Nach einer Story des sonst im Actiongenre beheimateten Drehbuchautors Doug Richardson erzählt „Willkommen in Mooseport“ von der Bürgermeisterwahl in den titelgebenden Kleinstadt. Gene Hackman als Ex-Präsident und Ray Romano als einfacher Kerl bewerben sich auf dasselbe Amt, streiten sich aber eigentlich um Tierärztin Maura Tierney in dieser Komödie über Politik und Romantik.
Originaltitel: Welcome to Mooseport__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2004__Regie: Donald Petrie__Darsteller: Gene Hackman, Ray Romano, Marcia Gay Harden, Maura Tierney, Christine Baranski, Fred Savage, Rip Torn, June Squibb, Wayne Robson, John Rothman, Karl Pruner u.a. |
Drehbuchautor Doug Richardson ist eigentlich eher Actionspezialist: An „Stirb langsam 2“, „Bad Boys“, „Money Train“ und „Hostage“ schrieb er mit. 2004 wagte er sich als Storylieferant und Executive Producer von „Willkommen in Mooseport“ auf das Terrain der reinen Komödie vor.
Mooseport, das ist das kleinstädtisch-ländliche Amerika nach all jenen Vorgaben, die schon Werke wie „Und täglich grüßt das Murmeltier“, „Doc Hollywood“ oder „Schneesturm im Paradies“ durchexerzierten: Jeder kennt jeden, man mag sich allerseits, während Konkurrenzkampf ein Fremdwort für die meisten Einwohner des beschaulichen Städtchens ist. Dazu gehört auch Harold ‘Handy‘ Harrison (Ray Romano), der Besitzer des örtlichen Heimwerkerladens und Klempner des Ortes. Der hat sich gut eingerichtet in seinem Leben – so gut, dass er mit trotteliger Selbstzufriedenheit übersieht, dass seine Freundin, die Tierärztin Sally Mannis (Maura Tierney), so langsam gerne mal einen Heiratsantrag hören möchte.
Turbulent wird es in Mooseport, als bekannt wird, dass sich der ungeheuer beliebte Ex-Präsident Monroe ‘Eagle‘ Coleman (Gene Hackman) nach zwei Amtszeiten dort niederlassen will. Es bleibt diesem allerdings auch wenig anderes übrig, da er dort ein Ferienhaus hat und sein sonstiges Obdach gerade in einem Rosenkrieg an seine Ex-Frau Charlotte (Christine Baranski) gefallen ist. Als der langjährige Bürgermeister verstirbt, schlagen die Stadtväter Monroe eine Kandidatur vor. Der ist andeutungsweise ein Schwerenöter, auch wenn der Film dies nicht ausbuchstabiert, obwohl dies ein möglicher Scheidungsgrund sein könnte. Jedenfalls nutzt der Ex-Präsi seinen Charme, um Sally für ein Date zu fragen, die angesichts von Handys Untätigkeit zusagt.
Der Klempner, der sich auch als Bürgermeisterkandidat hat aufstellen lassen, nimmt dies persönlich. Da die nationalen Medien von Monroes Kandidatur wissen, kann dieser weder aus dem Rennen aussteigen noch eine Wahlschlappe einstecken ohne sein Gesicht zu verlieren. Also führt er den Kleinstadtwahlkampf nach Maßstäben des Weißen Hauses, mit seinen alten Wahlkampfstrategen…
Schaut euch den Trailer zu „Willkommen in Mooseport“ an
An sich ist die Prämisse eine reizvolle und vielleicht war Richardons Grundidee auch jene einer bösen Satire, die Geschichte einer Eskalation, welche die Mechanismen von Wahlkämpfen offenlegt. Vielleicht war es aber auch schon im Ansatz nur der harmlos-versöhnliche Jux, den das Script von Tom Schulman („Medicine Man“) und die Regie von Donald Petrie („Richie Rich“) daraus machen. Denn „Willkommen in Mooseport“ ist peinlich darauf bedacht niemandem auf die Füße zu treten. Handy ist er der liebenswerte Simpel, dessen Herzensgüte und Naivität vom Film so herausgestellt werden, dass man ihm am liebsten eine Schelle dafür wünscht. Auch Monroe wird nie zum wirklichen Antagonisten: Den Bürgermeisterjob will er eigentlich nicht, an Sally macht er sich nur heran, weil er nicht weiß, dass sie Handys Freundin ist, und auch sonst ist er eher ein Opfer der Umstände. Selbst den systematischen Beschiss beim Golfspiel hat er nicht zu verantworten, sondern dies geht auf eine Finte seines Teams zurück. Schuld an der eh schon eher zaghaften Eskalation haben diffuse Kräfte: Vielleicht der Erwartungsdruck durch das Medieninteresse, vielleicht das Gewinnen-um-jeden-Preis-Denken von Wahlkampfstratege Bert Langdon (Rip Torn), vielleicht auch nur die emotionale Unsicherheit von Monroe, der aus der Fassung gerät, als auch Charlotte in Mooseport auftaucht. Ob Handy sie als Wahlkampftaktik gerufen hat oder der porentief reine Kleinstädter zu gutherzig dafür war und sie aus eigenem Antrieb aufkreuzt, auch darüber schweigt „Willkommen in Mooseport“ sich geflissentlich aus.
