Originaltitel: Di Gong Mie Shu__Herstellungsland: China__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Jiang Zhu__Darsteller: Kingdom Yuen, Chan Ho-Man, Zhang Dong, Yuen King-Tan, Sun Yuan Ning u.a. |
Detective Dee wird vom Bürgermeister einer chinesischen Stadt gebeten, die Gefangenen aus dem Gefängnis im Südteil der Stadt in das Gefängnis im Norden zu verlagern. Das Gefängnis im Süden sei von unzähligen Ratten überrannt worden. Die bauliche Substanz wurde dabei derart beschädigt, dass das Gebäude nicht mehr geeignet erscheint, gemeingefährliche Verbrecher von der Allgemeinheit fernzuhalten.
Detective Dee nimmt den Auftrag an und kommt am Ort des Geschehens aus dem Staunen kaum heraus. Die Ratten haben eine Spur der Verwüstung hinterlassen und diverse Knastinsassen angenagt. Als Dee die Gefangenen entsprechend seines Auftrages verlegt, kommt es zu einem Ausbruchsversuch. Doch die meisten der Geflüchteten kommen nicht weit. Eine mittels Rattenbissen übertragene Pest lässt ihre Körper kollabieren und die Flüchtlinge an Ort und Stelle versterben.
Als Dee mit den übrig gebliebenen Gefangenen im Norden der Stadt angekommen ist, türmen sich die seltsamen Ereignisse übereinander. Den alarmierten Bürgermeister scheint die Rattenplage und die damit einhergehende Pest kaum zu scheren. Ein General riegelt den Süden der Stadt ab und lässt sämtliches Essen aus den abgeriegelten Vierteln abtransportieren. Spätestens da beschleicht Dee das Gefühl, dass irgendetwas mit der Rattenplage nicht so ist, wie es zu sein scheint. Infolgedessen beginnt die gewitzte Spürnase zu ermitteln.
Ein Detective-Dee-Trittbrettfahrer
Die von Tsui Hark auf den Weg gebrachten Detective-Dee-Streifen „Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen“, „Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers“ und „Detective Dee und die Legende der vier himmlischen Könige“ haben die Figur des Detective Dee, die auf einem bekannten chinesischen Beamten der Tang-Dynastie mit Namen Di Renjie basierte, auch in unseren Breiten etwas bekannter gemacht. Was nicht verwundert, boten die Streifen doch jeweils eine bunte Wundertüte an schönen Ideen und fantastischem Kintopp.
Der Erfolg der Tsui-Hark-Trilogie rief diverse Nachahmer auf den Plan. Deutlich niedriger budgetiert und vorrangig konzipiert, um auf den Erfolg der Blockbuster mit Andy Lau und Mark Chao aufzuspringen. In diese Kerbe schlägt auch der mit zwei Millionen Dollar alarmierend billig abgedrehte „Detective Dee und das Geheimnis des Rattenfluches“.
In dem wird ein von Chan Ho-Man erschreckend blass gespielter Detective Dee mit mehreren Problemherden konfrontiert. Da wäre der offensichtlichste: Die Rattenplage inklusive der durch die Ratten übertragenen Pest. Deren Bekämpfung / Eindämmung mit gnadenlosen Lockdowns erinnert sicherlich nicht von ungefähr an die zur Zeit der Entstehung des Filmes brandaktuelle Corona-Situation.
Problemherd zwei hängt mit den Gefangenen zusammen, die Detective Dee zu Beginn des Filmes überführt. Unter denen befindet sich nämlich zum einen eine junge Dame, die mit Detective Dee amourös verbandelt scheint, und zum anderen ein fieser Fieswicht, dem man nachsagt, mit Dämonen im Bunde zu sein. Ist er für die Rattenplage verantwortlich?
Problemherd drei umfasst dann das eigentliche Rätsel hinter der Rattenplage. Dieses greift in dem mit 84 Minuten Laufzeit nicht eben langen Streifen leider ein wenig zu spät, wertet den Film aber noch einmal deutlich auf. Auch weil rund um Problemherd drei das analytische Gespür Detective Dees richtig gefragt ist, während er zuvor teilweise regelrecht hilflos am Rand stand und den Ereignissen zuschaute. In den letzten 30 Minuten macht „Detective Dee und das Geheimnis des Rattenfluches“ infolgedessen richtig Laune und biegt zumindest erzählerisch in die richtige Richtung ab.
