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House of the Dead (inklusive Funny Version)

Originaltitel: House of the Dead__Herstellungsland: Deutschland, Kanada, USA__Erscheinungsjahr: 2003__Regie: Uwe Boll__Darsteller: Jonathan Cherry, Tyron Leitso, Clint Howard, Ona Grauer, Ellie Cornell, Will Sanderson, Jürgen Prochnow u.a.
House of the Dead von Uwe Boll DVD Cover

“House of the Dead” von Uwe Boll in der ernsten Version.

Auf einer einsam gelegenen Insel soll ein gewaltiger Rave steigen. Alicia und ihre Party-begeisterte Clique aus Hohlbirnen und Dünnpfifflaberern will an der Party teilnehmen und lässt sich von dem zwielichtigen Captain Kirk (hihihihi) auf das entsprechende Eiland verfrachten.

Als die jungen Leute am Ort des Geschehens aufschlagen, ist kein Schwein da. Es liegen nur noch blutige Klamotten herum. Wirklich wundern will sich darüber keiner, denn es ist ja genug Alkohol da.

Auch ein düsteres Haus in der Nähe eines Friedhofes verleitet unsere Heldentruppe nicht wirklich zum Umdrehen. Im Inneren des Hauses stoßen Alicia und Co. dann doch irgendwann auf Teilnehmer des Raves. Die haben sich in dem Haus verschanzt, sei der Rave doch von zahlreichen Zombies gesprengt worden. Und das untote Gesocks schickt sich auch sogleich an, Alicia und ihre Partypeoples zu meucheln.

Nach den ersten Opfern blasen die jungen Leute zur lustigen Zombiehatz. Dabei kommt es ihnen sehr gelegen, dass Captain Kirk Waffendealer ist. Binnen Minuten sind unsere Helden ordentlich hochgerüstet und zu übelsten Kunstschützen mutiert. Die Amis.

Schaut in den Film hinein

Die teils inbrünstig gehasste Videospielverfilmung von Uwe Boll

Mehr „Story“ braucht es nicht, denn hier sollen eigentlich nur Zombies fachgerecht zerlegt werden – und das macht man dann auch. Es setzt Kopfschüsse noch und nöcher. Köpfe werden genüsslich weggesplattert, Genicke gebrochen, Arme und Beine abgehackt.

Im Mittelteil gibt es eine rund 15 Minuten lange Szene, in der im Sekundentakt gestorben wird. Hier wird das menschliche Team maximalst reduziert und eine ganze Heerschar von Zombies abgemetzelt. Die Endlosballerei ist das Highlight des Filmes, das aber auch wirklich rockt. Problem ist eigentlich nur die Effektverliebtheit von Regisseur Uwe Boll („Postal“), der eine sogenannte Turntable-Technik (hierbei umrundet eine Kamera in hohem Tempo eine Figur, die sich letzten Endes in Bullet Time zu bewegen scheint) mindestens 20-mal zu oft einsetzt.

Die schauspielerischen Leistungen sind gelinde gesagt ein Witz. Allerdings braucht es bei dem Film auch keine echten Darsteller. Die Leute müssen schießen, rennen, schreien und sterben können. Und all das können die Darsteller. Schön ist auch, dass sie alle recht unbekannt sind, denn das bedeutet, dass man nicht sofort weiß, wer diesen Film überleben wird. Und vor allem die Frauen im Cast ziehen gerne mal ohne Grund vollkommen blank. Das waren echt noch andere Zeiten damals.

So zum Beispiel Erica Durance, Stammcastmitglied bei „Smallville“, die kurz nach Beginn des Filmes oben ohne ins Wasser geht und ihren netten Körper zeigt. Danke dafür, Uwe! Der Hammer ist aber Hauptdarstellerin Ona Grauer („Tatort: Presidio“) deren riesige Möpse ein eigenes Kapitel im berühmt berüchtigten Audiokommentar zum Film bekommen haben (Mehr dazu folgt unten). Zu den bekannteren Gesichtern im Cast gehören Jürgen Prochnow („Genetic Code“) als Captain Kirk, Clint Howard („Evilspeak“) als sein Maat und Michael Eklund („Detective Knight: Rogue“) als Nerd in Alicias Freundesrunde.

Der 2003 auf die Filmwelt losgelassene „House of the Dead“ basiert natürlich auf dem 1996 erschienenen Lightgun-Shooter-Videospiel von Sega, von dem sich Uwe Boll sogar einige Ingame-Spielsequenzen entlehnte und in seinen Film einband. Der ist ansonsten sauber inszeniert, in den zahlreichen Splattereffekten angenehm handgemacht und wartet mit komplett durchgefaulten Zombies auf, die angenehm wertig aussehen. Das Laubwaldsetting wird nie zu langweilig, das Rave-Setting überzeugt und auch das „House of the Dead“ sieht eigentlich ganz atmosphärisch aus.

„House of the Dead“ ist besser als sein Ruf

Schwimmende Zombies, Horrorklischees satt, dumme Helden, bekloppte Dialoge, nackte Hupen und Splatter ohne Ende, „House of the Dead“ rockt derbe blöd und macht in seinen wahnwitzigsten Momenten definitiv Laune. Vor allem, wenn Uwe Boll in den Actionmodus schaltet, wird der Streifen nach anfänglich leicht zersabbeltem Einstieg zur echten Partygranate. Zur Partygranate voller Anschlussfehler, vielen Face-Palm-Momenten und einfach zu viel von allem.

Man sieht, dass Boll Spaß beim Entstehen des Streifens hatte und irgendwann kein Halten mehr kannte. Warum man seiner Verfilmung eines wahrhaft unterkomplexen Games so viel Hass entgegenbrachte, ist zumindest heute nicht mehr wirklich nachvollziehbar. Im Vergleich zu aktuellen Zombie-Ausstößen der B- und C-Klasse ist „House of the Dead“ Filmgold. Und wie Uwe Boll mehrfach erklärte, gehört „House of the Dead“ trotz all des Hasses zu seinen erfolgreichsten Filmen. Was auch das eher schwache Sequel erklärt.

6 von 10

Bei der deutschen DVD von Kinowelt ist Obacht geboten. Die FSK 18 Fassung ist massivst verstümmelt und enthält nur noch den Torso dieses Actionsplatterstreifens. Die Spio/JK Fassung (auch von Kinowelt) sei darum allen ans Herz gelegt, ist sie doch ungeschnitten und in Sachen Bild- und Tonqualität absolut fehlerlos.


……


„House of the Dead“ in der Funny Version

So richtig konnte Uwe Boll von seiner Spielverfilmung „House of the Dead“ nicht lassen. Vermutlich auch, weil sie eben so erfolgreich war. In der Folge ließ er sich dazu bewegen, eine im Jahr 2009 veröffentlichte Funny Version seines Filmes nachzuschieben. Diese behält die grundlegende Story natürlich bei und folgt deren Abläufen, musste aber diverse Eingriffe über sich ergehen lassen.

Die Änderungen im groben Überblick:

  • Die Funny Version bietet einen Prolog, in der Uwe Boll nur mit Waffengewalt dazu bewegt werden kann, sich seinen eigenen Film anzuschauen.
  • Über dem Vorspann erklärt er, mit den schlechtesten Schauspielern überhaupt zusammengearbeitet zu haben. Tara Reid wird genannt, genau wie Michael Madsen, der bei “Bloodrayne” zu besoffen gewesen sei, ein Schwert zu halten.
  • Boll erwähnt, dass Spielverfilmungen grundsätzlich scheiße seien.
  • Die Synchronisation wird deutlich verändert: Eine Frau wird von einem alten Mann gesprochen, eine Polizistin spricht mit bayerischem Dialekt, eine Hauptfigur mit niederländischem Akzent.
  • Auch die gesprochenen Texte werden variiert.
  • Wann immer sich eine Figur bückt, ertönen Furzgeräusche.
  • Outtakes von den Dreharbeiten, bei denen die Darsteller herum kasperten, ersetzen ernstere Momente des Originalfilmes.
  • Es gibt mehr nackte Hupen, diese werden offensiv auf ihre Echtheit hin begutachtet. Erica Durance wird bei ihrer Schwimmszene offensiv in den Schritt gefilmt.
  • Szenen werden als langweilig deklariert und vorgespult.
  • Eine Zombiehatz im Wald wird upgespeedet, mit Stummfilmmusik unterlegt und so hysterischer gemacht.
  • Es werden permanent mittels Sprechblasen Kommentare zu den jeweiligen Szenen oder Charakteren eingeblendet.
  • Sobald Männer reden oder etwas machen, wird die Männlichkeit des Gesagten oder des Gemachten mit einem „Man-O-Meter“ überprüft.
  • Unbearbeitete Szenen werden eingebaut, so dass Darsteller mit eigentlich abgeschlagenen Körperteilen die bekannten grünen Socken tragen, mit deren Hilfe die Körperteile eigentlich in der Postproduktion wegretuschiert werden.
  • Die grundlegende Brutalität des Filmes bleibt erhalten, wird aber mittels Musik, Dialogen und Einblendungen entschärft.
House of the Dead in der Funny Version

Die Funny Version von “House of the Dead”.

Die Funny Version ist nicht wirklich funny

Die Auflistung zeigt, wie massiv Uwe Boll noch einmal in seinen Film eingegriffen hat. Das ist tatsächlich witzig, wenn er wie in der großen Endlosballerei auf die zahlreichen Anschlussfehler (Regen, kein Regen und so weiter) hinweist und die Szene selbst als viel zu lang abfeiert. Er also selbstironisch an sein eigenes Wirken herangeht. Die restlichen Änderungen aber wirken durch die Bank einfach nur aufgesetzt und bemüht.

Mal ist das ganze zu platt, mal einfach nicht witzig und mal werden ganz gute Gags bis zum Erbrechen wiederholt. Dazu kommt, dass einige Änderungen dem Tempo des Filmes schaden. So wird der Film bei den Einblendungen der zahlreichen Sprechblasen mit Kommentar sehr häufig komplett pausiert. Was den Fluss der Szenen zerstört.

Und gerade gegen Ende, wenn der Ursprungsfilm aus seinem ernsten Duktus nicht mehr rauskommt und offensichtlich auch kaum Outtakes produziert wurden, weil das bei all den Effekten vermutlich zu teuer geworden wäre, ist „House of the Dead“ in der Funny Version kein Stück funny. Um sich einen grundlegenden Eindruck von den blutigen Qualitäten der Originalfassung zu holen, bevor man auf die Jagd nach der Uncut-Version geht, kann man sich die Funny Version aber durchaus mal geben. Wer das Original hingegen kennt, bekommt da eigentlich genug zu kichern.

3 von 10

Die Funny Version gibt es von Splendid auf DVD. Diese ist ab 18 freigegeben und kann unter anderem auch hier gestreamt werden.


……


Das Zuckerstück eines jeden Uwe-Boll-Filmes: Der Audiokommentar zu „House of the Dead“

Den Audiokommentar zu „House of the Dead“ bestritt Uwe Boll mit seinem Kameramann Mathias Neumann, einem Produzenten sowie seinen Hunden. Das Ergebnis ist – wie von Uwe Boll gewohnt – ein irres Erlebnis, deren Höhepunkte wir hier einmal aufführen:

  • Mitten im Audiokommentar klingelt ein Telefon. Der Kameramann geht freilich ran und wir hören das Gespräch.
  • Uwe Boll: „Prochnow hat viel Spaß gehabt bei dem Film“ (so sah er irgendwie selten aus)
  • Uwe Boll: „Ona Grauer da hinten im Hintergrund hatte Riesenmöpse, wie wir alle voller Begeisterung festgestellt haben. Das war, weil die damals stillte. Die hatte leider auch ihren Freund dabei. Der sah aus wie Lenny Kravitz. Da hatten wir alle ausgeschissen. Aber das Kind war vielleicht hässlich! Und ein dreiviertel Jahr später war da nur noch erschreckend wenig übrig von den Pamela-Anderson-Titten.“
  • Telefonklingeln. Boll geht natürlich ran.
  • Uwe Boll: „Achtung: Blut läuft aus dem Mund, jetzt nicht mehr. Was ist da passiert? Höhöhö“
  • Die Videospielüberblendungen, die aus der Spielvorlage entnommen wurden, nennt Boll selbst Pop-Culture-Elemente.
  • Uwe Boll gewohnt bescheiden: „Bei ‘House of the Dead’ haben wir viele Standards gesetzt, denn wir zeigen den Gore!“
  • Uwe Boll: „Viele Horrorfans finden alles scheiße und finden, der Film sehe scheiße aus. Die Jungs sollen mal die Augen aufmachen! Der Film sieht 1A aus! Der Film ist zum Beispiel auch weit oberhalb von ‘Anatomie’!“
  • Erneutes Telefonklingeln. Der Kameramann verschwindet.
  • Uwe Boll: „Hier unterm Mikro zerfleischen sich gerade zwei Hunde.“
  • Uwe Boll: „Wir haben ja diese Turntabletechnik verwendet. Da meinte der Operator nur zu den Darstellern: Die Kamera, die sich mit 120 Kilometern pro Stunde um euch dreht, wiegt 80 Kilo. Wenn ihr da ran kommt, seid ihr tot. Jetzt werden die Turntables aus Versicherungsgründen nicht mehr verliehen und wir sind vermutlich der einzige Film, der die Technik je zeigen wird.“
  • Uwe Boll: „So ein Massaker hat es in der ganzen Filmgeschichte noch nie gegeben. Was wir da alles drin haben. Ein riesiges Battle. ‘Private Ryan’ mäßig stehen wir mittendrin. Die Leute werden sagen: ‘Ey leck mich am Arsch, so was hab ich noch nie gesehen.’“
  • Uwe Boll: „Kussszenen werden nur gedreht, in der Hoffnung, dass sich wenigstens eine Frau ins Kino verirrt.“
  • Uwe Boll: „Schade, dass Kinowelt keinen Cent in eine Kinoauswertung gesteckt hat. Immerhin haben wir ‘Texas Chainsaw Massacre’ und alle anderen modernen Horrorfilme mühelos an den Kassen versenkt.“
  • Uwe Boll: „Jetzt kommt ein Bullet-Time-Effekt: Bumm, ‘Pearl Harbor’ lässt grüßen!“

Wie gewohnt zeigt Uwe Boll auch in diesem Audiokommentar einiges an Sachverstand und auch eine extrem ironische Distanz zu dem Film. Gleichzeitig setzt er sich mal wieder unverblümt mit diversen Meistern der Filmgeschichte gleich und wirkt in seiner Einstellung zu Horrorfilmfans teilweise arg arrogant. Dennoch rockt der Kommentar amtlich, alleine seine beiden kämpfenden Hunde sind ein Hammer.

In diesem Sinne:
freeman

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Categorised in: Reviews, the Horror Pit

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