Originaltitel: Broken Path__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2008__Regie: Koichi Sakamoto__Darsteller: Johnny Yong Bosch, Pamela Walworth, Dan Southworth, Jodie Moore, Motoko Nagino, Tadahiro Nakamura, Panuvat Anthony Nanakornpanom, Cheryl Toma Sanders, Isagani Sison u.a. |
Eine Party. Jack und seine kleine Familie stellen sich hier der neuen Nachbarschaft vor. Am Ende der Party weist Jacks Frau ihn darauf hin, dass sie fortan nicht mehr umziehen möchte. An Jacks Reaktion und der Art und Weise, wie die folgende Nacht verläuft, merkt der Zuschauer deutlich, dass diese Umzüge nichts mit seiner beruflicher Karriere zu tun haben, sondern dass er vor irgendetwas auf der Flucht zu sein scheint. Und wirklich, schon am nächsten Morgen stürmen drei Maskierte das Anwesen von Jack und scheinen keine Gefangenen machen zu wollen. Als Jack sich jedoch vor den Augen seiner Frau mit den versiertesten Kicks und Hieben befreit und auch sie aus der Umklammerung der Einbrecher befreien kann, staunt sie mehr als nur Bauklötze. Doch spätestens als sich ihr Jack mit einer japanischen Dame, die die Maskierten wohl anzuführen scheint, perfekt in deren Muttersprache unterhält, dünkt Jacks Frau, dass ihr holder Angetrauter wohl weit mehr als der angebliche Computer Nerd zu sein scheint. Doch sie kommt gar nicht dazu, viele Fragen zu stellen, denn die Eindringlinge versuchen nach wie vor Jack und Anhang zu killen.
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Viele Worte für ein Nichts an Handlung, das auch in den folgenden 70 Minuten nicht wirklich komplexer oder interessanter wird. Was hier wie zusammenhängt, ist eigentlich schon nach dem Prolog klar, bei dem wir dabei zusehen, wie finstere Anzugträger einer Latinofamilie ihr Baby „abkaufen“. Dass es sich dabei um Jack handelt, steht genauso außer Frage, wie die Tatsache, dass eben diese Anzugträger das Baby zum Killer erzogen. Und irgendwann klinkte sich eben der Killer aus und wollte ein selbstbestimmtes Leben führen, was ihm seine Kollegen übel nahmen. Und nun sind sie da, um sich zu rächen. Für was auch immer. All das wird ohne irgendwelche Umschweife in den ersten Minuten des Filmes installiert und sobald diese wirklich extrem rudimentäre Story zu Ende erzählt ist, gibt es dann ab Minute 15 nur noch auf die Zwölf.
In kürzester Folge und ohne jedwede langwierigen Story- oder Dialogeinsprengsel knüppelt man sich fortan durch das Haus der kleinen Familie, durch eine Scheune, über eine Transporterladefläche, durch ein Baugerüst hindurch und schaut auch mal im Garten vorbei, um sich gegenseitig zu beharken. Das geht so flott und rasant vonstatten, dass man sich als Martial Arts Fan wie zu Hause fühlt, während der gemeine Actionfan vermutlich die Eintönigkeit des Gebotenen monieren wird. Eintönig insofern, dass hier nicht einmal geballert wird, nix explodiert und der Fokus wirklich durchgehend auf großartig choreographierten Martial Arts Fights liegt. Diese besorgte Koichi Sakamoto, der hier auch einen seiner eher selteneren Regiejobs übernahm, ansonsten aber eher als Choreograph für Isaac Florentine oder den irre genialen „Drive“ mit Mark Dacascos tätig wurde.
Und wer „Drive“ kennt, wird sich hier sofort ziemlich heimisch fühlen. Zumindest was die gebotene Action angeht. Diese steigert sich zudem im Verlauf des Filmes deutlich, nimmt an spektakuläreren Einlagen ebenso zu, wie an Härte, denn im Vergleich zu „Drive“ wird hier schon deutlich ernster hingelangt und irgendwann schien man noch etwas Geld über gehabt zu haben, weshalb man beschloss, „etwas“ Kunstblut fließen zu lassen. Wenn Jack am Ende noch gefühlte 0,5 Liter Blut im Körper hat, dürfte das viel sein. Ebenso ergeht es seinen Gegnern, die teils auch hübsch splattrig aus dem Leben scheiden. Ob ein Arm mit der Säge abgenommen, ein Bäddie enthauptet oder der Kopf eines anderen um 180 Grad „verdreht“ wird, Messer in Weichteile oder Hälse gerammt werden oder die Forke zum Einsatz kommt – hier gilt: Es werden keine Gefangenen gemacht!
