Originaltitel: Black Christmas__Herstellungsland: USA/Kanada__Erscheinungsjahr: 2006__Regie: Glen Morgan__Darsteller: Katie Cassidy, Michelle Trachtenberg, Crystal Lowe, Mary Elizabeth Winstead, Kristen Cloke, Oliver Hudson, Lacey Chabert, Andrea Martin, Jessica Harmon, Leela Savasta, Robert Mann u.a. |
Bob Clarks „Black Christmas“ war eine Art Vorläufer von „Halloween“, ohne jedoch dessen Bekanntheitsgrad zu erreichen. Für ein Remake – beziehungsweise inzwischen sogar zwei – reichte es dann dennoch.
Wie im Original dient ein Studentinnenwohnheim als Spielwiese für Mord und Totschlag, wobei man dem Gebäude hier direkt noch eine Vorgeschichte aufs Auge drückt: Vor Jahren ermordete der Psychopath Billy Lenz (Robert Mann) seine Familie am Weihnachtsabend, der gleichzeitig sein Geburtstag ist. Mittlerweile sitzt er in einer Anstalt, wie Kollege Michael Myers, und was die Gesellen an den Jahrestagen ihrer Bluttaten anstellen, ist dem Horrorfan wohlbekannt.
Jedoch werden im Wohnheim bereits die ersten Mädels über den Jordan geschickt, bevor Billy dann mit Tricks ausbricht, die er von Michael Myers oder dem Stepfather gelernt haben könnte. Statt eines Killers also zwei, da stellt sich nur die Frage, ob die beiden in Konsonanz wie in „Scream“ meucheln oder ein Futterneid Marke „Freddy vs. Jason“ ausbricht.
Derweil feiert die Mädelsclique (u.a. Michelle Trachtenberg, Mary Elizabeth Winstead und Lacey Chabert) im Wohnheim den Weihnachtsabend. Doch irgendwann fällt ihnen auf, dass Leute aus dem Wohnheim verschwunden sind…
Schaut euch den Trailer von „Black Christmas“ an
Das Begrüßenswerte zuerst: „Black Christmas“ versucht sich tatsächlich als Neuinterpretation des alten Stoffes und wagt keine plumpe Nacherzählung des bereits Bekannten. Ganz nett z.B. die Variation der bedrohlichen Anrufe, welche das Remake an die Zeiten von Handys und Caller-ID anpasst. Andere Zitate des Originals sind etwas missglückt (z.B. der Mord mit dem Einhorn aus Kristall), während man bei den Mördern weitaus konventionellere Wege beschreibt; die Unsicherheit, die das Original prägte, ist hier klaren Identitäten und Motiven gewichen.
Probleme hat „Black Christmas“ vor allem bei seiner Erzählweise: In rund 87 Minuten (recht langer Abspann inklusive) gibt es neben dem mörderischen Weihnachtsabend noch eine ausführliche Schilderung der Vorgeschichte sowie einen langen Nachklapp nach Slasherstandard zu sehen. So kommt leider jeder der Teile etwas kurz, gerade der zentrale Part um das Wohnheimgemetzel wird zu einer Anhäufung von Mordszenen, die vor allem durch den Drehbuchkniff zusammengehalten wird, dass das Wohnheim aufgrund eines Schneesturms nicht zu verlassen ist. Der Ernst der Lage ist jedoch recht schnell erkannt.
So ist „Black Christmas“ dann nur passagenweise wirklich spannend, vor allem bei den handelsüblichen, aber doch zackig inszenierten Jagden durch Flure und Gebälk des Hauses. Leider sind derlei Parts etwas dünn gesät, häufig regiert nur das Gemetzel. Das ist dann auch von deftiger Härte, im Stile des kurz zuvor entstandenen „See No Evil“ werden Augen herausgerupft, das Blut spritzt reichlich und auch sonst sind die Killer alles andere als zimperlich. Leider fehlt bei allem Gore der Wille zur Innovation, an vielen Stellen wirkt „Black Christmas“ wie ein bloßes Zitat anderer Slasherfilme. So hat jeder auch nur halbwegs aufmerksame Zuschauer die Identität des zweiten Mörders spätestens nach dem letzten Flashback erkannt, was die Motive der beiden Killer angeht, da bombardiert „Black Christmas“ den Zuschauer mit ödipalen und Freudschen Motiven der Holzhammerkategorie.
Immerhin besitzt „Black Christmas“ noch ein gewisses Maß an schwarzem Humor, was den Film aufwertet. Weihnachtsplätzchen aus Menschenhaut oder eine etwas andere Füllung für den Sack von Santa Clause sorgen für makabere Gags, die auch meist zünden, der eine oder andere Rohrkrepierer ist bei den Witzen leider auch dabei. Leider wird „Black Christmas“ mit zunehmendem Verlauf ironiefreier, gerade der Nachklappshowdown im Krankenhaus ist simple Slasherroutine.
Darstellerisch bietet „Black Christmas“ solides Mittelmaß. Gerade Mary Elizabeth Winstead („Kate“) und Lacey Chabert („Being Michael Madsen“) sind zwar OK, können aber deutlich besseres leisten. Man bleibt zwar von den talentfreien Zonen, die manchen 80er-Jahre-Slasher ausmachten, zwar verschont, aber auch in dem Bereich gab es schon wesentlich bessere Leistungen. Katie Cassidy („The Scribbler“) wird zwar von Anfang an als Final Girl gekennzeichnet, kann schauspielerisch leider nicht herausragen. Robert Mann („Willkommen in Marwen“) als Psychopath hat durchaus Charisma, auch wenn man von ihm meist nur die Augen oder ein Gesicht im Schatten sieht.
Eine Neuinterpretation statt reinen Neuverfilmens, ein stimmungsvolles Weihnachtsszenario und schwarzer Humor: An sich ist die Prämisse von „Black Christmas“ ziemlich gut. Leider macht das Remake daraus wenig, ein besserer Standardslasher mit erzählerischen Mankos, das macht dann leider nur solides Mittelmaß, trotz guter Ansätze.
© Nils Bothmann (McClane)
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An Heiligabend findet sich die ausschließlich weibliche Einwohnerschaft eines Studentenverbindungshauses vor dem Weihnachtsbaum ein, um das alljährliche Wichteln hinter sich zu bringen. Seltsamerweise kann man im Vorfeld die Mitstudentin Clair nicht auffinden. Man denkt sich allerdings nicht viel dabei. Ist ja erwachsen, die Clair. Also beginnt man mit dem Geschenke aufmachen. Kaum ist das erste Geschenk geöffnet, klingelt das Telefon. Eine seltsame Stimme stammelt etwas und jagt damit den Mädchen einen Heidenschreck ein. Da verschwinden weitere Mädchen, der Strom fällt aus und die Anrufe häufen sich. Partizipiert etwa der geisteskranke Killer Billy an der Weihnachtsfeier? Billy hatte nämlich einst in genau diesem Haus seinen Stiefvater und seine Mutter getötet … im Falle der Mutter verspeiste er sogar einen Teil ihrer Überreste … gar formidabel als Plätzchen zubereitet! Doch eigentlich müsste Billy sicher verwahrt hinter den Mauern einer Klappse vor sich hin darben. MÜSSTE …
Es fällt schwer angesichts der Story von „Black Christmas“ in großartige Schwärmereien zu geraten. Hatte Regisseur Glen Morgan mit seinem langjährigen Partner James Wong vor Jahren mit „Final Destination“ dem Teenslashergenre noch neue Impulse geben können, sucht man bei seinem Remake des 74er Streifens „Black Christmas“ vergeblich jedwede Anflüge von Innovationen fürs Genre. Man versammelt die Opferschar und jagt ihnen einen (oder mehrere???) Killer auf den Hals. Mehr ist da nicht. Das ist zwar insgesamt ziemlich schade, aber seien wir ehrlich: Mehr Handlung hatte bisher eigentlich kaum ein Teenslasher. Leider macht Morgan in seinem Drehbuch einen viel schwerwiegenderen Fehler: Er lanciert Figuren vom Reißbrett, die keinerlei Form von Involvement beim Zuschauer bewirken. Ganz im Gegenteil. In ihrer oberflächlichen Zeichnungsart beginnen einige Figuren sogar recht schnell zu nerven und man wünscht sich förmlich, dass sie bald über die Klinge springen mögen. Und damit ist Morgan wieder beim Funktionsprinzip seiner „Final Destination“-Reihe: Absolut belanglose und uninteressante Figuren stolpern durch ein Todesszenario und die einzigen Überraschungen resultieren aus der Art ihres Todes. Und diese Todesarten bilden dann die einzigen Höhepunkte des Filmes.
Hier macht Morgan dann auch keine Gefangenen und es gilt die Devise: Was spitz ist, muss doch in den menschlichen Körper zu rammen sein. Entsprechungen dieser These findet man in Form von Eiszapfen, Grillbesteck, Kristalleinhornen oder Füllern und sogar spitz gelutschte Zuckerstangen finden ihren Weg in die Blutbahnen des menschlichen Opferinterieurs. Im Gegensatz zu Morgans „Final Destination“ werden diese Todesszenen aber nicht großartig ausgespielt, sondern prasseln ziemlich plötzlich und vor allem hastig abgewickelt auf den Zuschauer ein. Einzig dem „Finishing Move“ des Augenherausreißens (eine witzige Marotte des Killers) räumt man immer wieder einmal ein wenig mehr Screentime ein. Die Brutalität schlägt denn auch meist nur in diesen Momenten wirklich Kapriolen, da diese „Augen-raus-Einlagen“ alles andere als schön anzusehen sind. Ansonsten gibt es in „Black Christmas“ gar nicht allzu viel an Splatter zu bestaunen. Und wenn doch, bleibt der Splatter meist in eher grotesken Gefilden.
Diese Einlagen bilden dann, wie bereits erwähnt, die Höhepunkte des Filmes, der vor allem in der ersten Hälfte massive Tempoprobleme zu verzeichnen hat. Das liegt natürlich an den uninteressanten Figuren und den kreuzdebilen Dialogen, die sie abfeiern dürfen. Ein männlicher Charakter beschreibt sie alle irgendwann als verwöhnte Schlampen und obwohl der Film sechs Hauptcharaktere etabliert, kann man wirklich ALLE unter dieser kurzen und präzisen Einschätzung des Mannes zusammenfassen. Zwar sollen einige Charaktere durchaus etwas anders angelegt sein, doch hier besorgt dann das eingeschränkte mimische Repertoire der Darstellerinnen den Rest. Sie sehen zwar alle uneingeschränkt wie absolute Brettbitches aus, versagen beim Entwerfen der Charaktere allerdings auf ganzer Linie. Das liegt natürlich auch an dem Drehbuch, das in dieser Hinsicht einfach den Vogel abschießt. Beginnen wir mit Heldin Keli: Keli ist blond und hat einen neuen Freund, der vorher mit ihrer besten Freundin gesexelt hat. Mehr muss Katie Cassidy („A Nightmare on Elm Street“) als Keli nicht transportieren. Den ganzen Film lang! Melissa trägt gern rote BHs unter weit ausgeschnittenen, zumeist schwarzen Klamotten. Das kann Michelle Trachtenberg („Europtrip“) ganz gut „spielen“. Heather mag keiner so richtig. Diese Eigenschaft überträgt sich durch Mary Elizabeth Winsteads („Gemini Man“) uninspiriertes Spiel mühelos auf den Zuschauer. Dana raucht gern und weiß, wie Sicherungen funktionieren. Da sich Dana mit Gartenarbeit nicht auskennt, ist Lacey Chabert („Lost in Space“) leider viel zu kurz im Film zu sehen. Sie ist unbestritten das optische Highlight an „Black Christmas“. Lauren säuft gern Tequila und Rotwein durcheinander. Eine Rolle wie geschaffen für Crystal Lowe („Rampage: President Down“), die sich auch inbrünstig die Seele aus dem Leib kotzt, nackt duscht und dann den Rest des Filmes pennt. Clair schreibt gerne Weihnachtskarten. Leela Savasta („Joy Ride 3“) offenbar auch, denn sie macht dabei eine gute Figur. Diese Karten gingen fast immer an Leigh. Leigh ist die Schwester von Clair und kann ganz laut schreien. Hier wird dann Kristen Cloke („Stay Tuned“) gnadenlos unterfordert. Ich denke, es wird klar, worauf ich hinauswill: Optik hui, Rest pfui.
Hat man diese Charaktermomente (mir fiel kein besserer Begriff ein ;-) ) überstanden, wird es hektisch. Teilweise sogar zu hektisch, denn der Killer schlägt jetzt mit einem Tempo zu, dass man sogar Probleme bekommt, beim Bodycount mitzählen. Lustigerweise tauchen alle paar Minuten auch immer wieder einmal neue Charaktere auf, die mal eben kurz zum Sterben hereingeschneit kommen. Hier ist Morgan dann in seinem Element und der Film wird eigentlich immer spaßiger und vor allem unterhaltsamer, da eben das nervige Figureninterieur recht beherzt und auch ziemlich gnadenlos über die Klinge springen darf. Morgan hatte nämlich offensichtlich keine Lust, seine Charaktere zurückschlagen zu lassen. Taucht hier der Killer hinter den Charakteren auf, sind sie zwei Sekunden später auch wirklich tot. Kein Wegrennen, kein Geprügel, kein Gelaber … maximal Geschrei, meist nicht einmal das. Auge raus und Sense!
Das setzt Morgan alles optisch ungemein versiert um. Filmt er seine Charaktere aus der Froschperspektive, während sie in Richtung „böser“ Dachboden aufbrechen, kommt sogar kurzzeitig das auf, was in dem Film ansonsten KEINE Rolle spielt: Spannung. Auch sonst filmt Morgan zumeist aus niedrigen Standpunkten seiner Kamera und verleiht seinem Film dadurch einen recht interessanten Look, den er obendrein in harte Schatten taucht und dem er vor allem in der zweiten Hälfte kaum Licht gönnt. Richtig auf dem Höhepunkt seines Schaffens ist Morgan immer dann, wenn er in die Vergangenheit des Killers blendet und damit seinem Film herrlich schräge Einlagen und eine recht groteske Grundstimmung beschert. Diese kann oder will er leider im Rest des Filmes nicht aufrechterhalten, wodurch „Black Christmas“ allgemein viel zu sehr nach den allgemein üblichen Slasherschemata funktioniert. Zudem macht Morgan im abschließenden Metzelpart auch noch den blöden Fehler, den Showdown zweizuteilen und die zweite Hälfte aus dem stimmig düsteren Haus in ein hell erleuchtetes Krankenhaus zu verlegen. Das lässt erstens die Spannungskurve noch einmal deutlich absacken und schickt zweitens die komplette – bis dahin aufgebaute – Atmosphäre über den Jordan. Schade. Shirley Walker („Das Ritual – Im Bann des Bösen“) liefert dazu einen Horrorscore, der sich gewaschen hat. Er bleibt zwar zu keiner Zeit in den Gehörgängen haften, ist allerdings während des Filmes sehr effektiv. Auch die immer wieder eingestreuten Weihnachtsoldies lassen ordentlich Flair aufkommen.
So ist „Black Christmas“ ein technisch absolut tadelloser Weihnachtsfilm der etwas weniger besinnlichen Art geworden. Schaltet Glen Morgan in den Metzelgang funktioniert sein Streifen. Abseits dieser Einlagen schert sich der Film einen Dreck um die Story und seine Figuren. Den Zuschauer beschleicht aufgrunddessen mehr und mehr eine ähnliche Einstellung bezüglich des gesamten Filmes.
In diesem Sinne:
freeman
Bei den Fassungen von „Black Christmas“ herrscht leichtes Chaos. Im Kino lief der Film in einer kürzeren, europäischen Version, bei der nicht nur einige Gewalt fehlte, sondern auch das Finale etwas abgeändert wurde. Auf DVD und Blu-Ray erschien bei Concorde die amerikanische R-Rated-Version, die hierzulande ab 18 freigegeben wurde, wie bereits die europäische Kinofassung. In den USA gibt es aber noch eine längere und härtere Unrated-Version. Inzwischen hat Nameless/EYK Media ein ungeprüftes Mediabook mit 5 Covervarianten veröffentlicht, welches alle drei Versionen enthält. Als Bonus gibt es sowohl bei den Concorde- als auch bei den Nameless-Veröffentlichungen entfallene Szenen, alternative Enden und Making Ofs. Die Nameless-Veröffentlichung mit allen drei Filmfassungen gibt es nun auch als Amaray von Eurovideo.
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