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Licht im Dunkel

Originaltitel: The Miracle Worker__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1962__Regie: Arthur Penn__Darsteller: Anne Bancroft, Patty Duke, Victor Jory, Inga Swenson, Andrew Prine, Kathleen Comegys, Maribel Ayuso, Dale Helen Bethea, Diane Bryan, Donna Bryan, Peggy Burke, Grant Code u.a.

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Licht im Dunkel

Mediabook Cover C von “Licht im Dunkel”

Kein Licht, kein Geräusch. Eine Existenz in innerer Dunkelheit. Gefangen in einer schwarzen Blase, durch deren Oberfläche hindurch gelegentlich menschliche Hände nach einem tasten. Sie gehören zu Körpern, die sich in einer anderen Dimension befinden. Man kann sie ergreifen, aber es ist immer nur eine temporäre Verbindung, als würde man an einem Abgrund hängen und sich am letzten Strohhalm festklammern, um nicht abzustürzen. Ein Tauziehen ohne endgültigen Ausgang – weder können die Hände einen auf sicheren Boden ziehen noch kann man sie zu sich ins Dunkel reißen.

Eine erschütternde Vorstellung, die zunächst die ganze Welt der jungen Helen Keller (1880 – 1968) ausmachte. Im Alter von 19 Monaten verlor sie durch eine Krankheit ihr Seh- und Hörvermögen. Im weiteren Verlauf ihres Lebens gelang es ihr schließlich, sich aus der Isolation der Sinne zu befreien und einen beeindruckenden Lebensweg einzuschlagen: Sie lernte die Blindenschrift in diversen Sprachen, trat als Aktivistin für Menschenrechte ein und schrieb mehrere Bücher über ihre Erfahrungen. Eine Schlüsselfigur auf dem Weg dahin blieb auf ewig unvergessen: Die Lehrerin Anne Sullivan (1866 – 1936), die großen Anteil daran hatte, dass es ihrer Schülerin schlussendlich gelang, eine Verbindung zur Außenwelt herzustellen.

Das unzerstörbar scheinende Band zwischen Helen Keller und Anne Sullivan würde der Dramatiker William Gibson Ende der 50er zu einem Theaterstück formen, basierend auf Kellers eigener Biografie „Die Geschichte meines Lebens“ (1905), die sich mit ihren Jugendjahren befasst. Schon damals spielten Anne Bancroft und Patty Duke das Gespann auf der Bühne, bevor sie ihre Rollen in Arthur Penns Verfilmung „Licht im Dunkel“ von 1962 ein letztes Mal aufnahmen, um die Geschichte für spätere Generationen zu konservieren. Dabei muss die Herausforderung (wenn nicht gar die Ironie) darin liegen, die Welt eines taubblinden Mädchens ausgerechnet anhand eines audiovisuellen Mediums zu vermitteln.

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Penns Ansatz ist es nicht etwa, in die subjektive Wahrnehmung Helen Kellers einzutauchen, so wie es Dalton Trumbo mit dem träumenden Protagonisten seines Antikriegsdramas „Johnny zieht in den Krieg“ einige Jahre später tat. Vielmehr setzt er sich zum Ziel, eine undurchdringliche Wand um das Mädchen zu ziehen, die jeglichen Zugang zu ihrem Innenleben versperrt. Mit Bezug auf den Originaltitel „The Miracle Worker“ betont er, welch harte Arbeit es erfordert, die Mauer einzureißen und das Wunder zu erzwingen. Helen Keller ist in „Licht im Dunkel“ eine Puzzlebox, die sich weder mit Liebe noch Verständnis noch sonstigen Automatismen öffnen lässt, sondern nur mit Schweiß und Blut, Methode und Beharrlichkeit.

Bei der Adaption eines Theaterstücks würde man auch von der Verfilmung eine gewisse Statik in der Inszenierung erwarten, und es ist gerade diese Erwartung, die sich Penn zunutze macht, um den Zuschauer zu überraschen. Immer wieder treibt er das Chaos wie einen Tornado durch das, was man eigentlich den Schauplatz für ein leises Kammerspiel bezeichnen würde. Das idyllische Landhaus auf der kalifornischen Big Sky Ranch, wo auch „Bonanza“, „Rauchende Colts“ und andere sich selbst genügende Westernserien und -Filme gedreht wurden, strahlt als Set die Ordnung eines geregelten Landlebens aus, doch diesmal liegt von der ersten Minute an etwas Ruheloses am Set. Im Prolog verändert sich die Ausgangslage praktisch im Sekundentakt; die Diagnose, die der Arzt am Kindbett stellt, ist bereits nicht mehr gültig, als er sich auf dem Weg nach Hause befindet. Für ein Kammerspiel fluktuieren Kamera und Schnitt in dieser Phase extrem, wie vom Wind werden sie gewogen, als der Vater seine Verzweiflung über den verschütteten Kommunikationskanal zu seiner eigenen Tochter lauthals in die Wiege schreit, während die Mutter im Hintergrund einen Nervenzusammenbruch erleidet.

Selbst nachdem der Schock aus dem Prolog mit Beginn der Haupthandlung ein wenig abgeklungen ist, bleibt das Physische und das Extreme ein stetiger Begleiter des Films. Das Augenmerk liegt auf der Verständigung der beiden Hauptfiguren, die sich ausschließlich durch Körperkontakt vollzieht – Fingersprache in den ruhigen Momenten, regelrechte Ringkämpfe in den ruppigen. Eine Plansequenz von mehreren Minuten Dauer dreht sich lediglich um ein abgesperrtes Esszimmer und den Versuch der Erzieherin, das Mädchen zu Tischmanieren zu zwingen, was letztlich dazu führt, dass beide Parteien radikale Geschütze auffahren, bis die Hausbesitzer ihren eigenen Speisesaal nicht mehr wiedererkennen. Es ist ein Muster, das sich in aller Widerspenstigkeit wiederholt, bis dem Zuschauer die Resignation der Eltern verständlich wird… und sich das Außergewöhnliche des steinigen Wegs offenbart, den Anne Sullivan wählte, um einen Zugang zu ihrem Schützling zu finden.

Schaut in den Trailer von “Licht im Dunkel”

Anne Bancroft und Patty Duke gewannen den Doppel-Oscar für die beste Haupt- und Nebendarstellerin auch deswegen, weil Arthur Penn wie so oft auf den Ausdruck seiner Darsteller und ihrer gemeinsamen Interaktion setzte. Eine Academy-Formel jedenfalls ist nicht Quelle dieser Auszeichnung. Von der rührseligen Ausrichtung vieler Hollywood-Dramen sind beide schon der Anlage ihrer Rollen nach weit entfernt, aber letztlich auch durch ihre kaum zu bändigende Performance. Mancher Action-Star musste vermutlich in seinen Rollen weniger Physis an den Tag legen. Aber über Backpfeifen, Bodenturnen und daraus resultierende blaue Flecken hinaus geht auch das Mienenspiel bis an die äußerste Grenze. Man erlebt Overacting, aber meistens ohne das „over“, mit Theatergrimassen, die nicht etwa fehl am Platze, sondern dazu notwendig sind, um in der Verständigung eine Vorstellung von „gut“ und „böse“ zu geben, die als Fundament für weitere Fortschritte benötigt werden. Gerade Patty Duke ist unfassbar überzeugend darin, ihre fehlenden Sinne wie Gitterstäbe sichtbar zu machen, dabei flatternd wie ein Kanarienvogel in einem viel zu engen Käfig.

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Bemerkenswert für ein Behindertendrama aus Hollywood ist vor allem die Konsequenz, mit der Penn den technischen Aspekt der Kommunikation der rein sentimentalen Komponente vorzieht, ja sogar beides gegeneinander ausspielt. Der Familie des Mädchens, insbesondere Inga Swenson als Mutter, kommt dabei besondere Bedeutung zu, denn ihre von Zuneigung und Mitleid angetriebene Inkonsequenz bei der Erziehung der Tochter erlaubt es dem Film, eine strikte Trennung von Liebe und Empathie herauszuarbeiten, die von Bancrofts Figur im Dienste einer schmerzhaften Heilung genutzt wird. Die präzise ausgeführte Dokumentation der angewendeten Methoden eignet sich gleichermaßen für eine fachliche Betrachtung aus kommunikationswissenschaftlicher wie aus pädagogischer Perspektive. Im Rahmen eines solchen Diskurses wären die im Film gezeigten Darstellungen sicherlich nicht unangreifbar, würden aber mühelos jedem Vorwurf standhalten, lediglich das luftleere Produkt einer naiven und weltfremden Studioproduktion für ein Massenpublikum zu sein. Darüber hinaus schmeichelt der Aufbau auch sehr dem in Akten gestaffelten Drehbuch, das sukzessive die Intensität steigert und in einem finalen Moment des Durchbruchs gipfelt, der von außen betrachtet womöglich nur wie ein kleiner Schritt wirkt, für die Beteiligten jedoch, und dazu gehört zu diesem Zeitpunkt längst auch der Zuschauer, einfach alles bedeutet.

