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The Robinsons: Lost in Space

„The Robinsons: Lost in Space“ war John Woos letzte Arbeit in den USA, ehe der Regisseur zurück nach Hongkong ging. Dabei handelt es sich um den Versuch eines Reboots der Serie „Lost in Space“, dem jedoch kein Erfolg vergönnt war: Der Pilotfilm konnte nicht verkauft und zu einer Serie ausgebaut werden. Darin wird von der Familie Robinson erzählt, die nach einem Alienangriff auf das Transportraumschiff, auf dem sie sich gerade befinden, im Weltall verschollen gehen.

Originaltitel: The Robinsons: Lost in Space__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2004__Regie: John Woo__Darsteller: Jayne Brook, Brad Johnson, Adrianne Palicki, Gil McKinney, Ryan Malgarini, Mike Erwin u.a.
The Robinsons: Lost in Space

John Woo inszenierte den glücklosen TV-Piloten “The Robinsons: Lost in Space”

„Lost in Space“ brachte es in den 1960ern auf drei Staffeln und 83 Folgen, doch diverse Reboot-Versuche waren von unterschiedlichem Erfolg gekennzeichnet. Die 2018 gestartete Netflix-Serie kam immerhin auf drei Staffeln mit 28 Folgen, die Kinoadaption von 1998 machte keinen großen Eindruck an der Kasse und wurde weitestgehend verrissen. Ein 2004er TV-Pilot mit dem Titel „The Robinsons: Lost in Space“ konnte gar nicht erst verkauft und zu einer Serie ausgebaut werden.

An die Öffentlichkeit gelangte das Ganze als Bootleg-DVD und später als Video auf Plattformen wie YouTube, sodass sich die Welt letztendlich doch ein Bild der gescheiterten Neuauflage machen konnte. Spielte die Urserie 1997, so geht diese Version weitere 100 Jahre in die Zukunft. Im Jahr 2097 will die Familie Robinson zu einer Farmkolonie im Weltall umsiedeln, wo Mutter Maureen (Jayne Brook) ihre medizinische Brillanz als intergalaktische Landärztin ausspielen kann. Vater John (Brad Johnson) dagegen ist ein hochdekorierter Kriegsheld auf dem Weg zurück ins Zivilleben. Die Kinder sind eher semi-begeistert von den Umzugsplänen. Vor allem Teenie-Tochter Judy (Adrianne Palicki) will lieber auf der Erde bleiben, doch auch Teenie-Bruder David (Gil McKinney) und der zehnjährige Will (Ryan Malgarini) sind alles andere als enthusiastisch. Nur das Baby Penny hat altersbedingt keine Meinung.

So sind die Grundsteine für interne Konflikte bereits gelegt, als die Familie sich zwecks Übersiedlung auf den Flug begibt. Doch es kommen externe Probleme dazu, als feindlich gesinnte Aliens die Transportschiffe angreifen und zerstören. Die Robinsons und Pilot Don West (Mike Erwin) entkommen mit einem Raumgleiter, steuern bei der Flucht allerdings gezwungenermaßen ein Wurmloch an und sind danach verschollen im Weltall…

Schaut in „The Robinsons: Lost in Space“ hinein

Da „The Robinsons: Lost in Space“ nie ausgestrahlt wurde, ist die erhältliche Version nicht komplett fertiggestellt: Wenn Will in einer Szene fast ins All gesaugt wird, sind die Kabel, an denen Darsteller Ryan Malgarini hängt, noch nicht wegretuschiert, außerdem findet sich teilweise vorläufige Musik aus anderen Filmen und Serien als Temp-Track auf der Tonspur. Beispielsweise aus „Battlestar Galactica“ – eine Ironie des Schicksals, denn die Schiffskulissen aus „The Robinsons: Lost in Space“ wurden nach dem Misserfolg des Piloten an ebenjene Serie verscherbelt. Dabei ist die Neuauflage der verschollenen Space-Familie mit einigem Aufwand inszeniert, denn die Kulissen machen einiges her (zur Güteklasse der CGI-Effekte bei den Weltallszenen lässt sich weniger sagen, da die Qualität der verfügbaren Fassungen zu schlecht ist, um sich ein ernsthaftes Urteil darüber zu erlauben). Einzig und allein dürftig sieht die Space-Kleidung der Robinsons aus, deren weißes Sackleinen selbst die Kostüme der Sixties-Urserie regelrecht modern wirken lässt.

Auch in Sachen Regie und Drehbuch ließen sich die Verantwortlichen nicht lumpen. So durfte niemand geringerer als Hongkong-Legende John Woo („Notwehr“) diesen TV-Piloten inszenieren – allerdings zog der sich kurz darauf als Hollywood zurück. Tatsächlich gibt ihm „The Robinsons: Lost in Space“ wenig Raum zur Entfaltung, auch wenn man gegen Ende, wenn die Aliens angreifen, ein paar Woo-Trademarks sieht, wenn die Helden in Zeitlupe ihre Gegner über den Haufen schießen oder vertrümmen. Allerdings ist das Ganze, trotz eines abgetrennten Alienkopfes und -arms, weitestgehend keimfrei, ein John-Woo-Malen-nach-Zahlen, für das man den Meister eigentlich nicht gebraucht hätte, sondern einen seiner zahlreichen Epigonen hätte anheuern können. Doch in der solide gemachten Action im letzten Drittel erwacht „The Robinsons: Lost in Space“ immerhin kurzfristig zum Leben.

Ansonsten ist das Ganze unverkennbar eine Vorschau auf Dinge, die eben nie kamen. Ein Familienmitglied geht kurz vor Schluss drauf oder verschütt – die anderen Robinsons wollen die Person jedenfalls wiederfinden, auch wenn diese nach den Gesetzen der Logik kaum noch am Leben sein dürfte. Wer die Aliens sind, warum sie angriffen und was sie wollten, darüber schweigt die Pilotfolge sich ebenfalls hartnäckig aus, auch wenn zumindest erklärt wird, dass Veterab John ihre Taktiken kennt. Man kann annehmen, dass sie vielleicht schon vorher Krieg gegen die Menschheit geführt haben. Doch Douglas Petrie, seines Zeichens Joss-Whedon-Buddy und Autor bei 55 „Buffy“-Episoden, muss hier in erster Linie Dinge anreißen, um eine Konfliktgrundlage für weitere Folgen zu schaffen.

Diese sind mannigfaltig. Judy hat den feschen Don eigentlich schon bei einer irdischen Party klargemacht, doch der beendet ihr Tete-á-Tete, als er herausfindet, wer ihr Vater ist und die militärische Hochachtung alle libidinösen Triebe übertrumpft. David kommt schwer damit klar stets im Schatten seines Erzeugers zu stehen, während Techniknerd Will keine richtige Beziehung zum zuvor dauernd abwesenden Vater aufgebaut hat. In einer der prägnantesten Szenen will John seinem Spross einen Baseballhandschuh schenken und diesen gleich ausprobieren, während der Junior a) gar nicht versteht, wie das Teil funktioniert, und b) fragt, ob sie das vielleicht später machen können, nach seinen Technikhausaufgaben. Mutter Maureen hat Probleme mit den Jungsgeschichten ihrer Tochter, bleibt im Piloten aber sonst reichlich unterentwickelt.

Tea-Leoni-Lookalike Jayne Brook („Superman IV“) konnte davor und danach immerhin eine solide Karriere als häufiger gebuchte Nebendarstellerin in Film und Fernsehen feiern, während vom Rest nur Adrianne Palicki („S.W.A.T. – Unter Verdacht“) wirklich einigermaßen durchstarten konnte. Für die Blassnasen Mike Erwin („Hulk“), Gil McKinney („Jeepers Creepers 2“) und Ryan Malgarini („Freaky Friday“) blieb es danach verdientermaßen in der Regel bei Bit Parts, ähnlich wie bei Brad Johnson, der seine Karriere als kerniger Kerl in Werken wie „Flug durch die Hölle“ und „Hells Angels in Vietnam“ begann. Auch er bekleckert sich nicht mit Ruhm, kann aber ähnlich wie Brook und Palicki noch ein paar kleine schauspielerische Akzente setzen.

Insofern ist es vielleicht nicht verwunderlich, dass „The Robinsons: Lost in Space“ nie zur Serienreife kam, denn mehr als biedere Routine, die das vorhandene Talent von Regie und Drehbuch nicht ausspielt, ist der Pilotfilm nicht geworden. Die Action ist solide, aber handelsüblich, man merkt, wo die Reise figurentechnisch hingehen sollte, ist aber letzten Endes auch gar nicht mal so traurig, dass man der Entfaltung der Konflikte nicht beiwohnen kann – dafür ist „The Robinsons“ einfach nur zu sehr einfaches Malen-nach-Zahlen.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Fox Television Studios/New Regency Productions/Warner Bros. Television__FSK Freigabe: ungeprüft__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein

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