Ihre Reifen sind nun freilich hin und ein hilfsbereit auftauchender Polizei vermittelt ihnen die Dienste eines Abschleppservices. Gemeinsam bricht der Tross in Richtung einer gewaltigen Schrotthalde auf. Hier werden die Mädels betäubt und wachen auf OP-Tischen auf, wo ihnen alsbald die rechten Hände abgenommen und Haut, Muskeln und Fleisch der Arme bis zum Ellenbogen entfernt werden.
Als die Mädels wieder zu sich bekommen, haben sie sexy Lack- und Lederklamotten an und ihnen wird eine martialische Waffe auf den Armstumpf geschnallt. Dann landen sie in der sogenannten Eisenarena, ein Oval, begrenzt von Schrottkarren. Hier müssen sie sich sogleich einer ganzen Horde Gegner erwehren.
Schaut in den trashigen Actionhappen hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=kz5P7g52-M0
Sehr viel mehr an Handlung bietet „Spare Parts“ eigentlich nicht auf. Und was das bisher Gesehene irgendwie „erklären“ soll, ist einfach nur hanebüchen. „Spare Parts“ faselt dann etwas von Imperatoren, nach Blut dürstenden Göttern sowie einem irgendwas verändernden Putsch. Und zwischendurch schickt er die Punkgirls mit ihren stetig aufgelevelten Prothesen (von der aufgestöpselten Machete über den Vorschlaghammer, die Streitaxt, die Bohrmaschine und die Kettensäge bis zum Flammenwerfer reicht die Palette) in die Arena zum Herumsauen.
Das macht alles keinen großen Sinn, mutet zudem recht schnell recht egal an und hat obendrein sichtlich Mühe, die Laufzeit durchgehend unterhaltsam und spannend zu gestalten. Das wird noch dadurch verschärft, dass einem die Girls leider durchweg vollkommen egal bleiben. Mehr noch: Der Film macht den Fehler, sie in zwei Teams aufzuteilen. Ohne für einen der beiden dadurch entstehenden Handlungsstränge wirklich Futter zu haben.
Was jedoch extrem gefällt, ist, dass „Spare Parts“ nicht pseudoclever sein will und diesen ganzen Humbug irgendwie ironisch zu brechen versucht. Stattdessen ziehen Drehbuch und Regie ihr Programm knallhart und vor allem durchgehend ernst durch. Das Ergebnis ist Grindhousekino, das den Mumpitz, den es erzählt, selbst glaubt und sich dadurch mehr als einmal wie ein typischer 80s-Vertreter des Lack-und-Leder-Endzeitfilms der Marke „Mad Max“ und Co. anfühlt. Was durch die auf dem Schrottplatz entworfene Parallelwelt nur unterstrichen wird.
Das Ergebnis ist also erzählerisch weit entfernt von gut, aber „Spare Parts“ ist ehrlich zu sich selbst und zum Zuschauer und sammelt dafür tatsächlich Pluspunkte. Zumal der Film auch niemals richtig langweilig wird. Zwar gibt es im Mittelteil ein paar Labertiraden zu viel, dem Film schaden sie aber nie zu sehr. Der setzt auf einen sehr massiven, beinahe übersteuerten Komplementärfarbenlook, der das Comichafte und Überdrehte von „Spare Parts“ treffend untermalt. Der Schauplatz des Schrottplatzes wird ordentlich genutzt und an etwas zu cleanen Digitalbildern gereicht.
Dabei ist der Film in seinen Handlungsszenen zumeist sehr statisch geraten, während die Actionszenen unvermutet punkten. Filmen dieser Preisklasse ist ja meist gemein, dass die Action eher ein wenig steif bebildert daherkommt. Weil zumeist einfach die eine oder andere Kamera mehr fehlt, auf die man umschneiden könnte. „Spare Parts“ hat einen Weg gefunden, genau das zu überspielen.
Und so gerät die Action erstaunlich dynamisch. Dadurch, dass immer mehrere Damen der Heldenparty fighten, kann behände zwischen einzelnen „Schauplätzen“ hin und her geschnitten werden. Zudem haben Choreograph Chris Mark und Stunt Coordinator James Mark (beide „Killing Soldier“) den Darstellerinnen ein effektives Move-Repertoire antrainiert, wodurch das Gehacke und Geslaye nie langweilig wird. Die fetten Kabinettstückchen in Form spektakulärer Kicks und dergleichen fehlen zwar, das macht der Film aber anderweitig wett.
Nämlich mithilfe schöner Handmade-Effekte. Hier werden Schädel Schicht um Schicht mittels den Speichen eines sich drehenden Motorradrades abgetrennt, Kehlen aufgeschnitten, Motorsägen durch Körper gerammt und zum Abtrennen von Gesichtern genutzt. Das geriet so überzeugend, dass die FSK ihre Freigabe für den Film verweigerte und für eine FSK-18-Fassung eigentlich alle Gewaltspitzen weichen mussten.
Allerdings muss man konstatieren, dass die FSK an diesem Tag einen schlechten Tag gehabt zu haben scheint, denn in dem präsentierten filmischen Umfeld wirkt die Splatteraction in meinen Augen nie zu selbstzweckhaft. Sie ist so over wie der Film und damit sehr passig – ohne irgendwie irgendwelche Grenzen zu überschreiten. Sie wird auch nie zu lang ausgekostet und wird eher highlightartig eingesetzt.
Darstellerisch liefern die vier Hauptdarstellerinnen Michelle Argyris, Emily Alatalo, Chelsea Muirhead und Kiriana Stanton sauber ab und haben untereinander eine gute Chemie. Als Imperator darf Julian Richings („Man of Steel“) schön seltsam aufspielen und Ryan Allen gibt als Driller so ziemlich den einzigen positiv besetzten Mann im Film. Der Rest darf einfach Schwein sein. Wie wir Männer nunmal so sind.
„Spare Parts“ ist unvermutet unterhaltsam
„Spare Parts“ von Regisseur Andrew Thomas Hunt („Sweet Karma“) gefällt schon alleine dadurch, dass er purer Trash ist, aber nicht den Anspruch an sich selbst hat, unbedingt schlecht sein zu müssen. Man spürt, dass der Film aus den richtigen Absichten heraus entstanden ist und Große-Jungs-Kino das Ziel war.
„Spare Parts“ gibt dementsprechend gefühlt alles, um möglichst schadlos von einer Arena-Szene zur nächsten zu kommen. Da Dramaturgie, Charakterzeichnung und Storytelling nicht so wirklich die Stärken der Macher waren, knarzt es allerdings einige Male gar kräftig im Gebälk. Vieles läuft ins Leere, Heldentode bleiben total egal, herbeieilende Retter verpuffen wirkungslos und irgendwie fehlt dem ganzen Gebräu ein echter Höhepunkt – achja, und – Chauvialarm – nackte Hupen! Je nach Stimmungslage kann das Ergebnis aber dennoch ordentlich Spaß machen.
Die deutsche DVD von Sunfilm / Tiberius Film mit FSK 18 Freigabe kann ich an dieser Stelle freilich nicht empfehlen. Nameless steuerte die ungekürzte Fassung in diversen Mediabook-Editionen nach. Die haben keinerlei Extras zu bieten, kommen aber immerhin mit einem hübschen Buchteil mit Infos zum Film und den Darstellerinnen.
In diesem Sinne:
freeman
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