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Puppetmaster 2 – Die Rückkehr

Originaltitel: Puppet Master II__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1991__Regie: David Allen__Darsteller: Elizabeth Maclellan, Collin Bernsen, Steve Welles, Greg Webb, Charlie Spradling, Jeff Celentano, Nita Talbot, Sage Allen, George ‘Buck’ Flower, Sean Ryan u.a.
Puppetmaster 2

In “Puppetmaster 2” kehren die Killerpuppen zurück

Nachdem der Vorgänger zum Videothekenhit wurde, folgte im Jahresabstand das Sequel „Puppetmaster 2“. Dieses Mal auf dem Regiestuhl: Effektguru David Allen, der beim Vorgänger für die Tricks verantwortlich zeichnete.

Dabei handelt es sich um einen jener zweiten Teile, die den Vorgänger größtenteils nachdrehen und nur an Stellschrauben etwas verändern. Also fungiert hier wieder das Bodega Bay Inn als Schauplatz, wieder trifft sich eine Gruppe Gleichgesinnter. Anstelle der psychisch Begabten aus dem Erstling ist hier allerdings nur das schwer esoterische Medium Camille (Nita Talbot) als Vertreterin einer ähnlichen Sparte dabei, der Rest besteht aus Wissenschaftlern im Auftrag der Regierung: Carolyn Bramwell (Elizabeth Maclellan), ihr Bruder Patrick (Greg Webb), Wanda (Charlie Spradling) und Lance (Jeff Celentano). Auf die Fährte des Hotels und seiner Geheimnisse sind sie durch den Überlebenden des Erstlings gekommen, dem die Geschehnisse von „Puppetmaster“ allerdings ein Leben in der Klappse einbrachten.

Das Publikum weiß zu diesem Zeitpunkt bereits, dass die Killerpuppen ihren Erschaffer Andre Toulon ausgebuddelt und mittels eines speziellen Serums zu neuen Leben erweckt haben. Von den gleich zwei Unheilspropheten, einem Redneckpaar, welches dem Medium eher widerwillig den Weg zum Hotel weist, weiß man bereits, dass die Püppchen immer noch ihr Unwesen treiben. Wenn dann noch der komplett gesichtsbandagierte, angebliche Besitzer des Hotels auftaucht, ist in Verbindung mit der Eingangsszene unschwer zu erraten, wer sich da hinter Mullbinden und Sonnenbrille verbirgt – das Outfit ist zweifellos eine Hommage an den Universal-Klassiker „Der Unsichtbare“.

Natürlich sind auch die Forscher in erster Linie Beute für Toulons mörderische Meute, die allerdings dringend menschliche Frontlappen ernten müssen, um nach rund 50 Jahren Betrieb nicht den Geist aufzugeben. Doch Toulon will nicht nur sich und seine Geschöpfe neu beleben, er hat auch ein Auge auf Carolyn geworfen, die ihn an seine verstorbene Frau erinnert…

Schaut den “Puppetmaster 2”-Trailer

Der umtriebige Produzent Charles Band und seine Firma Full Moon machten es sich bei „Puppet Master 2“ denkbar einfach. Man kehrte nicht nur an den gleichen Schauplatz zurück, konnte Kulisse und Requisiten wiederverwenden, man präsentierte auch eine in weiten Teilen identische Story. Wieder wird eine Gruppe bei Untersuchungen des Gemäuers dezimiert, wieder haben die Puppen einen quasimenschlichen Puppenspieler, der sie antreibt, im Nacken. Sogar das Finale ist in seinem Verlauf dem Vorgänger sehr ähnlich. So werden hier nur Details verändert und das nicht immer zum Guten.

So ist die Wissenschaftlertruppe hier wesentlich charakter- und farbloser als die Riege der übersinnlich Begabten aus dem Vorläufer. Da man die Puppen schon wesentlich früher tanzen lässt und bereits zwei der fünf Wissenschaftlerprotagonisten innerhalb des ersten Drittels wegkillt, müssen zwischendurch unmotiviert noch ein paar Nebenbeiopfer abgeschlachtet werden, darunter die Rednecks vom Anfang des Films und ein nerviger Junge. Das ist einerseits ein kleiner Tabubruch, passiert aber andrerseits offscreen und das Kind wird als so unausstehlich gezeichnet, dass sich die Trauer in Grenzen hält.

