Originaltitel: Red Sonja__Herstellungsland: Niederlande, USA__Erscheinungsjahr: 1985__Regie: Richard Fleischer__Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Brigitte Nielsen, Sandahl Bergman, Paul Smith, Ernie Reyes Jr., Pat Roach, Terry Richards, Janet Agren, Donna Osterbuhr u.a. |
Red Sonja basiert wie Conan auf Geschichten des Schriftstellers Robert E. Howard, hatte ursprünglich aber nichts mit Conan zu tun. Erst in den 1970er Jahren wurde von dem Autor Roy Thomas ein Bezug zwischen beiden Figuren hergestellt. Infolgedessen erlebten sie dann auch gemeinsam Abenteuer. Diese Nähe zu Conan brachte den Produzenten Dino de Laurentiis dazu, sich die Rechte an dem erstaunlich erfolgreichen Stoff um die rothaarige Schwertkämpferin für eine Verfilmung im Fahrwasser von „Conan der Barbar“ zu sichern.
Nachdem 1984 „Conan der Zerstörer“ nicht wie erhofft performt hatte, wollte de Laurentiis so schnell wie möglich einen Nachfolger lancieren. Immerhin musste er befürchten, die Red-Sonja-Lizenzen umsonst eingekauft zu haben, wenn der Barbaren-Hype so schnell abebben würde, wie es sich abzeichnete. De Laurentiis versammelte ansatzweise die gleiche Mannschaft wie bei „Conan der Zerstörer“ um sich und karrte sie nach Italien. Hier nahm das folgende, reichlich primitive Fantasy-Abenteuer Form an:
Fantasy-Trash mit Arnold Schwarzenegger
Da sich Red Sonja eines Tages den Befehlen von Königin Gedren widersetzt, lässt diese Red Sonjas Familie bis auf eine Schwester auslöschen. Zudem wird Red Sonja von den Truppen der Königin mehrfach geschändet. Damit sind wesentliche Story-Ingredienzien hinreichend untermauert: Zum einen will Red Sonja Rache und zum anderen hasst sie alle Männer.
Zusätzlich geht es noch um einen Edelstein, mit dem einst die Welt erschaffen worden sein soll, und der nun mittlerweile so mächtig geworden ist, dass er das, was er geschaffen hat, auch wieder zerstören könnte. Darum muss er selbst zerstört werden. Damit ist Gedren aber nicht einverstanden, mopst das gute Stück und setzt es als Waffe gegen andere Königreiche ein. Lustigerweise kann dieser Edelstein nur von Frauen berührt werden. Und da Red Sonja in erster Linie auch eine Frau ist, kann sie sich neben ihrer Rache ja auch noch um den Stein kümmern.
Auf ihrer gefährlichen Reise begleitet sie Lord Halidor, ein Klumpen von einem Mann, der es fast schafft, sie im Schwertkampf zu besiegen (Sonja lässt nämlich nur die Kerle ran, die sie im Kampf besiegt haben), ein junger Nervsack von einem Prinzen (sein Kampfschrei: „und zack und zack und zack“) und dessen mit einem Dinoknochen kämpfender Diener.
Was Arnold Schwarzenegger bewogen hat, in diesem Fantasy-Trash mitzuwirken? Nun, er schuldete de Laurentiis einen Gefallen. Der hatte ihm trotz laufenden Knebelvertrages erlaubt, in „Terminator“ mitzuspielen. Mithin Arnies Durchbruch. Also sagte er für „Red Sonja“ zu, sollte das aber bald bereuen. Denn Dino de Laurentiis hatte im Vorfeld angeleiert, dass Arnie vor Ort immer von mehreren Kameras abgefilmt wurde, so dass extrem viel Material mit dem Star entstand.
In der Folge wurde aus einem Gastauftritt eine Hauptrolle und das Hauptargument für die Vermarktung des Streifens. Was Arnold Schwarzenegger wenig erfreute. Sein wenig schmeichelhaftes Resümee zu dem Film gibt er in seiner Biografie „Total Recall – Die wahre Geschichte meines Lebens“: „Grauenhaft schlechte Filme haben manchmal auch im Kino Erfolg, aber ‘Red Sonja’ war sogar dafür zu stümperhaft und ging komplett baden.“
Und ja, zwar ist der Film nicht gar so bekloppt wie der ungeliebte „Conan der Zerstörer“ vom gleichen Regisseur, bietet ein paar wirklich nette Settings und Landschaftsaufnahmen, die souveräne Musik von Ennio Morricone und ein paar nette Fights, in denen durchaus auch mal ein paar Köpfe durch die Gegend fliegen, doch man findet als Zuschauer einfach keinen Draht zu den Figuren. Schuld daran sind die Darsteller.
