Originaltitel: The Final Sanction__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1990__Regie: David A. Prior__Darsteller: Ted Prior, Robert Z’Dar, Renée Cline, William Smith, David Fawcett, Barry Silverman, Graham Timbes, Tracy Benedict, Stephen R. James, Charlie Steadham, Terrance Hart u.a. |
Eigentlich ist es ja eine gute Idee, die „Final Sanction“ transportiert. Zwei Länder liegen im Clinch? Warum muss daraus ein Krieg resultieren? Stattdessen könnte doch jedes Land einen Vertreter festlegen, der dann in einem Duell über Sieg und Niederlage seiner Landsmänner entscheidet. Man braucht keine riesigen Armeen mehr, keine Kriegsmaschinerien und man würde nicht Millionen Menschen in den Tod schicken.
In „Final Sanction“ wird dieses Planspiel einmal durchgenommen. Der Grund dafür ist verzwickt, denn eigentlich weiß keiner mehr, ob nun die Russen oder die Amerikaner damit angefangen haben, Nuklearbomben auf das jeweils andere Land zu schmeißen. Glücklicherweise beschränken sich beide NOCH darauf, nur militärische Ziele des Gegners zu attackieren. Doch eine weitere Eskalation könnte das Ende der Menschheit bedeuten.
Die holt darum die Streithähne an einen Tisch und fasst mit denen eine Einigung. Wie oben beschrieben soll ein Duell weiteres Ungemach verhindern. Die Amerikaner wählen daraufhin den geistig nicht ganz fit wirkenden Sgt. Tom Batanic als ihren Vertreter. Der wurde vor Jahren unehrenhaft aus dem Dienst entlassen, sei aber ausgerechnet aufgrund seiner Unzurechnungsfähigkeit besonders für das Duell geeignet. Damit Batanic nicht irgendwann vollends Amok läuft, baut man ihm einen Sender in den Schädel, über den ihn eine Frauenstimme immer mal wieder einzubremsen versucht.
Die Russen suchen den Gesichtsgulasch Sgt. Sergi Schvackov als ihren Kämpfer aus. Der naiv wirkende Kampfkoloss wirft als bevorzugte Waffe mit Klappspaten um sich und wird in einem seltsamen mentalen Training auf Superkiller getrimmt. Aus Gründen treffen die beiden Kontrahenten dann in Amerika aufeinander. Hier wird eine ehemalige Kaserne als Spielort ausgewählt. Bis an die Zähne bewaffnet stürzen sich die beiden Duellanten in den Kampf.
Schaut in den Actionfilm hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=VSsoKxov3MA
Bis zu diesem Zeitpunkt schweben alleine schon aufgrund der ausgewählten Kombattanten zahlreiche Fragezeichen über dem Kopf des Zuschauers. Auch weil die endlosen Endlosdialoge bis zu diesem Zeitpunkt kaum Licht ins Dunkel brachten. Spannung oder Action kam bis dahin leider auch noch nicht auf. Stattdessen einiges Gelächter, denn die sexistischen Sprüche Batanics in Richtung der Stimme in seinem Kopf sind mindestens genauso kaputt, wie das Training mit Klappspaten und einer Art Virtual-Reality-Herausforderung auf Seiten des Russen.
Dieses ganze Vorgeplänkel nimmt leider sehr viel Zeit des Filmes ein. So dauert es gefühlt Ewigkeiten, bis das Duell endlich losgeht. Und selbst hier bekommt Regisseur David A. Prior („Deadliest Prey“) den Schalter nicht umgelegt. Beide Kontrahenten schleichen, angeleitet durch irgendwelche Stimmen im Kopf, über das Gelände und schaffen es immer wieder, aneinander vorbei zu latschen. Treffen sie dann aufeinander, wird ein wenig geballert, es fliegt der eine oder andere Spaten (kein Scheiß) und das war es auch schon.
Denn sterben darf hier freilich niemand, sonst wäre der Film ja direkt um. Infolgedessen treffen die Duellanten immer wieder aufeinander und trennen sich meist konsequenzlos wieder. Zwar versucht Prior die Aufeinandertreffen immer mehr eskalieren zu lassen und von simplem Gun-&-Spatenplay auf Explosionen und MG-Dauerfeuer umzuswitchen, gekillt wird aber immer noch niemand. Und es kommt eben auch kein Kroppzeugs hinzu, dass man mal beiläufig umrußen könnte.
