Originaltitel: The Owners__Herstellungsland: Frankreich, Großbritannien, USA__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Julius Berg__Darsteller: Maisie Williams, Jake Curran, Ian Kenny, Andrew Ellis, Sylvester McCoy, Rita Tushingham u.a. |
Der auf der Graphic Novel „Une Nuit De Pleine Lune“ von Yves Huppen und Hermann basierende Home-Invasion-With-A-Twist-Thriller „The Owners“ liegt seit Anfang März 2022 als britische DVD auf meinem Pile of Shame. Aufgehoben hatte ich ihn für den einen Tag, wo mir nach Home Invasion der Sinn stünde. Niemals hätte ich jedoch geglaubt, dass der Film vier Monate später einen Kino-Run in Deutschland bekommen würde.
Doch Capelight hat nun dafür gesorgt, dass der Aufenthalt des Filmes auf meinem Stapel der Schande nicht noch länger dauern wird. Denn kurz vor dem deutschen Kinostart wollte ich dann doch wissen, was den deutschen Verleiher zu diesem für den Film freilich feinen Schritt bewegt haben könnte. Also außer das mit Wild Bunch deutsche Produzenten am Film beteiligt waren.
Als die jungen Einbrecher Gaz, Terry und Nathan vor dem Ziel ihrer diebischen Träume stehen, müssen sie feststellen, dass die Informationen von Terrys Mutter, einer Putzfrau, doch nicht so richtig waren. Denn die hatte berichtet, der Safe des örtlichen Doktors Richard Huggins habe einen digitalen Öffnungsmechanismus. Blöderweise ist der Safe, vor dem die drei jetzt stehen, ein rein mechanisches Exemplar. Sämtliche mitgebrachte Hilfsmittel zum Öffnen des Safes sind also vollkommen obsolet.
Doch die drei jungen Männer denken gar nicht daran, klein beizugeben. Sie lassen ihre Wut an dem Metallwürfel aus und beschließen dann, auf des Doktors Heimkehr zu warten, ihn ordentlich zu quälen und so die Kombination für den Geldschrank zu erpressen. Gesagt, getan. Inzwischen ist auch noch Nathans Perle zu dem Überfall dazugestoßen und verkündet ihm, schwanger zu sein. Das macht es für den jungen Einbrecher nur noch dringlicher, nicht aufzugeben.
Als der Doktor auf der Matte steht, scheint es zunächst genauso zu laufen, wie es sich die Einbrecher ausgemalt haben. Doch dann müssen sie schnell feststellen, dass dem Doktor die Kombination des Safes teurer zu sein scheint, als das Wohl seiner Ehefrau. Ab diesem Zeitpunkt geht für unsere vier Antihelden wirklich alles schief.
Schaut in den Horrorfilm mit Maisie Williams hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=RanpsGw-pkE
Der weitgehend kurzweilige und richtig gut gespielte Home-Invasion-Thriller führt zu Beginn seine jungen Helden der Kategorie „Taugenichtse“ mit viel Verve und Schwung ein. In der Folge gibt es einigen offensiven Wortwitz, der für hübsche Schmunzelmomente sorgt. Ein wenig hakelig wird allerdings Maisie Williams Figur eingeführt, doch auch sie fügt sich schnell in ihre Heldenrolle ein. Sobald dann die Besitzer des Hauses, in das unsere Helden soeben eingebrochen sind, zurückkehren, bleibt „The Owners“ eine Weile auf vertraut wirkenden Pfaden.
Es wird viel gedroht, geschrien und an Extremitäten herum geschnippelt. Und die Täter-Opfer-Rollen scheinen klar zugeteilt. Doch früh bemerkt man als Zuschauer, dass hier etwas so gar nicht mit rechten Dingen zuzugehen scheint. Der Doktor zeigt höchst manipulative Seiten und er weiß Sachen, die er nicht wissen kann. Derweil entwickelt seine Ehefrau immer creepyer werdende Wesenszüge.
