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Firehawk – Operation Intercept

Originaltitel: Aurora: Operation Intercept__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1995__Regie: Paul Levine__Darsteller: Bruce Payne, Natalya Andreychenko, Lance Henriksen, John Stockwell, Michael Champion, Dennis Christopher, Corbin Bernsen, Curt Lowens, Corinne Bohrer, John Prosky, Jon Chardiet u.a.
Firehawk - Operation Intercept, Lance Henriksen

Billig-Action mit Bruce Payne und Lance Henriksen: “Firehawk”

Paul Levine startete seine Karriere als Drehbuchautor von „Best of the Best“ mit Eric Roberts, durfte sein zweites (und letztes) verkauftes Script „Firehawk – Operation Intercept“ selbst verfilmen, ehe er drei Filme und eine TV-Serienfolge im Rahmen seiner kurzen Regiekarriere umsetzen durfte.

„Firehawk“ hat zwar so halberlei-dreiviertel begriffen, dass sich die Sowjetunion aufgelöst hat, könnte aber problemlos auch während des Kalten Krieges spielen. Es beginnt mit dem Überläufer Dr. Zaborszin (Curt Lowens), welcher Russland dereinst enttäuscht den Rücken kehrte und nun in den USA lebt. Am Telefon streitet er sich mit seiner Tochter Francesca (Natalya Andreychenko), die jedoch nur noch einen Leichenwagen und jede Menge Beamte vorfindet, als sie Daddy aufsuchen will. Das verkraftet die Gute nicht so ganz astrein, will nicht an den Selbstmord ihres Vaters glauben, sondern lieber an Mord. Francesca, Wissenschaftlerin wie ihr Vater, bildet sich in den nächsten drei Jahren zur Terroristin weiter und pustet mittels EMP ein Passagierflug vom Himmel. Der Absturz wird durch wildes Kameragewackel am Set simuliert, für eine Zwei-Minuten-Rolle schaut Corbin Bernsen („La Linea 2“) als Navigator des Vogels vorbei.

Trotz rätselhafter Flugzeugabstürze – deren wahrer Hintergrund natürlich vor der Bevölkerung geheim gehalten wird – will Air-Force-Pilot Gordon Pruett (Bruce Payne) mit der Familie in den Urlaub nach Großbritannien fliegen. Daraus wird nix, weil ein paar Anzugträger aus Geheimdienstkreisen ihn nebst Co-Pilot Andy Aldrich (John Stockwell) einsacken. Also tritt die Family die Reise allein an, während Gordon und Andy von William Stenghel (Lance Henriksen) gebrieft werden: Francesca will die Wahrheit zum Tod ihres Vaters und den Mörder auf dem Silbertablett, andernfalls macht sie weitere Flieger bruchlandungsbereit. Man muss kein Hellseher sein um zu wissen, welche Gefahr wohl in Zukunft auf Gordons Familie zukommt.

Um der Terrorbraut das Handwerk zu legen, sollen Gordon und Andy ihre Basis mit dem Superflugzeug Aurora 2 ausfindig machen und wegbomben. Ein entsprechender Vorgängerversuch mit Aurora 1 ging in die Binsen, aber Gordon gilt als Bester seines Faches…

Der Trailer zum Actionfilm

Tatsächlich könnte „Firehawk“ dann auch zügig vorbei sein, denn nach einigen begrenzt sinnigen Flugmanövern, in deren Verlauf Gordon fast eine Bruchlandung baut, nur um auf Mach 3 zu beschleunigen (mit normaler Höchstgeschwindigkeit nach Kasachstan zu düsen ist wohl was für Pussys), haben Gordy und Andy die feindliche Basis im Visier. Mittels komplexer Strategien wie Im-richtigen-Moment-das-GPS-Ausschalten entgehen sie auch Francescas EMP-Satellitenwaffe. Doch die hat noch ein As im Ärmel: Einen gekidnappten Aurora-1-Piloten. Den kann Gordon natürlich nicht mitsamt der Basis wegbomben, obwohl Tausende anderer Leben auf dem Spiel stehen (inklusive derer seiner Familie, die ja aktuell den Luftverkehr nutzt). Also baut Gordy lieber eine Offscreen-Bruchlandung. Besonders unsinnig wird dieser falsch verstandene Humanismus wenige Filmminuten später, wenn Francesca besagtem Piloten sowieso das Lebenslicht auspusten lässt, um die Aurora-2-Crew einzuschüchtern und zum Reden zu bringen.

