Originaltitel: 12 Rounds: Reloaded__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Roel Reiné__Darsteller: Randy Orton, Sean Rogerson, Brian Markinson, Patrick Gilmore, Tom Stevens, Kyle Cassie u.a. |
Bei „The Marine“ hatte es funktioniert: Man nehme ein John Cena Vehikel, das die WWE einst auf den Weg gebracht hatte, um zum einen die Actionfans zu erfreuen und zum anderen auf die eigenen Wrestling-Stars aufmerksam zu machen, variiere dessen Handlung nur wenig, übergebe die Regie an den DTV-erfahrenen und durchaus versierten Roel Reiné und ziehe einen anderen WWE Star heran. Das Ergebnis hieß „The Marine 2“ und war ein knalliger Actionhappen, der eindeutig aus dem Direct to Video-Actionwust herausragte. Und warum sollte was einmal klappt, nicht noch einmal funktionieren? Also nahm man sich ein anderes John Cena Vehikel zur Brust („Zwölf Runden“), variierte dessen Story nur minimal, ließ Roel Reiné inszenieren und wählte Randy Orton als Star der Chose. Ein programmierter Hit?
Nick Malloy ist Rettungssanitäter und wird eines Abends nach einem Kinobesuch mit seiner Frau Zeuge eines Verkehrsunfalls. Trotz seines beherzten Eingreifens verliert eine Dame dabei ihr Leben. Ein Jahr später macht sich Nick noch immer Vorwürfe wegen dieser einen Nacht. Doch viel Zeit bleibt ihm dafür nicht, denn sein stressiger Job macht zuviel Nachdenken beinahe unmöglich. Gerade hat er mit seinem Kollegen wieder einen Kranken aufgesammelt, da klingelt sein Handy: Eine Stimme fordert Nick bestimmt auf, aus dem Krankenwagen zu steigen, der kurz darauf in die Luft fliegt. Ein 12 Runden langes Spiel habe begonnen, wie der Anrufer ihm mitteilt. Am Ende würde Nick wissen, warum ausgerechnet er dieses Spiel spielen muss. Und sollte er nicht mitspielen oder die Polizei einschalten, würde es unzählige Tode geben, darunter seine Frau! Nick begibt sich auf eine Schnitzeljagd durch die Nacht, die in seine eigene Vergangenheit führen wird.
httpv://www.youtube.com/watch?v=D-hbOSK5ng0
„Zwölf Runden 2: Reloaded“ ist ganz nett konstruiert, krankt aber an seiner extremen Vorhersehbarkeit. Wer nicht nach zehn Minuten Film sagen kann, wie hier der Storyhase läuft, der hat wohl noch nie einen Actionthriller gesehen. Dementsprechend leidet der Film auch an einer gewissen Spannungsarmut, was noch dadurch verstärkt wird, dass Regisseur Roel Reiné finanziell offensichtlich heftig an der kurzen Leine gehalten wurde und niemals auf die Pauke hauen darf. Die Folge: Nick erfüllt alle Aufgaben immer genau rechtzeitig. So gibt es keine Opfer, seine Frau gerät nie in Bedrängnis und er selbst ist eigentlich mehr mit Rennen und Rätseln als mit Action beschäftigt. So bleibt das Tempo zwar auf einem konstant hohen Level, aber die Schauwerte fehlen einfach komplett.
Gedreht wurde, der Kosten wegen, mal wieder in Vancouver, Kanada. Dieses doubelt diesmal nicht wie gewohnt eine spezielle amerikanische Stadt, sondern könnte selbst auch Schauplatz des Geschehens sein, denn wo „Zwölf Runden 2: Reloaded“ spielt, bleibt durchweg ziemlich offen. Leider gestalten sich die Schauplätze allesamt etwas trist und vor allem leblos. Man hat fast das Gefühl, der Film spiele in einem Vorort einer Großstadt, in dem um 20 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden. Dennoch versucht Roel Reiné das Beste aus der Situation zu machen, hält die Kamera beständig in Bewegung, lässt sie durch die Kulissen sausen und befestigt sie an Kamerakränen. Die daraus resultierende Dynamik steht „Zwölf Runden 2: Reloaded“ gut, verschleiert aber nicht die Tatsache, dass der in der Actionregie sonst sehr starke Reiné einfach keinen Druck in seinen Film bekommt. Der Crash gleich zu Beginn verpufft zum Beispiel relativ wirkungslos. Die erste Explosion im Film macht richtig Laune und lässt auf mehr hoffen, bleibt aber nicht viel mehr als eine leere Versprechung. Es gibt weder Shootouts noch wirklich fette Keilereien, womit man Ortons Talent schon gehörig verschleudert. Vor allem wenn man die traurige Prügelei mit zwei Cops auf der Mitte des Streifens sieht. Und in Richtung Showdown gehen Reiné dann vollends die Ideen aus und die Story kommt zu einem uninspirierten Ende.
Ein weiteres großes Problem von „Zwölf Runden 2: Reloaded“ ist sein Bösewicht. Ein – mit Verlaub – echtes Arschloch, dessen Motivation zwar Potential für einen ambivalenten Schurken und eine gewisse Identifikationsmöglichkeit bietet, mit dem man aber nie so etwas wie Mitleid empfinden mag. Alleine seine cholerische Art, sein Krakeelen, sein Gift und Galle Spucken, schrecklich! Auch der Grund, warum er ausgerechnet Nick in die Sache hineinzieht, zeigt nur, wie dumm der Kerl eigentlich ist. Dagegen verrichtet Randy Orton als Nick einen absolut soliden, durchaus sympathischen Job. Man hätte ihm ein paar handfestere Momente gewünscht, gerade im Vergleich zum Vorgänger Cena schneidet der Hüne darstellerisch aber deutlich besser ab. Vor allem mit der Installation seines Sidekicks Tommy kommt ordentlich Leben in die Bude, denn die beiden machen gemeinsam durchaus Stimmung. Der Rest quält sich mit Figuren von der Stange ab: Das liebenswerte Heimchen am Herd, das beschützt werden muss, die toughe Polizistin, die dummen Cops …
Nicht nur der Ostblock, auch Kanada wird allmählich zum undankbaren Pflaster für Actionfans. Als wäre es den Amerikanern unmöglich, Filmen, die nicht in den USA gedreht wurden, einen coolen, weltoffenen, lebendigen und vor allem FARBIGEN Look zu geben, ist auch der in einer einzigen Nacht spielende, mausgraue „Zwölf Runden 2: Reloaded“ meilenweit davon entfernt, in irgendeiner Form optisch aufregend zu sein. Einzig die dynamische Regie Roel Reinés rettet den Film optisch über die Runden, der darunter tönende Score dagegen ist genauso grau, wie die restliche Optik. Mausgrau ist auch die Story, der es mangels Budget an Schauwerten und echter Action fehlt. Stattdessen ist der Film eine endlos lange Autofahrt mit einer witzlosen – ich nenne es mal – Auto-Scooter-Sequenz, bei der Orton mit zwei anderen Autos Karambolage spielt. Ein echtes Ärgernis ist die Zeichnung des Schurken im Film, die so viele Möglichkeiten ungenutzt verstreichen lässt und den Bösewicht mehr als einmal zur Flitzpiepe verkommen lässt. Dafür macht Randy Orton als Held einen grundsoliden Job, ist das Tempo wirklich durchgehend sehr hoch und wurde die Story zumindest schlüssig konstruiert. Von den Interaktionen zwischen Nick und Tommy hätte man gerne mehr gesehen, denn die Chemie zwischen den beiden Darstellern stimmt und sorgt für ein paar amüsante Momente. Das gerade Roel Reiné aber viel mehr kann, wissen wir nicht erst seit „Death Race 2 und 3“ oder „The Marine 2“ … Schade.
Die deutschen DVDs und Blu Rays kommen von Twentieth Century Fox Home Entertainment und sind mit einer FSK 16 Freigabe uncut. Die Discs bringen einige kleinere Extras mit und warten sogar mit einem Audiokommentar von Roel Reiné und seinem Cutter auf.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Twentieth Century Fox Home Entertainment__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |