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Die Journalistin

Originaltitel: Veronica Guerin__ Herstellungsland: USA/Irland/Großbritannien__ Erscheinungsjahr: 2003__ Regie: Joel Schumacher__ Produktion: Jerry Bruckheimer__ Darsteller: Cate Blanchett, Gerard McSorley, Ciarán Hinds, Brenda Fricker, Don Wycherley, Barry Barnes, Simon O’Driscoll, Emmet Bergin, Charlotte Bradley, Alan Devine, Gerry O’Brien, Mark Lambert, Garrett Keogh, Colin Farrell u.a.
Die Journalistin

Jerry Bruckheimer produzierte das von Joel Schumacher inszenierte Biopic “Die Journalistin”

Nachdem „Bad Company“ ein kommerzieller Misserfolg wurde, sich Regisseur Joel Schumacher („Trespass“) und Produzent Jerry Bruckheimer („Young Doctors in Love“) jedoch gut verstanden, trug Schumacher ein für den Actionmogul eher ungewöhnliches Projekt an Bruckheimer heran: Das Biopic „Die Journalistin“, das dieser aufgrund seines Drahts zu Schumacher finanzierte.

Nach eigener Aussage reizte Bruckheimer die Hartnäckigkeit der titelgebenden Reporterin und Kolumnistin – ein Charakterzug, den sie mit vielen Actionhelden aus der Bruckheimer-Schmiede teilt. Im Gegensatz zu diesen war ihr aber kein Happy End beschienen, wie bereits die Anfangsszene zeigt. Veronica Guerin (Cate Blanchett) muss sich am 26. Juni 1996 wegen zahlreicher Strafzettel für Falschparken und überhöhte Geschwindigkeit vor Gericht verantworten, darf ihren Führerschein jedoch behalten und kommt mit einer milden Geldstrafe davon. Doch auf der Heimfahrt lauert ein Mörderduo auf und erschießt die Journalistin, welche gerade feiern will, dass sie so glimpflich davonkam.

Anschließend springt der Film zwei Jahre in die Vergangenheit. Guerin, die gelernte Buchhalterin und frühere PR-Beraterin, wird wegen ihrer fehlenden journalistischen Ausbildung verlacht, hat sich aber in den vier Jahren ihrer Karriere bei verschiedenen Sonntagszeitungen zur gefragten Crime-Reporterin und Kolumnistin gemausert, mit entsprechenden Kontakten. Auch Guerin stolpert irgendwann über die Drogenwelle, die Irland damals überrollte: Der Stoff findet in Armengegenden reißenden Absatz, die Süchtigen sind teilweise erst 14 Jahre alt. „Die Journalistin“ findet dafür eingängige, vielleicht etwas unsubtile Bilder, wenn die Reporterin über einen mit leeren Spritzen übersäten Hinterhof läuft, wo die Kinder zwischen oder mit den Nadeln spielen, ehe sie Süchtige interviewt.

Für ihren Arbeitgeber, den „Sunday Tribune“, recherchiert und Guerin nach diesem Schlüsselerlebnis von da an verstärkt zum Thema Drogenschmuggel, was den Gangsterbossen gar nicht gefällt. Als diese die Journalistin mit Drohungen von weiteren Nachforschungen abhalten wollten, kniet sie sich nur umso mehr rein…

httpv://www.youtube.com/watch?v=D-dH5968jqc

Durch Texttafeln am Ende des Films erfährt man, welche Auswirkungen die Arbeit Guerins, vor allem aber ihre Ermordung hatten – unter anderem wurde Gesetze geändert, damit man Drogenbaronen in Irland einfacher beikommen konnte. Da Guerin und ihre Kollegen aus Angst vor Klagen nicht offen über Verbrecher schreiben durften, wählten sie Pseudonyme für die Schurken. Doch egal ob Gerry Hutch (Alan Devine) alias „Der Mönch“ oder Martin Cahill (Gerry O’Brien) als „Der General“, dessen Wirken unter anderem von John Boorman verfilmt wurde – sie alle wussten jedoch genau, wen Guerrin und Co. in ihren Texten meinten. Insofern ist „Die Journalistin“ ein im Ansatz brisanter Film, der jedoch in seiner Erzählung enttäuscht. Das beginnt schon bei der Darstellung der Drogenepidemie. Nach den krassen Bildern vom Anfang und einem jugendlichen Informanten, der sich Guerin und einem Polizisten gleich auch noch als Stricher anbietet, werden die Drogen und ihre Opfer zu einem abstrakten Problem. Die Gründe dafür, warum die Welle genau zu jenem Zeitpunkt auftrat, werden von Schumachers Films weder genannt noch erforscht, die Politik der Zeit spielt nur insofern eine Rolle, soweit sie Guerins konkrete Texte berührt.

So ist der Film dann auch stramm auf seine Protagonistin zugeschnitten, die in fast jeder Szene zu sehen ist. Deren reale Geschichte wird mit allen wichtigen Stationen abgehandelt, darunter auch einen Mordanschlag, den sie überlebte, doch der Film vermittelt wenig mehr als ihre Hartnäckigkeit, die bisweilen auch als Leicht- oder Starrsinn beschrieben werden kann. Man erfährt, dass Veronica Mann und Kind hat, aber welche Auswirkungen ihr Job auf die Familie hat, wird nur am Rande abgehandelt. Das komplizierte Antagonistenverhältnis zu Gerry Hutch, der zwar ein Kunsträuber, aber kein Drogenhändler sein mag, ist reizvoll, wird aber zu schnell wieder fallengelassen, ähnlich wie ihre nicht immer einfache Beziehung zur Polizei. Am konsequentesten ist der Film, wenn es um Veronica und den alternden Gauner John Traynor (Ciarán Hinds) geht: Der ist lange ihr Informant, wenn es um andere Verbrechen geht, und sonnt sich in ihrer Aufmerksamkeit, zeigt aber ganz andere Seiten, als die Journalistin ihm und seinem Geschäftspartner John Gilligan (Gerard McSorley) zu nahe kommt.

Joel Schumacher gelingen auch einige inszenatorisch starke Passagen. Vor allem die erste und eine der letzten Sequenzen, die gewissermaßen einen Rahmen bilden. Beide zeigen den Tag der Ermordung Guerins, jedoch aus verschiedenen Perspektiven. Zu Beginn folgt man der Journalistin bei ihrem Gerichtstermin und der Heimfahrt, zum Ende sieht man, wie die Drogengangster Guerin observieren und schließlich töten. Auch die finalen Szenen von Guerins Beerdigung und die Reaktionen auf ihren Tod mögen Biopic-Standard sein, haben aber Nachhall. Leider gibt es auch jede Menge unnötiger Füllszenen, etwa jene, in der sich Guerin mit einem Fußballfan über Eric Cantona unterhält. Der Film will wohl den Fakt einfließen lassen, dass Guerin den Fußballhelden mal persönlich traf und Colin Farrell einen Gastauftritt als besagter Fußballfan gönnen, nachdem er schon bei „Tigerland“ und „Nicht auflegen“ kurz zuvor unter Schumachers Regie spielte. Doch zu „Die Journalistin“ haben sein Cameo und die dazugehörige Szene nichts beizutragen.

Wenig Anlass zur Klage bietet die Besetzung. Das Drehbuch von Mary Agnes Donaghue („Getäuscht“) mag ihr nicht viel Material liefern, aber Cate Blanchett („Thor – Tag der Entscheidung“) ist stark in der Hauptrolle und auch offen für deren Ambivalenzen: Ihre Veronica Guerin ist eine prinzipientreue, tapfere Streiterin gegen das Drogenelend, aber oft auch leichtsinnig. Ebenfalls famos ist Ciarán Hinds („Justice League“) als erst jovialer, dann harter Altgangster, während die Verbrecherriege mit Gerard McSorley („Braveheart“), Alan Devine („King Arthur“) und Gerry O’Brien („Fluch der Karibik 2“) weitere Charakterfressen mit großem Schauspieltalent aufzubieten hat. Blass bleibt dagegen das Umfeld der titelgebenden Journalistin, was aber wohl weniger an den Darstellern als am Drehbuch liegt, das ihnen einfach wenig an die Hand gibt.

So erweist sich „Die Journalistin“ als gut gemeinter und inszenatorisch gut gemachter Beitrag zu einer Geschichte, die vielen Zuschauern außerhalb Irlands vor Schumachers Film vermutlich nicht bekannt war. Allerdings liefert die Bruckheimer-Produktion wenig Hintergründe zur damals grassierenden Drogenepidemie und kann auch seine Hauptfigur nicht allzu tiefgreifend charakterisieren. Ein hübsch aussehendes, aber enttäuschend oberflächliches Biopic, das leider Potential verschenkt.

„Die Journalistin“ wurde hierzulande von Buena Vista/Touchstone auf DVD veröffentlicht und ist ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben. In Sachen Bonusmaterial gibt es zwei Audiokommentare, eine entfallene Szene, zwei Making Ofs, ein Gespräch mit Jerry Bruckheimer und Originalaufnahmen der realen Veronica Guerin.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Buena Vista/Touchstone__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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