Originaltitel: Lang Tong__Herstellungsland: Singapur__Erscheinungsjahr: 2015__Regie: Sam Loh__Darsteller: Vivienne Tseng, William Lawandi, Angeline Yap, Esther Goh, Alan Tan, Vincent Tee, Tracer Wong, Cynthia Kuang, Adeline Pang, Sunny Pang u.a. |
Vor kurzem hatte ich an dieser Stelle den Erotikthriller „Siew Lup“ aus Singapur vorgestellt. In diesem frönte Regisseur Sam Loh in vielerlei Hinsicht der Fleischeslust. Diese Mischung aus Sex und Gewalt hat „Siew Lup“ mit dem Vorgängerwerk Lohs gemein, dass die Busch Media Group heuer unter dem Titel „Lady Cannibal – Rache heiß serviert“ veröffentlichte.
In dem dreht sich alles um Zack. Ein junger Mann, der die Lehrerin Stephanie mit seinem charmanten Auftreten im Sturm erobert. Wir sind dabei, wie sich die beiden verlieben, im Bett vergnügen und immer mehr zusammenwachsen. Das Problem: Der Zuschauer weiß zu dem Zeitpunkt bereits, dass Zack sich weitere Betthüpferl hält. Und dass er Stephanie letzten Endes nur um ihr Geld bringen will. Als Stephanie genau das herausfindet, kommt es zur Katastrophe.
Das tangiert Zack aber wenig. Der lacht sich direkt die nächste gute Partie an. Mit Li Lin macht er den großen Fang schlechthin. Auch die verliebt sich blitzschnell in ihn und schreibt sogar ihr Testament auf ihn um. Freilich ohne zu wissen, dass Zack auch ihre Schwester Li Er vögelt. Die lässt sich von Zack nicht nur das Hirn aus dem Schädel ficken, sondern hasst obendrein ihre eigene Schwester. So sehr, dass sie Zack bittet, Li Lin umzubringen. Immerhin könnte man so zusammen sein und gut vom Geld der reichen Schwester leben.
Erotischer Thriller aus Singapur
Bereits in „Siew Lup“ hat Regisseur Sam Loh gezeigt, dass er ein Faible für moralisch verkommene Menschen hat. In „Lady Cannibal“ macht er dahingehend wahrlich keinerlei Gefangene. Alleine schon wie Zack eingeführt wird: Wir erleben ihn im verliebten Chat mit Stephanie. Da ein Flirtsignal, da ein fluffiger Spruch und schon ist das Date anberaumt. Kaum hat sich Stephanie ausgeloggt, ploppt bei Zack der nächste Chat auf und er stellt freudig erregt fest, dass da schon die nächste Dame auf ihn wartet.
Kaum ist er dann mit Stephanie zusammen, enttarnt er sich selbst als Betrüger, der eigentlich nur an ihr Geld will und sie im Vollsuff auch noch vergewaltigt. Leider zieht Stephanie die Notbremse zu spät. Da ist Zack, diese Zierde der Menschheit, bereits weitergezogen und zieht seine Nummer noch einmal durch. Doch in dem Schwesterpaar aus Li Lin und Li Er wird er seinen Meister finden.
Beide sind ihrerseits durch die Hölle gegangen. Inzest steht im Raum. Missbrauch im Kindesalter durch den Vater erhält eine drastische optische Entsprechung. Die Mutter beging Selbstmord. Eine der Schwestern hegt obendrein Groll auf die andere, will sie gar töten. Das Gift hierfür bekommt Zack von seinem besten Kumpel, der im Anschluss gerne mal über die Schwester drüberrutschen will, wenn Zack sie irgendwann ablegt. „Lady Cannibal“ hat kaum Identifikationsmasse zu bieten.
