Originaltitel: Final Score__Herstellungsland: Indonesien__Erscheinungsjahr: 1988__Regie: Arizal__Darsteller: Christopher Mitchum, Mike Abbott, Ida Iasha, Dicky Zulkarnaen, Zaenal Abidin, Siska Widowati, Nizar Zulmi, Ivonne Elisabeth, Gino Makasutji u.a. |
Der Billigactioner „Strike Commando“ aus dem Jahr 1986 ist der Beleg, dass indonesische Filmemacher nicht erst seit „The Raid“ großen Spaß am Actionkino gefunden haben. Das Dauerfeuerepos erzählt die Geschichte von Richard Brown. Der ist zu Beginn des Streifens unterwegs, um für seinen Filius ein tolles Geburtstagsgeschenk zu besorgen.
Derweil rücken in seinem Haus mehrere fiese Lumpen ein – mit M16 Sturmgewehren! Handfeuerwaffen waren beim Dealer um die Ecke vermutlich gerade aus. Die knallen Richards Sohnemann über den Haufen und vergehen sich auch noch an des Helden Ehefrau. Als der von seinem Einkaufsbummel zurückkommt, liegt seine Familie wortwörtlich in ihrem eigenen Blut. Für Richard ist sofort klar, was die Uhr geschlagen hat: Er startet einen unerbittlichen Rachefeldzug.
Soviel zu der sehr funktional angelegten Story. Die kennt weder Überraschungen noch allzu viel Logik. Woher etwa Richard seine Abhakliste der Lumpen hat, die er alsbald umnietet, man weiß es nicht. Aber da er sie hat, muss man sich nicht an Richards Seite durch ewige Ermittlungsarbeit quälen, sondern unser Held kann direkt ins große Abmurksen einsteigen. Warum er kann, was er kann, wird durch eine Mini-Rückblende in seine Vietnamkriegsvergangenheit erklärt. So geht effektiv!
Schaut in den Actionfilm aus Indonesien hinein
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Mit der Liste trottet Richard nun von Fieswicht-Homebase zu Fieswicht-Homebase und lässt den Bodycount derbe nach oben schnellen. Schon die erste Actionsequenz rund um den ersten Namen auf Richards Kill-List würde manch anderem Actioner als Showdown reichen. Nachdem die Lumpen zu Dutzenden gen Himmelstor strebten, stellt Richard den ersten Listenlump und erfährt von dem, wo sich Name Nummer zwei auf der Liste aufhält. Dieses Schema wird fortan trocken durchgezogen: Riesige Actionszene, bisschen Verhör, Explosion des Schauplatzes (mal Modell, mal echtes Gebäude), nächste Actionszene.
Handlung steigt dazwischen keine. Die Staatsmacht wird in kurzen Schnittbildern als ohnmächtig charakterisiert, Richard darf sich an einer sexy Dame schubbern, die auch irgendwie irgendwas gegen die Killer von Richards Familie hat, und schon geht der wilde Lumpengenozid weiter. Keine störenden Dialoge, keine Charakterentwicklung, nichts. Die Bösewichter bekommen auch keinerlei Motive zugestanden. Und der Obermotz, der ein Faible dafür zu haben scheint, die eigenen Leute umzunieten, ist gefühlt auch nur deshalb Oberbösewicht, weil gerade niemand anderes da war.
Und obschon das Drehbuch also nur zum Arsch-Abwischen gedacht war, funktioniert „Strike Commando“ zumindest für den Actionfan ganz ordentlich. Das liegt natürlich vor allem an der Action. Die kann bei einem Daueractioner schnell mal langweilig werden. Das umschifft Regisseur Arizal aber gekonnt, indem er seine Action angenehm vielfältig anlegt. N’bisserl Geschläger, Motorradaction, Autoverfolgungsjagden, Geballer, Gefolter – in dem Film ist wirklich was los.
Auch dergestalt, dass man sich teils große Sorgen um das Leben der Stuntman macht. In einer Szene etwa hängt einer mit Sturmgewehr aus dem Seitenfenster eines Autos, als dessen Fahrer plötzlich die Karre zum Überschlag bringt – über die Seite, wo der andere noch SICHTLICH heraushängt! Oder ein Motorradstunt, bei dem ein Typ mit Motorrad aus einem explodierenden Haus springt, dabei erst die Kontrolle und dann den Kontakt zur Maschine verliert. Nach dem Schnitt sitzt er wie gewohnt im Sattel, in Wirklichkeit aber dürfte der entsprechende Stuntman sicher erst im Krankenhaus wieder aufgewacht sein. Ein Wahnwitz.
Cool ist, dass der Held eine Uzi als Standardwaffe nutzt, mit der er druckvoll um sich ballert. Mit zunehmender Laufzeit platzen dann auch immer mehr Blutbeutel, Genicke krachen wie brechende Bleistifte, Karren explodieren und die indonesischen Stuntleute schmeißen sich beherzt von irgendwelchen Gebäuden. Auch ein paar schräge Ideen finden ihren Weg in „Strike Commando“. Beispielsweise wenn der Held sich selbst ein Delta-Force-Motorrad mit Raketenwerfer und MG zusammenschraubt. Und rund um das Finish des Oberlumps droppe ich nur mal ein paar Substantive: Hochhaus, Helikopter, Motorrad, Evel Knievel, Handgranate, Durchfahrt, Bumm. Un-fucking-fassbar.
Meine liebe Not hatte ich mit dem Helden. Der wird von einem irre blassen Christopher Mitchum („Aftershock“), ein Sohn des großen Robert, gegeben. Coolness, geile Sprüche, beeindruckende Physis, alles nicht gegeben. Zumindest wirkt er in der Action nicht vollends verloren.Die restlichen Namen im Cast laufen durchweg unter ferner liefen. Mehr Engagement hätte ich mir von Mike Abbott („American Hunter“) als Superlump gewünscht. Andererseits weiß das Drehbuch eh nichts mit ihm anzufangen. Ein Hingucker ist zumindest Ida Iasha als weiblicher Sidekick des Helden.
In technischer Hinsicht sieht man dem Film schnell an, dass hier das ganze Geld in die Action geflossen ist. Der Drehort Indonesien sorgt zumindest für ein paar unverbrauchtere Settings, wenngleich die Lumpen-Hochburgen anscheinend weltweit relativ ähnlich aussehen. Der preiswerten Optik kommt die VHS-Qualität der deutschen Veröffentlichung auch nicht wirklich entgegen. Die wirkt hier gleich noch einen Tacken schäbiger.
„Strike Commando“ macht Laune
Ganz viel Action an extrem wenig Story. Das trifft die Sachlage bei „Strike Commando“ am besten. Unser leider farbloser Held Robert marschiert einfach von Showdown zu Showdown und löscht dabei gefühlt ganze Heerscharen an Lumpen aus. Das geht für die ökonomisch knackige Netto-Laufzeit von 80 Minuten absolut klar, fördert keine Langweile zutage, hat aber auch keinerlei Spannung oder Ähnliches zu bieten. „Strike Commando“ fokussiert vollkommen auf seine Action und schafft es, diese ausreichend unterhaltsam darzureichen. Pflicht erfüllt, für die Kür war kein Geld da.
Die deutsche DVD von Imperial Pictures erschien am 24. Juni 2022 in zwei verschiedenen, limitierten Coveraufmachungen. Der Film ist mit einer FSK 18 ungeschnitten und die Bildqualität der DVD reichlich mies.
In diesem Sinne:
freeman
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Copyright aller Filmbilder/Label: Imperial Pictures__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja |