Originaltitel: Fearless Tiger__Herstellungsland: Hongkong, Kanada, USA__Erscheinungsjahr: 1991__Regie: Ron Hulme__Darsteller: Jalal Merhi, Monika Schnarre, Lazar Rockwood, Jamie Farr, Bolo Yeung, K. Dock Yip, Glenn Kwann, Jean Frenette, Richard Plowden u.a. |
Aus Hongkong schwappt eine neue Droge namens Nirvana in Richtung Nordamerika. Der auf der Erfolgsstraße flanierende Kanadier Lyle muss infolgedessen miterleben, wie sein Bruder dem neuen Rauschmittel zum Opfer fällt. Lyle kündigt daraufhin seinen sicheren Job als Chef des Familienunternehmens auf und opfert obendrein seine bevorstehende Ehe, um herauszufinden, wer seinen Bruder auf dem Gewissen hat.
Zudem muss er seine Kampfsporttechniken aufpolieren, will er in der Unterwelt Hongkongs bestehen können. Er kommt bei einem Meister unter, der ihm zunächst viel Geduld abverlangt. Doch irgendwann nimmt der Meister seinen kanadischen Schüler ernst und weiht ihn in die Geheimnisse des Kampfsportes ein. Ein Hongkonger Cop, den Kyle bereits von einem Kampfsportturnier in Kanada kennt, übernimmt derweil die Ermittlungsarbeit im Fall Nirvana.
Schaut in den Actionfilm mit Bolo Yeung hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=bcLBtcwBsUA
Kyle wanzt sich im Laufe seines Trainings mit lachhaften Katas auch an einen anderen Meister ran. Der sieht aus wie Bolo Yeung und ist es tatsächlich. Wobei der prominente Auftritt auf den Artworks zum Film eher Marketingmasche ist. Denn Van-Damme-Kultgegner Bolo („Bloodsport“) hat nur (actionfreie) Miniauftritte in „Fearless Tiger“, der bei uns als dritter Teil einer Fantasiereihe namens „Bloodbrother“ firmiert.
Der hat vor allem zu Beginn eine Menge zu erzählen: Nirvana, der Brudertod, zahlreiche Schauplatzwechsel zwischen Toronto und Hongkong, die Einführung der Lumpen, Kyles Einführung. Das sorgt für Kurzweil und lässt kaum Leerlauf aufkommen. Zwar nerven die ewigen Katas von Kyle irgendwann tierisch, dennoch ist auch rund um sein Training zum Superfighter immer etwas los.
Doch es kommt irgendwann der Punkt, wo „Fearless Tiger“ erzählerisch komplett auseinanderbricht. Erster Vorbote ist ein vollkommen aus dem Nichts kommendes Kampfsportturnier. Ebenjenes wird als flotte Montage gereicht, in der nun fünf Minuten ununterbrochen aufeinander eingeprügelt wird. Modus Operandi des Turniers und der Weg unseres Helden ins Finale? Nicht ersichtlich.
Nach dem Turnier hat Kyle auf einmal drei Freunde, die ihm fortan nicht mehr von der Seite weichen. Wer sie sind, was sie hier machen und wieso sie für Kyle ihr Leben riskieren? Nicht ersichtlich. Ebensowenig ersichtlich ist ihr Verbleib in Richtung Showdown, vor dem sie urplötzlich sang- und klanglos wieder verschwinden. Keiner wurde gekillt, keiner hat mal erwähnt, ob Mutti zum Mittagessen gerufen hat.
Ist aber auch egal. Denn ohne das nun klar wäre, wieso Kyles Bruder nun eigentlich gestorben ist, wer daran den größten Anteil hatte oder ob er einfach nur zu viel Nirvana gespritzt hat, wird nun die Bösewichtschar abgemurkst. Das passiert so beiläufig, dass man „Fearless Tiger“ irgendwann tatsächlich noch einmal zurückspulen muss, nur um zu schauen, wen es nun wann erwischt hat und wieso Kyle sich eigentlich nur mit einem Typ keilt.
Wäre alles nicht so wild, würde wenigstens die Action kicken. Leider machen bei Hauptdarsteller und Produzent Jalal Merhi („Tigerkralle 3“) aber nur die Katas halbwegs was her. Hier zeigt er seine Gelenkigkeit. In den Kampfszenen allerdings sieht man häufiger, dass er meilenweit am Gegner vorbei kickt. Und seine Gegner bekommen die Treffer auch nicht wirklich verkauft. In der Folge fehlen „Fearless Tiger“ ausgerechnet im Martial-Arts-Teil Druck und Impact. Spektakuläre Aktionen hat es auch keine. Und Brutalitäten erst recht nicht.
So gerät die Action abseits des Gekickes beinahe interessanter. Denn hier offenbart sich „Fearless Tiger“ als einer dieser Filme, in denen das Berühren eines Autos reicht, um es explodieren zu lassen. Köstlich. Und es fliegen tatsächlich einige Karren reichlich druckvoll in die Luft. Inklusive aus den Karren fallender und brennend herum rennender Typen. Eine einzige Ballerei im Film krankt leider an einem unübersichtlichen Schnitt und fehlenden Bloodpacks.
In optischer Hinsicht fällt das offensichtlich eher schmale Budget schnell auf. Sowohl in Toronto als auch in Hongkong ist die Optik schmucklos, die Schauplätze geraten eher unsexy. Die Bebilderung bietet altbackene DtV-Kost und die Musik läuft unter ferner liefen. Was auch rundweg für die schauspielerischen Leistungen im Film gilt. Neben Bolo und Jalal feiert die aus „Spaceshift“ bekannte Monika Schnarre („USS Legacy“) ihr Filmdebüt und als Oberlump Saalamar agiert ein gewisser Lazar Rockwood, der wie ein asiatischer Zwilling von Billy Drago aussieht!
„Fearless Tiger“ aka „Bloodbrother 3“ haut daneben
Bis ungefähr 30 Minuten vor Schluss kann man „Fearless Tiger“ zumindest attestieren, sich zu mühen. Auch hier fällt die drucklose Action auf, gibt es einige Logiklöcher und sind sämtliche Darsteller eher zum Kicken als zum Schauspielen vor Ort. Dennoch hält die hohe Ereignisdichte durchaus bei der Stange. Doch danach geht bei „Fearless Tiger“ nicht mehr viel zusammen. Sämtliche Entwicklungen wirken total random, der Showdown rockt einfach nicht und sowohl Tempo als auch Spannung fallen in ein tiefes Loch, aus dem sie nicht mehr herausfinden. Und genau dieser Eindruck bleibt nach dem Herausnehmen der Disc aus dem Player beim Zuschauer verhaftet.
Die deutsche DVD zum Film erschien am 3. Juni 2022 von Imperial Pictures. Die präsentieren den Streifen mit einer (lachhaften) Freigabe ab 18 ungeschnitten und griffen für die digitale Premiere des Streifens auf ein reichlich abgenudeltes VHS-Band zurück. Der Streifen war im Übrigen bis 2019 indiziert – das brennende Menschlein dürfte der Grund gewesen sein.
In diesem Sinne:
freeman
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