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Vanishing – The Killing Room

Originaltitel: Vanishing__Herstellungsland: Frankreich__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Denis Dercourt__Darsteller: Olga Kurylenko, Yoo Yeon-seok, Ye Ji-won, Moo-Seong Choi, Seung-Jun Lee, Kim Myung-gon u.a.
Olga Kurylenko hilft in "Vanishing – The Killing Room" südkoreanischen Polizisten.

Olga Kurylenko hilft in “Vanishing – The Killing Room” südkoreanischen Polizisten.

In Seoul finden Kinder beim Spielen an einem Fluss eine in einen Koffer gesteckte Frauenleiche. Die Verwesung ist bereits so weit fortgeschritten, dass eine Identifizierung der Toten unmöglich ist. Da erfährt die örtliche Polizei, dass mit der französischen Professorin Alice Launey eine Expertin für Forensik in Seoul weilt, die ein Verfahren entwickelt hat, auch hochgradig verwesten Leichen Fingerabdrücke abzutrotzen.

Alice, die eigentlich einige Fachvorträge in Südkorea halten will, erklärt sich flugs bereit, der Polizei zu helfen. Alsbald ist die Leiche identifiziert. Obendrein entwickelt Alice eine Theorie, die beinhaltet, dass die Frau nicht die einzige Tote sein könnte, die in dem Fluss deponiert wurde. Und wirklich: Wenig später wird eine weitere tote Frau gefunden. Diese macht dann offensichtlich, dass beide Frauen jeweils auf ihre Weise Opfer illegalen Organhandels geworden sind.

Natürlich will die Polizei von Seoul den Organhandelsring sofort zerschlagen. Doch das erweist sich als alles andere als einfach.

Schaut in den Thriller mit Olga Kurylenko hinein

Thriller über Organhandel in Südkorea

Keine Sorge, die Enthüllung, dass sich „Vanishing – The Killing Room“ letzten Endes um Organhandel dreht, ist kein Spoiler. Die französische, in Südkorea abgedrehte Produktion spielt dahingehend von Beginn an mit absolut offenen Karten, weshalb der Zuschauer den Polizisten des Streifens durchgehend weit voraus ist. Er kennt alle Hintermänner des Treibens, alle Querverbindungen und selbst das Procedere, wie hier die Organe beschafft werden, kann sich der Zuschauer weit vor den Polizisten zusammensammeln.

Infolgedessen bleiben überraschende Entwicklungen leider vollkommen aus. Man spürt als Zuschauer regelrecht, wie diverse Entwicklungen von „Vanishing“ in anderen Filmen in Form von Schocks eingeschlagen hätten. Hier bleibt es seitens des Zuschauers beim lapidaren Schulterzucken, was freilich der Spannung des Filmes brutal schadet. Trotzdem verliert der Thriller nicht sämtliche Spannung, denn die wird hier zumindest ansatzweise daraus generiert, wie die Cops den Organhändlern mittels geradliniger Ermittlungsarbeit auf die Schliche kommen. Was aber insgesamt auch nicht hundertprozentig packt.

Der südkoreanische Cop Park ermittelt in "Vanishing"

Der südkoreanische Cop Park ermittelt in “Vanishing”.

Hauptgrund hierfür ist ein überladen anmutendes Figuren-Karussell, zu dem Drehbuch und Regie wenig bis gar nichts zu sagen haben. So bleibt der ermittelnde Cop Jin-ho Park ein einziges Rätsel. Er hat eine Nichte, zaubert gern und steht auf Alice, ansonsten erfährt man nichts über ihn. Obwohl man beständig an seiner Seite ist.

Rund um Alice gibt sich der Film etwas mehr Mühe, verlangt aber vom Zuschauer auch assoziative Lückenschlüsse, anstatt einfach mal auszuformulieren. Zudem bekommen wir die Organhändler vom simplen Zubringer der Opfer und dessen dementer Mutter bis zum großen Boss gereicht. Und selbst private Szenen der zu Operierenden hält der Film bereit, ohne dass dies dem Zuschauer Erkenntnisse oder lebendige Charakterportraits bringen würde.

Olga Kurylenko in Seoul auf Mördersuche in "Vanishing - The Killing Room"

Olga Kurylenko auf Mördersuche in Seoul.

Erst gegen Ende gelingt es Regisseur Denis Dercourt, die Ereignisse zu verdichten und eine Spannungskurve zu generieren. Zwar sind dafür einige Zufälle, fragwürdige Entwicklungen und auch unfreiwillig komische Momente notwendig, das große Ganze aber funktioniert ganz gut. Hier wird dann auch mal geballert, ohne dass südkoreanische Thriller ähnlicher Bauart auch nur ansatzweise erreicht werden würden.

In Sachen Schauspiel überzeugt vor allem Olga Kurylenko („White Elephant“) mit einer fragilen Darstellung, die vor allem in den romantisch angelegten Szenen mit Polizist Park wundervoll unsicher ausfällt. Und obschon Kurylenkos Alice eine starke Frauenfigur ist, ist selbige weit von den Powerfrauen entfernt, die die Mimin zuletzt gegeben hat. So bekommen wir mal wieder andere Seiten der Mimin zu sehen. Schön! Polizist Park wird von Yoo Yeon-Seok („Steel Rain 2“) ebenfalls sehr schön porträtiert, leidet aber an seinem wenig unterfütterten Charakter. Der restliche Cast schlägt sich ausnehmend gut. Zudem wird zum grundlegenden Ton des Filmes passend auf sämtliche Formen von Komik oder Overacting verzichtet.

Fiese Organhändler beim Fiessein

Die Organhändler bei ihrem unredlichen Tun.

Technisch setzten die Macher auf einen eher kalten und klaren Look. Die Kamera ist zumeist nah dran an den handelnden Figuren und Schnittbilder präsentieren immer wieder die koreanische Metropole Seoul. Die Musik zum Film fällt eher karg aus und kommt erst in Richtung Finale in Fahrt. Die von den Südkoreanern aufgefahrene Ausstattung und die Schauplätze wirken angenehm wertig.

„Vanishing – The Killing Room“ wählt nicht den schlauesten Erzählansatz

Thriller profitieren meist davon, dass ungewiss ist, wer der Täter ist und wie seine Motive aussehen. Es gibt allerdings auch Gegenbeweise, bei denen Täter und Motivlage von Beginn an klar sind und stattdessen der Weg zur Ergreifung des Lumps das Ziel ist und die Spannung bringt. „Vanishing – The Killing Room“ versucht sich am zweiten Ansatz, bekommt ihn aber nicht so recht unter Kontrolle und scheitert vor allem am Spannungsaufbau.

Der französische Thriller wirkt durchgehend seltsam nüchtern und findet keinen wirklichen Hebel, den Zuschauer in die Handlung und das zu umfangreiche Figurenarsenal hineinzuziehen. Die guten Darsteller versuchen zeitweise durchaus erfolgreich, die Spannungslöcher zu überspielen. Auch das Finale gelingt dem Thriller. Man mag sich allerdings gar nicht ausmalen, was die Südkoreaner höchstselbst wohl aus diesem Thema herausgeholt hätten. Denn menschliche Abgründe beherrschen die Südkoreaner weitaus besser, als es „Vanishing – The Killing Room“ gelingt.

5 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 29. November 2022 von Eurovideo. Uncut und mit einer Freigabe ab 16. Der Film ist auch bei verschiedenen VoD-Diensten zu haben.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Eurovideo__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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