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Vendetta – Tag der Abrechnung

Originaltitel: Vendetta__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Jared Cohn__Darsteller: Bruce Willis, Thomas Jane, Clive Standen, Theo Rossi, Jackie Moore, Kurt Yue, Mike Tyson, Lauren Buglioli, Derek Russo, Eric Buarque u.a.
Vendetta - Tag der Abrechnung mit Bruce Willis DVD Cover

Bruce Willis spielt in “Vendetta – Tag der Abrechnung” mal wieder den Gauner.

Seine kleine Familie bedeutet Kriegsveteran William Duncan alles. Vor allem seine Tochter Kat mutet wie der Mittelpunkt seines Lebens an. Doch auf viele glückliche Momente folgt ein besonders unglücklicher. Kat gerät unverschuldet in ein Initiationsritual. Danny Fetter soll sich beweisen. Er ist der Sohn des Unterweltbosses Donnie, der sowohl Danny als auch dessen Bruder Rory mit eiserner Hand erzieht.

Danny besteht das Ritual. Kat stirbt. William kann den Mörder zwar stellen, doch er war nicht Augenzeuge des Mordes. Auch sonst will niemand gegen die mächtige Fetter-Familie aussagen. Beweismaterial in Form von Fotos oder Videos ist nicht vorhanden. Die Staatsanwältin schlägt William einen Deal vor. Danny soll für all seine bisherigen Straftaten verurteilt werden. Fünf bis sieben Jahre könne man ihn dann wegsperren.

Doch William stellt sich quer. Er lügt vor Gericht und sorgt so dafür, dass Danny frei kommt. Kurz darauf knöpft er sich den jungen Mann selbst vor und schlägt ihn brutal tot. Freilich lassen die Fetters das nicht auf sich beruhen.

Rachethriller mit Bruce Willis, Thomas Jane und Clive Standen

„Vendetta – Tag der Abrechnung“ installiert früh im Film eine effektive Gewaltspirale, die, einmal in Gang gesetzt, kein Halten mehr kennt und in einen bleihaltigen Showdown mündet, der Freund wie Feind hinwegfegen wird. Auf dem Weg dahin verlieren sowohl die Fetters als auch William weitere Freunde und Bekannte. Ein engagierter Polizist versucht zwar, irgendwie zu vermitteln, aber sein Wirken ist, das wird früh klar, zum Scheitern verurteilt.

Das wichtigste: Die Gewaltspirale verfängt und hält „Vendetta – Tag der Abrechnung“ erstaunlich mühelos zusammen. Das liegt zum einen daran, dass keinerlei sinnlose Nebenschauplätze aufgespannt werden. Das Drehbuch von Regisseur Jared Cohn („Deadlock“) türmt einfach Reaktion auf Aktion und hält das Tempo auf einem erklecklichen Niveau. Leider hält sich die Spannung in Grenzen. Der zweite große Pluspunkt heißt Clive Standen („In Like Flynn“). Der Mime ist körperlich ungemein präsent und er kann spielen. Wenn seine Figur einen Zusammenbruch erlebt, nimmt man das Standen einfach ab. Genauso überzeugend ist er, wenn er mühelos Genicke bricht und blaue Bohnen verteilt.

An Standens Seite agieren Thomas Jane („Red Machine“) und Mike Tyson („Ip Man 3“) in klein (Jane) und winzig (Tyson) skalierten Szenen. Während Jane dem Film mit seinem gockelhaften Waffenhändler und Tunichtgut gut tut, weil er ihm Humor einimpft, ist Tyson für „Vendetta – Tag der Abrechnung“ total irrelevant. Seine Gage hätte man sich besser sparen und in mehr Bösewichter investieren sollen.

Bruce Willis als Bösewicht in "Vendetta - Tag der Abrechnung"

Bruce Willis steht im Film auch mal…

Denn ausgerechnet in Richtung Showdown gehen dem Film die Halunken aus. Angeführt werden diese von einem immer etwas leicht überdreht wirkenden, blondierten Theo Rossi. Der wirkt hier, als habe er einfach die alten Schauspielroutinen aus „Sons of Anarchy“ entstaubt. Und für seinen recht beliebig gezeichneten Unhold reicht das vollends aus.

Sein Vater Donnie wird von Bruce Willis („Gasoline Alley“) gegeben. Der Altstar wird bereits in den ersten Sekunden Film als rabiat mordender Betonkopf eingeführt, der sich nur über unflätige Begriffe mitteilt und alles und jeden runterputzt. Diese wirklich fiese Rolle steht Willis durchaus gut. Leider ist er – von seinem fiesen Verbal-Auswürfen abgesehen – wieder im zuletzt typischen Willis-Modus unterwegs und sitzt die meiste Zeit in einem Sessel oder auf einem Sofa herum. Es sei ihm vergönnt.

Ähnlich „gemütlich“ gerät auch die Action. Festhalten muss man, dass Jared Cohn für die produzierenden 308-Ent.-Studios tatsächlich Action machen will. Es wird amtlich geballert – es wird nur leider so gut wie nichts getroffen. Vor allem im Showdown musste ich an selige Nu-Image-Zeiten denken, als tausende Projektile durch die Luft surrten, aber nichts, wirklich gar nichts getroffen wurde. Außer Schnapsflaschen, die dann bei den Streifen immer aus heiterem Himmel am Handlungsort auftauchten. „Vendetta – Tag der Abrechnung“ brauchte den Flaschenpfand allerdings fürs Budget. Wobei… in einer Szene werden tatsächlich auch Flaschen zerballert. Egal.

Kommt in „Vendetta – Tag der Abrechnung“ Action auf, ist diese lange Zeit sehr kurz angelegt. Meist boxt Clive Standen dann jemanden um oder wird selbst umgeboxt beziehungsweise angeschossen. Hier und da ein Kopfschuss und etwas CGI-Blut, das war es dann auch schon. In Richtung Finale wird die Action etwas ausführlicher, aber nicht zwingend besser. Trefferwirkungen fehlen weitgehend, die Umgebung wird nie in Mitleidenschaft gezogen und ab und an gereichte Mündungsfeuer kommen ebenfalls aus dem Rechner und nicht aus dem Pistolenlauf.

Clive Standen im Actioner mit Bruce Willis

Clive Standen hat Spaß an seiner Heldennummer.

Eine zu lang gezogene, viel zu langsam abgedrehte Verfolgungsjagd zwischen zwei Autos findet „aufregenderweise“ tatsächlich entlang einer durchgehend geraden Straße statt. Wie spektakulär die entsprechenden Fahrmanöver ausfallen, dürft ihr euch jetzt gerne selbst ausmalen. Dass dabei stattfindende, folgenlose Geballer geht einem auch sehr schnell auf den Sack.

Im Anschluss steigt dann direkt der bereits erwähnte bleihaltige Showdown. Der vor allem daran krankt, dass so gut wie niemand mehr zum Umballern da ist. Und die, die da sind, sind die letzten Luftpumpen. Hier hätte man echt noch einmal ein paar Dollar in die Hand nehmen und etwas Opfermasse an den Set karren sollen.

In technischer Hinsicht ist der kontrastreiche, immer leicht ins Erdfarbene tendierende Look okay. Dass irgendeine Kleinstadt hier das Randgebiet einer Metropole doubeln soll, können die Bilder aber nie transportieren. Die random reingeworfenen Schnittbilder schaffen es ebenso wenig. Die Innenräume wirken zumeist etwas leer beziehungsweise karg, vor allem der häufig besuchte Strippschuppen versprüht keinerlei Flair. Im Strippschuppen setzt es dann Neonlichter, überstrahlende Flächen und Lense-Flare-Effekte satt. Der billige Score rundet den immer etwas billigen Eindruck „treffend“ ab.

„Vendetta – Tag der Abrechnung“ ist kein Volltreffer, aber…

Nennt mich altersmilde oder schimpft mich einen Bruce-Willis-Fanboy, aber „Vendetta – Tag der Abrechnung“ überragt zahlreiche der letzten Willis-DTV-Produktionen mühelos. Die Story wird angenehm simpel gehalten und erstaunlich flott erzählt. Hauptdarsteller Clive Standen gefällt extrem gut in seiner Rolle und bleibt durchweg angenehm verletzlich – wird also trotz Kriegsvergangenheit nie überhöht oder als unbesiegbar gezeichnet. Die beiden Fieswichte Bruce Willis und Theo Rossi funktionieren ebenfalls gut und letzten Endes wird es einem bei „Vendetta – Tag der Abrechnung“ nicht langweilig.

Klar, das Rachemotiv und dessen Richtigkeit wird nie hinterfragt. Allgemein wirken alle Figuren recht unmotiviert und grob gezeichnet. Und die Dialoge sind auch nicht gerade etwas für Feingeister. Dazu kommt, dass der Actionthriller zwar versucht, dem Zuschauer Action zu präsentieren, das Keyword hierfür aber leider „versucht“ lautet. Es fehlt an Aufwand, an memorablen Szenen und eben Handgemachtem.

Dementsprechend ist eine angenehm wuchtige Prügelei zwischen Clive Standen und dem menschlichen Bergmassiv Derek Russo die Szene, die über den Film hinaus am meisten in Erinnerung bleibt – etwas wenig für meinen Geschmack. Dennoch knappe:

5 von 10

Einen ersten Einblick liefert der Trailer zu „Vendetta“

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien von Dolphin Medien am 27. Oktober 2022. Lange Zeit warben die Cover des Streifens mit einer FSK 18, final prangt allerdings eine absolut passige Freigabe ab 16 auf den Artworks.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Dolphin Medien__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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