Originaltitel: The Siege of Firebase Gloria__Herstellungsland: Australien, Philippinen, USA__Erscheinungsjahr: 1989__Regie: Brian Trenchard-Smith__Darsteller: Wings Hauser, R. Lee Ermey, Robert Arevalo, Mark Neely, Gary Hershberger, Clyde Jones, Margi Gerard, Richard Kuhlman u.a. |
1968 ist der Vietnamkrieg längst in seine heiße Phase übergegangen. Es kündigt sich an, dass der Vietcong einen großen Schlag vorbereitet, der als Tet-Offensive in die Geschichte eingehen wird. In dieser angespannten Situation ist Bill Hafner mit seinen Mannen auf Patrouille. Sie entdecken ein vietnamesisches Dorf, in dem der Vietcong barbarisch wütete. Zudem finden sie eine Höhle, in der ein amerikanischer Kriegsgefangener festgehalten wird. Die GIs beschließen, den Kriegsgefangenen und ein Waisenkind aus dem vernichteten Dorf in einen sicheren US-Stützpunkt zu verfrachten.
Auf dem Weg dahin löschen sie einen ganzen Kampftrupp des Vietcong aus und einer ihrer Späher entdeckt eine gewaltige Armee des Feindes. Nun gilt es noch dringender, einen Stützpunkt zu erreichen, um die eigenen Truppen zu warnen. Camp Gloria wird zur letzten Hoffnung der Amerikaner um Hafner. Doch hier glaubt niemand an eine Aggression, sei doch ein Waffenstillstand anlässlich des Neujahrsfestes ausgerufen worden.
Hafner und sein bester Kumpel DiNardo wissen, dass sie Fakten schaffen müssen. Sie „setzen“ den aktuellen, mit Drogen vollgepumpten Kommandeur des Stützpunktes ab, übernehmen die Führung der verbliebenen amerikanischen Soldaten und befestigen Camp Gloria gegen den bevorstehenden Angriff.
Schaut in den Vietnam-Actioner mit R. Lee Ermey und Wings Hauser hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=0mUBU9PBjbc
Das verzweifelte Halten einer „strategisch wichtigen“ Position spielt im Genre des Kriegsfilmes immer mal wieder eine Rolle. Auch in Vietnamkriegsfilmen wird dieser Topos gerne bedient. Genannt seien beispielsweise „Hamburger Hill“ oder „Platoon Leader“. Diese sind auch insofern interessant, dass ersterer keine unreflektierte Ballerorgie darstellt und auf seine Charaktere eingeht, während letzterer mit Michael Dudikoff zwar auch keine 0815-Schießbude ist, allerdings dann doch eher mit oberflächlichen Charakteren arbeitet und in erster Linie druckvoll Action machen will.
„The Firebase“ platziert sich nun da irgendwo dazwischen. Wagt immer wieder kritische Aussagen über den Krieg, stellt die Sinnhaftigkeit von kriegerischen Auseinandersetzungen im Allgemeinen in Frage und versucht, seinen Charakteren einen glaubwürdigen Background zu verleihen. Gleichzeitig hat Regisseur Brian Trenchard-Smith („Brandzeichen der Hölle“) großen Spaß daran, es in kurzer Folge immer wieder amtlichst krachen und zahllose Vietcongs und GIs ins Gras beißen zu lassen. Gerne versehen mit markigen, rassistisch aufgeladenen Sprüchen und viel „Juchuuu“- und „Yeah“-Gebrüll.
Das (durchaus politisch unkorrekt) Schöne: Man fühlt sich sowohl von der unterhaltenden als auch der dramatischeren Seite des Filmes rundweg abgeholt. Das liegt vor allem an der versierten, sorgfältigen Regie und den wirklich tadellosen Schauspielern, aus denen freilich die beiden Leads Wings Hauser („Clint Harris“) und vor allem R. Lee Ermey („Sirene 1“) weit herausragen. Letzterer zaubert dem Vietnamkriegsfilmfan dank seines unvergessenen Auftrittes in dem ein Jahr zuvor veröffentlichten „Full Metal Jacket“ schon aufgrund seiner bloßen Anwesenheit ein wissendes Lächeln ins Gesicht. Und Ermey erinnert auch hier immer mal wieder an seine Kultrolle, gibt er angesichts des Feindes doch einige sehr derbe Sprüche von sich.
Zudem hat Ermey, der bei einigen seiner Szenen auch am Drehbuch mitwirkte, eine coole Chemie mit Hauser, der den ihm hier überantworteten Heißsporn mit tragischer Vergangenheit lässig runterreißt und mit seiner zupackenden Art sehr sympathisch rüberkommt. Was außerdem gefällt, ist, dass „The Firebase“ immer mal wieder geschichtliche Einordnungen liefert, vor allem die Wichtigkeit der Tet-Offensive und ihre Folgen für den Vietnamkrieg herausstellt. Obendrein ist er bereit, sowohl die Amerikaner als auch den Vietcong ausgewogen darzustellen.
Zwar bleibt der Vietcong weitgehend gesichtslos, anhand einiger Führungsfiguren wird aber mehr als deutlich, dass hier keine Teufel durch den Dschungel huschen. Derweil werden den Amerikanern sehr finstere Seiten abgerungen, etwa wenn sie nach einer Schlacht verwundet herumliegende Gegner kaltblütig abknallen.
Allgemein ist „The Firebase“ kein Kind von Traurigkeit, was den Gewaltgrad angeht. Früh im Film gibt es auf Holzstäbe gespießte Köpfe zu sehen. Selbst bei den größeren Schlachtenszenen platzen Bloodpacks sehr suppig auf. Und immer wieder robben Verwundete, denen Körperteile abgetrennt wurden, über den mit Leichen übersäten Boden. Gegen Ende wird zudem eine Szene gezündet, in der mehrere Vietcongs ein Krankenlager überfallen, was extrem brutal ausufert. All diese Szenen sind durchgehend handmade umgesetzt, lassen durchweg einen ordentlichen Aufwand erkennen und atmen eine amtliche Grundhärte.
Inszenatorisch verblüfft der Auftrieb an Personen, die hier an den Schlachten teilnehmen. Vor allem auf Seiten des Vietcong findet die immer wieder propagierte Übermacht überzeugende optische Entsprechungen. Sehr oft dürfen zudem Feuerbälle gen Himmel steigen, Strohhütten explodieren und zahlreiche Helikopter ihre Raketen verteilen. „The Firebase“ kostete sichtlich den einen oder anderen Taler mehr. Einzig, wenn es in den Infight geht, steht die Kamera immer mal wieder ungünstig. Entsprechend sieht man, wie weit Schläge mit Macheten oder Gewehrkolben sowie Hiebe und Tritte am Gegner vorbeigehen.
Ansonsten doubeln die Philippinen wie so oft Vietnam. Und die machen das gewohnt überzeugend. Von Camp Gloria hätte man sich mehr Establishing Shoots gewünscht, um das Lager mal komplett zu erfassen. Denn dies muss aufgrund der Personalstärke weitaus größer sein, als man es im Film zu ahnen bekommt. Als grundlegendes Fazit kann man nur ein „sauber umgesetzt“ attestieren. Einzig ein schöner Score fehlt irgendwie.
„The Firebase“ lässt es scheppern
Ich gebe zu, dass ich mir von „The Firebase“ eigentlich kaum etwas erwartet hatte. Als ich die Disc einschob, freute ich mich auf einen weiteren Vietnamkriegsfilm, der auf den Philippinen ein paar Strohhütten in Flammen aufgehen lässt. Doch am Ende habe ich bedeutend mehr bekommen. Der Actionfilm ist wertig umgesetzt, die Actiondichte ist extrem hoch, der Bodycount irre und die gebotene Härte inklusive zahlloser platzender Bloodpacks lässt einen innerlich juchzen.
Dazu gesellen sich starke Darsteller, immer mal wieder erstaunlich kritische Untertöne, ordentlich umrissene Figuren und der Versuch einer einigermaßen ausgewogenen Zeichnung beider Kriegsparteien. Dennoch ist „The Firebase“ kein Überkracher geworden. Zu sehr irritieren manch überzogene Pathos- und Patriotismuskeulen, hier und da wirkt der Mix aus Ernst und krachlederner Action zu unausgewogen und – und das bekommt man schon früh im Film zu spüren – Regisseur Brian Trenchard-Smith tut sich verdammt schwer, Spannung in seine Story zu pumpen.
Das größte Problem: Was es aus amerikanischer Sicht so wichtig macht, Camp Gloria zu halten, erfährt man genauso wenig, wie den Grund für den Vietcong, ausgerechnet dieses Lager einzunehmen. Das lässt einen dann leider ein wenig arg unbeteiligt bei dem Gemetzel zuschauen.
Die deutsche DVD kommt von Starlight Film und ist mit einer Freigabe ab 18 ungeschnitten. Der Datenträger überzeugt mit einer erstaunlich guten Bildqualität, allerdings ist der Sound arg leise abgemischt.
In diesem Sinne:
freeman
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