Allerdings beginnt dieses heftige Ausdünnen erst ungefähr ab der Hälfte von „Attack of the Yakuza“. Grund dürfte das durchgängig niedrige Budget gewesen sein, das Sakamoto nur einen echten Schauplatz aufzwang (das Anwesen von Jack) und ihn ebenfalls veranlasste, sein Figureninterieur sehr niedrigzahlig zu halten. Dabei griff er dann auch lieber auf Kämpfer denn auf Schauspieler zurück, denen er vermutlich Stuntmen zur Verfügung hätte stellen müssen, um den Dreh unbeschadet zu überstehen. Die wirklich nachteiligen Folgen dieser Tatsachen: Kaum einer der schier endlosen Fights endet wirklich zwingend bzw. befriedigend mit dem Ende eines Lumpen, sowohl Jack als auch die Bäddies scheinen schier übermenschliche Selbstheilungskräfte zu haben, Jack kickt im Verlauf des Filmes jeden einzelnen Bäddie in mindestens drei Fights UND die Fights verlaufen irgendwie immer nach dem gleichen Schema. Dabei wird zu Beginn Jacks Frau ergriffen, die Bäddies bummeln zu lange damit, sie kalt zu machen. Jack kommt angeflogen, rettet seine Holde, verliert sie wieder und schon wird sie wieder gefangen genommen und Jack muss sie retten. Diese Wiederholungen verschleppen das Tempo irgendwann empfindlich.
Zumindest ist die jeweils anberaumte Keile aber immer hübsch spektakulär und wird vom versierten Choreographen Sakamoto äußerst effektiv und aus schrägen Perspektiven in Totalen eingefangen, die ohne große Schnittarien auskommen und den Fights genug Raum zum Atmen geben. Auch Wirework kommt höchst selten zum Tragen, maximal, wenn Gegner durch Kicks weggeschleudert werden. Ansonsten sind selbst die spektakuläreren Flug- und Drehkicks das Ergebnis reiner Körperbeherrschung.
Leider scheint ein Kampfmaschinengeist höchst selten mit einem Schauspielerkörper einherzugehen und so sieht es darstellerisch doch eher zappenduster aus. Vor allem die vorsorglich hinter lächerlichen Masken versteckten Kickerkiller chargieren, als hinge ihr Leben davon ab. Dabei überschreiten sie mehr als nur einmal den schmalen Grad zwischen irre, aber bedrohlich und irre, aber wirklich. Was eben der Spannungskurve auch einige Dämpfer verpasst. Denn wirklich ernst nehmen kann man die Lumpen so nie. Die beiden Darsteller des Heldenpärchens sind zumindest einigermaßen sympathisch, wirklich spielen können aber auch sie nicht.
Doch „Broken Fist“ aka „Attack of the Yakuza“ seine zahlreichen Mankos allzu heftig ankreiden zu wollen, schießt ein wenig übers Ziel hinaus. Denn man spürt durchweg, dass hier einer einfach mal alles Geld zusammengekratzt hat, das er auftreiben konnte, um damit einen hochunterhaltsamen Film zu kreieren, der das transportiert, was sein Macher am Besten kann: Geniale, druckvolle, hochtourige und erstaunlich brutale Fights inszenieren, bis die Schwarte kracht! Dass da die Rahmenbedingungen wie Story, schauspielerisches Können oder actiontechnisch größere Abwechslung ebenso wenig stimmen, wie der teilweise fast schon kontraproduktive Score … geschenkt. „Broken Fist“ will einfach nur eine geile Actionsause sein und schafft das auch weitestgehend. Und in Zeiten, in denen vor allem die amerikanischen Martial Arts Streifen dominiert werden durch das für meinen Geschmack zu langweilige und unspektakuläre Mixed Martial Arts Gekeile, ist eine solche Körperbeherrschungsbombe im Isaac Florentine Inszenierungsstil (Sakamoto hat sich definitiv einiges von dessen Art zu inszenieren abgeschaut) einfach nur eine einzige Wohltat!
MIG hat sich 5 Jahre nach Release endlich des Filmes angenommen. Aus „Broken Path“ bzw. „Broken Fist“, wie er bei seiner Veröffentlichung in UK hieß, wurde „Attack of the Yakuza“. Die FSK 18 freigegebene Fassung entspricht leider einer ziemlich stark entschärften Fassung des Filmes, der alle blutigen Spitzen fehlen. Der Fluss der Fights bleibt so weitgehend unangetastet, die Finishing Moves derweil hat es fast durchgehend erwischt. Die Bildqualität ist ok, die Synchronisation aber ein schlechter Witz!
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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