Und mehr noch: Sam Loh macht von Anfang an Andeutungen, die vermuten lassen, dass die einzige zumindest ansatzweise moralisch integer erscheinende Figur des Filmes wortwörtlich Leichen im Keller hat. Hier dreht „Lady Cannibal“ in Richtung Finale dann richtig auf und schließt mit seiner starken Auflösung wahrhaft gekonnt den Kreis zum ersten Date, das der Film zeigt. Diese Abrundung ist wunderbar schwarzhumorig und fies und erinnert wie „Siew Lup“ in seinen besten Momenten an eine „Geschichten aus der Gruft“-Episode.
Und wie bei „Siew Lup“ wäre dieses Format für „Lady Cannibal“ vermutlich auch am ratsamsten gewesen. Denn für die 85 Minuten Laufzeit reicht das gereichte, in seinen Charakteren enorm überzeichnete Storygebräu nicht aus. Im Grunde sind wir gute 60 Minuten damit beschäftigt, zuzusehen, wie Zack eine Frau nach der anderen flachlegt. Dabei gibt sich der wie ein Softporno rüberkommende Film erstaunlich züchtig und präsentiert nur eine der Damen vollkommen nackt. Der Rest darf zumeist in Klamotten pimpern, attraktiv sind die Damen im Film aber so oder so.
Darstellerisch machen alle Beteiligten einen soliden Job. Die deutsche Synchronisation ist leider wenig gelungen, weshalb vor allem Zacks Schlag bei den Frauen aufgrund der etwas tumben Intonierung schon reichlich verwundert. Auch bei manchen Ladys wirkt sie leider sehr leblos und kostet den Film einige Körner.
In technischer Hinsicht steht „Lady Cannibal“ in starkem Kontrast zu dem mit extrem knackigen Farben arbeitenden „Siew Lup“. Er setzt auf sehr gedeckte Farben, wirkt infolgedessen öfter mal reichlich trist und eintönig. Was den Erotikszenen durchaus ein wenig schadet, da diese durch die wenig lebendige Optik einen recht gewöhnlichen Anstrich bekommen.
Insgesamt geht die geerdete Optik aber durchaus okay, auch weil “Lady Cannibal“ seinen Einschlag in Richtung Groteske deutlich später bekommt als „Siew Lup“, der zudem deutlich mehr in grafischer Gewalt badete. Dahingehend ist auch interessant, dass „Lady Cannibal“ einzelne Schockelemente auch eher andeutet und mit der Fantasie des Zuschauers spielt, anstatt sie offenherzig auszuspielen wie „Siew Lup“. Sehr gelungen ist im Übrigen der Score zum Film.
„Lady Cannibal“ gilt in Singapur als Skandalfilm
Und auch in Deutschland reichte das Gebotene vermutlich sehr leicht für eine Erwachsenenfreigabe. Was wenig verwundert bei unbequemen Themen wie Betrug, Fremdgehen, Missbrauch, Inzest, Vergewaltigung oder Mord und Totschlag. Die wenig moralisch handelnden Figuren könnten für so manchen Zuschauer zusätzlich reichlich desorientierend wirken. Nimmt man das Ganze als überlange Moritat mit Einschlag in Richtung Groteske, bekommt man einen brauchbaren Softporno mit netter Volte in Richtung Finale geboten.
Auf 85 Minuten gestreckt, gibt es aufgrund der lange Zeit sehr klischeehaft ablaufenden Story auch mal eine Menge Leerlauf, langweilig wird es aber nie. Auch weil man dann doch gespannt darauf ist, was die zahlreichen Andeutungen Sam Lohs rund um eine Rippchensuppe zu bedeuten haben. Die fiese Auflösung fickt das Hirn des Zuschauers noch einmal so richtig und lässt den Film noch einmal vor dem inneren Auge ablaufen. Diesmal freilich ergänzt um die zusätzliche Info. Das Ergebnis ist nicht preisverdächtig, funktioniert aber vor allem aufgrund seiner hübschen Auflösung besser als „Siew Lup“.
Der Trailer zum Erotik-Thriller
Die Busch Media Group veröffentlichte „Lady Cannibal“ am 9. September 2022 auf DVD und Blu-ray. Der Film hat eine Freigabe ab 18 und neben dem Trailer zum Film keinerlei Extras zu bieten.
In diesem Sinne:
freeman
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