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Jurassic World: Ein neues Zeitalter

Klassentreffen der „Jurassic Park“-Generationen: In „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ müssen die Helden aller bisherigen Filme gemeinsam einem fiesen Konzern das Handwerk legen, da dieser mit Sauriern und prähistorischer DNA nichts Gutes im Sinn hat. Dabei geraten sie auch in das Dino-Habitat der Firma namens Biosyn, wo sie bald gemeinsam um ihr Überleben kämpfen müssen.

Originaltitel: Jurassic World: Dominion__Herstellungsland: USA/Malta__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Colin Trevorrow__Darsteller: Chris Pratt , Bryce Dallas Howard, Sam Neill, Jeff Goldblum, Laura Dern, DeWanda Wise, Mamoudou Athie, Isabella Sermon, Campbell Scott, Omar Sy, Dichen Lachman, BD Wong, Justice Smith, Kristoffer Polaha, Daniella Pineda u.a.
Jurassic World: Ein neues Zeitalter

In “Jurassic World: Ein neues Zeitalter” führt Colin Trevorrow die Helden aller bisherigen Filme der Reihe zusammen

Das Ende des Vorgängers hatte es schon mehr als angedeutet: In „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ geht es um die von Fans sehnsüchtig erwartete Prämisse, dass sich die Dinos dauerhaft in der Gegenwart einnisten, abseits irgendwelcher Freizeitparks, und so auch mit dem menschlichen Alltagsleben kollidieren.

Diesen Aspekt hatten auch die Trailer sehr betont und doch erweist sich der dritte „Jurassic World“- bzw. sechste „Jurassic Park“-Film in der Hinsicht als halbe Mogelpackung. Fast alle Alltagsclashs von Dinos und Zivilisation kennt man wahlweise aus dem Trailer oder Colin Trevorrows „Jurassic World“-Kurzfilm „Battle at Big Rock“. Schnell informiert der Film sein Publikum, dass die Firma Biosyn eingefangene Tiere in ein Habitat in den Dolomiten bringt, es inzwischen Behörden zur Händelung der Dinos gibt und die meisten frei lebenden Tiere sich in ein bestimmtes Waldgebiet zurückgezogen haben, in dem Owen Grady (Chris Pratt) und Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) leben. Ihre Adoptivtochter ist Maisie Lockwood (Isabella Sermon), das Klonkind aus dem Vorgänger, das offiziell für tot erklärt wurde.

Doch nicht nur die neuen, sondern auch die alten Recken sind in diesem Film an Bord. Den Stein ins Rollen bringt Ellie Sattler (Laura Dern), nachdem sie den Fall von offensichtlich prähistorischen Heuschrecken untersucht, die ganze Felder leerfressen, aber jene verschonen, auf denen Bionsy-Saatgut angepflanzt wurde. Da Ian Malcolm (Jeff Goldblum) inzwischen für Biosyn arbeitet und sie eingeladen hat, sackt sie auch gleich noch ihren alten Kollegen Alan Grant (Sam Neill) ein, um bei dem Besuch in der Konzernzentrale Nachforschungen anzustellen. Damit ist von Anfang an klar, dass auch Biosyn in bester Tradition der Reihe zu jenen besonders bösen Corporations gehört, die für Profit die eigene Mutter verscherbeln würden, nur Schmufix mit der Dinoforschung treiben und mit ihren Plänen die Welt ins Chaos stürzen können.

So kriegen Wilderer im Biosyn-Auftrag nicht nur spitz, dass der einst von Owen betreute Raptor Blue (siehe „Jurassic World“) inzwischen ein Junges hat, sondern auch, dass Maisie bei Owen und Claire wohnt. Also sacken sie beider Nachwuchs ein und verschiffen sie in die Dolomiten zu Biosyn, weshalb auch das dynamische „Jurassic World“-Heldenduo hinter ihnen her reist…

httpv://www.youtube.com/watch?v=XMhWd760Qa0

Im Gegensatz zu Malcolms lächerlichem Kurzauftritt in „Jurassic World 2“ haben die alten Recken hier wirklich was zu tun, doch schnell fällt die übergroße Ehrfurcht von Regisseur und Co-Autor Colin Trevorrow („The Book of Henry“) vor seinen menschlichen Zugpferden auf: Kaum eine wichtige Hauptfigur geht drauf und wenn dann in erster Linie auf Schurkenseite. Natürlich kamen schon im ursprünglichen „Jurassic Park“ die Heroen davon, aber schon damals gab es sympathische und/oder ausformulierte Nebenfiguren, deren unglückliches Schicksal für Spannung und menschliches Drama sorgte. „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ lässt hingegen fast nur egales Kanonenfutter verknurpsen, die alten und neuen Helden erscheinen dagegen nie in allzu ernsthafte Gefahr zu kommen – da war selbst Trevorrows erster Franchise-Beitrag noch wagemutiger. Der hier will hingegen mehr vom Gleichen bieten.