Obwohl sich fast alles an diesem Film völlig zu Recht um eines der beeindruckendsten Leinwandpaare der Filmgeschichte dreht, werden fast unmerklich auch weitere Themen auf Nebenschauplätzen angedeutet. Die Schatten der Sklaverei, die zwei Jahrzehnte vor dem Zeitrahmen der Handlung abgeschafft wurde, lassen sich immer noch im Hintergrund erahnen, gerade im passiven, konservativ gefärbten Verhalten des Familienoberhaupts (Victor Jory) deuten sich veraltete Wertvorstellungen an, die weit über den Umgang mit der eigenen Tochter hinaus problematisch sein könnten. Man spürt regelrecht, wie Penn die Altlasten des klassischen Hollywood abzustreifen versucht, um das neue Hollywood auf den Weg zu bringen. Der eigentliche Kniff der Geschichte ist vielleicht sogar der, dass es bei weitem nicht nur Helen Keller ist, die für eine neue Weltordnung erzogen wird, sondern ihre gesamte Familie… inklusive des Zuschauers, der im Laufe der Handlung gleichermaßen einen Lernprozess durchläuft.

Bei aller Strenge und aller Trostlosigkeit ist „Licht im Dunkel“ aber auch ein erheiternder Film, der stellenweise zum Lachen anregen kann, wenn Trotz auf Trotz stößt und das Moment der Überraschung die verhärteten Fronten mit formidabler Slapstick aufweicht. Insofern hat sogar der freie deutsche Filmtitel etwas für sich, auch wenn der Originaltitel der methodologischen Essenz dieser biografischen Erzählung wesentlich näher kommt. Im Kern wütet eine Tragödie, die es mit den zermürbendsten Dramen eines Ingmar Bergman aufnehmen kann, das Heilmittel ist es jedoch, das dieses Werk von anderen seines Schlags unterscheidet: Liebe und Mitgefühl können das Licht lediglich warm erscheinen lassen, aber die Beharrlichkeit der Lehre ist es, die es letztlich freischaufelt.

08 von 10

Informationen zur Veröffentlichung von “Licht im Dunkel”

Limited Collector’s Edition #59

Aus der unerschöpflichen MGM-Schatztruhe könnte man wahrscheinlich ein Leben lang Perlen bergen, die halb vergessen irgendwo am Grund ruhen und darauf warten, wiederentdeckt zu werden. „Licht im Dunkel“ war niemals so ganz vergessen; zu intensiv war und ist er in seinem Ausdruck, zu relevant auch heute noch, und wie könnte man das Zusammenspiel von Anne Bancroft und Patty Duke jemals vergessen.

Relativ bescheiden gestaltete sich dagegen seine Heimkinoauswertung. Seit fast zwei Jahrzehnten existiert immerhin eine DVD von MGM direkt, die weltweit vermarktet wurde. Bei uns war zeitweise eine Solo-Disc zu bekommen, später dann als Neuauflage zum neunzigsten Geburtstag der United Artists. Zu diesem Anlass war Arthur Penns Drama auch Teil der „Moments in Time“-Kollektion, die 30 Dramen, Musicals und Komödien aus dem UA-Bestand in einem opulenten Box Set auf DVD vereinte (60 weitere Filme aus den Bereichen Krieg, Action und Thriller waren in zwei weiteren Boxen enthalten).

Inzwischen sind all diese Auflagen ausverkauft, daher kommt die Blu-ray-Premiere von Wicked Vision gerade zur rechten Zeit, um die Erinnerungen an diesen außergewöhnlichen Film nicht nur nicht verblassen zu lassen, sondern für eine neue Generation aufzupolieren.

Ausgewertet wird „Licht im Dunkel“ als Teil der langjährigen „Limited Collector’s Edition“-Reihe, als deren 59. Ausgabe er veröffentlicht wird. Es ist leider in Sachen Ausstattung nicht ganz die opulente Ausgabe geworden, die zunächst noch geplant war; die Hingabe und harte Arbeit, zwei der wichtigsten im Film vermittelten Tugenden, sind aber bei dieser Veröffentlichung trotzdem nicht nur im Film selbst spürbar, sondern auch in seiner Präsentation.

Die Verpackung

Mediabooks

“Licht im Dunkel” erscheint in drei Mediabook-Varianten.

Gerade bei der Gestaltung hat man sich wieder so richtig ins Zeug gelegt. „Licht im Dunkel“ wurde immer etwas schmucklos beworben, für das DVD-Cover verwendete man damals lediglich ein eingefärbtes Szenenfoto. Die drei jeweils auf 333 Stück limitierten Mediabook-Ausgaben machen da schon deutlich mehr her. Timo Wuerz steht als Künstler diesmal gleich hinter allen drei Artworks. Orientieren konnte er sich an diversen Originalmotiven. Zumindest Cover A dürfte manchem Betrachter durchaus bekannt vorkommen. Das Motiv fängt den physischen Kampf zwischen der Lehrerin mit ihrem Schützling mit allem zugehörigen Schmerz und aller Verzweiflung ein.

Die Schattensetzung trifft den deutschen Titel so gut, dass es fast schade ist, dass ausgerechnet auf diesem Motiv der Originaltitel „The Miracle Worker“ verwendet wurde, der allerdings in seiner geschwungenen Schriftart ungemein kraftvoll ausschaut. Fast unscheinbar stolpert eine kleinere Ausgabe von Patty Duke vor dem großen Motiv durch die Dunkelheit; Wuerz trifft ihre authentische Art des körperlichen Spiels hier haargenau. Cover B nutzt eine Vertikalcollage und lässt einen rötlichen Ton auf die Gesichter der Hauptdarstellerinnen fallen wie das Licht eines Sonnenauf- oder Untergangs durch einen Türspalt, der sich öffnet.

Durch die Leerstellen auf der linken und rechten Seite des Motivs wirkt die Gesamtkomposition ein wenig leer an den Rändern und gedrungen in der Mitte, auch das kann man aber wieder als Verweis auf den deutschen Titel verstehen, der diesmal in einer blockartigen Schrift ebenfalls mittig im unteren Bereich platziert ist. Das vielleicht schönste Cover, wenn man nach dem Gesamtbild geht, ist wohl die (auch zur Besprechung vorliegende) Variante C. Im Grunde wieder eine normale Collage, aber Beleuchtung, Größenanordnung und Positionierung sind perfekt aufeinander abgestimmt, ferner hat diese Version die wohl schönste Schriftart des Titels zu bieten, der bei allen Versionen entsprechend des Front-Motivs auch ebenso auf dem Spine abgedruckt ist. Allen drei Motiven kann man prinzipiell den Vorwurf machen, falsche Genre-Erwartungen zu wecken. In Teilen ist das sicher richtig, denn essenzielle Aspekte der Stimmung im Film, sein Humor etwa und seine empathischen Qualitäten, sind auf den Motiven völlig abstinent. Andererseits trägt die Geschichte eben auch diese Verzweiflung in sich, die von den Motiven ohne Kompromiss eingefangen werden.

Das Backcover spielt übrigens sehr stilbewusst mit der Schwarzweiß-Ästhetik des Films, ein Umstand, der sich auch im Innenteil des Mediabooks bestätigt. Da breitet sich hinter den Spines eine Schwarzweiß-Aufnahme mit Bancroft und Duke aus, die sich draußen im Feld bei den Händen halten; eine auf der linken Seite, die andere auf der rechten, gleich hinter den eingeklammerten Datenträgern, einer Blu-ray und einer inhaltsgleichen DVD. Eine weitere Schwarzweiß-Aufnahme von Patty Duke ziert den Rücken des Booklets, die Vorderseite ist vom unbearbeiteten Originalmotiv belegt, das dem A-Cover als Vorlage diente.

Das Booklet

Die 24 Seiten im Inneren werden diesmal von Bernward Knappik gefüllt, einem Autoren, dessen Namen man in Verbindung mit diesem Label bisher entweder noch gar nicht oder wenigstens noch nicht oft gehört hat. Ausgestattet mit diversen Biografien von Hellen Keller und Arthur Penn, dem deutschen Presseheft und einigen anderen Quellen, verfasst er einen mit interessanten Details ausgestatteten Essay, der die Geschichte der echten Helen Keller ebenso beleuchtet wie die Produktionsgeschichte des Films und seiner Schlüsselpersonen. Schließlich wird auch die Wirkung des Films selbst noch einer analytischen Betrachtung unterzogen, teilweise unter Rückbezug auf die zuvor beschriebenen Eigenschaften des Regisseurs. Ausgewählte Sequenzen werden sogar im Detail analysiert (etwa die Traumsequenz oder die Szene an der Wasserpumpe). Lobenswert, dass im Zuge dessen auch kritische Aspekte angeschnitten werden, nicht aber ohne Rückgriff auf den Hinweis, dass sogar Penn selbst zunächst unzufrieden gewesen sein soll mit dem Ergebnis und gar ein Remake in Betracht gezogen haben soll. Der Text liest sich weitgehend wissenschaftlich-neutral, ist allerdings sehr flüssig und nachvollziehbar geschrieben, und sollte es zu weiteren Kollaborationen mit dem Autoren kommen, wäre das sicherlich zu begrüßen. Eine erlesene Auswahl an Schwarzweiß-Szenenfotos in hoher Qualität ist über die Seiten verteilt, die diesmal im klassischen weißen Druck mit schwarzen Lettern gestaltet sind, was einmal mehr einen guten Geschmack des Layouters beweist. Auf der letzten Seite vor den Credits wartet noch ein Aushangposter mit unscharfer, verwaschener Fotografie.

Ein sehr nettes Detail findet man übrigens in der unteren Ecke der Seiten: Da stellt man nämlich fest, dass die Seitenzahlen diesmal in Blindenschrift abgedruckt sind. Dieses Detail setzt sich sogar fort, nachdem man die Disc eingelegt hat. Die Rechtehinweise werden nämlich auf dem Bildschirm zunächst ebenfalls in Blindenschrift eingeblendet und erst Sekunden später in das gängige Alphabet übersetzt. Dann steht auch schon das starre, aber schick aufgemachte Hauptmenü mit der intensiven Musik von Laurence Rosenthal bereit und man kann gleich mit dem Film beginnen.

Das Bild

Und der präsentiert sich nicht nur inhaltlich, sondern auch die Bildqualität betreffend von seiner Sahneseite. Die oft weit in die Tiefe reichende Kadrage, bei der sich Darsteller und Requisiten oft über drei oder mehr Ebenen verteilen, macht gleichermaßen jede Darsteller-Pore und jede Kleiderfalte im vorderen Bereich sichtbar als auch der Hintergrund perfekt ausgeleuchtet wird. Das spricht nicht nur für die virtuose Cinematographie, sondern auch für einen Transfer, der diese Vorzüge auf beste Art sichtbar macht. Die Graustufen werden hervorragend ausgearbeitet, schwarze Flächen erscheinen auch wirklich schwarz und werden weder durch Kontrastschwächen noch durch Verschmutzungen ihrer Wirkung beraubt. Die Schärfe ist teilweise erstaunlich, wobei es in den Tageslichtszenen außerhalb des Landhauses auch mal etwas weicher werden kann. Selbst auf der beigelegten DVD sind all diese Vorzüge noch klar sichtbar. Ein Vergleich mit der alten MGM-DVD verbietet sich schon dahingehend, dass deren Bild noch im unschönen Windowbox-Format vorliegt, d.h. nicht nur rechts und links findet man das Bild auf der alten Disc in Balken gebannt, sondern gleichzeitig auch oben und unten, was zu erheblichen Verlusten von Bildfläche führt. Das ist bei der Wicked-Vision-Ausgabe nicht mehr der Fall, hier ergeben sich auf einem Breitbildfernseher naturgemäß lediglich die schmalen Balken links und rechts, weil „Licht im Dunkel“ in 1,66:1 gefilmt wurde. Schöner als jetzt sah dieser Film jedenfalls in den eigenen vier Wänden nie aus.

Der Ton

Den deutschen und englischen Monoton bekommt man auf Blu-ray im Format DTS-HD Master Audio und auf DVD in Dolby Digital, jeweils als Zweikanalton. Die auf der MGM-DVD zusätzlich enthaltenen Sprachen Französisch, Italienisch und Spanisch fallen somit weg. Selbiges gilt für die dort enthaltenen Untertitel in Finnisch, Französisch, Griechisch, Niederländisch und Rumänisch, dafür wurden aber erstmals deutsche Untertitel erstellt. Ferner sind, wenngleich auf dem Backcover nicht angegeben, auch englische Untertitel mit dabei. Bei der deutschen Tonspur fällt leider ein dauerhaftes Grundrauschen auf, das auf der alten DVD in der Form nicht zu hören war. Diese war allerdings auch wesentlich leiser abgemischt und schien zeitweise ausschließlich aus den Stimmen und der Musik zu bestehen. Obwohl auch auf der WV-Ausgabe Hintergrundeffekte eher spärlich geraten sind (wohl einfach ein Merkmal der existierenden Synchronisation), hat man das Gefühl, alles ist ein wenig organischer und näher am Betrachter. Wenn doch nur das Rauschen nicht wäre… Die englische Spur ist dahingehend völlig in Ordnung, wenngleich die Stimmen hier ein wenig dumpf klingen können.

Der Audiokommentar

Tonspur Nr. 3 wäre dann der deutsche Audiokommentar, der für diese Edition vom routinierten Duo Dr. Gerd Naumann und Christopher Klaese eingesprochen wurde. Als Gast begrüßen sie diesmal Marco Geßner, der als Medienpädagoge nicht nur fachliche Expertise in Bezug auf das Filmthema einbringt, sondern auch eine willkommene Abwechslung aus fachlicher Perspektive. Natürlich übernehmen trotzdem zunächst Naumann und Klaese die Leitung, Geßner wird in der ersten halben Stunden auf ähnliche Weise für dramatische Schlüsselszenen in die Diskussion eingebunden wie etwa ein Schiedsrichter-Experte im Kommentar zu einem Fußballspiel bei einer strittigen Situation. Obwohl die beiden Hauptredner aber mit einem Fokus auf Arthur Penn und New Hollywood sehr filmtheoretisch beginnen, zeigen sie sich mehr als offen für den pädagogischen Blickwinkel. So entsteht schließlich ein thematisch knallbunter Mix innerhalb wie außerhalb des rein filmischen Rahmens, der den Film, alle daran Beteiligten sowie die historischen Figuren dahinter und ihr Erbe für den Umgang mit taubblinden Menschen umfassend beleuchtet.

Die Extras

So reichhaltig und informativ der Audiokommentar und das Booklet auch ausgefallen sein mögen, man vermisst am Ende doch ein wenig die ein oder andere Featurette, die dem Zuschauer vielleicht das Leben der echten Helen Keller noch etwas näher hätte bringen können, oder wenigstens ein paar Interviews oder dokumentarische Aufbereitungen des Films und seiner Relevanz für das aufkeimende New Hollywood. Bei einem 60 Jahre alten Film zaubert man solche Extras aber natürlich nicht aus dem Hut, und wer weiß, welche Forderungen die Rechteinhaber existierender Dokus stellten. So muss man sich leider mit dem Originaltrailer und einer Bildergalerie zufrieden geben, in der Poster und Artworks, ein paar Szenenfotos und Medien-Cover zu sehen sind. Immerhin liegt der Verkaufspreis rund 5 Euro unter dem bisher geltenden Standard für die Mediabook-Reihe, während die allgemeine Tendenz ja wie überall in der Wirtschaft eher nach oben zeigt. Wenn man nun bedenkt, dass es sich hier um einen der besten Filme im Bestand des Labels handelt, ist die Blu-ray-Premiere von „Licht im Dunkel“ trotz der vergleichsweise sparsamen Ausstattung die Investition mit Sicherheit wert.

Sascha Ganser (Vince)

Bildergalerie

Licht im Dunkel

Kein Overacting der Welt schafft es, zu einem Kind ohne Seh- und Hörsinn durchzuringen.

Licht im Dunkel

Anne Sullivan (Anne Bancroft) weiß noch nicht, welche Tour de Force ihr bevorsteht.

Licht im Dunkel

Die Fingersprache wird zum wichtigsten Kommunikationskanal zwischen Helen und Anne.

Licht im Dunkel

Monkey feel, monkey do.

Licht im Dunkel

Die vorzügliche Cinematographie erstreckt sich oft über mehrere Bildebenen.

Licht im Dunkel

Die Kamera nimmt oft eine Position nah am Boden ein, um der kriechenden und hockenden Protagonisten auf gleicher Höhe zu begegnen – genau wie die Lehrerin.

Licht im Dunkel

Noch ein letzter Versuch in der abgeschiedenen Hütte.

Licht im Dunkel

Wasser nimmt eine Schlüsselrolle für die Auflösung der Handlung ein.

Sascha Ganser (Vince)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Wicked Vision__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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