Wir zelebrieren Actionfilme, die rocken!

Die glorreichen Sieben (1960)

Originaltitel: The Magnificent Seven__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1960__Regie: John Sturges__Darsteller: Yul Brynner, Eli Wallach, Steve McQueen, Horst Buchholz, Charles Bronson, Robert Vaughn, Brad Dexter, James Coburn, Rosenda Monteros, Vladimir Sokoloff, Jorge Martínez de Hoyos u.a.
Die glorreichen Sieben

Zu Ensemble von John Sturges’ starbesetztem Westernklassiker “Die glorreichen Sieben” gehören Yul Brynner, Steve McQueen, Charles Bronson und James Coburn

Noch vor „Für eine Handvoll Dollar“ gab es mit „Die glorreichen Sieben“ eine Western-Adaption eines Akira-Kurosawa-Films, in diesem Falle „Die sieben Samurai“, den der Vorspann des US-Films auch explizit als Inspiration nennt. Kurosawa selbst war so zufrieden mit dieser Version, dass er Regisseur John Sturges („Geheimagent Barrett greift ein“) ein besonderes Zeremonienschwert als Zeichen seiner Anerkennung schenkte.

Wie schon im japanischen Vorbild ist ein Bauerndorf, das regelmäßig von Banditen überfallen wird, Stein des Anstoßes. In diesem Falle sind es mexikanische Farmer, die vom ebenfalls mexikanischen Bandenchef Calvera (Eli Wallach) und seiner Crew ausgenommen werden. Als sie kaum noch etwas von ihrer Ernte behalten dürfen, Calvera jedoch seine baldige Wiederkehr verkündet, fassen die Bauern einen innerhalb des Dorfes umstrittenen Entschluss: Sie kratzen ihre wenige Habe zusammen, um diesen gegen Geld zu tauschen und Waffen kaufen zu können. Der Preis des Mutes ist ein großes Thema in „Die glorreichen Sieben“, bezahlt doch einer der Bauern den Versuch von Gegenwehr in der Auftaktszene mit dem Leben.

Die drei Gesandten des Dorfes erleben eine Demonstration von Heldenmut, als sie in eine Stadt kommen, in der einige Männer nicht wollen, dass ein verstorbener Indianer auf dem lokalen Friedhof beerdigt wird, obwohl ein Geschäftsmann das Begräbnis bezahlt. Die Revolverhelden Chris Larabee Adams (Yul Brynner) und Vin Tanner (Steve McQueen) zeigen schließlich Courage, fahren die Kutsche mit dem Sarg zu ihrem Bestimmungsort und wehren sich mit Waffengewalt gegen alle Versuche sie aufzuhalten. Wieder geht es um Werte: Chris und Vin tun das Richtige, stehen gegen Rassismus ein, ohne eine echte Bezahlung dafür zu wollen, auch wenn der Geschäftsmann ihnen wenigstens einen Drink ausgeben möchte.

Die Farmer wenden sich an Chris, der sie anstelle eines Waffenkaufes beschützen soll, obwohl sie ihm und sechs weiteren Männern nur jeweils 20 Dollar für sechs Wochen Arbeit bieten können. Neben Vin, der andernfalls als Verkäufer arbeiten müsste, rekrutiert Chris den alternden Glücksritter Harry Luck (Brad Dexter), den in Geldnot geratenen Bernardo O‘Reilly (Charles Bronson), den Messerwerfer und Scharfschützen Britt (James Coburn), den alkoholkranken Kopfgeldjäger Lee (Robert Vaughn) und den jungen Heißsporn Chico (Horst Buchholz)…

Schaut in die glorreichen Sieben hinein

„Die glorreichen Sieben“ machte die Idee von „Die sieben Samurai“ auch in westlichen Gefilden populär und legte damit den Grundstein für viele Epigonen, darunter den von Roger Corman produzierten Sci-Fi-Film „Battle Beyond the Stars“, das B-Movie „The Bad Pack“ und das offizielle Hollywood-Remake „Die glorreichen Sieben“ von Antoine Fuqua. Bei Sturges‘ Film fällt auf, dass er sich in vielerlei Hinsicht an das japanische Vorbild hält und eher das Setting der Geschichte anpasst als umgekehrt. So stellt die mexikanische Herkunft der Bauern zwar auch den Heldenmut und Idealismus des ungleichen Septetts heraus (zu dem mit Bernardo und Chico auch zwei Gunslinger mexikanischer Abstammung gehören), sondern ist auch ein adäquater Ersatz für das japanische Kastensystem: Die Dörfler können auf keine Hilfe hoffen, sind für Gesetzeshüter und Banditen nur bessere Fußabtreter. Selbst die Revolverhelden, die ihnen zur Hilfe eilen, blicken manchmal auf die Hasenfüße herab, die sich beim Schießtraining ungeschickt anstellen und teilweise lieber vor Calvera kuschen als Gegenwehr leisten wollen.

