Originaltitel: Fortress – Sniper’s Eye__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Josh Sternfeld__Darsteller: Bruce Willis, Chad Michael Murray, Jesse Metcalfe, Ser’Darius Blain, Kelly Greyson, Natalie Burn, Welker White, Natali Yura, Alyssa Julya Smith, Michael Sirow u.a. |
Videokritik: „Fortress: Sniper’s Eye“ mit Bruce Willis
Wir haben die Comicverfilmung „Corrective Measures“ und den Actionthriller „Fortress: Sniper’s Eye“, beide mit Bruce Willis, für euch in einem Video besprochen. Obendrein schimpfen wir auf einen Mediabook-Anbieter.
Aller schlechten Dinge sind zwei
Im Fazit meiner Besprechung von „Fortress – Stunde der Abrechnung“ habe ich bereits durchblicken lassen, dass es vermutlich keine so gute Idee war, die Story, die in „Fortress“ gestartet wurde, auf insgesamt drei Filme strecken zu wollen. Reichte sie doch bereits für den ersten Teil hinten und vorne nicht aus. Trotzdem ist die Fortsetzung „Fortress – Sniper’s Eye“ nun draußen – und unterstreicht meine Bedenken nur. Fett.
Wir erinnern uns: In „Fortress – Stunde der Abrechnung“ reiste Paul zu seinem Vater Robert, um dem für eine Startup-Idee etwas Kohle aus den Rippen zu leiern. Der Vater lebte inzwischen in einer Art Resort für reiche Pinkel und Ex-Agenten. Kurz nach der Ankunft von Paul wurde das Resort von einem Lump namens Balzary überfallen. Infolgedessen taten sich Vater und Sohn zusammen und zogen dem Lump einen Scheitel.
„Fortress – Sniper’s Eye“ setzt zwei Wochen nach diesen Ereignissen ein. Pauls Vater Robert bricht gerade auf, um eine junge Dame namens Sasha im Alleingang aus den Händen fieser russischer Halunken zu befreien. Sie ist die Frau von Balzary, mit dem Robert eine gemeinsame Vergangenheit hatte, weswegen er ihm am Ende von Teil eins versprach, die Dame zu retten.
Zwar wird Robert bei der Befreiungsaktion angeschossen, aber Sasha kann er dennoch befreien und ins Resort bringen. Noch einmal zwei Wochen später wird das Resort erneut von Söldnern überfallen. Der Anführer ist ein alter Bekannter.
Lahmer Actionfilm mit Bruce Willis
„Fortress – Sniper’s Eye“ verspricht laut Backcover der Veröffentlichungen von Splendid Film „Bunker! Bombast! Bruce!“. Ein hübscher Dreiklang, der vermutlich mehr Hirnschmalz erfordert hat als das Cover (die Haltung der reinretuschierten Knarren spottet jeder Beschreibung und menschlicher Anatomie) oder das Drehbuch zum Film.
Das steigt zwar mit einer (ungelenken) Actionszene für Bruce Willis ein, lanciert hernach aber volle 30 Minuten Dauergelaber, in dem es um Eis, Paris und romantische Liebeserklärungen geht. Richtig gehört. In den ersten 30 Minuten wähnt man sich in einer Art billigen Liebesfilm, in dem sich alle Überlebenden aus Teil eins untereinander die Treue schwören und Liebespaare zusammengewürfelt werden, die so unglaubwürdig wie egal sind.
Nichts deutet im ersten Drittel darauf hin, wohin die Reise gehen soll. Nicht einmal die im Resort geparkte Sasha scheint irgendein Problem damit zu haben, dass der erklärte Hassfeind ihres Mannes ihr Retter ist. Sind die ersten 30 Minuten dann endlich durchgestanden, tauchen aus dem Nichts neue Söldner vor den Toren des Resorts auf und startet einfach noch einmal die absolut identische Story des Vorgängers – ohne irgendeine Form von Abweichung. Es wird sogar genau die gleiche Geldsumme wie im Vorgänger verlangt.
Infolgedessen startet der bereits aus Teil eins und unendlich vielen ähnlichen Filmen bekannte Abzählreim, bei dem ein Lump nach dem anderen von den Helden aus dem Leben gerissen wird. Dabei kommt zu keiner Sekunde Spannung auf. Alles wirkt wie schonmal gesehen, was irgendwie ja auch stimmt. Nur dass bei genauerem Hinschauen auffällt, dass „Fortress – Sniper’s Eye“ noch einmal deutlich weniger kosten durfte als der Vorgänger. Hier wirkten die Gang-Schleichereien zwar schon repetitiv, aber nicht so schnell wie in der Fortsetzung.
In der wird gefühlt immer nur durch den gleichen Gang gelatscht. Dazu kommen zwei Zimmer in dem unterirdischen Bunkersystem. Das war es. Selbst außerhalb der Bunkeranlage durfte diesmal sichtlich weniger Fläche bespielt werden, weshalb man auch gar nicht erst so oft rausschneidet. Wodurch die Schauplätze unter Tage nur noch eintöniger und öder wirken.
