Auf Basis eines Romans von Roderick Thorp entstand der fürs Fernsehen gedrehte Copthriller „Rainbow Drive“. Darin gibt Peter Weller den Polizisten Mike Gallagher, der über einen Fünffachmord stolpert. Als man ihm den Fall nicht zuteilt und sich diverse Ungereimheiten auftun, ermittelt auf eigene Faust und kommt einer Verschwörung auf die Spur.
Originaltitel: Rainbow Drive__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1990__Regie: Bobby Roth__Darsteller: Peter Weller, Sela Ward, David Caruso, Tony Jay, James Laurenson, Jon Gries, Henry G. Sanders, Chris Mulkey, David Neidorf, Bruce Weitz, Chelcie Ross, Megan Mullally u.a. |
Krimiautor Roderick Thorp lieferte die Buchvorlagen für die Kinofilme „Der Detektiv“ und „Stirb langsam“ und für die TV-Produktionen „Devlin“ und „Rainbow Drive“, der im deutschen Fernsehen als „Mord am Rainbow Drive“ lief und auf Video unter seinem Originaltitel veröffentlicht wurde.
Mike Gallagher (Peter Weller) ist Cop im Morddezernat von Hollywood, befindet sich allerdings aus privaten Gründen am Rainbow Drive, zum Schäferstündchen mit der verheirateten Christin (Kathryn Harrold), als er verdächtige Geräusche hört. In einem der Nachbarhäuser findet er die Leichen von fünf jungen Menschen. Es ist zwar 1990, doch in Gallagher steckt noch genug Eighties-Action-Cop, um die fliehenden Täter mit dem Auto zu verfolgen, doch diese können ihn abhängen.
Schnell stapeln sich die verdächtigen Anzeichen: Unerwartet schnell ist die Spurensicherung vor Ort und ein Polizeihubschrauber bei der Jagd nach den Killern in der Luft, der Polizeichef, der für ein hohes Amt kandidiert, zieht den Fall an sich, während man Gallagher weitere Ermittlungen verbietet. Außerdem heißt es, dass nur vier Leichen am Tatort gefunden wurden, während die fünfte Tote einem anderen Tatort und einem anderen Verbrechen zugeschoben wird, das ausgerechnet Gallagher untersuchen soll. Damit hat „Rainbow Drive“ dann auch schon ein fettes Grundproblem, denn alle zuständigen Stellen verhalten sich dermaßen verdächtig, dass es zehn Meilen gegen den Wind nach Verschwörung stinkt.
Eine Spürnase wie Gallagher lässt sich trotzdem nicht von Nachforschungen abhalten, obwohl sein Partner Dan Crawford (Bruce Weitz) ihm dringend davon abrät. Gallaghers einzige Hilfe ist die geheimnisvolle Tatort-Spezialistin Laura Demming (Sela Ward), die ebenfalls an der offiziellen Version der Ergebnisse zweifelt, aber mehr zu wissen scheint als sie zugibt…
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Es mag sein, dass Thorps mir bisher unbekannte Buchvorlage wesentlich geschlossener und sinniger ist als seine filmische Adaption; im Drehbuch von Bill Phillips („El Diablo – Der mit dem Teufel tanzt“) und Bennett Cohen („Chamäleon – Spektakuläre Verwandlung“) jedenfalls tun sich einige Lücken auf. Manche scheinbar wichtige Figur spielt im weiteren Verlauf keine Rolle mehr, oder man bekommt die fadenscheinige Info, dass er oder sie wegen akuter Mitwisserschaft salopp über den Jordan geschickt wurde. An einer Stelle erzählt Dan aus der Vergangenheit, als er eine betrunkene, prominente Autofahrerin nach einem Unfall davonkommen ließ und dafür mit Schwarzgeld belohnt wurde, dieses aber nie anrührte. Während es erst so scheint, als würden das Geld oder die nicht genannte Identität der Unfallfahrerin später eine Rolle spielen, so soll es im Endeffekt nur ein Beispiel für die Korruption sein, die das Los Angeles von „Rainbow Drive“ in ihren Klauen hält.
