Originaltitel: Double Crosser__Herstellungsland: Indonesien__Erscheinungsjahr: 1991__Regie: Arizal__Darsteller: Didier A. Hamel, Ricky Hosada, August Melasz, Peter O’Brian, Priscilla Patsy, Kiki Amir u.a. |
Dass die Indonesier schon vor „The Raid“ gerne mal auf den Putz gehauen haben, konnten wir euch dank Filmen wie „Strike Commando“ oder „Lady Terminator“ bereits hinreichend belegen. „Crocodile Cage“ aus dem Jahr 1989 ist nun ein weiterer Actioner von dem Inselstaat, an dem aber nur Hardcore-Actionfans wirklich ihren Spaß haben werden.
Ein gewichtiger Grund für dieses frühe Fazit: Die jeglicher Beschreibung spottende Handlung. Irgendwie dreht sich alles um irgendeinen Lump, der aus unbekannten Gründen die Kampfsportler Jack und Leo in einen tödlichen Infight verwickeln will. Die beiden Männer halten von dem Vorschlag nicht viel, sind sie doch nicht nur gute Kumpel, sondern auch verschwägert.
Irgendwann – nach etwa 60 Minuten ziellosem Filmgenuss – wird es dem Lump zu blöd und er zieht die Samthandschuhe aus. Er fingiert eine Intrige, in der Hoffnung, die beiden Kämpfer irgendwie zu entzweien. Und da der Film nur noch 24 Minuten auf der Uhr hat, von denen knapp 20 Minuten mit Hieben und blauen Bohnen ausgefüllt werden, darf die Intrige nicht zu komplex sein und muss direkt funktionieren. Was sie auch tut.
Billige Billigaction aus Indonesien
Auf dem Weg zum Finish zerballern und zertreten unsere beiden Helden ganze Armeen an Fieswichten. Für wen die arbeiten und was sie gegen Jack und Leo haben, man weiß es nicht. Für den Oberfieswicht scheinen sie zumeist auch nicht zu arbeiten, da dessen Henchmen ebenfalls gerne den Unbekannten zum Opfer fallen.
Toll sind zudem Autoverfolgungsjagden, bei denen zig Karren verschrottet werden oder explodieren, die mit den sich gegenseitig Verfolgenden nichts am Hut haben. Und die auch nie Kontakt mit deren Karren haben.
Dazu gesellen sich unzählige Anschlussfehler. Wenn Jack etwa mit seinem Mustang DURCH einen Lkw kracht und den förmlich zerstört, landet er mit einem reichlich ramponierten Wagen auf der Straße. Einen Umschnitt später hat die Karre keine Delle und ist auf Hochglanz poliert. Dazu gesellen sich auch wundervoll dumme Szenen. Als Jack seine blinde Tochter von einem Hochhaus abseilen will, bindet er sich ein Seil um den Bauch und wirft das Seil über einen Metallzaun in die Tiefe. Hier denkt man nur: Hä? Warum bindet der sich dass Seil um die Wampe und nicht um den Zaun?
Doch Superman Jack lässt dann seinen Schwager UND das Kind gleichzeitig an seinem Bauchseil herunterklettern. Irgendwie denkt man dann direkt: Wäre geil, wenn jetzt wer käme und dem Typ ein Kantholz über die Omme brät. Und, oh Wunder, es passiert genau das. Genial dumm!
Apropos blindes Kind. Dieses wird von einem Mädchen namens Kiki Amir genial kaputt geacted. Blind bedeutet in dem Fall nämlich, immer an die Decke zu starren und „Daddy, Daddy, Daddy“ zu krakeelen. Ein Henchmen des Fieswichtes lässt sich daraufhin zu einem „Schon ein bisschen nervig das Kind!“ hinreißen. Er hätte definitiv „ein bisschen“ weglassen sollen!
In der deutschen Synchronfassung hat das Kind auch noch die Stimme von Lisa Simpson – was einem heftigst die Ohren klingeln lässt. Vor allem, wenn ein als Panda bezeichneter Stoffhund mit Hose von den Brutalos des Bösewichtes erstochen wird. Wer bei dem so ausgelösten Geschrei des Mädchens nicht spult, ist ein echter Mann! Apropos Synchronisation: Die lässt alle Charaktere neben der „Haupthandlung“ am liebsten ganz unflätig labern. In der Folge bekommt man hier ein „Arschloch“ nach dem anderen um die Ohren gehauen.
Klingt alles wie lustiger Trash? Ist es leider maximal auf eine ungewollte Weise, denn „Crocodile Cage“ nimmt sich selbst verdammt ernst. Freiwillige Humor-Momente hat es keine. Es werden lebende Hühner gemeuchelt. Die Lumpen sterben blutig. Es gibt keine Comic Reliefs. Nichts. Und in der Action wird amtlich aufeinander eingeknüppelt. Die Martial-Arts-Sequenzen sind entsprechend eher roh, denn filigran. Das Geballer endet immer mit platzenden Bloodpacks und nebenher explodieren Miniaturhäuser.
Regisseur Arizal wollte sichtlich Daueraction machen. Und das geht ihm ganz gut von der Hand. Leider ist man in der Action nicht drin, weil die Helden nicht funktionieren. Vor allem der vermutlich für den internationalen Markt integrierte Peter O’Brian ist als Jack ein Totalausfall. Er liefert statt einem passigen Mimenspiel einen irren Fratzengulasch ab (Beispiele im Text!), eingerahmt in eine der übelsten Vokuhila-Lockenfrisuren aller Zeiten. So unsympathisch wie er kam selten ein „Held“ rüber. Und sein Buddy Leo bleibt einfach total blass. Dazu das Nervkind – und schon hofft man inständig, dass der Bösewicht am Ende als Sieger aus diesem Film hervorgehen möge.
Dahingehend wartet der Film mit einer waschechten Überraschung auf, bei der man tatsächlich nicht weiß: Ist das ernst gemeint? War das Geld alle? Oder ist der letzte Akt des Filmes irgendwie verschwunden? „Crocodile Cage“ rotzt einem nämlich ein Ende vor die Füße, das entweder ungemein nihilistisch ist oder eben nie richtig gedreht wurde. Ich vermute eher letzteres.
Dabei wird das alles so toll aufgebaut. Der Crocodile Cage wird etabliert, es zischen Armbrustbolzen durchs Set, Krokodile vernaschen Lumpen und es wird sich so richtig derbe vors Fressbrett getreten. Typen werfen Pfeile wie Papierflugzeuge auf Gegner und verletzen sie tödlich. Der Held wird gegen Betonpfeiler geschmettert und er muss immer wieder gegen mehrere Gegner gleichzeitig ran. Es folgt ein Schauplatzwechsel, es wird noch mehr getreten. Man ist als Zuschauer bereit für den großen Finisher, freut sich auf einen splatternden Tod für die restlichen Unholde und… tja, ich verrate nichts.
„Crocodile Cage“ ist der pure Irrsinn
Wenn es das großartige Format „Die Schlechtesten Filme aller Zeiten“ von Oliver Kalkofe und Peter Rütten nicht schon gäbe, es müsste für „Crocodile Cage“ erfunden werden. Dieser Streifen ist ein gefundenes Fressen für die beiden. Schreckliche Frisuren treffen auf abscheuliche Modeverbrechen. Keiner der Schauspieler weiß, was er hier macht. Selten war ein Kind nerviger. Anschlussfehler gibt es en masse, genauso wie total behämmerte Szenen, die einen „Wat, wat, waaaat“-brüllend auf dem Sofa hocken lassen. Die Story versteht kein Mensch und die nebenbei abgefeuerten Plotentwicklungen passen nicht zu dem Wenigen, was man dann doch verstanden hat. Zudem sieht der Film megabillig aus, ist äußerst schlecht geschnitten und bedient sich wirklich ödester Musik zur Untermalung des Gebotenen.
Wo man sich allerdings weniger beschweren kann, ist die immer mal wieder random in den Film geklatschte Action. Denn die hat ihre Momente und der Bodycount ist auch ordentlich am Rotieren. Vor allem im Finale wird dann auch durchaus heftig hingelangt und platzende Bloodpacks sieht man heutzutage so selten, dass man „Crocodile Cage“ beinahe auf Knien rutschend für die blutigen Hemden der Opfer danken will. Witzigerweise sieht man aber auch hier das knappe Budget des billig runtergekurbelten Actionreißers: Egal wie heftig hier geballert wird, es platzt bei jedem Opfer immer nur ganz genau ein Bloodpack.
Wem kann man „Crocodile Cage“ nun empfehlen? Eigentlich ja niemandem, aber Actionallesgucker können hier dennoch mal einen Blick riskieren. Die sollten dann aber auch eine gehörige Portion Humor / Leidensfähigkeit mitbringen.
Schaut den Trailer von “Crocodile Cage”
Der Film erschien zunächst als Video von dem Label IMV. Die deutsche DVD / Blu-ray hat das Label True Grit / Cargo Records am 21. Oktober 2022 veröffentlicht. Ungeschnitten und mit einer Freigabe ab 18. Als Master dürfte eine ganz okaye VHS gedient haben, die Bildqualität ist entsprechend. „Crocodile Cage“ kommt in zwei verschiedenen, jeweils auf 500 Stück limitierten Cover-Varianten.
In diesem Sinne:
freeman
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