Originaltitel: Resident Evil: Welcome to Raccoon City__Herstellungsland: Deutschland, Kanada, USA__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Johannes Roberts__Produktion: Paul W.S. Anderson u.a.__Darsteller: Hannah John-Kamen, Kaya Scodelario, Neal McDonough, Tom Hopper, Robbie Amell, Donal Logue, Avan Jogia, Lily Gao, Stephannie Hawkins, Nathan Dales u.a. |
Viele Fans hat sich Paul W.S. Anderson mit seinen „Resident Evil“-Verfilmungen unter Gamern nicht gemacht. Bei Actionfans funktionierten seine stilisierten Actioner mit seiner Ehefrau Milla Jovovich in der Hauptrolle hingegen ganz gut und spielten durchweg genug Kohle ein, um insgesamt sechs Filmausflüge zu rechtfertigen. Die Tatsache, dass man die Kernzielgruppe aber eben nie so recht erreicht hatte, war Grund genug, sich nicht mit den bisher eingespielten Penunsen zufrieden zu geben. Da lag noch Geld auf der Straße. Dementsprechend wurde beschlossen, ein Reboot auf den Weg zu bringen. Im übrigen mitproduziert von Paul W.S. Anderson.
Als Regisseur verpflichtete man Johannes Roberts („The Strangers: Opfernacht“), der sich prompt als gewaltiger Fan der Spielvorlage von Capcom outete und ankündigte, dass sich sein „Resident Evil: Welcome to Raccoon City“ stark an den beiden ersten Games orientieren werde. Das Ergebnis erzählt nun folgende Geschichte.
Claire Redfield ist auf dem Weg nach Raccoon City. Die Stadt, in der sie einst in einem Waisenhaus gemeinsam mit ihrem Bruder Chris aufgezogen wurde, ist seit dem Weggang des Pharmakonzerns Umbrella Corporation am Ausbluten. Was sie eigentlich in der Stadt will, bleibt schleierhaft. Zumindest will sie mit ihrem Bruder, der bei der örtlichen Polizei arbeitet, Kontakt aufnehmen. Der begrüßt sie wenig erfreut, habe Claire ihn doch einst in dem Waisenhaus alleine sitzen lassen.
Doch Chris kommt gar nicht dazu, sich weiter aufzuregen, wird er doch zu einem Tatort gerufen. In einem herrschaftlichen Anwesen wurde demnach eine Leiche gefunden. Kaum ist er gen Einsatzort verschwunden, wird Claire von einer Frau mit blutunterlaufenen Augen attackiert. Claire flüchtet sich in das Polizeirevier ihres Bruders, welches alsbald von außen und innen von Angreifern attackiert wird. Derweil geht Chris’ Einheit in der Villa durch die Hölle.
Schaut in den Actionfilm mit mildem Horroranteil hinein
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Jill Valentine, Ada Wong, Chris und Claire Redfield oder Albert Wesker. Das Name Dropping beherrscht „Resident Evil: Welcome to Raccoon City“ formidabel. Die Schauplätze der Villa und des Polizeireviers kennen die Fans der ersten beiden Spiele ebenfalls nur zu gut. Zudem zeigt das Making-of-Material eindrücklich, dass Regisseur Roberts hier manche Szenen teilweise 1:1 nachahmt und seine Bilder mit Easter Eggs für die Gamefans vollpfropfte. Mit seinen Bezügen zu den Spielvorlagen betreibt er also richtig krassen Fanservice. Ein guter Film ist dennoch nicht dabei herumgekommen.
Das Hauptproblem: Sämtliche Figuren im Film sind dem Zuschauer vollkommen kackegal. Kein Charakter wirkt plausibel herausgearbeitet, keine Figur scheint Motive für ihr Handeln zu haben und Kultfiguren wie Leon Kennedy verhalten sich wie die letzten Vollpfosten. Infolgedessen ist dem Zuschauer vollkommen egal, wer hier gerade aus welchen Gründen in Gefahr gerät und ob er sich wohl retten kann.
„Resident Evil: Welcome to Raccoon City“ ist dementsprechend vollkommen unspannend und schafft es nicht einmal, den einen oder anderen Jump Scare zu platzieren. Diese sind einfach total durchsichtig und folgen hinlänglich bekannten Strickmustern. Dass die Heldenparty zudem auf zwei Schauplätze (Revier, Villa) aufgeteilt werden, hilft dem Film ebenfalls keinen Deut. Auch und vor allem, weil an keinem der Schauplätze wirklich Interessantes passieren will. Teilnahmslos lässt man wirklich dumme Dialoge über sich ergehen und zuckt bei vermeintlichen Erklärungen einfach nur gelangweilt mit der Schulter.
Und egal, was Roberts an Ablenkung zündet, um von den erzählerischen Defiziten abzulenken, es funktioniert einfach nicht. Das gilt rundweg auch für die Action. Die wird erst verdammt spät gezündet, gerät saft- und kraftlos, transportiert kaum Härte und wird in zwei Spektakelszenen gewaltig durch irgendwie nicht fertig wirkende Special Effects ausgebremst. Allgemein sind die Special Effects ein echter Pferdefuß des Streifens. So sehen beispielsweise die Zombie-Hunde des aktuellen Streifens unglaubwürdiger aus als jene im Erstling von Paul W.S. Anderson. Wie auch immer man das hinbekommen hat.
Wer nun zumindest hofft, dass der Film auf einen fetten Showdown hinarbeiten könnte, den muss ich fürchterlich enttäuschen. Für mich war das gebotene Finale aus langweiligem, weil höhepunktlosem Zombie-Abräumen, etwas Zugfahren und dem nicht mal einminütigen Fight gegen ein zumindest schön designtes Endmonster der totale Antiklimax. Weder passen die Schauwerte noch die Actiondichte. Eine einzige Enttäuschung.
Keine Enttäuschung ist der fantastische Düsterlook von Alexandre-Aja-Stammkameramann Maxime Alexandre („Crawl“). Der durchgehend in einer Nacht spielende Streifen sieht einfach spitze aus und in manchen Szenen, etwa wenn nur Schüsse die Szenerie erhellen, will man den Film einfach nur lieben. Dennoch bleibt am Ende die Erkenntnis, dass die Optik Alexandres schlichtweg einen besseren Film verdient hätte. Musikalisch geben sich hier düstere Elektronikmusik und absolut unpassende Popsongs die Klinke in die Hand und lassen einen zwischen wohlig erschauernd und ratlos dreinblickend zurück. Selbst der irgendwie genial schräge Einsatz des Songs „Crush“ von Jennifer Paige ist total hinrissig.
Darstellerisch bleibt zumindest festzuhalten, dass „Resident Evil: Welcome to Raccoon City“ einen durchaus interessanten Cast aus angesagten Seriengesichtern aufzubieten hat. Blöderweise kommt keiner von ihnen wirklich zum Tragen. Selbst lecker Kaya Scodelario („Tiger House“) bleibt für den Film vollkommen egal. Immer wieder wird sie vom Drehbuch aus dem Film gedrängt, obwohl ich ihrer Heldin gerne durch die finstere Nacht des Streifens gefolgt wäre. Kaya revanchiert sich, indem sie sich kaum beim Spielen erwischen lässt.
Hannah John-Kamen („SAS: Red Notice“) nervt mit ihrer aufgesetzten Coolness, Robbie Amell („The Babysitter“) bleibt vollkommen farblos, Avan Jogia ist als Leon Kennedy mehr damit beschäftigt, sich die Haare aus dem Gesicht zu streifen, als zu spielen, Donal Logue („Die Gruft in den Sümpfen“) hat spürbar keinen Bock auf den Film und Neal McDonough („Apex“) bekommt nichts, mit dem er arbeiten könnte. Einzig Tom Hopper („Northmen“) versprüht so etwas wie Spielfreude, wirkt aufgrund der Unlust um ihn herum aber beinahe wie ein Overacter.
„Resident Evil: Welcome to Raccoon City“ ist eine Totgeburt
Was man Regisseur Johannes Roberts nicht vorwerfen kann, ist, dass er nicht zumindest versucht hat, mit seinem Streifen die Gamer zu erreichen. Sein „Resident Evil: Welcome to Raccoon City“ betreibt sinnvolleres Name Dropping als Andersons Streifen, ahmt die Spiele in Einzelszenen teils detailgetreu nach und versucht, die ersten beiden Spiele der Reihe zu einem schlüssigen Ganzen zu verschmelzen. All diese Ansätze reichen allerdings niemals aus, um etwas zu generieren, das als Film funktioniert, geschweige denn unterhält.
Es fehlt an einer schlüssigen Dramaturgie, Figuren zum Mietfiebern, Action und vor allem Spannung. Und obschon der Film über die Laufzeit hinweg von Menschen zu Zombies mutierende Charaktere, Zombieköter, Licker und gewaltige Monstren präsentiert, kommt niemals das Gefühl auf, hier einem Horrorfilm beizuwohnen. Es wirkt, als habe man alles an ungemütlicher Atmosphäre, was die Spiele ja aus- und zum Hit machte, herausgepresst und achtlos weggeschüttet. Das kann nicht einmal Maxime Alexandres düstere Bilderwelt ausgleichen. Wenn dann nach dem komplett vergurkten, langweiligen Showdown noch eine Fortsetzung geteased wird, wirkt das eher wie eine Drohung denn wie eine Verheißung. Achja, und wo sind eigentlich die ganzen Waschbären?
Die deutsche DVD / Blu-ray / 4K UHD zum Film kommt von Constantin Film. Diese ist mit einer FSK 16 Freigabe uncut und hat zumindest ein paar nette Extras zu bieten. Streamen kann man den Streifen freilich auch.
In diesem Sinne:
freeman
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