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The Requin – Der Hai

Originaltitel: The Requin__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Le-Van Kiet__Darsteller: Alicia Silverstone, James Tupper, Kameron Hood, Deirdre O’Connell, Jennifer Mudge, Danny Chung, Kha Mai u.a.
The Requin

In “The Requin – Der Hai” gerät Alicia Silverstone auf den Speisezettel mehrerer Haie.

Jaelyn und Kyle machen Urlaub in einem schönen Resort in Vietnam. Die Auszeit dient der Trauma-Bewältigung, denn Jaelyn hatte eine Fehlgeburt und macht sich selbst schwere Vorwürfe. Kyle steht ihr bei, wo er nur kann, merkt aber schnell, dass das asiatische Luxusresort weitaus schlechter zum Loslassen geeignet zu sein scheint, als er gedacht hätte. Immer wieder wird Jaelyn von Phasen, Gefühlen und Träumen erfasst, die jedwedes „Loslassen“ unmöglich machen.

Bereits am zweiten Tag beschließt das Pärchen, den Urlaub abzubrechen. Doch es kommt anders. Ein gewaltiger Tropensturm zieht auf und droht auf das Resort zu treffen. Die Leitung des Resorts bietet dem Pärchen, das in einem Stelzenhaus mitten im Meer residiert, einen Umzug in ein Hotel auf dem Festland an, wiegt die beiden aber gleichzeitig derart in Sicherheit, dass diese von dem Umzugsstress vorm finalen Auszug absehen.

Doch die Resort-Leitung soll sich mit ihrer Einschätzung der Lage täuschen. Der Sturm nimmt verheerende Ausmaße an, überflutet das Stelzenhaus, reißt es aus jedweden Verankerungen und spült es hinaus aufs Meer. Ein rettender Sprung ins Wasser kommt aufgrund der Fluten und einer deftigen Beinverletzung bei Kyle nicht in Frage. Kyle und Jaelyn treiben in ihrem Häuschen immer weiter aufs Meer und ziehen dank Kyles Verletzung eine blutig rote Spur für den versiertesten Jäger der Weltmeere hinter sich her.

Schaut in den Survival Thriller hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=56NsNJMLCnc

Vom anbetungswürdigen Aerosmith-Videoclip-Girl zum „Clueless“-Superstar bis hin zur Miss-Piggyesken-Interpretation von Batgirl: Das ist meine Wahrnehmung der Karriere von Alicia Silverstone. „The Requin“, als Survival-Thrill mit Hai-Einlage angekündigt, brachte sie seit Ewigkeiten wieder zurück auf meinen Radar. Wobei ich feststellen durfte, dass Frau Silverstone eigentlich nie verschwunden war, sondern nach „Batman und Robin“ tatsächlich noch Rollen angeboten bekommen hat. Und das gar nicht mal so knapp.

Wer mich kennt, der weiß, dass ich immer für eine Aussöhnung bereit bin. Dementsprechend entspannt ließ ich mich auf „The Requin“ von Regisseur Le-Van Kiet ein, der mit seinem zuvor abgedrehten Streifen „Furie“ einen alles andere als schlechten Actionthriller abgeliefert hatte. Und der Regisseur will, das ist früh zu spüren, auf ernst machen. Er setzt auf erwachsene Figuren anstelle einer Teenager-/Twen-Opfermasse, versucht, ihnen glaubwürdige Motive mitzugeben, und er will ein realistisches Bedrohungsszenario aufbauen.

Doch es bleibt beim Bemühen, denn leider untergräbt der Regisseur mit einigen schlechten Entscheidungen seinen eigenen Ansatz. Das Hauptproblem: Seine wichtigsten Charaktere bilden ein seltsam wankelmütiges Duo. Von „Wir schaffen das“ über „das wird doch nichts“, „ich habe einen traumatischen Schub und muss darüber reden“, „jetzt ist alles geklärt“, „ich liebe dich“ bis hin zu „jetzt, wo alles geklärt ist, schaffen wir das – oder halt eben nicht“ sind es in „The Requin“ teils nur wenige Sekunden. Meist weiß man so gar nicht, was nun letzten Endes beschlossen wurde.

The Requin mit Alicia Silverstone

Jaelyn und Kyle treiben auf dem Ozean.

Was auch nicht wichtig ist, weil die Charaktere dann eh meist schlafen. In keinem Survival Thriller, den ich bislang gesehen habe, sind die Charaktere, die von einer Extremsituation in die nächste geraten, jedes Mal so selig eingepennt. In der Folge ist jedes Bedrohungsszenario ähnlich aufgebaut:

  • Die Helden erwachen,
  • werden der Lage gewahr,
  • beschließen, der Gefahr die Stirn zu bieten – oder lieber nicht –,
  • und schlafen wieder ein.

Das ernst zu nehmen, fällt reichlich schwer. Nebenbei versäumt es der Regisseur, die Situation zuzuspitzen. Wasserknappheit, Lebensmittelengpässe, der verblutende Göttergatte – spielt alles keine Rolle. Spannung baut man dann doch etwas anders auf. Und wer auf den Hai hofft, der muss eine Menge Geduld mitbringen.

Und Leidensfähigkeit. Denn Freund Hai taucht erst auf, nachdem unsere Helden die wohl dümmste Aktion ever starten, um ihrer Rettung Vorschub zu leisten. Spätestens jetzt dürfte „The Requin“ auch den letzten Zuschauer verloren haben. Was insofern schade ist, dass Le-Van Kiet jetzt Tempo und Action machen will und in beiden Kategorien tatsächlich spürbar anzieht.

Leider findet man aufgrund der Art und Weise, wie die Konfrontation Menschlein vs. Revolvergebiss inszeniert wird, nicht in selbige hinein. Stock Footage, ein bisschen im Wasser verspritztes Blut, schlechtes CGI, auf die Wasseroberfläche schlagende Charaktere und viel Geschrei wollen nicht ineinander greifen. Zudem weiß man auch nie, ob das nun immer der gleiche Hai ist, der hier attackiert, oder nicht gar verschiedene Arten losschlagen. Das Schicksal der Figuren berührt auch deshalb nicht, weil man aufgrund des gereichten, hektischen Bildersalates kaum erkennt, was da eigentlich gerade passiert.

Fliegender Hai

Spätfolgen eines “Sharkndaos”? Ein fliegender Hai.

Apropos Bildersalat: Allgemein hat „The Requin“ das Problem, dass er sich auf Elemente verlässt, die er nicht beherrscht. Wenn Jaelyn und Kyle zu Beginn ihre vietnamesische Insel erkunden, wirken sie peinlich schlecht in die Umgebung kopiert. Der Tropensturm wird aus Stock Footage zusammengebastelt und zum mittleren Weltuntergang hochgejazzt – in dem Hüttchen der beiden Hauptcharaktere hört man aber nicht einmal ein Windchen pfeifen.

Die Effekte um die sich alsbald losreisende Hütte funktionieren nicht, viele Szenen auf dem dahintreibenden Haus entstanden sichtlich vorm Green-Screen. Dann ziehen noch CGI-Nebel auf und unser Hai, der auf dem Cover so wunderbar gigantisch und riesig rüberkommt, sieht die meiste Zeit leider nur mies aus.

Die Folge ist ein konstant künstlich wirkender Look, der in meiner Wahrnehmung einem Survival-Thriller mit dem Thema Mensch vs. Natur nicht schlechter stehen könnte. Letzten Endes, so das Gefühl beim Zuschauer, sitzt Frau Silverstone eh nur in irgendeinem Studio – und das sogar beim finalen Schlussbild, wo das Compositing nicht für einen Cent passt.

Für eine „Aussöhnung“ mit Frau Silverstone hat es im Übrigen auch nicht gereicht. Vor allem in Verbindung mit der deutschen Synchronisation wirken zahlreiche Momente der Mimin extrem unfreiwillig komisch. Hier und da mutet es an, als habe sie ihr Gesicht nicht mehr unter Kontrolle. Was auch immer Frau Silverstone versucht, es wirkt unbeholfen und schlecht overacted. Ein wenig besser schneidet ihr Co-Star James Tupper („Nothing Left to Fear“) ab, auch weil man(n) bewundert, wie irre ruhig er die Launen seiner Frau erträgt – die doch einige Male gehörig austickt.

„The Requin“ ist kein Hailight

Das Zweipersonenstück auf offenem Meer im Fahrwasser von „Open Water“ oder zuletzt „Great White“ wirft seine Figuren zwar schnell ins Chaos, macht dann aber lange Zeit nichts draus. Weder will der Survival-Aspekt so richtig greifen noch machen die Figuren Anstalten, sich irgendwie aus ihrer Situation befreien zu wollen. Die halten lieber unentwegt ihre Nickerchen. Schickt die Natur dann endlich ihre liebsten Auftragskiller, steigt das Tempo und damit auch der Unterhaltungsfaktor. Es wird sogar mal spannender.

Doch teils wirklich radebrechend doofe Verhaltensweisen und Entscheidungen der Charaktere, schwache Effekte, ebensolche Darsteller, drucklose, unübersichtliche Hai-Angriffe und kein Spektakel (Blut, Gekröse) lassen dann auch das Finale eher unerquicklich verlaufen. Und das ist in Verbindung mit dem bis dahin eher dahinplätschernden „Thrill“ nicht mehr wert als:

4 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien am 29. April 2022 von LEONINE Studios mit einer Freigabe ab 16. Extras zum Film haben es nicht auf die Datenträger geschafft. Streamen kann man den Film freilich auch.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: LEONINE Studios__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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