Das ist doch nur einer der zahlreichen logischen Klopper, die das Blödsinnsscript im Minutentakt verbricht. So stehen beide Auroras trotz Crash Landings ohne Kratzer und flugbereit in Francescas Hangar, die Terroristen fesseln verprügelte Piloten nicht, damit diese ihre Bewacher einfacher überwältigen können, außerdem kriecht man als Terrorist lieber mit gezogener Waffe hinter flüchtenden Amis her und lässt sich in einem Schacht von denen verschütten als die Knifte einfach mal abzufeuern. Ganz besonders hirnrissig sind all jene Plotelemente um Francescas Vater. Natürlich ahnt man als halbwegs erfahrener Zuseher, dass da mehr im Busch sein muss. Da eigentlich nur ein Geheimdienstfuzzi etwas mehr Screentime erhält, entpuppt sich der dann auch als Verräter und hat natürlich sinistre Pläne, deren Sinn sich ebenso wenig erschließt wie Francescas und Gordons Reaktionen darauf. Francesca betont andauernd, dass sie niemandem trauen kann und Geheimdienstfuzzis alle gleich wären, nimmt aber einen via Funk vorgelesenen Report (der auch erstunken und erlogen sein könnte), direkt für bare Münze. Gordon hingegen vermutet aus heiterem Himmel, dass der vermeintlich tote Daddy noch am Leben sein könnte und schlägt der Terroristin einen Frontalangriff auf Amerika vor, weil den Verschwörern dann ja keine Alternative bliebe als ihr die Wahrheit zu sagen. Wie er auf all den Schwachsinn kommt und warum solche Nassbirnen als bester Mann der Air Force gelten, das fragt man lieber nicht.

Zu diesen geballten Blödheiten kommen dann auch noch Klischees noch und nöcher: Die Terroristen reden natürlich alle mit russischem Akzent und ein besonders sadistisches Exemplar spielt am liebsten russisches Roulette mit gefangenen Amis (was denn sonst?). Dabei ist er so begeistert, dass er es auch mal mit der Bewachung nicht so genau nimmt und prompt die Quittung dafür bekommt. Gordons eigenschaftslose Familie gerät natürlich gegen Ende in Gefahr, der beste Kumpel muss natürlich draufgehen. Für einen echten Heldentod ist Andy allerdings ein zu großer Waschlappen: Er bekommt bei der Flucht einen Nervenzusammenbruch, hängt minutenlang quengelnd an einer Leiter rum und wird dafür von einem Henchman seelenruhig abgeknallt. Ein Knaller ist auch das Ende: Nachdem Gordon seine Mission erledigt und nicht nur die Welt, sondern auch seine Familie gerettet hat, zieht er fröhlich von dannen, während der böse Geheimdienstverschwörer immer noch auf freiem Fuß ist. Dabei wollte der ihn plus Familie opfern. Andere hätten sich revanchiert, indem sie den Übeltäter beim Präsidenten angeschwärzt, ihn eigenhändig umgebracht und seiner Leiche danach ins Gesicht gepisst hätten, aber so nachtragend ist unser Gordy anscheinend nicht. Oder man wollte sich noch Stoff für eine Fortsetzung warmhalten, denn ein sinnloser Epilog liefert weitere Informationen zur Verschwörung – zu einem Sequel kam allerdings nie.

