Originaltitel: Raptor Island__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2004__Regie: Stanley Isaacs__Darsteller: Lorenzo Lamas, Steven Bauer, Hayley DuMond, Michael Cory Davis, Peter Jason, Atanas Srebrev, Jonas Talkington, Atanas Srebrev, Ivo Tonchev, Michail Elenov u.a. |
Kennt ihr das auch? Ihr legt einen Film ein und schon nach den ersten zwei bis drei Minuten habt ihr das Gefühl: Das wird nix mehr! So ging es mir zuletzt bei „Planet Raptor“. Ein billig geschossener Billigfilm, gekauft für ein paar zu überbrückende, langweilige 90 Minuten. Letzten Endes hätte ich auch einfach Bügeln können und wäre vermutlich besser unterhalten gewesen. Doch der Reihe nach.
Hacket wird mit seinen Mannen entsandt, um eine weibliche Geisel aus den Händen des fiesen Fieswichtes Azir zu befreien. Da Azir obendrein Waffen aus Nordkorea zu verschachern gedenkt, sollen dem Terrorlump nebenbei endlich mal die Hammelbeine langgezogen werden. Der Angriff auf den Terroristen und seine Spießgesellen auf Hoher See läuft zwar gut, doch Azir kann mit der Geisel abhauen. Hacket und Co. sprengen den Kutter des Bösewichts und hetzen ihm nach.
Azir flieht auf eine Insel. Eine Insel, auf der sowohl ein Vulkan vor dem Ausbruch steht als auch eine gewaltige Population von Dinosauriern in einem unterirdischen Höhlensystem munter vor sich hin lebt. Schnell prallen sowohl Azir als auch Hacket und Co. auf die Ur-Echsen. Sonderlich verwundert reagieren sie zwar nicht auf die Urviecher, zumindest wissen sie aber, dass ohne Hilfe von außen ihr letztes Stündlein geschlagen hat.
Dino-Trash mit Lorenzo Lamas
Was mich so früh denken ließ, dass „Planet Raptor“ schlecht werden könnte? Ach, so einiges. Beginnen wir mit einem lächerlichen, mehrminütigen Shot, in dem ein schlecht kaschiertes Modellflugzeug durch einen Sturm steuert. Wer das auch nur für Sekunden als echtes Flugzeug verortet – Gute Nacht! Dann explodiert an dem Modell ein Triebwerk via CGI-Explosion! CGI-Rauch nebelt daraufhin die Kamera ein und wir wissen: Dieser Film durfte nichts kosten! Achja, und das Flugzeug ist wohl abgestürzt und irgendwie für die Saurier-Population auf der Insel verantwortlich.
Warum und weshalb? Drehbuch und Regie wissen es beide nicht. Hernach steigt eine Actionszene um Hacket und seine Mannen. Wobei sie Azir stellen wollen. Dabei wackelt Kameramann David Worth (Regisseur von unter anderem „Chain of Command“) wie im Wahn an der Kamera herum. Nach oben, unten, links, rechts, alles gleichzeitig. Keine Ahnung, was er damit zu erreichen gedachte, Dynamik ist es nicht.
Zum Glück nutzt er dieses Stilmittel nicht wieder. Besser wird die Optik des megabillig wirkenden TV-Filmes, der für SyFy gedreht wurde, dennoch nicht. Beständig latschen unsere Helden durch den gleichen Laubwald, an dem man sich schnell sattgesehen hat. Das unterirdische Höhlensystem bietet etwas Abwechslung, wird dann aber auch zu inflationär durchlaufen.
Tja, und dann kommen die Dinosaurier. Und es dauert, bis man den Schock verdaut hat. Die Viecher sehen einfach nur unfertig aus, wirbeln keinerlei Staub auf, hinterlassen keine Spuren im tiefsten Sand, sind seltsam flach animiert, haben eine miese Monstervision und ja – sehen einfach scheiße aus! Ihre Auftritte funktionieren immer nach dem gleichen Prinzip: Einer taucht auf, nach einem Umschnitt stehen plötzlich drei da und nun beginnen die Charaktere auf sie zu feuern.
Die einschlagenden Kugeln und spritzenden Wunden jucken die Viecher null. Sie stehen einfach nur da und gucken blöd. Irgendwann fällt einer tot um und die anderen beiden fressen ihn binnen Sekunden, um hernach die Menschlein weiter zu jagen. Das ist alles so wahnsinnig aufregend, dass dem Zuschauer die Augen zufallen. Zumal einen eh nicht juckt, wen es hier warum aus der Handlung reist.
Die ist mit Ankunft auf der Insel eh auserzählt. Hacket jagt Azir, der latscht planlos auf der Insel herum und irgendwann kommen eben die Dinos. Irgendwann versucht das Drehbuch tatsächlich, Hacket und die weibliche Hauptfigur Jamie zu vertiefen, das Ergebnis jedoch ist maximal lachhaft und voller dummer Klischees. Mit einem Nichts an Handlung zieht sich irgendwann auch der beste Film. Ihr könnt euch vorstellen, wie es bei „Raptor Island“ auszieht. Der fühlt sich bald wie ein Dreistünder an.
Da kann auch Lorenzo Lamas („Atomic Eden“) als Hacket nichts dran ändern. Der latscht genauso planlos wie alle anderen durch den Laubwald und darf sinnlosen Verbalmüll absondern. Steven Bauer („Cage of Glory“) kapituliert als Azir ganz früh im Film und die restlichen Nebendarsteller sind eh nur da, um gefressen zu werden. Jamie, die einzige Frau im Film, wird von Hayley DuMond gegeben, die mehrere Male festhalten darf, dass sie einfach zu viel redet – und der Zuschauer kann ihr da nur beipflichten.
„Raptor Island“ ist vollkommen verunglückt
Langweilig, megabillig aussehend, mit lachhafter Mucke gesegnet und bar jedweder Spannung, erzählerischer Klasse, guter Dialoge, funktionierender Figuren und temporeicher Erzählweise gerät der ultraschlecht getrickste „Raptor Island“ zum absolut unerträglichen, kein Stück unterhaltsamen Vollflop. Egal, welchen Aspekt des Filmes man auch beleuchten würde, man käme aus dem Auskotzen gar nicht mehr heraus. Die absolut abgefuckte deutsche Veröffentlichung von Great Movies, die den Film als digitalen Matsch mit liebloser Synchro reicht, setzt den finalen Haufen auf diesen filmischen Unrat.
Die deutsche DVD von Great Movies präsentiert den Film ab 16 und ungeschnitten.
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„Planet Raptor“ ist genauso scheiße
Und da „Raptor Island“ für SyFy anscheinend ein riesiger Hit war, ließ man eine Fortsetzung nachlegen. Die heißt „Planet Raptor“ und wird von mir mal im Vorbeigehen abgewatscht.
Im Jahr 2066 sind die Raptoren nicht ausgestorben, sondern haben sich bis in den letzten Winkel der Galaxis verbreitet. Den Menschen bleibt nur noch sehr wenig Raum. Die einzige Hoffnung für den Fortbestand der Rasse besteht aus einer Gruppe unerschrockener Soldaten, die den erneuten Kampf um mehr Lebensraum aufnehmen wollen! Doch die Dinosaurier sind in großer Zahl auf dem blutigen Vormarsch.
Keine Ahnung, wer hier irgendwann gesagt hat, der Film sei fertig. Denn zu dem Zeitpunkt war „Planet Raptor“ definitiv nicht fertig! Die Folge: Eine nicht nachvollziehbare Handlung, dummdreiste Dialoge, die zudem NOCH beknackter eingedeutscht wurden (inklusive des Fehlens jedweden Versuches, so etwas wie Lippen-Synchronizität zu generieren), gelangweilte, planlos vor sich hin stolpernde Darsteller (darunter Ted Raimi („Candyman’s Fluch“) und sogar Steven Bauer („The Last Sentinel“)!) und Special Effects in der rohesten Rohfassung aller Zeiten.
Die zudem mehrmals eingesetzt wurden, um nicht noch mehr Effekte nicht fertig zu kriegen. Das einzige, was am Film gefällt, sind die schlotzigen, handmade Gore-Effekte. Die rocken. Leider sieht man, schlecht visualisiert, wie genau dieser Gore entsteht. Sprich: Wie die Raptoren über ihren Opfern schweben und überall herum beißen, nur nicht an den Wunden. Und schon passt auch da nichts mehr zusammen. Wortwörtlich.
Highlights dieses „filmischen“ Offenbarungseides: Ein Raptor-Kopf am Besenstiel, der immer eingesetzt wird, wenn Raptoren um die Ecke gucken. Und geklaute Effektshots aus anderen Filmen, die schon alleine deshalb total beknackt sind, weil da ein Tyrannosaurus loslegt und keine Raptoren. Aber hey, wer will schon kleinlich sein… Achja, ich!
Die deutsche DVD kommt von White Pearl Movies / daredo (Soulfood) und ist mit einer FSK 16 ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
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Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label (Raptor Island): Great Movies__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja |