Originaltitel: Teuksong__Herstellungsland: Südkorea__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Park Dae-min__Darsteller: Park So-dam, Song Sae-byeok, Kim Eui-sung, Jung Hyun-joon, Yeon Woo-jin, Yeom Hye-ran, Han Hyun-min, Heo Dong-won, Oh Ryoong, Yoo Seung-ho u.a. |
Eun-ha ist eigentlich Angestellte auf einem Schrottplatz. Ihr Boss macht hier erkleckliches Geld mit der Wiederverwertung alter Autoteile als Ersatzteile für neuere Karossen. Das ganz große Geld macht er aber mit Hilfe von Eun-ha. Die kann nämlich fahren wie der Teufel und bietet sich damit als Transporteurin für all das an, was normale Taxen oder Postautos nicht transportieren. Das sorgt direkt zu Beginn von „Special Delivery“ für eine flotte Verfolgungsjagd, bei der Eun-ha zwei zwielichtige Gestalten vor dem Zugriff der Polizei bewahrt.
Die dabei präsentierten, sehr schnittigen Fahrmanöver lassen sofort an „The Transporter“ denken. Womit der geneigte Filmfan auch ziemlich richtig liegt. Denn alsbald wird Eun-ha einen Fahrgast haben, der ihr Leben gewaltig auf den Kopf stellt. Dabei handelt es sich um den kleinen Seo-won. Dessen Vater ist ins Fadenkreuz fieser Lumpen geraten, weil er denen einen Sicherheitstoken gestohlen hat, der Zugriff auf 30 Millionen Dollar gewährt. Natürlich wollen die Lumpen diesen Token wiederhaben und gehen dafür über Leichen.
Eigentlich soll Eun-ha Vater und Sohn bei der Flucht aus dem Land helfen. Doch es kommt alles anders und letzten Endes klopft nur Seo-won an die Fensterscheiben des BMWs von Eun-ha und erhofft sich Hilfe. Widerwillig – natürlich – fasst sich Eun-ha ein Herz und steht dem Kleinen in den folgenden Stunden zur Seite.
Schaut in den Actionfilm mit Park So-dam hinein
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Zu den bereits erwähnten „The Transporter“-Vibes mischt sich aufgrund der gnadenlosen Konsequenz der Verfolger von Seo-won auch ein wenig „Drive“-Atmosphäre bei. Das Ergebnis ist ein flotter Hochglanz-Actionthriller typisch südkoreanischer Prägung. Herz und Motor des Filmes ist dabei das Gespann aus Eun-Ha und Seo-won. Deren Darsteller kennen sich bereits aus dem südkoreanischen Oscar-Hit „Parasite“. In dem spielte Eun-Ha-Darstellerin Park So-dam die Lehrerin von Seo-won-Darsteller Jung Hyun-jun. Die beiden harmonieren prächtig und füllen ihre Figuren und deren Miteinander überzeugend mit Leben.
Schade ist jedoch, dass „Special Delivery“ ausgerechnet zu seiner Heldin Eun-ha nichts zu erzählen hat. Dabei wären die Grundlagen für einen spannenden Background durchaus da, ist Eun-ha doch ein Flüchtling aus Nordkorea. Doch „Special Delivery“, der mit seinen 108 Minuten Laufzeit für einen südkoreanischen Actioner recht kurz ausfällt, konzentriert sich mehr auf die eigentliche Story um den Sicherheitstoken und räumt dem als Superlump saustark aufspielenden Song Sae-byeok („Sektor 7“) und dessen ebenfalls reichlich finsteren Henchmen beinahe zu viel Raum ein. Die bedanken sich mit teils extrem brutalen Übergriffen auf Eun-has Freunde und Bekannte und drehen so gekonnt an der Spannungsschraube.
Derweil stellt der Zuschauer zufrieden fest, dass der kleine Seo-won niemals nervt und sich die Freundschaft zu Eun-ha angenehm organisch entwickelt und den emotionalen Kern der Story problemlos trägt. Leider pausiert die Action nach der furiosen Auftaktraserei ziemlich. Die brutalen Übergriffe der Lumpen und manche kurze Actioneinlagen, in denen Eun-ha zusätzlich zeigen darf, wie sie rasen kann, lassen den Zuschauer aber zumindest nicht vergessen, dass er einem Actionthriller zuschaut.
Einem auf Hochglanz polierten Actionthriller, in dem sich alleine in den schwarzen Karren der Lumpen die ganze Welt zu spiegeln scheint. Witzigerweise kommt ausgerechnet Eun-has BMW in mattem Grau daher. Die gebotenen südkoreanischen Settings haben noch immer einen angenehm unverbrauchten Anstrich. Was über den gesamten Film hinweg auffällt, ist sein wirklich feiner Soundtrack, der von treibenden Synthie-Sounds zu tollen Vocal-Stücken reicht. Vor allem der Song „Follow You“ hat echtes Ohrwurm-Potential.
So schrauben wir uns ohne großen Leerlauf immer mehr in Richtung Showdown und erleben hier gewohnte südkoreanische Härte. Ausschließlich mit Messern, Schraubenziehern und Nagelpistolen wird nun zum fröhlichen Aderlass gebeten, bei dem vor allem die apart süße Park So-dam hart und gnadenlos hinlangen darf. Dementsprechend explodiert das straff inszenierte Finale verdammt gut im Bauch des Zuschauers.
Überhaupt ist die Action im Film toll inszeniert. Frei von CGIs wird hier gekämpft (selten) und durch die engen Straßen der Schauplätze (häufiger) gerast. Nur ein spektakulärerer Moment wirkt ein wenig künstlich. Der geneigte Actionfan wird bei „Special Delivery“ auch nicht von Schnittgewittern erschlagen. Action, wie sie sein muss.
„Special Delivery“ liefert ab
Der südkoreanische Actionthriller „Special Delivery“ punktet in erster Linie mit seinem knuffigen Heldengespann aus süßer Superfahrerin und angenehm zurückhaltenden, zu beschützenden Jungen. Wie die beiden zusammenwachsen, weiß absolut zu gefallen und funktioniert prächtig. Die rund um dieses Heldengespann gezündete Story ist alles andere als neu, wird aber mit Tempo und Sinn für Kurzweil abgespult.
Gefühlt hätten Drehbuch und Regie die Bösewichter beziehungsweise deren Screentime runterpegeln sollen. Auch eine irgendwann auftauchende Ermittlerin und ihren Kompagnon hätte es nicht gebraucht. Einfach weil man stattdessen mehr von dem Heldengespann sehen will. Zumindest liefern die Bösewichter hier mal wieder richtig ab.
Abzuliefern vermag auch „Special Delivery“ in seinen Actionszenen. Die punkten mit schnittigen Verfolgungsjagden (ohne allerdings in großen Spektakelszenen oder fetten Explosionen zu enden) und einem hübsch derben Showdown. Der einzige Nachteil der stark inszenierten Action: Man hätte gern mehr davon gesehen. Das Ergebnis ist nette Actionunterhaltung, die gerne in Serie gehen dürfte. Immerhin scheint da noch Potential in Eun-ha zu schlummern.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 3. Juni 2022 von Splendid Film, freigegeben ab 16 und ungeschnitten. Extras zum Film gibt es keine, dafür kommt das bereits eine Woche vorher erschienene Mediabook mit einem informativen Booklet zum Film. Das Mediabook enthält zudem den (misslungenen) Korea-Streifen „Slate“ als Extra. Freilich kann man den Actioner auch streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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