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Pain & Gain – Nehmen ist seliger denn Geben

Originaltitel: Pain & Gain__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Michael Bay__Darsteller: Mark Wahlberg, Dwayne Johnson, Anthony Mackie, Tony Shalhoub, Ed Harris, Bar Paly, Rebel Wilson, Ken Jeong, Peter Stormare, Rob Corddry u.a.
Pain & Gain

Mark Wahlberg und Dwayne ‘The Rock’ Johnson als kriminelle Bodybuilder in Michael Bays „Pain & Gain“

Schon seit „Transformers“ wollte Michael Bay gerne sein Herzensprojekt „Pain & Gain“, basierend auf einer Artikelserie aus der Miami New Times, drehen, doch erst nachdem er die „Transformers “-Teile 2 und 3 abdrehte und für ein weiteres Sequel unterschrieb, finanzierte Paramount den Film.

Daniel Lugo (Mark Wahlberg) glaubt an Fitness, Amerika und den American Dream, wobei diese Dinge für den Bodybuilder durchaus synonym sein könnten. Allerdings hat der frühere Betrüger und jetzige Chef-Fitnesstrainer des Sun Gym zwar beeindruckende Muskelberge vorzuweisen, ansonsten aber nur begrenzte Erfolge: Zwar baut er das marode Fitnesscenter von John Meese (Rob Corddry) zur angesagten Muckibude auf, zu deren Klienten auch Adrian Doorbal (Anthony Mackie) gehört, doch Luxus und Ehre bringt ihm das nicht. Lugo ist bauernschlau, aber nicht so smart wie er denkt, klar verblendet, was Distanz zu der Hauptfigur schafft, obwohl Lugo unter den verschiedenen Off-Erzählern des Films die meiste Sprechzeit des Films und als Hauptfigur auch die meiste Screentime bekommt.

Nach dem Besuch eines Seminars des Erfolgsgurus Johnny Wu (Ken Jeong) beschließt Daniel: Es muss etwas getan werden. Das, was er unter dem American Dream versteht, also vor allem Knete, muss her, zur Not auch auf kriminelle Weise. Ein Opfer macht er schnell aus: Den im Sun Gym trainierenden Geschäftsmann Victor Kershaw (Tony Shalhoub). Schnell steigert sich Lugo in Phantasien hinein, dass Kershaw sein Geld unrechtmäßig erworben habe, der Raub des Zasters also Amerika guttue und er dabei ja gerne seinen Profit machen kann. Dass der klassische American Dream eigentlich der Erfolg durch harte Arbeit ist, das blendet Lugo aus.

Zusammen mit Doorbal und dem neu angestellten Trainer und Ex-Sträfling Paul Doyle (Dwayne ‘The Rock’ Johnson) entführt er Kershaw, foltert diesen und zwingt ihn zur Überschreibung seines gesamten Vermögens auf das Trio. Da Victor Daniel bei der Entführung erkennt, soll er in einem fingierten Autounfall sterben. Doch der Plan misslingt, Victor überlebt und ist nicht das einzige Problem, das bald auf die kriminellen Bodybuilder zukommt…

Der Trailer zum Muckie-Epos

Pain & Gain

Paul Doyle (Dwayne ‘The Rock’ Johnson), Daniel Lugo (Mark Wahlberg) und Adrian Doorbal (Anthony Mackie)

Man kann erkennen, was Bay an dieser Geschichte reizte, die in seiner Wahlheimat Miami spielt, in der er zur Zeit der Verbrechen der Sun Gym Gang „Bad Boys“ drehte. Eigentlich waren noch viel mehr Personen involviert, gerade die Figur Doyles ist eigentlich ein Amalgam verschiedener Charaktere, manche Persönlichkeiten wurden umbenannt (nicht zuletzt, da man sie filmgerecht umschrieb und ihr Onscreen-Verhalten teilweise nicht mehr den Tatsachen entspricht), doch die Geschichte hinter „Pain & Gain“ ist so unglaublich, dass man sie kaum fassen mag. Manches wird im Film überspitzt, wie etwa die Eskapade um einen abgeschossenen Zeh, anderes dagegen sogar herunter getont (die Gang brachte es in der Realität auf weitaus mehr als zwei gescheiterte Entführungsversuche). Bilder realer Beteiligter im Abspann und zwei Texteinblendungen verweisen auf den Wahrheitsgehalt der Geschichte, die allerdings nur teilweise authentisch erzählt wird.

Dabei greift Bay hin und wieder auf Bilder in verwackelter, konturarmer Camcorder-Optik (vor allem Camcorder-Optik des Herstellungsjahres) zurück, präsentiert teilweise körnige Aufnahmen, um an anderer Stelle wieder auf seine gewohnte Blockbuster-Optik umzuschalten: Stilisierte Zeitlupenaufnahmen, die bewährten 360-Grad-Kamerafahrten, Videoclipästhetik – selbst die von Bay gewohnten Helikopterszenen gibt es am Ende von „Pain & Gain“ zu bestaunen. Doch diese durchaus ansprechende, aber leider uneinheitliche Stilvielfalt ist leider auch ein Spiegel dessen, was inhaltlich vonstattengeht.

Pain & Gain

Schmieriger Erfolgscoach: Johnny Wu (Ken Jeong)

„Pain & Gain“ will gleichzeitig Krimikomödie, rabenschwarze Satire und sozialkritischer Film sein, wobei der Film als klassische Komödie auf wackligen Beinen steht. Viele witzig gemeinte Szenen sind nur bedingt geschmackssicher und lassen bei den Pointen das Timing vermissen, so nett sich das mal angehört haben mag – etwa die Szene, in welcher der zu Abstinenz und Christentum bekehrte Knacki Doyle ausgerechnet in einem Lagerhaus voller Sex-Spielzeuge auf seine Komplizen und das Entführungsopfer wartet. Manchmal erinnert der Film an die krampfigeren Humor-Einlagen von „Transformers 2“, nur dass hier keine Action von diesem Manko ablenkt, sondern der Film eben eine Komödie sein will.

Natürlich hatten die US-Kritiker schnell den üblichen Vorwurfskatalog an einen Michael-Bay-Film zusammengetragen: „Pain & Gain“ sei sexistisch, rassistisch und homophob. De facto kann man das Frauenbild des Films kritisieren, gibt es doch fast nur dicke Matronen und strippende Betthäschen in der Geschichte, mit der dümmlichen Stripperin Sorina Luminita (Bar Paly) als weibliche Figur mit der meisten Screentime (wobei ihr Real-Life-Pendant wohl auch nicht die Hellste gewesen sein muss, wie man den Zeitungsberichten entnehmen kann). Ansonsten muss man allerdings festhalten, dass „Pain & Gain“ oft eher sexistische, rassistische und homophobe Charaktere zeigt, mit diesen aber nicht unbedingt sympathisiert: Lugo, Doorbal und Doyle sind Versager, die sich an anderen bereichern und dabei noch zu Helden stilisieren, Geld verprassen und den Zugriff auf die Realität verlieren.

Pain & Gain

Krankenschwester Robin (Rebel Wilson) behandelt Adrians geschwächtes Genital

Dabei sind sie allerdings nicht allein in einem Figurenensemble, in dem allenfalls der Detektiv Ed DuBois (Ed Harris) und seine Frau Cissy (Emily Rutherfurd) positive Beispiele abgeben. Kershaw, das Entführungsopfer, ist ein schleimiger Snob, Krankenschwester Robin (Rebel Wilson) reduziert ihren späteren Freund Doorbal vor allem auf sein (steroidgeschwächtes) Genital, die Polizei ist durch und durch inkompetent, Erfolgsguru Wu erklärt freudig, dass er Frau und Kind verlassen habe, weil er dann lieber mit zig Gespielinnen rummachen konnte, schwule Priester betatschen diejenigen, die bei ihnen Schutz suchen. Ein Haufen greller Karikaturen, durch und durch unsympathisch, mit den Hauptfiguren als den gar schlimmsten unter den Schlimmen.

Hier setzt Bays Film am besten an und hat seine Momente: Wenn sich Leichenbeseitigungen zur grotesken Karikatur amerikanischer Vorstadtidylle mit Heimwerken und Barbecue mausern, wenn Ed das Verhalten der Sun Gym Gang als unamerikanisch ankreidet, obwohl diese ja meinen den amerikanischen Traum zu verfolgen, die Polizei Entführungsopfer Kershaw wie einen Kriminellen behandelt oder Lugo sexistische Machoeinstellungen den Nachbarskindern als Erfolgsperspektive predigt,, dann ist das bitterböse Satire fernab sonstiger Pennälerwitze. Die wohl stärkste Sequenz des Films ist der versuchte fingierte Unfall: Anfangs mögen die verzweifelten Tötungsversuche der Gang noch grotesk wirken, wenn sie ihr Opfer aber zum wiederholten Male langsam überfahren, dann ist das wahrhaft unangenehm, gewollt unangenehm. Schade, dass viele andere Sequenzen nicht die gleiche Intensität wie diese aufweisen.

Pain & Gain

Einer der wenigen guten Menschen in „Pain & Gain“: Ed DuBois (Ed Harris)

Ein Castingcoup ist es sicherlich auch die sonst eher als Charmebolzen bekannten Stars Mark Wahlberg („Ted“) und Dwayne ‘The Rock‘ Johnson („G.I. Joe 2“) als Kriminelle auftreten zu lassen: Wirken diese kurzzeitig noch sympathisch, auch wegen ihrer bekannten Rollenimages, so fragt sich der Zuschauer bald, warum er jemals mit diesen selbstherrlichen Fatzkes sympathisieren wollte. Zusammen mit Anthony Mackie („Gangster Squad“) bilden sie ein überzeugend schmieriges Trio der Ekelpakete. Tony Shalhoub („Galaxy Quest“) lauft als zähes Opfer zu Hochform auf, während alte Bekannte Bays in Nebenrollen überzeugen: Ed Harris („The Rock“) als gewiefter Detektiv, Peter Stormare („Bad Boys II“) in einer Minirolle als Arzt und Ken Jeong („Transformers 3“) als durch und durch oberflächlicher Selbsthilfeguru. Rebel Wilson („Small Apartments“) schlägt sich ordentlich, Bar Paly („Ruinen“) wird dagegen nur auf ihr Äußeres reduziert und Rob Corddry („Love Vegas“) gibt soliden Support ohne zu glänzen.

Ob es nun Bays Humorverständnis oder das der Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeely war – die Form von flacher Comedy, die „Pain & Gain“ immer wieder anschlagen möchte, funktioniert einfach nicht. Dabei hat der Film seine Stärken als bitterböse Satire auf den American Dream, geht das Wagnis ein fast ohne Identifikationsfiguren auszukommen und ernennt gar die größten Drecksäcke zu seinen Protagonisten, die Gier und Geltungsbedürfnis in der US-Gesellschaft in seiner schlimmsten Ausprägung verkörpern. Schade, dass der Film sich nicht darauf verlässt, denn als rabenschwarzer Blick auf diese Zustände ohne Blödelhumor hätte er richtig stark sein können. Und auch gerne 10 Minuten kürzer.

© Nils Bothmann (McClane)


……


Der Begriff des „American Way of Life“ steht synonym für die Idee, dass, unabhängig von seiner Herkunft, jeder seinen Lebensstandard durch Begabung, Entschlossenheit und/oder harte Arbeit entscheidend verbessern kann. Der „American Way of Life“ vereint dabei Freiheitsliebe, demokratische Werte und das Streben nach Individualismus in sich. Doch diese Lebensart hat in den letzten Wochen und Monaten einen gehörigen Imageschaden erlitten. Denkt man heute an Amerika, denkt man nicht mehr an den „American Way of Life“ oder gar den „American Dream“. Man denkt an Datenkraken … an Geheimdienste, die Feind (verständlich) und Freund (unverständlich) bespitzeln, und an Präsidenten, die den Friedensnobelpreis abgreifen, ohne wirklich etwas Signifikantes geleistet zu haben und sich im aktuellen Spionagevorfall vollkommen unpreiswürdig verhalten.

Pain & Gain

Dwayne Johnson weiß in “Pain & Gain” nicht so recht, was er mit seinem neuen Reichtum anstellen soll.

Die Folge des Ganzen: Der neueste Film von Michael Bay, noch knapp vor den großen „Datenlecks“ entstanden, wirkt nun in seiner drastischen Demontage des „American Way of Life“ geradezu prophetisch. Es wirkt fast, als habe die Zeit Bay in die Karten gespielt, denn ursprünglich sollte „Pain & Gain“ schon viel früher produziert werden, nur wollte dem Michael niemand ein paar Milliönchen für eine krude Räuberpistole mit durchgehend unsympathischem Figureninterieur anvertrauen. Also musste sich Bay bei Paramount prostituieren und überlange Roboter-Spielzeug-Werbespots drehen. Dass diese Liebesdienste am Studio ihn reich machten, wird Bay zähneknirschend zur Kenntnis genommen haben. Wichtiger war ihm vermutlich aber, dass er nun endlich mit „Pain & Gain“ loslegen konnte. Schnell mit Mark Wahlberg und Dwayne – The Rock – Johnson noch zwei kräftige Zugpferde ins Boot geholt und schon konnte die wilde Reise losgehen.

Diese beginnt im Jahr 1994 und erzählt eine wahre Geschichte um drei Bodybuilder, die mittels der Entführung eines reichen Geldsackes ihr Glück in die eigenen Hände nehmen wollen und sich von ihrem Dasein als Otto-Normal-Bürger frei zu strampeln versuchen. Blöderweise geht bei der Entführung lange Zeit schief, was schief gehen kann.

Die Folge ist eine unglaubliche Kette an Ereignissen, die so abstrus anmutet, dass die Polizei dem Opfer der Entführung die tatsächlichen Geschehnisse nicht abkaufen und die Entführer, trotz der Tatsache, dass diese eindeutig vom Entführten identifiziert werden können, nicht belangen wird! Am Ende haben die drei Bodybuilder sämtliches Geld des Entführten ergaunert und ihn, wie sie glauben, umgebracht. Doch der Entführte überlebt und setzt alles daran, sein Geld zurück zu bekommen. Was er nicht ahnt: Die Entführer haben keinerlei Ahnung, wie man mit soviel Geld umgeht. So kommt es, wie es kommen muss: Das Geld ist bald alle und ein neuer Coup muss her…

Pain & Gain

Mit der Kohle kommen die Frauen … und beide gehen gerne gemeinsam!

Das faszinierendste Element an „Pain & Gain“ ist, dass diese vollkommen irre Räuberpistole auf wahren Begebenheiten beruht. Das machen die Macher mit einem „Dieser Film beruht leider auf wahren Tatsachen“ schon zu Beginn des Filmes klar und erinnern einen gegen Ende, wenn der Film vollends zu einer Groteske mutiert ist, noch einmal mittels Texteinblendung daran. Je nach Quellenlage agierten die drei Bodybuilder Daniel Lugo, Adrian Doorbal und Paul Doyle noch kopfloser und dämlicher, als im Film dargestellt.

Dieser muss darum mit drei unterbelichteten, irre naiven Grobmotorikern auskommen, die die Sprüche eines übersättigten Motivationstrainers für bare Münze nehmen und sich ihre Variante des „American Way of Life“ zurechtzimmern wollen. Irrerweise ist der Typ, den die drei beklauen und umbringen wollen, genauso ein Unsympath und allgemein setzt Bay vornehmlich auf solche Typen, um seine schwarzhumorige Mär zu erzählen und den „American Way of Life“ als egogetriebene Fantasterei zu entlarven.

Dabei lässt sich Bay zu Beginn noch erstaunlich viel Zeit für seine Geschichte. Fast schon ein wenig zu lange wohnt er dem Muskelgepose, den Planungen und scheiternden Entführungsversuchen seines „Heldentrios“ bei. So bekommen selbige aber durchaus auch die Kurve. Zwar lacht man häufig über sie, aber sie wachsen einem trotz aller Blödheit irgendwie durchaus ans Herz. Was Bay auch braucht, denn ohne Involvement auf Seiten des Zuschauers würde der wohl bei dem überlangen Werk ordentlich Sitzfleisch benötigen, um das Gezeigte durchzuhalten.