In Sachen Action fabuliert Regisseur Josh Sternfeld im Making of irgendwas von komplexen Hand-to-Hand-Combats. Die scheinen dann aber auf dem Schneidetisch geendet zu sein. Komplexe Actionszenen, amtlich Geballer, gute Fightszenen – gibt es alles nicht. Meist reicht ein Schuss und wieder ist ein Bösewicht dahin. Da darf auch mal etwas Blut spritzen, das kommt aber meist aus dem Rechner. Kurzum: Die bereits alles andere als tolle Action des Vorgängers schafft es, die Action der Fortsetzung richtiggehend alt aussehen zu lassen. Das sollte Warnung genug sein, falls jemand den Film als Actioner begreifen möchte.
Doch wie steht es um jenes Publikum, dass „Fortress – Sniper’s Eye“ als Bruce-Willis-Film begreifen möchte? Nun, jene Zuschauer (oder Unverbesserliche?) sehen ihren Star direkt zu Beginn kurz in Action. Danach liegt Bruce Willis („A Day to Die“) nur noch im Krankenbett oder sitzt auf irgendeinem Stuhl in der Gegend herum. War er im ersten Teil noch ins große Aufräumen involviert, hat er in der Fortsetzung mit der eigentlichen Action nichts mehr am Hut. Meist faselt er irgendwelchen Unfug und schmunzelt hernach vor sich hin. Dafür hat er insgesamt erstaunlich viel Screentime.
Gefühlt mehr als Sohnemann Paul, der erneut von Jesse Metcalfe („Hard Kill“) gespielt wird. Der wird ganz schön unglücklich an den Rand gedrängt und spielt für den Film gar keine sonderlich große Rolle. Als Fieswicht hat da Chad Michael Murray („Killing Field“) zumindest etwas mehr zu tun, zieht seinen Stiefel aber bei weitem nicht mehr so cool durch wie im Vorgänger. Vor allem darf er diesmal Bruce gar nicht verwemmsen. Schade. Die restlichen Nasen hat man so schon zigmal in diversen Emmet-Furla-und-Oasis-Filmen gesehen. Randall Emmet hat sogar mit Schauspieler Emile Hirsch die Story ersonnen. Keine große Leistung, wenn man das Ergebnis sieht. Erstaunlicherweise bekommt EFO-Films diesmal aber keinerlei Produktionsprops im Vor- und Abspann.
Optisch wirkt der Film noch einen Tacken öder als der Vorgänger. Das liegt zum einen an der bereits erwähnten Schauplatzarmut, bei der man sich massiv fragt, wieso man in Puerto Rico dreht, wenn man davon nichts zeigen mag? Vor allem die trostlosen Schauplätze unter Tage ziehen jedes Leben aus dem Film.
Der Regisseur versucht zwar immer mal wieder, ein wenig mit Komplementärfarben zu spielen, scheitert aber zumeist komplett durch. Gewaltige Lens-Flare-Effekte, die vor allem bei Willis’ Krankenbettszenen munter übers Bild mäandern dürfen, wirken wie gewollt und nicht gekonnt. In der Action merkt man zudem, dass dem Schnitt jedwedes Pacing und Timing abgeht. Und der Soundtrack – ach, reden wir nicht drüber.
Noch mieser als der Vorgänger: „Fortress – Sniper’s Eye“
Mein Fazit möchte ich mit der Frage beginnen, warum ein Film den Titelzusatz „Sniper’s Eye“ bekommt, wenn weder einem Sniper noch irgendeinem Auge irgendeine Bedeutung im Film zukommen? Die wesentlich bessere Frage wäre aber sicher: Wer ist auf die Furzidee gekommen, „Fortress – Stunde der Abrechung“ mit gleich zwei Fortsetzungen versehen zu wollen?
Schon die erste Fortsetzung weiß gar nicht, was sie erzählen soll, weshalb sie einfach noch einmal den ersten Teil 1:1 spiegelt. Und für einen eventuellen weiteren Teil setzt sie weder irgendeine Art von Cliffhanger noch gibt es Andeutungen, in welche Richtung sich ein dritter Teil bewegen könnte. Aber vermutlich dreht man einfach nochmal Teil 1 nach.
Für das Gefühl, dass einen bei „Fortress – Sniper’s Eye“ beschleicht, gibt es im Film eine herrliche bildliche Entsprechung. In der schaut Bruce Willis in seinem Krankenbett liegend zu, wie irgendein Brei von seinem Löffel in eine Schüssel tropft. Genauso spannend und aufregend ist der dilettantisch und ohne jeglichen Sinn für Tempo und Action in Szene gesetzte Filmversuch namens „Fortress – Sniper’s Eye“.
Nachdem sich die Veröffentlichung von „Fortress – Stunde der Abrechnung“ im Vergleich zum Ausland etwas gezogen hatte, war Splendid Film bei der Fortsetzung erstaunlich schnell. Am 26. August 2022 veröffentlichten sie den Film auf DVD und Blu-ray. Beide kommen mit einem langweiligen Making Of und Interviews mit den Hauptdarstellern – da gehörte Bruce Willis nicht dazu.
In diesem Sinne:
freeman
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