Mehr und mehr dreht sich das Täter-Opfer-Schema. Es setzt brutale Gewaltakte, Charaktere versterben und ein erster grundlegender Twist ist schnell vollzogen. Es wird nicht der letzte bleiben. Was die alten Leute antreibt und wie sich die jungen Einbrecher in ihre neuen Rollen einfügen, oder auch nicht, das sorgt für Spannung. Zudem ist der Film in seiner zweiten Hälfte kaum vorhersehbar. Wird zunehmend grotesker und fühlt sich irgendwann reichlich ausweglos für alle handelnden Charaktere an.
Ein grimmiger schwarzer Humor brodelt unentwegt unter den Bildern. Die Atmosphäre wird zunehmend bedrückender und finsterer. Spätestens, wenn der mit „The Owners“ sein Langfilmdebüt gebende Regisseur Julius Berg sein breites Kinoformat auf einen 4:3-Ausschnitt verengt, ist der Streifen längst in Terrorgefilde abgebogen und bewegt sich die Spannung auf wirklich hohem Niveau.
Ein kleiner Abturner: Die tatsächlichen Bösewichter des Filmes biegen in diesem Abschnitt vollkommen in Richtung überzogener Psychopathen ab und behalten dies bis zum Finish konsequent bei. Es ist eine logische Entwicklung aus dem bisher Gesehenen, richtig fühlt es sich aber trotzdem nicht an.
Schauspielerisch ist „The Owners“ klasse aufgestellt, Maisie Williams („Heatstroke“) sticht mit ihrem intensiven Spiel jedoch ein wenig heraus. Sylvester McCoy (Radagast aus den „Hobbit“-Streifen) und Rita Tushingham wissen als altes Ehepaar allerdings ebenfalls zu punkten. McCoy überzeugt vor allem als Manipulator, während Tushingham als Ehefrau Wandlungsfähigkeit beweist und – wenn irgendwann ihre Dritten durch die Gegend fliegen – auch sehr uneitel aufspielt.
Optisch hätte ich mir von dem Film einen düstereren Look erwartet, in dem das Haus, in das eingebrochen wird, ebenfalls eine große Rolle spielt. Doch der Schauplatz wird weitestgehend verschenkt und optische Schmankerl sucht man vergebens. Umso mehr knallt dann allerdings das Stilmittel des Formatwechsels, das die zu dem Zeitpunkt vorherrschende, sich zunehmend verdichtende Atmosphäre auf den Punkt trifft. Auch der Score lässt sich lange Zeit, bevor er irgendwann unerbittlich an den Nerven zerrt. Zudem gefällt, dass die wenigen, dafür umso derberen Effekte samt und sonders mit Prosthetics – also handmade – in Szene gesetzt wurden.
„The Owners“ ist anders
Was am Ende bleibt, ist ein Home-Invasion-Thriller, der die altbekannten Pfade nur beschreitet, um hernach das Gras am Wegesrand niederzutrampeln. Wer zu Beginn des Streifens meint, ganz genau zu wissen, wie hier der Hase läuft, der wird sich bis zum Finale dabei ertappen, dass ihm ein „Damn“ über die Lippen rutscht. „The Owners“ erfindet dabei das Genre nicht neu. Er reißt es auch nicht ein oder definiert es neu. Aber er traut sich was und das macht ihn sympathisch.
Problemchen gibt es dennoch genug. Nicht sämtliche Charakterentwicklungen wirken plausibel und vor allem die Bösewichte überdrehen in Richtung Finish doch arg. Im Mittelteil, wenn der Übergang von 0815-Home-Invasion in Richtung grotesken Terrorfilmes vollzogen wird, wobei sich die Findungsphase leider ein wenig unspannend anfühlt, hängt der Film auch mal richtig durch. Im Großen und Ganzen aber kann man Capelight schon verstehen, dass sie dem Horrorpublikum in Deutschland mal einen kleinen, etwas anders gelagerten Film kredenzen wollen. Zur letzten Begeisterung fehlt es aber hier und da noch deutlich an Konsequenz.
„The Owners“ startet am 14. Juli 2022 in den deutschen Kinos. Der nicht unblutige Streifen hat eine wohlverdiente FSK 16 erhalten. Am 16. September 2022 wird der Film von Capelight auf DVD und Blu-ray ausgewertet.
In diesem Sinne:
freeman
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Copyright aller Filmbilder/Label: Capelight Pictures__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |