Originaltitel: Blacklight__Herstellungsland: Australien, China, USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Mark Williams__Darsteller: Liam Neeson, Aidan Quinn, Taylor John Smith, Emmy Raver-Lampman, Claire van der Boom, Yael Stone, Andrew Shaw, Zac Lemons, Gabriella Sengos, Tim Draxl u.a. |
Mit „Honest Thief“ hatte Mark Williams seinem Star Liam Neeson einen hübsch old schooligen Actionthriller auf den Leib geschneidert, der selbigem richtig gut stand und mehr als nur solide Unterhaltung bot. Da durfte man schon ein wenig frohlocken, als es hieß, Regisseur und Schauspielstar würden wieder kooperieren. „Blacklight“ heißt nun das gute Stück und erzählt folgende Geschichte.
Travis Block leidet unter eine Persönlichkeitsstörung. Er wird von einer Paranoia beherrscht, die ihn jeden Raum und jeden Ort, den er betritt, auf seine Sicherheit hin abscannen lässt. Und Travis hat noch mehr Ticks. Ein krankhafter Ordnungsdrang gehört zum Beispiel dazu. Und apropos Ordnung: Von Beruf ist Travis Troubleshooter. Für das FBI bringt er immer wieder Ordnung ins Chaos. Doch Travis ist inzwischen auch ordentlich angegraut und eigentlich möchte er seinen Job aufgeben.
Er will mehr Zeit mit seiner Tochter und deren Töchterlein verbringen. Denn Travis liebt es, Opa zu sein und Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Und dies so sehr, dass die Enkelin bereits Ticks ihres Großvaters übernommen hat. Sehr zum Leidwesen der Mutter. Doch die muss anerkennen, dass Travis sich mehr als nur müht. So recht traut sie aber dem Braten nicht, dass ihr Vater seinen Job hinschmeißen möchte.
Und wirklich, den Rentenplänen ihres Vaters kommt gewaltig etwas dazwischen. Dusty, ein junger Kollege von Travis, macht Probleme. Er will einer Journalistin Wissen stecken, das niemals die Kreise des FBI verlassen darf. Zunächst will Travis den Whistleblower pflichtbewusst stellen, doch bald muss er merken, dass in diesem Fall nichts ist, wie es scheint. Gemeinsam mit einer Enthüllungsjournalistin begibt sich Travis auf Spurensuche.
Schaut in den Actionthriller mit Liam Neeson hinein
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Der größte Schwachpunkt von „Blacklight“ ist seine gesamte erste Hälfte. Annähernd 45 Minuten scheint der Film selbst nicht so recht zu wissen, wo er eigentlich hin möchte. Dabei werden die Grundlagen eindrücklich gelegt. Ein brutaler Mord an einer aufstrebenden Politikerin, fies guckende Henchmen, eine eifrige Journalistin, sinister wirkende Hintermänner… alles da. Doch das Drehbuch, an dem Regisseur Mark Williams ebenfalls mitwirkte, findet keinen rechten Zugriff auf die Story. Mehr und mehr verheddert es sich in zahllosen Szenen rund um Travis und dessen kleiner Familie, die wenig spannend verlaufen und irgendwann auch nichts mehr zu Travis zu sagen haben.
Klar, die Interaktionen zwischen Travis und seiner Enkelin sind megaherzig und werden von Liam Neeson auch tadellos gespielt, aber schon die zahlreichen Dialoge mit seiner Tochter, die obendrein extrem repetitiv in ihrem Inhalt sind, langweilen, nein, nerven mit jedem weiteren Durchlauf mehr. Parallel fehlt es der Story an Vortrieb. Auch weil die Enthüllungsjournalistin von Emmy Raver-Lampman („The Umbrella Academy“) wenig glaubwürdig verkörpert wird. Was auch an den seltsamen Dialogen liegt, die ihre Figur zu bewältigen hat.
Problemherd Nummer drei: Taylor John Smith („The Outpost“), der Dusty gibt, kommt unfassbar blass daher. Was seiner Figur warum passiert, juckt den Zuschauer kein Stück. Wenigstens gruppieren sich um seine Figur zu Beginn ein paar actionreichere Momente. Da wären zum einen kurze Hand-to-Hand-Combats, die kein geringerer als Richard Norton („The Kick Fighter“) choreographiert hat. Diese sind auf Realität getrimmt und daher eher funktionaler Natur.
Zum anderen gibt es eine längere Verfolgungsjagd zwischen einem Müllauto und einem Mustang, bei der ein wesentliches Problem der Action in „Blacklight“ am offensichtlichsten wird: Es fehlt der Druck! Das Müllauto wird zwar gefühlt wie ein kleiner Panzer in Szene gesetzt, der Schaden, den es letztlich anrichten darf, ist allerdings wenig begeisternder Blechschaden niedrig skalierter Natur. Selbst wenn sich die Karre auf die Seite packt, hat das gefühlt keinen Impact.
Und so geht es letztlich auch den Keilereien. Die haben ebenfalls kaum Intensität. Eine wirklich gruslig misslungene CGI-Explosion eines Wohnwagens – ein Liam-Neeson-Film, der sich keine echte Wohnwagenexplosion leisten kann? Really? – lässt den Zuschauer bereits früh im Film genervt die Augen verdrehen.
Doch zumindest der Showdown macht Laune. In dem räumt Liam Neeson in einem Haus unter den Fieswichten auf, was gut choreographiert ist und auch sehr profund in Szene gesetzt wurde. Aber auch hier fehlt es an Härte und Impact. Jedoch wird die Szene schon ordentlich ausgekostet und rundet das bisher Gesehene gelungen ab. Selbiges zieht nach den ersten 45 Minuten spürbar an. Wirklich spannender oder besser wird der leider in arg vorhersehbaren Bahnen verlaufende „Blacklight“ dadurch aber nicht wirklich.
In optischer Hinsicht erinnert der in Australien gedrehte „Blacklight“ frappierend an „Honest Thief“. Lanciert erdige, warme Farben an einer gediegenen Inszenierung, die Mark Williams mit ein paar coolen Perspektiven aufwertet. Ein paar flashy Spielereien, in denen beispielsweise das Bild kurz ein- und wieder ausgezoomt wird, wirken wie eine Art filmischer Pulsschlag, machen aber keinen rechten Sinn. Zudem lassen sie manchen Schnitt etwas rumpelig wirken.
Apropos Schnitt: Den hat Liam Neeson irgendwann auf seiner linken Wange. Ohne, dass man je erfährt, wo dieser herkommt. Das Continuity-Team lässt ihn aber bis zuletzt nicht mehr verschwinden. Zwei wirkliche Highlights kommen erst nach Ende des Filmes. Es handelt sich um die beiden saustarken Songs „Stronger than Before“ und „Nothings Gonna Break Me“ von Interpret John Goggins. Die bleiben tatsächlich im Ohr verhaftet, ganz im Gegenteil zum beliebigen Score von Mark Isham.
„Blacklight“ ist leider reichlich belanglos geraten
Liam Neeson hält „Blacklight“ mit seiner Leistung einigermaßen am Laufen. Vor allem rund um seine Persönlichkeitsstörung wirkt er immer mal wieder knuffig linkisch und im Zusammenspiel mit seiner Filmenkelin richtiggehend herzig. Was ihn freilich alles nicht davon abhält, vor allem im Showdown die Lumpen im gewohnten Neeson-Style auf die Bretter zu schicken. Doch spätestens wenn Regisseur Mark Williams auf andere Figuren fokussiert, wird es schwierig.
Die Nebenfiguren verfangen nicht, ihre Darsteller wirken teils richtig schlecht in ihrem Tun und selbst ein Aidan Quinn („Mayday“) kann mit seiner Standgas-Performance nicht bestehen. Zudem fehlen dem Film wirklich fiese Fieswichte, eine spannende, temporeich erzählte Geschichte, ein zupackendes Element und begeisternde, wuchtige Action. Und spätestens, wenn dem Zuschauer gegen Ende reichlich egal ist, was aus der Familie des Helden wird, weiß man, dass man nicht wirklich involviert ist. Und genau das ist bei dem sich reichlich generisch anfühlenden „Blacklight“ mit seinem drögen Verschwörungsplot leider der Fall.
„Blacklight“ dürfte einer der ersten Filme von Liam Neeson sein, die es in Deutschland nun nicht mal mehr ins Kino schaffen. Wild Bunch hat sich die Rechte für Deutschland gesichert und veröffentlicht den Film als Amazon Exclusive bei Prime Video. Hier ist der ab 12 freigegebene Actionthriller ab dem 9. September 2022 zu sehen.
In diesem Sinne:
freeman
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Copyright aller Filmbilder/Label: Wild Bunch__Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab dem 9.9.2022 bei Amazon Prime Video |