Inspiriert vom gleichnamigen Wham!-Song ist „Last Christmas“ eine weihnachtliche RomCom von Paul Feig. Emilia Clarke als Möchtegernsängerin und Fettnäpfchensuchgerät trifft den smarten Henry Golding, der ihr auf die Beine hilft, aber ein Geheimnis zu hüten scheint. In Nebenrollen wirken Michelle Yeoh und Emma Thompson, die auch am Drehbuch mitschrieb, mit.
Originaltitel: Last Christmas__Herstellungsland: Großbritannien/USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Paul Feig__Darsteller: Emilia Clarke, Henry Golding, Michelle Yeoh, Emma Thompson, Rebecca Root, Lydia Leonard, Boris Isakov, Patti LuPone, Ingrid Oliver, Sue Perkins, David Mumeni, Peter Mygind, Peter Serafinowicz u.a. |
Ein Amerikaner in London: Nachdem Paul Feig („The School for Good and Evil“) sich mit mehreren US-Komödienhits hervorgetan hatte, wählte man ihn als Regisseur für die weihnachtliche RomCom „Last Christmas“ aus, welche in der britischen Hauptstadt spielt und von Emma Thompson geschrieben wurde.
Inspiriert wurden Thompson und ihre Co-Autorin Bryony Kimmings dabei von jenem titelgebenden Song, der zu Weihnachten auf Dauerschleife gespielt für Ohrenbluten sorgt. Doch obwohl angesichts dessen sofort die Alarmglocken schrillen, so schaffen Feig und seine Autoren es, dass der Song in diesem Film tatsächlich nicht nervt. Passend zu Titel und Inspiration sind auch große Teile des Soundtracks Lieder von George Michael und Wham! – Hauptfigur Kate (Emilia Clarke) ist demnach ein großer Fan des 2016 verstorbenen Musikers.
Leicht hat Kate es derzeit nicht: Sie träumt von einer Gesangskarriere und nimmt immer wieder erfolglos an Castings teil, jobbt im Weihnachtselfenkostüm in einem Weihnachtsladen, dessen chinesische Inhaberin (Michelle Yeoh) sich mit Santa anreden lässt. Ihre Wohnung hat sie verloren, weshalb sie bei Freunden oder bei Typen, die sie in Bars kennenlernt, pennt. Denn daheim wieder einziehen, das kommt für Kate nicht in die Tüte, die sich dem Zugriff ihrer Übermutter Petra (Emma Thompson) entziehen möchte. Allerdings stellt „Last Christmas“ seine Protagonistin erfreulicherweise nicht als Unschuldslamm und Pechvogel dar: Kate ist ganz auf sich fixiert, vernachlässigt Freunde und Familie für die eigenen Ziele und nutzt die Gutmütigkeit anderer Leute aus.
Eines Tages lernt sie den smarten Tom (Henry Golding) kennen, der ihr mit seiner unkonventionellen Art in vielen Lebenslagen hilft. Es funkt zwischen den beiden, doch immer wieder ist Tom ohne Erklärung für eine Weile abwesend…
Schaut euch den Trailer zu „Last Christmas“ an
„Last Christmas“ könnte trotz seiner Inspirationsquelle nicht am Fest der Liebe spielen, denn die erzählte Lovestory ist so universal, dass sie theoretisch zu jeder Jahreszeit funktionieren würde. Allerdings hat Feigs Film Spaß mit dem Setting, aufgrund dessen Kate größere Teile des Films im Elfenkostüm verbringt, baut durch Santas Laden und ähnliche Dinge immer wieder Weihnachtsreferenzen ein, während das Szenario einen weiteren Vorteil hat: Weihnachtsfilmen verzeiht das Publikum manchen Kitsch und manches Schmalz eher, da es spätestens seit „Ist das Leben nicht schön?“ irgendwie dazugehört. „Last Christmas“ bildet da keine Ausnahme, wenn sich Kate vom Saulus zum Paulus wandelt, die Beziehung zu ihrer Familie kittet und ihre Selbstlosigkeit dadurch beweist, dass sie sich für ein Obdachlosenasyl engagiert, auf das Tom sie aufmerksam gemacht hat.
Gegen Ende überrascht „Last Christmas“ mit einem smarten, bittersüßen Twist, der allerdings nicht zum reinen Gimmick verkommt. Er nimmt auch der Lovestory nichts, die einerseits reichlich generisch verläuft, andrerseits das Herz irgendwie doch am rechten Fleck hat. Zumal es im Genre ja sonst oft so ist, dass die Frauen als quasi-perfekte Partner irgendwelche schluffigen, selbstbezogenen Kerle zum Besseren treiben müssen, hier ist es andersrum. Ebenso formelhaft, aber herzig geht es beim Kitten von Kates Familienleben zu, denn alle Mitglieder, neben Kate und ihrer Mutter sind da noch Vater Ivan (Boris Isakov) und Kates Schwester Marta (Lydia Leonard), haben ihr Bündel zu tragen und haben sich einander entfremdet.
Dass all das bis zum obligatorischen Versöhnungs-Happy-End weitestgehend rund läuft, ist auch Paul Feigs komödiantischem Talent zu verdanken. Gerade wenn sich Kate in der ersten Hälfte als Fettnäpfchensuchgerät erweist (köstlich: die Rückblenden, in denen man sieht, warum sie als vielen Wohnungen rausgeworfen wurde), kann „Last Christmas“ mit dem Comedy-Timing punkten. Es gibt ein paar ausgefallene, aber nie zu freakige Nebenfiguren, darunter die weihnachtsverrückte Santa und ein dänischer Verehrer (Peter Mygind), den sie einfach nur Boy nennt. Auch die Gesangsnummern von Kate haben durchaus Schmiss und sorgen für Auflockerung.
Emilia Clarke („Terminator: Genisys“) und Henry Golding („Snake Eyes: G.I. Joe Origins“) haben Chemie als Leinwandpaar, wobei Golding den etwas langweiligeren, weil keimfreieren Part abbekommen hat. Clarke hingegen darf alle Facetten Kates ausspielen, vom ich-fixierten Trampel bis hin zur hilfsbereiten Geläuterten, was sie auch mit großer Freude tut. Das Ensemble der Nebendarsteller liefert auch durch die Bank weg tolle Performances, wobei vor allem Michelle Yeoh („Everything Everywhere All at Once“) als Chefin mit Weihnachtsfaible und Emma Thompson („Men in Black: International“) als gleichzeitig wohlmeinende und manchmal verständnislose Übermutter besondere Akzente setzen.
So kann man „Last Christmas“ als Weihnachtsfilm mit allen typischen Stärken und Schwächen des Genres bezeichnen. Es ist ein beschwingter, witziger Liebesfilm mit viel Holiday Spirit und positiver Botschaft, aber auch Zuckerbäckerkitsch mit formelhafter Handlung und nicht gerade subtiler Familienwerte-Message. Immerhin stilsicher inszeniert und mit einem gelungenen Twist am Ende, aber auch keine Großtat.
Knappe:
„Last Christmas“ ist hierzulande bei Universal auf DVD und Blu-Ray erschienen und wurde von der FSK ohne Altersbeschränkung freigegeben. Das Bonusmaterial umfasst alternative und entfallene Szenen, Outtakes, zwei Audiokommentare sowie mehrere Featurettes.
© Nils Bothmann (McClane)
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