Daraus folgt immerhin eine einnehmende Noir-Stimmung. Wie seine Vorgänger aus den Hard-Boiled-Storys läuft Gallagher überall gegen Wände und muss erkennen, dass viele der Stadtoberen aus Polizei und Verwaltung mit der Unterwelt im Bett sind. Das ist nicht neu, aber stimmig eingefangen und wird reflektiert durch textlich entsprechende Songs, die von einer Band im Club der Schurken gespielt werden. Kleine Gauner werden geschnappt, große Verbrecher können US-Präsident werden, heißt es dort beispielsweise. Ein wenig fährt das Script dem Film jedoch auch hier in die Parade, denn das Geschäft der Schurken ist eine nie näher erläuterte Melange aus Geldwäsche, Prostitution und allgemeinem Böse-Sein, der Grund für den Fünffach-Mord enttäuschend banal. Der Oberschurke braucht jedenfalls nur zwei Sätze, um ihn zu erklären.
Auch spannungstechnisch ist der Film durchwachsen. So gibt es durchaus gelungene Passagen, in denen Gallagher Hinweisen nachgeht oder um sein Leben fürchten muss, an anderer Stelle wird es ihm dann lächerlich einfach gemacht. Denn sein Kollege Marvin Burgess (Henry G. Sanders) erweist sich als Tech-Genie, welches überall Wanzen anbringen kann, die immer genau das Richtige abhören. Und eine in einem Füller versteckte Waffe kann er auch basteln. Auch knuffig ist der Henchman, der belastendes Material gegen seinen Boss in der Hand hat und das Versteck verrät, als Gallagher ihn foltert, was seinem Boss augenscheinlich nie in den Sinn kam. So schwächelt „Rainbow Drive“ als Copthriller, gleicht das aber selten durch Action aus. Nach der Verfolgungsjagd vom Anfang gibt es noch die eine oder Prügelei oder Schießerei, doch all das kommt nie über soliden TV-Durchschnitt hinaus, inklusive des mäßig spektakulären Showdowns.
Immerhin profitiert der Film von seiner Besetzung. Gerade Peter Weller („Screamers“) punktet als Protagonist, dem man den harten, unnachgiebigen Bullen abnimmt, ohne gleich in Supercop-Gefilde zu wandern. Sein Gallagher ist ein normaler Kerl, aber ein Bluthund in seinem Job. Sela Ward („Independence Day: Wiederkehr“) ist ziemlich gut als mysteriöse Helferin, obwohl das romantische bis erotische Verhältnis zwischen ihr und Gallagher zu den zahlreichen Ansätzen gehört, die der Film halbherzig aufnimmt und wieder fallen lässt. David Caruso („Parker Kane“) spielt mal wieder einen Cop, hier einen der schleimigen Arschkriechersorte, doch auch als hassenswerter Korrumpel liefert er eine starke Performance ab. Ein paar charismatische Nebendarstellergesichter wie Chris Mulkey („Behind Enemy Lines“), Bruce Weitz („Half Past Dead“), Tony Jay („Twins“), Chelcie Ross („Last Boy Scout“) und Megan Mullally („Lockere Geschäfte“) runden das Ensemble ab.
Besetzung und Atmosphäre stimmen bei „Rainbow Drive“ also, nur leider kann das Drehbuch nicht mithalten. Nach einem stimmigen Beginn verkümmern diverse Ansätze des Films, die Ermittlungen des Helden und das Verhalten mancher Figuren scheint nicht schlüssig, des Rätsels Lösung wirkt fast schon banal. So bleibt ein okayer Copkrimi, aus dem man mit etwas Feintuning ein TV-Highlight machen konnte. So bleibt „Rainbow Drive“ aber ähnlich hinter seinen Möglichkeiten zurück wie der begrenzt einprägsame Soundtrack von Tangerine Dream.
Hierzulande ist „Rainbow Drive“ bisher nur auf VHS bei New Vision erschienen. Dort war er ab 18, die Freigabe könnte allerdings auch von den Trailern stammen und der Film an sich ab 16 sein.
© Nils Bothmann (McClane)
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