Originaltitel: Guillermo del Toro’s Cabinet of Curiosities: The Viewing__ Herstellungsland: USA-Mexiko__ Erscheinungsjahr: 2022__ Regie: Panos Cosmatos__ Darsteller: Peter Weller, Eric André, Charlyne Yi, Sofia Boutella, Steve Agee, Michael Therriault, Saad Siddiqui, … |
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Bei “the Viewing” handelt es sich um die siebte Episode der 2022er “Netflix”-Anthology-Serie “Guillermo del Toro´s Cabinet of Curiosities”. Auf einer Vorlage Aaron Stewart-Ahns und Panos Cosmatos’ basierend sowie von letzterem in Szene gesetzt, erhält man in Gestalt dieser knapp 60 Minuten im Grunde genommen so ziemlich das geboten, wie man sich eine im Jahr 1979 angesiedelte Veröffentlichung des Schöpfers von “Beyond the Black Rainbow” und “Mandy” vom Style und Feeling her so vorstellen würde. Ich sag’ nur: Trippy…
In der Hauptrolle ist Ur-“Robocop” Peter Weller zu sehen, der mir länger schon nirgends mehr begegnet war – und Mensch, ist der alt geworden! Im Vorliegenden portraitiert er einen ultra-reichen, exzentrisch-geheimnisvollen Sammler und Geschäftsmann namens Lionel Lassiter, dem ein riesiges, ungewöhnliches, als eine Kombination aus Bunker und Villa beschreibbares, verschiedene architektonische Einflüsse vereinendes sowie “kunstvoll-futuristisch-modern” ausgestattetes und eingerichtetes Anwesen gehört: The Sandpiper House…
Über ihn erfährt man kaum etwas – generell führt er ein zurückgezogenes Leben – wohl aber, dass sein Vermögen u.a. daher stammt, dass er vor dem zweiten Weltkrieg in Uran investiert hatte. Seiner Aussage nach ist die Geschichte seiner Ärztin und persönlichen Assistentin Dr. Zahra (Sofia Boutella) ohnehin viel interessanter, welche einst für Gaddafi arbeitete und sich nun um ihn kümmert – was das Verabreichen nicht unbedingt “Markt-typischer” Drogen mit einschließt, wie uns während der Anfangs-Credits unverblümt aufgezeigt wird…
Derweil finden sich der Musiker Randall Roth (Eric André), die Astrophysikerin Charlotte Xi (Charlyne Yie), Bestseller-Autor Guy Landon (Steve Agee) sowie Targ Reinhard (Michael Therriault) – seines Zeichens ein Medium – in einem nächtlichen Parkhaus ein: Jeweils sehr kompetent, geachtet und erfolgreich auf ihrem Gebiet, waren sie individuellen Einladungen dorthin gefolgt. Zwar unwissend, was exakt es damit auf sich hat, ist ihnen Lassiter (samt seines Rufs) jedoch vertraut: Entsprechend gespannt sind sie auf die ganze Angelegenheit…
Abgeholt seitens eines schweigsamen Herrn (Saad Siddiqui als Hector) in einem unauffälligen Van, unterbricht der ihre Gespräche irgendwann jäh und weist sie dazu an, still zu sein sowie für den Rest des Weges dem über die HiFi-Anlage eingespielten “Audio-Programm” zu lauschen: Synth-Klänge – so wie bei Cosmatos inzwischen ja üblich – welche bei “the Viewing” von Daniel Lopatin (“Uncut Gems”) komponiert wurden, nachdem Jeremy Schmidt und Jóhann Jóhannsson bei den zwei Movies zuvor dafür verantwortlich waren…
Im Sandpiper House werden die Gäste in einen großen, rundförmigen, in warmen Farben gehaltenen Raum gebracht – mit einem abgesenkten, ebenfalls runden sowie von einer Couch “umkreisten” Tisch im Zentrum, über den das Decken-Design geradezu “zusammenfließt”. Des Weiteren sind an der Wand mehrere Masken in Displays ausgestellt – plus eine vergoldete AK-47, die (wie wir später erfahren) mit Hector´s Vergangenheit verknüpft ist und der ihre Präsentation auf diese spezielle Weise sozusagen “ihre Macht nehmen” soll…
Ihre Plätze erkennen sie anhand ihrer Lieblings-Drinks, die perfekt nach ihren Vorlieben zubereitet wurden. Obendrein liegt neben Randall´s Tasse noch eine Packung extrem seltener tibetanischer Menthol-Zigaretten, für die er ein Faible hat. Wie konnte Lassiter an dieses Detail-Wissen gelangen? Und wenn er das schon herauszubekommen in der Lage war, weiß er mit Sicherheit auch, dass Randall eigentlich mit dem Rauchen aufzuhören versucht. Hospitalität – gepaart mit einer gewissen “Einwirkung”; einer Art Test?
Als Lassiter schließlich zu ihnen stößt, trägt er eine rare Flasche Whiskey in Händen, welche u.a. WWII sowie ein starkes Beben überstanden hat und auf die bezogen er kurz darauf insistiert, dass jeder ein Glas des “Luxusguts” trinkt. In der Hinsicht wird es nicht bloß bei Alkohol bleiben. Gewohnt, seinen Willen durchzusetzen, genießt er seine Position und Möglichkeiten – betont Erreichtes gern. Tatsächliche Einzelheiten über sich offenbart er allerdings nicht: Stattdessen wird dann meist stracks das Thema gewechselt – etwas, wobei Zahra dienlich behilflich ist…
Über längere Phasen hinweg besteht “the Viewing” primär aus Konversationen: Die Professionen und Tätigkeitsfelder der Anwesenden kommen zur Sprache – was Informationen liefert sowie der Charakter-Zeichnung und dem Aufbau von Neugier förderlich ist – ebenso wie bestimmte Ansichten und Theorien (bspw. philosophischer, existenzieller und wissenschaftlicher Natur) angeführt und erörtert werden. Dazu noch punktuelle Selbstdarstellungen und Sticheleien – immerzu mit der Frage im Hinterkopf, was wohl der konkrete Anlass dieses Abends ist…
Während Guy scheinbar vergnügt “für alles zu haben” ist, Lassiter Targ gegenüber durchaus mal konfrontativ reagiert und sich mit der zurückhaltenden Charlotte (welche einen übrigens unweigerlich an Velma aus “Scooby-Doo” erinnert) rational-vernünftig reden lässt, muss Lassiter Randall dagegen reger bestärken und beschwichtigen – ihm u.a. bei seinen Zweifeln an dem Erfolg seiner nächsten Platte widersprechen sowie den Wunsch äußern, ihn in Zukunft mal für einen exklusiven Konzept-Auftrag gewinnen zu wollen…
Diese ausgedehnte, ruhige, Dialog-reiche “Buildup-Phase” des Werks ist ein “zweischneidiges Schwert”: Obgleich nicht ununterhaltsam, steigert sich in ihr die Spannung auf den Ausgang des Ganzen bestenfalls bedingt. Mit Blick auf die Laufzeit denkt man sich: War für Cosmatos eher “der Weg das Ziel”? Wenn nicht, hätte eine leichte Straffung da vermutlich geholfen – oder eine innigere “Connection” zu den Figuren. Demgemäß dürften Zuschauer mit wenig Geduld erst recht so ihre “Probleme” mit dem Gebotenen haben…
Die Akteure machen ihre Sache indes allesamt ordentlich: Neben Steve Agee (“the Suicide Squad“) als selbstgefälliger Guy, Michael Therriault (“Cult of Chucky“) als “kooky” Targ und Charlyne Yie (“Puppet Master: The Littlest Reich“) als “nerdy” Charlotte ragt Komödiant Eric André (“Bad Trip”) als Randall ein Stück weit hervor – auch weil sein Part der “aktivste” der Gäste ist – worüber hinaus Sofia Boutella (“Tiger Raid“) allein schon von ihrer Ausstrahlung her prima passt und Peter Weller (“Skin Trade“) kompetent wie eh und je agiert…
Flüchtig kam mir beim Ansehen das eine Mal in den Sinn, als Elon Musk und Joe Rogan ‘nen Podcast aufnahmen und dabei allerlei Zeugs quatschten, Whiskey tranken und sich ‘nen Joint genehmigten. Im Vorliegenden folgt Marihuana auf die Drinks – plus zu guter Letzt noch Kokain; zusätzlich ergänzt um eine mysteriöse “Zutat”, die Zahra herself kreiert hat. Alles von höchster Reinheit und Qualität. Erst als sich jeder zum Konsumieren dieser Rauschmittel “hat hinreißen lassen”, gibt Lassiter den Anlass bzw. Grund ihrer Anwesenheit preis…
Wie der Titel “the Viewing” ja bereits suggeriert, hat Lassiter sie eingeladen, um einen Blick auf seine neuste Akquisition zu werfen – und das nicht, um damit zu prahlen (zumindest nicht vorrangig), sondern da er an ihrer Meinung auf der Basis ihrer jeweiligen Expertise interessiert ist. Er kündigt eine “transzendente, einzigartige Erfahrung” an und führt sie in einen Nebenraum, in dessen Zentrum sich ein auf einem Sockel platziertes Objekt befindet, das wie ein Meteorit ausschaut sowie aus keinem Menschen-bekannten Material besteht…
Die ausgelöste Faszination verbindet sich mit der Wirkung der Drogen sowie der von dieser zuklüftet-dunkelgrauen Masse ausgehenden “Aura” zu verschiedenen Empfindungen auf Seiten der Betrachter. Fragen und Spekulationen erkeimen; und inmitten all dem ist es ein sichtlich aufgewühlter Randall, der schließlich das von Lassiter ausgesprochene Rauchverbot an jenem Ort missachtet und sich doch noch eine der eingesteckten Zigaretten anzündet – und genau damit eine fatale Ereigniskette in Gang setzt…
Das eskalierende Chaos, welches daraufhin ausbricht, kommt ebenso grotesk wie brutal daher und umfasst u.a. eine dickflüssig-schleimige Substanz, schmelzendes Menschenfleisch und einen explodierenden Schädel – was einem geradezu unvermeidbar ähnliche Momente aus dem “the Blob”-Remake, “Radiers of the Lost Ark” und “Scanners” ins Gedächtnis ruft. Zudem taucht ein Wesen auf, das in den Credits “Blob Man” genannt sowie von Kevin Keppy gespielt wird, der jüngst auch in “Smile” als eine albtraumhafte Verkörperung der betreffenden Entität auftrat…
Lovecraftian-Psychedelic-WTF-Cosmic-Horror (á la Richard Stanley´s “Color out of Space“) pur, macht dieser sich plötzlich sehr zügig entfaltende finale Verlaufsakt auf jeden Fall Laune – hinterlässt aufgrund seiner “geballten Kürze” sowie seines gewählten Ausklangs zugleich jedoch auch einen gewissen ungestillten Wunsch nach mehr. Überdies verbleibt das eine oder andere in Bezug auf Lassiter´s Wissensstand für Interpretationen offen und gelangt man zu der Erkenntnis, dass so einiges im Mittelteil einfach nur “Beiwerk” war…
Von Lopatin´s Synthwave-Soundrack stimmig untermalt, wurde ein “audiovisuell verzückendes” Ergebnis geschaffen – und zwar eins, das tatsächlich wie in den ’70ern oder ’80ern gedreht ausschaut; also nicht bloß wie ein (von der Ausstattung und dem tollen Setdesign her) in jener Ära angesiedeltes. Zu verdanken ist das der gewählten Ausleuchtung, den gelblich-orangenen Farbtönen, chromatischen Aberrationen, Lens-Flares und Light-Trails, dem Film-Grain und Editing sowie der fachkundigen Kamera-Arbeit Michael Ragens (“Faults”)…
Anders als sein Vater George Pan Cosmatos – welcher mit Weller seinerzeit ja “Of unknown Origin” und “Leviathan” drehte – ist Panos ein Mainstream-ferner Auteur. Alles in allem entspricht sein “Cabinet of Curiosities”-Beitrag relativ exakt dem, was von ihm nach “Beyond the Black Rainbow” und “Mandy” zu erwarten war: Stilistisch wie atmosphärisch reizvolle Kost – inklusive so mancher charakteristischen Stärke und Schwäche. Style over Substance mit Licht und Schatten, sozusagen…
knappe
“the Viewing” ist im Rahmen der Anthology-Serie “Guillermo del Toro´s Cabinet of Curiosities” auf “Netflix” verfügbar (Episode Nr. 7)…
Stefan Seidl
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Copyright des “the Viewing” Postermotivs und der Pics: Netflix__ Infos zur dt. VÖ: Freigabe: 16__ DVD/BluRay: nein/nein |