Jurassic World: Ein neues Zeitalter

Owen Grady (Chris Pratt) und Barry Sembéne (Omar Sy) führen die häufigste Handbewegung des Films vor

Dementsprechend fungiert das Biosyn-Habitat analog zu den Freizeitparks bzw. Dinoinseln aus den Vorgängern, wo sich Helden und Saurier tummeln und ums Überleben kämpfen. Nur im ersten Drittel kommt das Thema der Dinos im menschlichen Alltag ein bisschen zur Geltung, vor allem in jener Passage, in der Owen, Claire und ihr inzwischen für Interpol tätiger Kumpel Barry Sembéne (Omar Sy) den Wilderern hinterher stöbern und auf einen Saurier-Wildtiermarkt stoßen. Das sorgt für ein erstes Actionhighlight mit Kämpfen inmitten wütender Dinos und einer Verfolgungsjagd mitten durch italienische Gassen, bei der genmanipulierte Kampfdinos Jagd auf Helden in Jeeps und Motorrädern machen. Und zwei freilaufende T-Rexe sorgen für einen bissigen Kommentar zu dämlich-unaufmerksamen E-Scooter-Fahrern im Straßenverkehr.

Sowieso: „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ macht keinen großen Hehl daraus, dass es ihm vor allem um knallige Dino-Action geht. So gibt es im Biosyn-Habitat in regelmäßiger Folge Begegnungen mit den Urzeitechsen, wenn Flugsaurier ein Flugzeug auseinandernehmen, ein aggressiver Therizinosaurus aus Futterneid einen Hirsch wegmoscht oder man mal wieder Reißaus vor den kleinen und großen Fleischfressern nehmen muss. Natürlich wird der nächste T-Rex-Konkurrent eingeführt, nach dem Spinosaurus aus „Jurassic Park 3“ und dem Indomus Rex aus „Jurassic World“ ist es hier der Gigantosaurus, mit dem es natürlich auch einen Bossfight gibt, der ähnlich „Godzilla“-artig wie das „Jurassic World“-Finale ausfällt. Technisch ist das alles mit den state-of-the-art-CGI-Tricks gemacht, teilweise oberflächlich spannend (etwa Claires Versteckspiel mit dem Therizinosaurus), teilweise spektakulär, phasenweise aber auch altbekannt und pflichtschuldig. Auch die bereits erwähnte Tatsache, dass sich die Angst um die Hauptfiguren in Grenzen hält, macht die Actionszenen nicht unbedingt schweißtreibender.

Jurassic World: Ein neues Zeitalter

Alan Grant (Sam Neill) glänzt mal wieder mit Fachwissen und Tatkraft

Allerdings wird der Dino-Action fast alles andere untergeordnet. So tauchen manche Nebenfiguren nie wieder im Film auf, nachdem sie ihre Pflichtschuldigkeit bei der Dino-Rampage in Italien getan haben, noch nicht einmal für eine kurze Szene. Genauso schleierhaft bleibt auch, warum Biosyn Ian überhaupt angeheuert hat, denn seine formelhaften Vorträge mit Reformhausweisheiten tragen wenig zur Biosyn-Sache bei. Zumal der Konzern sich doch bewusst sein sollte, dass man sich damit jemanden in Haus holt, der Spökes mit der natürlichen Ordnung für Profit gar nicht gut findet. Ein ähnlicher Klopper ist auch der urplötzliche Sinneswandel der Schmugglerpilotin Kayla Watts (DeWanda Wise), die erst für die Bösen fliegt, sich danach aus allem raushalten will und dann plötzlich Owen und Claire unter Einsatz ihres Lebens und ganz ohne Entlohnung unterstützen. Da helfen auch ein paar Wegwerf-Dialogzeilen über das eigene schlechte Gewissen wenig in Sachen glaubwürdige Charakterentwicklung

Auch der Plot um die zahlreichen Verschwörungen und Umtriebe des Biosyn-Konzerns erscheint immer nur als Mittel, um die Hauptfiguren aller bisherigen Filme zu vereinen und reichlich Fanservice zu betreiben. Trevorrow und seine Co-Autorin Emily Carmichael („Pacific Rim: Uprising“) kommen von Hölzchen auf Stöckchen und erwecken nie den Eindruck, dass sie selbst großes Interesse an dieser Alibigeschichte haben. Ein paar Enthüllungen zu Maisies Ursprung sollen für menschliches Drama sorgen, bleiben aber Wegwerfinfos ohne Nachhall. Warum der millionenschwere Konzern für ein paar Saatgut-Kröten die wohl auffälligste Verschwörung aller Zeiten anleiert, verstehe auch wer will, denn wen verdächtigt man beim Auftreten prähistorischer Heuschrecken wohl als erstes?

Jurassic World: Ein neues Zeitalter

Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) muss mit einem übellaunigen Dino Verstecken spielen

So hält Trevorrow den Fuß konstant auf dem Gaspedal und baut zahlreiche In-Jokes ein. Diverse Sprüche aus den Vorgängern werden zitiert und variiert, alte Requisiten wie Dennis Nedrys Sahne-Kühldose tauchen noch einmal auf und man spielt verschiedene Personenkonstellationen mit alten und neuen Heroen durch, etwa wenn Ellie und Claire gemeinsam ein System wieder hochfahren müssen, Owen und Alan einen Dino abwehren müssen oder sich die Helden erzählen, wo sie voneinander gehört haben. Zudem produziert Trevorrow einige starke Bilder, vor allem als ein brennender Heuschreckenschwarm den Himmel erfüllt und anschließend zu Boden stürzt. „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ hat schon seine Oberflächenreize, aber eben nicht viel mehr.

So glänzt auch die Belegschaft eher mit Anwesenheit als mit Top-Performances. Sicher, vieles davon ist trotz aller Routine spaßig, sei es das zupackende Naturburschentum von Chris Pratt („The Tomorow War“) oder die stets über den Dingen stehende Attitüde von Jeff Goldblum („Hotel Artemis“). Es ist herzig zu sehen, wie Sam Neill („The Commuter“) und Laura Dern („Hard Powder“) die Wiedervereinigung und aufkeimenden Gefühle ihrer seit Jahren getrennten Charaktere spielen. Bryce Dallas Howard („Terminator – Die Erlösung“) darf zudem eine wesentlich handfestere Heldin als in den Vorgängern sein. Aber auch diese Performances sind Teil des Nostalgie- und Fanservice-Flashes, mit dem „Jurassic World – Ein neues Zeitalter“ klotzen will. Dementsprechend blaß bleibt der Rest. DeWanda Wise („Fatherhood“) als klischeehafte Pilotenheldin agiert eher mäßig, ähnlich wie Campbell Scott („The Amazing Spider-Man 2“) als farbloser Biosyn-Head-Honcho. Bekannte Gesichter wie Omar Sy („Ein MordsTeam“) oder Dichen Lachman („Altered Carbon“) bleiben dann eben auch nur Gesichter, sodass allenfalls noch zwei Leute zu nennen wären. Mamoudou Athie („Underwater“) sammelt Sympathiepunkte als Biosyn-Manager mit Herz, während BD Wong („Men of War“) als Dr. Henry Wu eine neue Entwicklung für seine Forscher-Filmfigur beschert bekommt.

Mit „Jurassic World“ hatte Trevorrow das bisher brauchbarste Sequel zu Spielbergs unerreichtem Klassiker von 1993 fabriziert, doch sein neuester Streich platziert sich eher im Mittelfeld. „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ betreibt Fanservice durch die Zusammenführung aller bisherigen Hauptfiguren, zahlreiche In-Jokes und ordentlich Dino-Action mit tollen Effekten, kann aber nicht verhehlen, dass er inhaltlich schwachbrüstig ist und die Story kaum mehr als Mittel zum Zweck. Immerhin ist er weniger zerfastert als der direkte Vorgänger von J.A. Bayona. Dass er allerdings die Prämisse von den frei in der Welt residierenden Sauriern so wenig nutzt und sich auf bekannte Dinoparkpfade begibt, ärgert allerdings mehr als manche Logikschwäche.

Universal bringt „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ am 8. Juni 2022 in die deutschen Kinos, ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Universal__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 8.6.2022 in den deutschen Kinos

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