So steuert das Ganze dann zu einem versöhnlichen Ende hin, bei dem jeder Topf seinen Deckel findet und jeder zu seinem Recht kommt. Dass sich die beiden Streithähne versöhnen und jeder vom anderen noch eine wichtige Lektion lernt, ehe die Bürgermeisterwahl denkbar knapp ausgeht, gehört dabei zum Konzept. So verschenkt der Film Unmengen von satirischem Potential – dies blitzt in erster Linie bei einer Podiumsdebatte auf, bei der beide einander über den grünen Klee loben, um als moralischer Sieger den Wahlkampf zu verlieren. Ansonsten gibt es ein paar kurze Erwähnungen, dass man keinen Dreck zum moralisch unbescholtenen Handy finden kann, aber das insgesamt bleibt die Polit-Maschinerie in diesem Film zahnlos. Die moralische Verfehlung der beiden Streithähne, die mit einem Golfspiel entscheiden wollen, wer denn nun das Anrecht auf Sally hat, wird umgehend von der patenten Tierärztin geahndet, aber selbst diese Szene ist weitestgehend handzahm.
Was nicht bedeutet, dass „Willkommen in Mooseport“ keine kurzweiligen Szenen hätte. Alle Auftritte der süffisanten Ex-First-Lady Charlotte sind Comedy-Gold und auch sonst gibt es immer wieder vergnügliche Momente, etwa Monroe erkennen muss, dass ihm alles Staatsmännische nicht im Kleinstadtwahlkampf hilft, oder er sich auf dem Sofa windet, wenn ihn das landesweite Fernsehen verspottet. Dazu kommen ein paar handzahme Slapstickgags um nackte Jogger und poppende Hunde. Peinlich wird es immer dann, wenn „Willkommen in Mooseport“ Witze über Handys Klempnerjob macht – hihihi, der repariert Toiletten.
Das Ganze war die erste Filmrolle für Ray Romano, der gerade durch den Erfolg seiner Sitcom „Alle lieben Raymond“ als heißen Eisen galt, was sich nach dem Flop von „Willkommen in Mooseport“ aber schnell wieder erledigt hatte. Tatsächlich ist der Komiker mit seiner einfältigen Der-nette-Typ-von-nebenan ein Schwachpunkt des Films – Tom Hanks hatte ähnliche Rolle in den 1980ern und 1990ern wesentlich einnehmender gespielt, Romano wirkt dagegen wie ein beschränkter Trottel. Gene Hackman („Die Killer-Brigade“) als Elder Statesman liefert vielleicht keine Bestleistung ab, aber dennoch eine vergnügliche Performance als Wahlkämpfer, der nicht aus seiner Haut kann, der präsidiale Würde und ganz normale Komplexe in sich vereint. Mit Maura Tierney („White Sands“) als Tierärztin und Marcia Gay Harden („Point Blank“) als resoluter Stabschefin hat „Willkommen in Mooseport“ zwei Darstellerinnen an Bord, die weit mehr aus ihren Rollen machen als das farblose Drehbuch, und die famose Christine Baranski („No Panic“) droht eh andauernd den Film zu klauen und damit wegzulaufen. Weitere Akzente setzen Rip Torn („Mörderischer Irrtum“) und Fred Savage („Deadpool 2“) als Teile des Monroe-Wahlkampfteams, das mehr Profil gewinnt als die biederen Kleinstädter.
So leidet „Willkommen in Mooseport“ unter dem überforderten Ray Romano und seiner zahnlosen Umsetzung – als Satire über erbarmungslosen Wahlkampf im Miniformat war Alexander Paynes „Election“ wesentlich giftiger, aber auch Ivan Reitmans Komödie „Dave“, in der das Haifischbecken Washington und die Kleinstadt-Unbedarftheit kontrastiert werden, war stimmiger und immer noch etwas bissiger als Petries Film. Das hier ist Kuschel-Konsens mit einem gut aufgelegten Hackman und einer furiosen Baranski, recht kurzweilig anzusehen und mit ein paar netten Gags, aber auch ganz schnell wieder vergessen.
Knappe:
„Willkommen in Mooseport“ ist bei 20th Century Fox auf DVD erschienen und ungekürzt ohne Altersbeschränkung freigegeben. In Sachen Bonusmaterial gibt es entfallene Szenen, Outtakes, Werbespots und eine „Inside Look“-Featurette.
© Nils Bothmann (McClane)
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