Davon abgesehen kann „Detective Dee und das Geheimnis des Rattenfluches“ den Tsui-Hark-Streifen in keinerlei Abteilung das Wasser reichen. Selbst die auf den ersten Blick angenehm aufwändig wirkende Ausstattung bleibt in Sachen Detailfreude hinter den Blockbustern Harks deutlich zurück. In den Kulissen bewegen sich durchwegs zum Overacting neigende Darsteller, die sowohl in den Nebenrollen als auch den Hauptrollen keinerlei Charisma zu versprühen wissen.
Zur Auflockerung der Handlung gezündete Action speist sich rundweg aus eher steifen Martial-Arts-Einlagen, in denen zwar extrem am Bodycount gedreht wird, das reichlich verspritzte Blut aber immer sichtlich aus dem Rechner stammt. Der musste auch zur Generierung der Rattenplage herhalten. Und zwar gänzlich. In „Detective Dee und das Geheimnis des Rattenfluches“ gibt es dementsprechend nicht eine einzige echte Ratte zu sehen. Und die Ratten, die es zu sehen gibt, spotten jedweder Realität, bewegen sich total seltsam und schweben immer schön über dem Boden, weil das Compositing überhaupt nicht passt.
Es wirkt, als habe man samt und sonders die Rechenroutinen von „Rats on a Train“ übernommen. Der ließ nämlich ähnlich potthässliche CGI-Ratten auf den Zuschauer los und sorgte ebenfalls für entsetztes Kopfschütteln. Grässlich. Dementsprechend kann man die eigentliche Bedrohung des Filmes auch niemals ernst nehmen. Zumal der Film auch gar nicht erst versucht, in Richtung Creature Feature zu blinzeln und vielleicht Spannungsszenen um die Vierbeiner zu generieren. Die branden zumeist einfach wie eine gewaltige Welle über die wild herum hampelnden Opfer und nagen sie im Vorbeigehen kaputt. Lächerlich.
Auch Feuerszenen und Kamerafahrten durch ein unterirdisches Höhlensystem stammen weitgehend aus dem Rechner. Eigentlich alles, was aufwändiger anmutet, wird einem in Form von Pixelbrei vor die Füße gerotzt und wirkt extrem lieblos. Das gilt auch für die eher kostengünstig anmutende optische Umsetzung und den langweiligen Score.
„Detective Dee und das Geheimnis des Rattenfluches“
Was am Ende bleibt, ist ein Trittbrettfahrer, der im Großen und Ganzen schadlos goutierbar ist, solange man keinerlei Vergleiche zu den filmischen Wundertüten von Tsui Hark zieht. Zwar muss man sich auch dann mit dem farblosen Detective-Dee-Darsteller erst einmal arrangieren, dessen steife Kampfbewegungen ignorieren und Entwicklungen um dessen Detektiv-Charakter hinnehmen, die logisch null nachvollziehbar sind (die „Liebesgeschichte“ mit der Gefangenen ist der totale Wirrsinn), aber sobald der Detektiv eben ans Ermitteln kommt, macht der Streifen tatsächlich Spaß.
Und dass, obschon er in fast allen Departements deutlich unterbudgetiert wirkt. Zusätzlich versprüht er eine unangenehm lieblose Grundattitüde und fährt absolut grässliche CGI-Ratten auf. Letztere legen eigentlich einen anderen Titel für den Film nahe: „Detective Dee und das Geheimnis der quietschenden braunen Masse, die sich gerne im Zickzackmuster bewegt“.
Über eine Veröffentlichung auf physischen Datenträgern ist mir bislang nichts bekannt. Auf VoD-Plattformen wie Amazon-Prime kann man den Film (eher schwach) deutsch synchronisiert leihen und kaufen. Er scheint mit Koch Media in Verbindung zu stehen.
In diesem Sinne:
freeman
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