Gerade bei den Mord- und Spannungsszenen fällt auf, dass die Kameraarbeit von Thomas F. Denove („Cold Steel“) wesentlich biederere Hausmannkost als jene von Vorgänger Sergio Salvati ist, weniger mit ausgeklügelten Fahrten und subjektiven Sichten aus Puppenperspektive arbeitet. Manches Opfer wird auch recht fix ohne großen Spannungsaufbau um die Ecke gebracht, andere Szenen sind schon recht gelungen inszeniert, etwa der Überlebenskampf der Farmerin gegen ein Puppentrio. Zudem sind die Puppen hier verwundbarer, weshalb zwei von Toulons Kreationen erwischt. Mit Torch, einem uniformierten Soldaten mit Patronenzähnen und Flammenwerferarm, gibt es Nachschub aus seiner Werkstatt, der reichlich zum Einsatz kommt, während einige der Vorgängerpüppchen auf Sparflamme laufen: Mrs. Leech spuckt keinen einzigen Blutegel, sondern schwingt nur einmal ein Messerchen. Aber die Einsätze der kleinen Racker bringen ein Grundmaß an Slasherspaß und an der Qualität der Tricks wurde auch noch etwas gefeilt, was zu den Stärken von „Puppetmaster 2“ zählt.

In anderen Punkten unterbietet Allens Sequel David Schmoellers Erstling allerdings. Vor allem Toulons andauerndes Salbadern wirkt wie ein verzweifelter Versuch, um noch ein paar Minuten für die Spielfilmlänge zu schinden. Allerdings kommt bei dem Monologisieren wenig herum. Eine Rückblende in seine Vergangenheit wirft mehr Fragen auf als sie beantwortet. Man erfährt das Toulon das Geheimnis der Kreation lebender Puppen bei einer Reise in den Orient erfuhr, warum der einheimische Magier allerdings Toulons Marionettentheater via Gedankenkraft abfackelte und ihn so zu seinem Lehrling machte, bleibt ungeklärt. Das der Franzose Toulon im O-Ton mit einem eher deutschen Akzent spricht, ist auch eher schlampig von Filmemacherseite. Dass er zudem über die Filme hinweg keine konstante Figur ist, muss man verknurpsen: Im ersten Teil erschien er eher als Opfer, im Prequel „Puppetmaster 3“ als tragische Rachegestalt, in diesem Film als unausstehlicher Stelzbock und arroganter Unsympath.

Die ausgesprochen mäßige Darbietung von Steve Welles („Starfire“) könnte auch einer der Gründe dafür gewesen sein, dass man die Toulon-Rolle im Folgefilm neu castete. Nicht, dass hier die Creme de la Creme des B-Horrorfilms am Werke wäre: Der spät auftauchende männliche Held Collin Bernsen („Double Trouble“) wirkt wie ein Schmierlappen, der Rest ist größtenteils hölzern, sodass nur Elizabeth Maclellan („Kampf der Roboter“) in der weiblichen Hauptrolle eine ansatzweise brauchbare Figur macht. B-Movie-Dauernebendarsteller George ‘Buck‘ Flower („Wings of Freedom“) hat zwar viel Erfahrung, aber seine Rolle als Mann des Redneckpaares ist nur kurz dabei.

So ist „Puppetmaster 2“ dann ein eher mäßiges Schlitzerfilmchen, das mit charmanten Puppentricks und ein paar netten Mordszenen phasenweise bei Laune hält, dazwischen aber reichlich Längen hat, mit einem nervigen Toulon aufwartet und selbst für B-Horror-Verhältnisse uninteressante Figuren auffährt. Da war das darauffolgende Prequel reizvoller, auch wenn dies damit den überraschend gelungenen Schlussgag des zweiten Teils vorerst nicht aufnahm.

Auf Video war „Puppetmaster 2“ leicht gekürzt ab 18 Jahren freigegeben. Auf DVD erschien er unter anderem bei X-Rated, cmv-Laservision/AL!Ve und ’84 Entertainment, ungekürzt und ungeprüft oder JK-geprüft. Inzwischen wurde der Film von der FSK ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben unter anderem für die Blu-Ray-Edition von Wicked Vision. Die deutschen DVD und Blu-Rays von Centurio sind zwar auch ab 18, bieten aber nur die gekürzte Videoversion. Die früheren DVD-Veröffentlichungen boten Trailer und ein Behind the Scenes als Bonus, eine Rezension der neuen Blu-ray aus der Trunk Edition von Wicked Vision folgt weiter unten, gleich nach unserer zweiten Kritik.

© Nils Bothmann (McClane)


……


Puppetmaster 2 - Die Rückkehr

Das Cover der Neuveröffentlichung von Wicked Vision

Toulon’s Back From the Grave, Baby!

Man könnte wohl sagen: Jeder Film unter Charles Band ist der potenzielle Auftakt einer Franchise. Diese Mentalität hat der Full-Moon-Gründer in seiner langen Geschäftskarriere immer wieder unter Beweis gestellt. Bringt es dir Kapital ein, baue es ohne Rücksicht auf künstlerische Sinnhaftigkeit bis zum Sanktnimmerleinstag aus und verkaufe noch ein paar T-Shirts dazu. Wenn nicht, probiere dich eben an der nächsten verrückten Idee. Was „Puppet Master“ angeht, kann man wohl ohne jeden Zweifel sagen, dass von Beginn an eine lange Filmreihe in der Luft lag. Denn kaum einem der vielen B-Streifen des Studios gelang es in gleicher Weise, schon über den Launch-Titel einen mythologischen Schirm zu spannen, der genug Platz bot für eine prinzipiell unendliche Abfolge von Sequels.

Dass die Entstehung der langlebigsten und wichtigsten Franchise des Studios kein Zufall war, davon mag auch Bands Entscheidung zeugen, Stop-Motion-Animator David Allen zum Regisseur der ersten Fortsetzung zu erklären; vermutlich, um ihn an die Reihe zu binden und sich seine Talente als Puppenmeister über weitere Jahre zu eigen zu machen. Eine Entscheidung, mit der Produzent David DeCoteau, selbst Regisseur vieler Band-Produktionen, allem Anschein nach nicht sehr glücklich war. Allen nämlich sei ein schrecklicher Koordinator am Set; er brauche unheimlich lange, um dann äußerst mickrige Ergebnisse zu Tage zu bringen. Eine Erkenntnis, die bei einem Stop-Motion-Künstler bei genauerer Überlegung wohl nicht gerade überraschen dürfte…

Es sollte am Ende Allens einzige Regiearbeit bleiben, und sein Schaffen als Regisseur war es sicherlich nicht, das nach seinem Tod im Jahr 1999 in Erinnerung blieb. Und doch festigt er mit „Puppet Master 2 – Die Rückkehr“ das Fundament für die Reihe und liefert dabei für eine Video-Produktion mehr als solide Arbeit ab, die sich zwar deutlich am Original orientiert, in den Details aber dann doch spielerisch eigene Wege beschreitet.

Schon die Eröffnung, in der André Toulon von seinen Puppen aus dem Grab geborgen wird, zeugt von einer starken Leidenschaft für das von Blitz und Donner erhellte Gothic-Gruselkino, stark angelehnt an Pulp-Comics von Omas Dachboden und alte B-Movies auf Opas Schwarzweißfernseher. Mit dem neuerlichen Einzug von Parapsychologen in das Hotel riecht zunächst alles nach einer strikten Neuauflage des Originals, zumal es wieder unser alter Bekannter „Tunneler“ ist, der mit seinem Einhornschädel das Buffet eröffnet. Spätestens mit Ankunft des aus dem Grabe auferstandenen Toulon verändert sich aber die Tonalität.

Puppetmaster 2 - Die Rückkehr

Neuzugang Torch sollte man besser nicht vors Rohr laufen.

Toulon, in offensichtlicher Reminiszenz an Universals „Der Unsichtbare“ als vermummte Gestalt mit Sonnenbrille in Erscheinung tretend, mischt sich nämlich wie ein ungebetener Gast unter die Parapsychologen und bringt stetiges Unbehagen in die Runde, wie bei dem Außenseiter, der sich einfach selbst auf die Party eingeladen hat und der zu unheimlich ist, als dass irgendwer den Mumm aufbringen würde, ihm zu sagen, er möge doch bitte seine Bandagen in die Hand nehmen und verschwinden. Beim „Unsichtbaren“ enden die Parallelen zum Universal Horror nicht, wie man bald feststellt; auch Dracula spiegelt sich in seiner steten Suche nach Parallelen zwischen der Leiterin der Gruppe (Elizabeth Maclellan) und seiner verstorbenen Frau, die er mit dem vornehmen Ton eines Gentlemans alter Schule vorantreibt. Wo B-Movies vergleichbarer Art den Leerlauf zwischen den Kills mit oberflächlichem Teenager-Material füllen müssen, bekommt man hier tatsächlich Dialoge, die mit Substanz oder wenigstens einer wortgewandten Rhetorik angereichert sind, mit denen auf angenehme Weise an die belesenen Schurken des klassischen Horrorfilms erinnert wird.

Passend dazu werden im Endeffekt auch die Slasher-Anleihen zurückgefahren, die den ersten Teil noch bestimmt hatten. Vielleicht lässt sich Allens Einfluss gerade an der Hinwendung zum Phantastischen Kino ablesen, wodurch „Puppet Master 2 – Die Rückkehr“ trotz der vergleichsweise statischen, wenig dynamischen Inszenierung bunter und leuchtender wirkt. Keller und Hüttenverschläge ausstaffiert mit giftgrünen Phiolen und Kesseln voller Hexenbräu, im Kontrast dazu das Himmelblau der kalifornischen Außenlandschaften, das hat schon seine Schauwerte. Einige Subplots sorgen für zusätzliche Kontraste; so kippt die Stimmung in den Szenen rund um das alte Farmer-Paar in Richtung „The Curse“ und Konsorten, während die Rückblende ins alte Ägypten nicht bloß eine weitere Universal-Anleihe mit Bezug auf “Die Mumie” ist, sondern zugleich eine tiefe Verneigung vor Ray Harryhausen darstellt, dessen Kreationen oft im orientalisch anmutenden Kontext präsentiert wurden – mit dem gleichen Prestigio-Effekt, mit dem der Kellner die silberne Haube wegzieht, um dem Gast den kunstvoll angerichteten Teller zu präsentieren. Allens Stop-Motion-Arbeiten liefern dabei den jeweils nur Sekunden währenden Aha-Effekt, strategisch klug über die gesamte Laufzeit verteilt. In diesen Sekunden ergibt sich dann auch mal ein wenig Dynamik (wenn etwa Blade in einer fast dreidimensional anmutenden Einstellung vom Bett springt und gen Kamera sprintet). Abseits dieser Highlights wird wie gehabt viel mit Animatronik gelöst, diesmal aber zusätzlich angereichert durch gelungene Maskeneffekte bei Toulon selbst wie auch vor allem bei den lebensgroßen Puppen à la Pinocchio, deren Make-Up einen durchaus beklemmenden Uncanney-Valley-Effekt erzeugt. Eine kurze Einlage um einen kleinen Jungen, der mit der sadistischen Freude eines Kindes seine Puppen malträtiert und dafür von Neuzugang Torch, einem Flammen werfenden Unhold mit Partonenzähnen und Nazi-Montur seine Quittung erhält, sorgt sogar noch für einen kleinen Tabubruch im Horror-Genre. Doch nicht nur wegen der konsequenten Strafe bleibt die Szene im Gedächtnis, sondern auch, weil sie eine spielerische Annäherung an die Gräuel des Nationalsozialismus und seiner Implikationen darstellt, wie sie kaum effektiver auf den Punkt gebracht werden könnte.

Puppetmaster 2 - Die Rückkehr

Was für putzige kleine Gedärme!

Nimmt man die Stop-Motion-Kreatur Homunculus und den an Blade angelehnten Mephisto aus der Ägypten-Rückblende einmal aus, ist Torch auch der einzige Neuzugang in der Pupppenkiste, denn Blade, Jester, Pinhead, Tunneler und Leech Woman sind bereits aus dem ersten Teil bekannt. Auffällig ist, dass die Puppen insgesamt verletzlicher wirken als im ersten Teil, was auch damit zusammenhängt, dass das Studio die eine oder andere Figur aus dem Spiel nehmen wollte. So findet eine der Puppen ein recht endgültiges Ende, weil sie für die zukünftige Vermarktung der Reihe als zu verstörend eingestuft wurde. Der Entscheidung mag man nicht zustimmen, die neue Mortalität der Puppen wirkt sich aber positiv auf die Spannung aus und verschafft dem Zuschauer letztlich die gleiche Befriedigung, mit der er eine Kakerlake zertreten würde, die ihm vorher tagelang auf den Senkel gegangen ist. Darüber hinaus passt sie zur Story, die sich ja immerhin darum dreht, dass den Puppen langsam der Saft ausgeht und ihnen neue Energie eingeflößt werden muss, um ihr Überleben zu sichern.

„Puppet Master“ ist unter dem Strich vielleicht das rundere Gesamtwerk, aber „Puppet Master 2 – Die Rückkehr“ wirkt weitaus bunter und vielfältiger in seinem Ausdruck. Dass im Grunde lediglich der Handlungsbogen von Teil 1 noch einmal erzählt wird, übertüncht Allen mit abwechslungsreichen Sets, die vor Phantastik nur so strotzen, vielen Anleihen an das klassische Gruselkino und nicht zuletzt diversen Messerspitzen seiner Stop-Motion-Künste, die strategisch klug über den gesamten Film verteilt sind. Mit echtem Kino hat das natürlich nichts zu tun, wohl aber mit fachgerecht produzierter Videothekenware.

Informationen zur Veröffentlichung

Full Moon Classic Selection #11

Bereits bei der Besprechung des ersten Teils hatten wir das Schmuckstück von Puppenkoffer vorgestellt, mit dem die „Puppet Master“-Reihe im Oktober 2019 auf Reisen in die deutschen Sammlerregale ging, außerdem die Standard-Auflage im Pappschuber, die anderthalb Jahre später nachgeschoben wurde. Deswegen gehen wir nicht mehr weiter auf Verpackung, Gimmicks und allgemeine Präsentation ein. Im folgenden soll es speziell um den Teil der Box gehen, der sich um „Puppet Master 2 – Die Rückkehr“ dreht.

Das Booklet

Und da beginnen wir am besten mit dem Booklet, denn das ist ja ausführlich genug, dass auf jeden Teil einzeln eingegangen wird. Die Seiten 21 bis 24 sind dabei dem zweiten Teil gewidmet. Christoph N. Kellerbach beschreibt in erster Linie die Dynamiken zwischen den Posten Regie, Produktion und Drehbuch; so habe Charles Band den in Sachen Regie unerfahrenen Effektkünstler David Allen deswegen als Regisseur besetzt, weil er wollte, dass sein Film von den Spezialeffekten angetrieben wird. Ferner habe sich Autor David Pabian stark an den Universal-Klassikern orientiert, was Allen dann auch ziemlich geradlinig umgesetzt habe. Im zweiten Teil geht es um die Auswertungsstrategie auf Video. So sei der Film ohne Probleme durch die amerikanische Zensurbehörde gelaufen, habe aber für den deutschen Markt leicht entschärft werden müssen. Zu Promotion-Zwecken habe man außerdem eine kleine Comic-Reihe in Auftrag gegeben, in der die WWII-Hintergründe der Puppen beleuchtet wurden. Darüber hinaus war „Puppet Master 2 – Die Rückkehr“ die Geburtsstunde der „Videozone“-Making-Of-Featurettes, die begonnen mit diesem Titel für die meisten Full-Moon-Filme produziert wurden und so Beschäftigung über den Hauptfilm hinaus ermöglichten. In einer kuriosen Anekdote heißt es, Paramount habe das zusätzliche Gewicht der Videokassetten beim Versand nicht bezahlen wollen, das durch die längeren Videobänder in Folge der Featurettes entstand, so dass Band die Differenz aus eigener Tasche bezahlen musste.

Das Cover-Artwork

Auch die Blu-ray von „Puppet Master 2 – Die Rückkehr“ bekommt in der Box ihr eigenes Scanavo Case. Das Covermotiv ist nicht ganz so hübsch wie das zum Vorgänger, weil es doch recht leer wirkt. Die Figuren Blade, Pinhead und Torch posieren da nebeneinander auf einem Holzboden, der zu einem schummrigen Hintergrund ohne Details führt. Auf der Außenseite ist das Motiv wie gehabt in einen silbernen Rahmen gefasst, auf dem Wendecover bekommen wir das gleiche Motiv über die komplette Fläche mit integriertem Titelschriftzug.

Bild und Ton

Nach dem Einlegen der Scheibe wird man zunächst von Charles Bands höchstpersönlich für ein kleines Vorwort empfangen. Er scheint sich gerade am Set des zehnten Teils „Axis Rising“ von 2012 zu befinden und verliert ein paar Worte über die Restauration und den Beginn einer ganzen Reihe von Blu-ray-Releases – ein Versprechen, das gehalten wurde, wie man nun zehn Jahre später sagen kann.

Band jedenfalls wirkt mehr als zufrieden mit dem Ergebnis der Restauration, und in der Tat, „Puppet Master 2 – Die Rückkehr“ sieht auf Scheibe über weite Strecken sehr gut aus. Anders als der geisterhafte, in kühle Farben getauchte erste Teil lebt das Sequel von eher warmen, satten Farben, mit denen die übernatürlichen Elemente einen starken Ausdruck gewinnen. Bei Außenszenen kann man den Blick weit in die Ferne schweifen lassen und registriert immer noch viele Details. Lediglich in den dunklen Szenen kommt es hin und wieder leider zu Kompressionsartefakten auf schwarzen Flächen. Das Vollbildformat der VHS- und DVD-Ära ist zum Glück passé, der Film wird im ursprünglich intendierten 1,78:1-Format präsentiert.

Beim Ton entsprechend die Verhältnisse exakt denen des ersten Teils: Der deutsche Ton liegt in DTS-HD Master Audio 2.0 Mono vor, der englische Ton in Stereo. Tatsächlich ist letzterer nochmal ein ganzes Stück dynamischer, wie man gleich in der ersten Szene mit Musik und Donnerhall feststellen kann, grundsätzlich sind die Charakteristika beider Tonspuren aber sehr ähnlich. Die Abmischung ist recht laut, im Hintergrund ist selbst in ruhigen Dialogszenen im Grunde immer was los, ob nun der Wind pfeift oder ein leises Grundrauschen die Stille durchbricht. Die Darsteller sind jeweils gut zu hören, Effekte kommen plakativ, aber kraftvoll aus den Fronts.

Der Audiokommentar

Ferner ist auf einer dritten Spur ein Audiokommentar anwählbar, den Charles Band im Juli 2012 solo aufnahm. Er bedauert, dass der bereits 1999 verstorbene David Allen nicht an seiner Seite sitzen kann, um den Kommentar aufzunehmen, und gibt entsprechend im folgenden sein Bestes, Allens Arbeit entsprechend zu würdigen. Gerade von den Stop-Motion-Effektshots scheint Band aufrichtig begeistert zu sein, denn jede einzelne dieser Einstellungen hebt er gesondert heraus. Sonst schweift er im Laufe der Zeit mächtig ab. Das führt soweit, dass er im letzten Drittel mit einigen Unterbrechungen eigentlich nur noch damit beschäftigt ist, eine Anekdote rund um die Promotion seines Durchbruchsfilms „Ghoulies“ zum Besten zu geben. Interessant ist übrigens, dass Band im Kommentar den im Booklet zitierten Aussagen von Autor David Pabian widerspricht. Band nämlich scheint Bedauern über den Abgang von Leech Woman zu empfinden und merkt an, man möge sich doch bitte bei Paramount dafür bedanken, dass sie in den folgenden Sequels nicht mehr auftreten durfte.

Die Extras

Nun ist „Puppet Master 2 – Die Rückkehr“ nicht unbedingt die Sorte Film, bei der man Unmengen an Bonusmaterial erwarten würde, aber wenn man nach der reinen Laufzeit geht, schlägt die Blu-ray die umfangreichsten Bonus-Pakete unter den Wicked-Vision-Releases. Selbst ohne den Audiokommentar kommt man hier nämlich auf satte fünfeinhalb (!) Stunden.

In erster Linie liegt das an den beiden Behind-the-Scenes-Featurettes, die jeweils mit 83 bzw. 209 Minuten zu Buche schlagen. Hierbei handelt es sich um weitgehend ungefiltertes B-Roll-Material in VHS-Qualität, das nun nicht gerade spannend zu verfolgen ist, das aber sehr viele implizite Einblicke in die Dreharbeiten erlaubt. Gleich zu Beginn der ersten Featurette bekommt man hübsche Eindrücke der Außenanlage an der kalifornischen Küste, wo unter anderem auch mit Modellen gearbeitet wird. Später geht es dann in die Innenräume, wo sehr viel von der verwendeten Tricktechnik offengelegt wird. Wer sich für die Realisation solcher Filme interessiert, bekommt jedenfalls eine Menge Studienmaterial geliefert, das allerdings kaum kommentiert wird – man hört zwar die Dialoge der Mitarbeiter am Set, es sind aber keine Interviews in die Aufnahmen eingearbeitet.

Die immerhin gibt es in der ebenfalls enthaltenen „Videozone“, und zwar der allerersten ihrer Art, der noch viele weitere folgen sollten, wie treue Käufer der Full-Moon-Kollektion inzwischen wissen dürften. Der noch blutjunge Charles Band erklärt in der Einführung, was er mit der Making-Of-Reihe bezweckt und welche Pläne er für die Zukunft hat, und dann geht es auch schon los. Diverse Darsteller werden in kurzen Interviews gezeigt (unter anderem auch Toulon-Darsteller Steve Welles, den man im Film nur in vermummter Gestalt sieht) und die Effektleute dürfen ihre Arbeit vorstellen. Dieser Teil des insgesamt 22-minütigen Features nimmt ungefähr die Hälfte der Laufzeit ein, der Rest besteht aus einer Vorstellung von „The Pit and the Pendulum“ durch den Regisseur Stuart Gordon, diverse Trailer aus dem Full-Moon-Programm und Werbung für die begleitende Puppet-Master-Comicreihe.

Puppetmaster 2 - Die Rückkehr

Die Effektleute präsentieren ihr cooles Zeug.

In der „Killer Puppet Master Collage“ (2 Min.) bekommt man einen Zusammenschnitt der bisherigen und zukünftigen Puppen samt ihrer Kills (sofern sie bereits einen Bodycount haben), die „Puppet Master Actionfiguren Werbung“ (2 Min.) dürfte wohl selbsterklärend sein. Wer den Koffer erworben hat, ist ja sogar Besitzer mindestens einer Actionfigur. Den deutschen Trailer und den etwas anders geschnittenen englischen Trailer gibt es noch in HD oben drauf.

Was die Verteilung der Untertitel angeht, so werden für den Hauptfilm englische und deutsche Untertitel geboten, weiterhin kann auch der Audiokommentar auf Wunsch untertitelt abgespielt werden. Unter den Extras ist das Vorwort und die Videozone deutsch untertitelt, verständlicherweise hat man darauf verzichtet, die Wortfetzen aus mehreren Stunden Behind-the-Scenes-Material zu untertiteln, das wäre schließlich Sisyphusarbeit ohne wirklichen Mehrwert.

Fassen wir also zusammen: Launiges Sequel in guter technischer Präsentation mit Tonnen an Bonusmaterial… da kann man den lieben langen Abend die Puppen tanzen lassen.

© Sascha Ganser (Vince)

Puppet-Master-Kritiken bei den Actionfreunden:

Puppetmaster [1989]
Puppetmaster 2 – Die Rückehr [1990]
Puppetmaster 3 – Toulons Rache [1991]
Puppetmaster IV [1993]
Puppetmaster V [1994]
Curse of the Puppetmaster [1998]
Retro Puppetmaster [1999]
Puppet Master – The Legacy [2003]
Dämonische Spiele – Puppet Master vs. Demonic Toys [2004]
Puppet Master: Axis of Evil [2010]
Puppet Master: Axis Rising [2012]
Puppet Master: Axis Termination [2017]
Puppet Master – Das tödlichste Reich [2018]
Blade – The Iron Cross [2020]
Doktor Death [2022]

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