Ähnlich wie „Die sieben Samurai“ zeigt auch „Die glorreichen Sieben“ die andere Seite der Medaille: Die Bauern verstecken ihre Frauen anfangs von den Revolverhelden, weil sie ihren Beschützern doch nicht so recht trauen, hintergehen diese im letzten Filmdrittel sogar einmal. Wenn am Ende nur noch ein Bruchteil des Septetts am Leben ist, sagt Chris fatalistisch, dass die Bauern die einzigen Gewinner des vorigen Konflikts waren. Dass auch einige der Farmer ihr Leben lassen mussten, blendet er dabei aus. Aber genau in solchen Momenten zeigt sich, dass „Die glorreichen Sieben“ dem Italo- und dem Spätwestern, die erst später aufkamen, vielleicht näher steht als manch klassischer Heldengeschichte im Cowboygewand. Zwar verfügen die Gunslinger noch über einen gewissen Idealismus und Werte, aber auch diese werden in Zweifel gezogen. So vermutet Harry die ganze Zeit über, dass es doch eine wertvollere Beute als die Ernte der Farmer geben muss, hinter der die Banditen her sein müssen. Schurke Calvera hingegen kann kaum verstehen, dass die Cowboys ihr eigenes Leben für den Schutz von ein paar Bauern aufs Spiel setzen – und manchmal scheinen die Helden seine Einstellung zu teilen. Zumal explizit gehofft wird, dass Calvera einfach dieses Dorf in Ruhe lassen wird und stattdessen zum nächsten weiterzieht. Eine Einstellung, die man auch eher im Italowestern erwarten würde.

„Die glorreichen Sieben“ ist oft weniger handlungsgetragen als auf seine Charakterzeichnung und moralische Fragen bedacht. Viel wird über die Interaktion der Figuren vermittelt, die Strategien besprechen, sich über das Richtig und das Falsch gewisser Handlungen streiten und alle ihre eigene Persona mitbringen. Eine gewisse Schieflage kann „Die glorreichen Sieben“ dabei nicht vermeiden: Sturges‘ Film ist vor allem auf Chris und Vin fixiert, die klaren Alphamännchen im Rudel, gibt allenfalls noch Chico etwas mehr Raum, dem der Film eine Liebesgeschichte mit einer Einheimischen zugesteht. Die anderen der Sieben erhalten zwar auch ihre kleinen Subplots, etwa Lees Kampf gegen seine inneren Dämonen und den Geist aus der Schnapsflasche oder Bernardos väterliches Verhältnis zu drei Dorfjungs, doch diese wirken immer wie Nach- bzw. Nebengedanken. Auch mancher Heldentod im Finale wirkt etwas zu schnell abgehandelt und zu wenig tragisch.

Über seine rund zwei Stunden Laufzeit setzt „Die glorreichen Sieben“ seine Action eher dosiert ein. Die Fahrt zum Friedhof, die Chris und Vin zusammenschweißt, ist ein Appetizer, es folgen zwei Gefechte mit den Banditen, die sich in Länge und Dramatik steigern. Mit einer überraschend agilen Kameraführung durch Charles Lang („Der letzte Zug von Gun-Hill“), einigen Stunts und vor allem Munitionsverbrauch sorgen diese Sequenzen für Schauwerte. Agil nutzen die Helden die Gegebenheiten des Dorfes aus, wenn sie Gräben ausheben, Fallen stellen oder sich schnell hinter Mauern verstecken, um sich gegen die zahlenmäßig überlegenen Banditen zur Wehr zu setzen – schneller ziehen und präziser schießen können sie zwar auch, aber in „Die glorreichen Sieben“ können sich die Cowboys nicht mehr allein auf diese Tugenden verlassen. Präsentiert wird das Ganze in edlen Breitwandbildern, untermalt von der längst zum Klassiker gereiften Musik von Elmer Bernstein („Bringing Out the Dead“).

Großer Star war damals Yul Brynner („Westworld“), der den Anführer charismatisch spielt. Jedoch wird klar, dass die vermeintliche zweite Geige, der damals noch als Fernsehstar bekannte Steve McQueen („Bullitt“), ihm mit seiner Coolness den Rang abzulaufen droht – er hinterlässt noch mehr Eindruck als das Zugpferd des Films. Oneliner wie „We deal in lead“ von Vin unterstreichen das nur. Doch mit Charles Bronson („Der Mann ohne Gnade – Death Wish II“), James Coburn („Eraser“), Brad Dexter („Vigilante Force“), Robert Vaughn („Delta Force“) und Horst Buchholz („Die Asse der stählernen Adler“) sind fünf weitere kernige Kerls am Start, die in der Folgezeit alle mehr oder minder großen Starruhm erlangen sollten und hier eine gute Visitenkarte ihres Könnens abliefern, ähnlich wie Eli Wallach („Hexensabbat“) als fieser Schurke, der schließlich im Italowestern zu noch größerem Ruhm kommen sollte.

„Die glorreichen Sieben“ ist ein langsam, aber kraftvoll erzählter Western, der über weite Strecken fast introvertiert wirkt, in seinen wenigen Actionpassagen dafür aber kraftvoll aufdreht. Manchmal merkt man die ungleiche Gewichtung der Figuren innerhalb des Ensembles, aber in „Gesprengte Ketten“, erneut mit Steve McQueen und Charles Bronson, sollte John Sturges ein noch besseres Feintuning beweisen. „Die glorreichen Sieben“ ist trotzdem zu Recht ein anerkannter Klassiker des Männer-Ensemble-Abenteuerfilms.

„Die glorreichen Sieben“ ist bei MGM/20th Century Fox in mehreren Auflagen auf DVD und Blu-Ray erschienen, von denen manche ab 12, andere ab 16 sind. Ungekürzt sind diese alle. Auf DVD gibt es Trailer, ein Making of, eine Fotogalerie und einen Audiokommentar, auf Blu-Ray zusätzlich zwei Featurettes.

© Nils Bothmann (McClane)

Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: MGM/20th Century Fox__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

Tagged as: , , , , , , , , , , ,

Wie Viele Actionnerds gibt es?

  • Keine Sorge, du bist mit deiner Vorliebe nicht allein! Uns besuchten bereits 16855052 andere Actionnerds