Unterhaltung? Fehlanzeige. Und Tempo will so auch keines aufkommen. Zudem wirkt die Action schludrig umgesetzt. Was dann für immer schwerere Augenlider sorgt. Irgendwie hat man zudem den Eindruck, dass einem immer mal wieder Erklärungen und Filmminuten fehlen, einfach weil viele Szenen im Nichts enden. Nach gerade einmal 80 Minuten ist das Ganze dann ausgestanden und vermutlich denkt danach selbst der größte Pazifist: „Da wäre mir statt des Duells ein Krieg doch lieber gewesen.“
Zumindest müht sich der Bruder des Regisseurs, Ted Prior („Deadly Prey“), als Batanic um ein paar schön kaputte Szenen. Er wirkt insgesamt auch so, als hätte er schon Bock auf einen amtlichen Actioner gehabt. Und mit Robert Z’Dar („Beastmaster 2“) stand ihm auch eine amtliche Kante als Gegner gegenüber, aber Budget und Drehbuch gaben nicht mehr her als das finale Endprodukt. Das kommt im Billiglook daher, hat in Action und Handlungsszenen keinerlei optische Ideen aufzubieten, klaut sich zur Bebilderung nuklearer Zerstörung munter durch die Filmgeschichte, wurde im Laubwald hinterm Haus des Regisseurs runtergedreht und konnte sich auch keinen geilen Actionscore leisten.
„Final Sanction – Zum Töten gedrillt“ kann nix
Titel und Artwork von „Final Sanction – Zum Töten gedrillt“ sind markiger als das finale Filmerlebnis. Selbiges besteht nur aus elendem Gelaber und dem Teaser auf ein Duell, das so harmlos verläuft, dass man sich schon fragen muss, wie dieser langweilige Schlonz eine Freigabe ab 18 bekommen konnte (on screen gibt es einen einzigen Toten!). Vermutlich wollte die FSK nur verhindern, dass zu junge Generationen mit diesem Streifen ihre Lebenszeit vergeuden. „Hier fliegen die Fetzen“ verspricht das Backcover zum Film. Ich habe nicht einen einzigen Fetzen gesehen.
In diesem Sinne:
freeman
……
„Final Sanction“ stolpert über seine Defizite
„Final Sanction“ vom berühmt-berüchtigten Trash-Spezialisten David A. Prior („Death Squad“) gehört zu jenen B-Actionfilmen, bei denen man nicht weiß, ob sie von den historischen Ereignissen überholt wurden oder die Zeichen der Zeit auf ihre ganz eigene Weise erkannten.
„Final Sanction“ jedenfalls wurde 1990, nur ein Jahr vor der Auflösung der Sowjetunion und dem Ende des Kalten Krieges, veröffentlicht, doch in diesem Film wird der Kalte Krieg kurzzeitig so richtig heiß, als (aus nicht näher erläuterten Gründen) sowohl die USA als auch Russland Atomraketen auf das jeweilige Gegnerland abfeuern. Aus Kostengründen griff Prior dafür auf Stock Footage von echten Nukleartests sowie Szenen aus dem berühmten TV-Film „Der Tag danach“ zurück, die vom Material gar nicht zum Restfilm passen und in diesem B-Action-Kontext sogar reichlich pietätlos wirken.
Immerhin stehen auch in „Final Sanction“ die Zeichen auf Entspannung, denn beide Blockmächte beschließen weitere Leben zu schonen und den Konflikt auf ungewohnte Weise zu klären. Jede Seite stellt einen Elitekrieger, die sich zum Duell auf Leben und Tod treffen. Diese Prämisse muss man erstmal schlucken, denn in der Realität würde die unterlegene Seite das Ergebnis des Kampfes für ungültig erklären und einfach weiterbomben, denn wenn man eh schon ein paar tausend Zivilisten beim nuklearen Erstschlag eingeäschert hat, dann ist der Ruf eh ruiniert. Aber immerhin hat „Final Sanction“ damit ein relatives Alleinstellungsmerkmal, auch wenn es ähnliche Szenarien hin und wieder gab, etwa mit Riesenrobotern als Stellvertreterkrieger in „Robotjox“.
Die Sowjetunion schickt den Spetsnaz-Soldaten Sergeant Sergi Schvackov (Robert Z’Dar) ins Rennen. Die USA entscheiden sich für Sergeant Tom Batanic (Ted Prior). Der sitzt zwar wegen Tötung seiner eigenen Einheit im Militärgefängnis, aber soll aufgrund eines ominösen psychologischen Profils der beste Mann für den Job sein…
httpv://www.youtube.com/watch?v=NmBADBTVNoI
Der geneigte Zuschauer mag sich fragen, wie der Kampf von nur zwei Personen selbst bei einer knackig-kurzen Laufzeit von rund 80 Minuten einen kompletten B-Actioner tragen soll. Die Antwort: Gar nicht, denn rund die Hälfte der Laufzeit geht erstmal für die Exposition drauf, bei der man die Kontrahenten mehr schlecht als recht kennenlernt. Sergi ist die typische Russen-Kampfmaschine, die einen ominösen Psychotest mit Bravour besteht, auch wenn die Kriterien dafür nie erklärt werden. Außerdem beherrscht er die Spetsnaz-Spezialität tödlicher Klappspatenwürfe so gut, dass er die Dinger gleich im Fünferpack mit sich rumschleppt. Wurfmesser oder Ninjasterne als Ergänzung zu einem Klappspaten wären vermutlich zu einfach oder zu leicht gewesen. Tom dagegen demonstriert schon bei einer Schlägerei im Gefängnishof, dass er krasse Special Moves draufhat, z.B. dem Gegner in die Eier hauen oder ihm auf den Rücken springen und sich dort festklammern. Böse Zungen behaupten, dass man damit bestenfalls Keilereien in der dritten Klasse gewinnt, aber sollen sie doch reden. Während Sergi ein eisenhartes Trainingscamp durchläuft, besteht Toms Vorbereitung daraus Fast Food zu vertilgen, eine Begnadigung durch den Präsidenten zu verlangen und jedem ans Bein zu pissen, der nicht ansatzweise seiner Meinung ist.
Das schließt auch Lieutenant Tavlin (Renée Cline) mit ein, die ihm via Neurotransmitter ins Hirn geschaltet ist und ihn aus der Zentrale unterstützen soll. Sie hält ihn für einen nutzlosen Vollproll (und damit eigentlich auch Recht), er nennt sie eine Drachenlady, was nur bedeuten kann, dass sie seinem dosenbierigen Asi-Charme irgendwann gen Filmende erliegen wird, also ähnlich wie in einer Screwballcomedy, nur ohne Dialogwitz, Charakterzeichnung oder sonstige Feinheiten. Immerhin ist Tavlin klar eine von den Guten, was man diversen anderen Militär-Honchos nicht sagen kann, die stets mit so verkniffen-verschlagener Fresse herumlaufen, dass auch dem letzten Hirni vor dem Fernseher klar wird, dass Tom tatsächlich unschuldig sein muss und er von schmierigen Vorgesetzten gelinkt wurde.
Dementsprechend wird auch noch ein Verschwörungsplot während der Exposition ans Laufen gebracht, der im Mittelteil erstmal Sendepause hat, gegen Filmende aber wieder superduperwichtig wird. Dummerweise wird nie so recht klar, was die Verschwörung genau sollte oder wie sie funktioniert hätte. Mit Subtilität hat Prior dabei nichts am Hut: Als ein Senator (Barry Silverman), dem die Credits noch nicht einmal einen Namen schenken, sich die Hintergründe des Duells anschaut und dabei von General Royston (David Fawcett) abgehört wird, folgt eine Szene, in der eine Mitarbeiterin des Politikers zu seinem Auto geht. Mit etwas Genrekenntnis ist eh zu ahnen, was passieren wird, aber Prior haut eine dermaßen aufdringlich bedrohliche Musik unter die Szene, dass es wohl niemanden überraschen wird, wenn dann eine Autobombe hochgeht.
Hauptattraktion soll aber das Duell Mann gegen Mann, All-American Tough Guy gegen Kommie-Kampfmaschine sein, was dann im Endeffekt aus drei oder vier Aufeinandertreffen mit einigen Unterbrechungen besteht, in denen die Kontrahenten ihre Wunden lecken. Beide Elitekrieger stellen sich auch bemerkenswert doof an. Oft knallt man den Gegner nicht einfach ab, wenn man ihm Visier hat. Liegt Tom am Boden, dann geht Sergi für den Fangschuss extranah dran, sodass Tom eine Chance für einen Gegenschlag. Tom hingegen macht sich in die Buchsen, wenn Sergi durch einen Techniktrick von Tavlins Radar verschwindet – anscheinend ist der beste Soldat der US-Armee überfordert einen Gegner ohne Hilfe von außen im Wald zu bemerken. Noch ein Knaller ist die Tatsache, dass es gleich zwei Szenen gibt, in denen Personen sich in explodierenden Gebäuden befinden, sie dies aber ohne weitere Erklärungen mehr oder minder schwer verletzt überstehen. Immerhin ist die Action solide inszeniert und dank einiger Spezialfähigkeiten wie Sergis Klappspatenwürfe oder Toms Sprengfallenlegen sogar relativ abwechslungsreich, auch wenn aus Prior immer noch kein filigraner Actionmaestro wird. Aber mit Geballer, Explosionen und Fäusteleien sorgt er für einen gewissen Videoware-Unterhaltungswert.
Und tatsächlich gibt es das eine oder andere Element, das „Final Sanction“ von der üblichen Actionware fürs hinterste Videoregal unterscheidet, nicht nur die leicht behämmerte Prämisse. So ist der Film überraschend wenig patriotisch, auch wenn der Verschwörungsplot drei bis vier Ligen unter „Die drei Tage des Condor“ oder „Blow Out“ spielt, aber eine Skepsis gegenüber militärischen Führungspersönlichkeiten und Falken erkennen lässt. Auch die Auflösung des Konflikts verläuft etwas anders als erwartet und manches Klischee wird etwas aufgebrochen, etwa das Bild des Russen als staatstreuem Killer ohne Seele. Ob das Priors beabsichtigter Beitrag zur Entspannungspolitik gegen Ende des Kalten Kriegs sein sollte, ist allerdings schwer zu sagen, denn dafür ist „Final Sanction“ dann auch wieder zu stümperhaft geschrieben und zu sehr mit der heißen Nadel gestrickt, was man auch an den kargen Locations erkennen kann – die Arena der beiden Elitekrieger ist der Wald um die Ecke, die militärische Kommandozentrale die Lagerhalle von nebenan.
Wie schon in seinem berühmt-berüchtigten Trasher „Tödliche Beute“ castete David Prior auch hier seinen Bruder Ted als Ami-Militärhelden und auch wenn der geringfügig besser spielen gelernt hat, so ist er immer noch eine ziemliche Wurst als Actionheld. Nicht zuletzt weil sein Sergeant Tom Batanic dermaßen ungehobelt, unhöflich und prollig ist, dass selbst der rüpeligste Chuck-Norris-Heldencharakter daneben wie ein feingeistiger Konversationskünstler aussieht. Robert Z’Dar stand die starre Mimik in der „Maniac Cop“-Reihe gut, hier wirkt er dagegen bemüht grimmig als russische Ein-Mann-Armee, hat jedoch immer noch seine markige Charakterfresse zu bieten. Renée Cline („Future Force“) als weibliche Hauptfigur ist ein Totalausfall, William Smith („Platoon Leader“) und David Fawcett („Richie Rich“) grummeln und brüllen sich als Vorgesetzte klischeehaft durch ihre Szenen – schauspielerisch ist „Final Sanction“ also der gewohnte Prior-Schund geworden.
So ist die Action teilweise ganz brauchbar und in mancherlei Hinsicht ist „Final Sanction“ eine Abkehr vom B-Action-Einerlei, aber das macht die weitestgehend schwachen Schauspielleistungen, den sich hinziehenden und oft nicht sonderlich logischen Plot sowie manchen inszenatorischen Schnitzer dann auch nicht vergessen. Priors Vorschlag zur alternativen Lösung des Kalten Krieges ist nicht ohne Reiz, zum wirklichen Gelingen stehen ihm jedoch seine Defizite als Regisseur und Drehbuchautor im Weg.
Knappe:
„Final Sanction“ war schon zu VHS-Zeiten mit einer Freigabe ab 18 Jahren ungekürzt und wurde hierzulande sogar von Columbia Tristar auf Video veröffentlicht. Die deutsche DVD zum Film erschien am 27. Mai 2022 von Mr. Banker Films. Dafür griff man auf ein ausländisches VHS-Tape (von der Titelgebung her vermute ich italienisch) als Quelle zurück, das eine entsprechende Video-Bildqualität zur Folge hat.
© Nils Bothmann (McClane)
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