Sollte es entsprechende Pläne gegeben haben, dann waren diese allerdings von Levines Seite arg vermessen, denn „Firehawk“ taugt ja noch nicht mal genug für einen Film. Der Inhalt besteht aus Klischees, Plattitüden und Blödheiten, die Umsetzung hat zwar einigermaßen Tempo, gerät aber hakelig und kostengünstig. „Firehawk“ ist suboptimal montiert, die Effektszenen kommen mit einer fast schon putzigen Unbeholfenheit daher, wenn man die Superflieger mit einer Mischung aus Modell- und CGI-Tricks animiert. Immerhin verzichtet man dabei auf Stock Footage, aber der technische Stand sieht nicht nach 1995 aus, sondern eher nach 1975, und selbst nicht nach einem High-End-Film jenes Produktionsjahres.

Auch abseits des Cockpits und der wenig aufregenden Flugszenen ist allerdings hin und wieder Action angesagt, denn durch Gordons Zögerverhalten stürzen er und Andy ja ab und müssen sich aus der Gefangenschaft freihauen. Da sorgt für kleine Fäusteleien und Schießereien von unterschiedlicher Qualität. Eine Ballerei in Francescas Kommandozentrale fällt vor allem dadurch (negativ) auf, dass sich alle Teilnehmer durch absurdes Handling ihrer Waffen auszeichnen, eine Actionszene in und um einen Fahrstuhlschacht dagegen ist sogar recht ordentlich. Die meiste Action entfällt aber auf die besagten Flugszenen, die dank mangelhafter Tricks aber nicht gerade aufregend sind. Doll (und vor allem doll lustig) ist nur das Manöver, wenn sich die Aurora 2 vor die Aurora 1 setzt, deren Cockpit mit den Triebwerken versengt und die Maschine direkt abstürzt. Die mitgeführte EMP-Waffe wird dadurch glücklicherweise wirkungslos, was Gordys Familie den Hintern rettet.

Bruce Payne, nach „Passagier 57“ eigentlich auf Bösewichtsrollen abonniert, spielt ausnahmsweise mal den Hero und macht das eher mittelprächtig. Natalya Andreychenko („Revenant – Sie kommen in der Nacht“) als Schurkin wirkt viel zu gefasst für eine Psychopathin, die aufgrund von Daddys Issues die Zivilisten gleich passagierflugzeugweise in den Tod schickt. Allerdings lässt das Script sie auch wie eine springende Schallplatte klingen, wenn jeder zweite Satz entweder lautet, dass sie die Wahrheit über Papas Tod wissen wolle oder dass sie niemandem traue. Ähnlich schlecht in Sachen Drehbuch ergeht es dem Schauspieler („Teuflische Klasse“) und Regisseur („Kickboxer – Die Vergeltung“) John Stockwell, der den Schlappi-Sidekick spielt, bei dem man schon vom ersten Auftritt an weiß, dass er die Endcredits nicht mehr erleben wird. Immerhin hat Lance Henriksen („Hundstage“) sein Charisma am Start (sehr gut), verbringt aber den Löwenanteil seiner Szenen sitzend und ins Funkgerät quasselnd (deutlich weniger gut).

So können weder Henriksen noch ein, zwei okaye Ballereien „Firehawk“ nicht mehr retten, dessen hirnrissiges Script sich von einem Plothole zum nächsten hangelt, dessen Tricktechnik auf beinahe putzige Art minderbemittelt ist und dessen Schauwerte dünn gesät sind. Oft kann man über, nicht mit dem Film lachen, aber das ist ein schwacher Trost für einen ernst gemeinten B-Actioner – „Firehawk“ ist eine Bauchlandung mit eingezogenem Fahrwerk.

In Deutschland gibt es „Firehawk – Operation Intercept“ nur als Billig-DVD von CinePlus/VPS, mit lediglich deutschem Ton und ohne Extras. Der Film ist ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: CinePlus/VPS__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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