Arnold Schwarzenegger („The Last Stand“) fährt einfach seine Conan-Routine und mutet hölzerner als je zuvor an. Brigitte Nielsen („Mercenaries“), hier noch komplett natürlich und kein Anhängsel von Sylvester Stallone, kann nicht mal für einen Cent Schauspielern. Ihr stocksteifes Spiel ist einfach nur krass befremdlich, direkt in die Kamera gesprochene Dialogzeilen geraten gar hochnotpeinlich. Wenigstens sieht sie trotz auftoupierter Haarpracht sehr ansprechend aus, das war’s aber auch schon. Ernie Reyes Jr. („Ninja Apocalypse“) nervt als Prinz Tarn, deutet aber bereits an, dass er über einige echte Martial-Arts-Skills verfügt. Paul L. Smith muss als Diener die Performance von Reyes Jr. erden und macht das erstaunlich gut.
Als böse Gegenspielerin bekommen wir Sandahl Bergman geboten, die immerhin in „Conan“ Schwarzeneggers Gespielin war. Hier findet sie aber keinerlei Zugriff auf ihre Rolle und dilettiert reichlich vor sich hin. Zwischen Nielsen und Bergmann soll auf dem Set eine ziemlich vergiftete Stimmung geherrscht haben, auch und vor allem, weil Bergmann es nicht gut fand, dass Schwarzenegger und Nielsen eine gemeinsame Liaison sehr offen am Set auslebten.
Zumindest in optischer Hinsicht wissen die italienischen Landschaften sehr zu gefallen. Zudem sieht man, dass die Dreharbeiten zum Film immer mehr ausuferten, weil dem Produktionsdesign immer neue Ideen kamen, um eine glaubwürdige frühzeitige Welt zu erschaffen. Die solide Kamera gibt ebenso wenig Grund zur Klage wie die Ausstattung. Ein paar Ideen, etwa den vorsintflutlichen Fernseher, hätte man sich gerne verkneifen dürfen.
„Red Sonja“ schlug den Sargnagel ins Barbarenfilmgenre
Diverse Pappmaché-Bauten, mangelnde Spannung, ein Nichts an Story, miese Darsteller und dummdämliche Dialoge machen das Debakel perfekt. Zwar lässt Regisseur Richard Fleischer seine Second Unit unter Vic Armstrong zahlreiche Swordplay-Szenen zur Ablenkung lancieren, das reicht aber niemals aus, um den ganzen Mumpitz drumherum abzuschwächen oder erträglich zu machen.
Wenn sich das ganze Trash-Spektakel nicht obendrein auch noch so ernst nehmen würde, „Red Sonja“ hätte zumindest ein ganz lustiger Streifen werden können. Doch wie hätte man das bei einer talent- und ironiefreien Zone wie Frau Nielsen umsetzen sollen? Und so hat man hier das Problem, das auch „Striptease“ das Genick brach: Eine Hauptdarstellerin, die nicht merkt, dass sie mit ihrer Performance eine 1A-Lachnummer kaputt macht.
Der Film lief im Kino nur gekürzt. Auch die VHS war nur geschnitten erhältlich. Zwei Szenen fehlten für eine FSK-12-Freigabe. Mit dem Sprung ins digitale Zeitalter wurde eine ungeschnittene DVD von Kinowelt nachgereicht. Diese uncut-Fassung schaffte es Mitte 2022 auch von STUDIOCANAL auf Blu-ray und 4K-Ultra-HD. Vor allem die Bildqualität der letzten beiden Scheiben hat deutlich hinzugewonnen. Dazu gesellen sich feine, retrospektive Extras, die die Schwierigkeiten am Set und die Karriere von Arnold Schwarzenegger betrachten. Highlight ist ganz klar ein 97!!!-minütiges Special zu dem Postermaler Renato Casaro.
In diesem Sinne:
freeman
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