Gegen Ende dann macht Bay seine Groteske zur Powergroteske und inszeniert mit irrem Tempo eine wahnwitzig flotte Abfolge von Events, die zunehmend in Richtung Katastrophe steuern. Der dabei angeschlagene Humor erwischte mich vollkommen auf dem falschen Fuß. Etwas eingelullt vom teeniegerechten Transformers-Humor vermutete ich, dass Bay in „Pain & Gain“ auch in diese Richtung gehen würde. Doch weit gefehlt! Von tiefschwarz über makaber bis menschenverachtend und vollkommen absurd deckt Bay eine Humorschiene ab, die ich ihm in weiten Teilen nicht zugetraut hätte. Zudem ist er auch nicht permanent auf der Suche nach Pointen. Er beobachtet viel lieber seine Figuren dabei, wie sie sich selbst und ihre Gesinnung entlarven und sich damit zum Abschuss freigeben. Die wenigen offensiveren Gags hatten zumindest bei mir eine erstaunlich hohe Trefferdichte und eigentlich gingen nur die Gags um The Rock und seine neugefundene Liebe zu Gott inklusive schwulem Pfaffen an mir vorbei.

Pain & Gain

Posen gehört zum Geschäft!

Highlight des Filmes ist aber klar Bay selbst, bzw. sein Gespür für Optik. Zu Beginn des Filmes kann man sich keinen idealeren Regisseur für die Geschichte vorstellen als Bay. Das selbstverliebte Posen von Wahlberg und The Rock, das inhaltsleere Gewäsch um Proteintrinks und die Einblicke in die Fitnessszene hätte niemand so prall, lebendig und überlebensgroß wie Bay inszenieren können. Seine Kamera schmeichelt den Muskelbergen, kreist um die menschlichen Riesengebirge, bis einem schier schwindlig wird, und zelebriert einige Super-Slow-Motion-Aufnahmen.

Doch sobald der Film richtig Fahrt aufgenommen hat, kontrastiert die cleane Werbeoptik das brachiale und schräge Geschehen formidabel und erzeugt eine eigentümliche, eine enorme Sogwirkung entfaltende, beinahe alptraumhafte Grundstimmung. Dazu gibt es ein paar makabre optische Gags, die Bay-Hubschrauber kreisen und die Kameraführung wird unglaublich agil. Vor Waffen und Oberkörper geschnallt katapultiert sie einen mittenrein. POV Ballermomente inklusive. Steve Jablonsky schuf dazu einen coolen Score mit ein paar netten Leitthemen und einer interessanten Songauswahl. Erwähnen sollte man aber, dass Action im eigentlichen Sinne keine Rolle in „Pain & Gain“ spielt. Es wird schon mal geballert und es explodieren Sachen, allerdings nicht im Rahmen großformatiger Actioneinlagen, sondern „nur“ als Elemente einer unentwegt vorangetriebenen Handlung.

Darstellerisch beherrscht ein irre spielfreudiger Mark Wahlberg jede Szene. Egal ob machomäßiges Gepose, begeistertes Rasenmähersteuern, Ausrasten oder von Autos anfahren lassen – Wahlberg macht einen Heidenspaß und hatte seinerseits auch sichtliches Vergnügen an dem Film. Bei Dwayne – The Rock – Johnson bin ich mir da nicht sicher. Mal wirkt er sehr engagiert, dann wie ein Fremdkörper im „eigenen“ Film. Gerade die Drogenexzesse seiner Figur nimmt man ihm so gar nicht ab. Was freilich blöd ist, da seine Figur irgendwann komplett in die Richtung abdriftet.

Anthony Mackie („Real Steel“) passt optisch weniger zu den beiden Riesenbrocken The Rock und Wahlberg, macht aber als Dritter im Bunde einen mehr als soliden Job, hat ein paar coole Komikmomente abbekommen und lässt sich nicht von den beiden Stars der Chose an die Wand drängen. Tony Shalhoub darf als Entführungsopfer mit Verve überdrehen und overacten, während Ed Harris das große Glück hat, die einzige, grundsympathische Figur zu verkörpern. Kein glückliches Händchen hat Bay aktuell mit seinen weiblichen Sexbomben im Cast. Bar Paly wirkt so ausdruckslos und künstlich in ihrer Rolle, dass man froh ist, wenn man sie nur von hinten sieht. Ihr Arsch ist nämlich ganz nett … Yeah! Endlich ist der Rezensent in den Nivowuntiefen des Filmes angekommen! Der hat nämlich eine durchaus nicht ganz frauenfreundliche Gesinnung.

Pain & Gain

Michael Bay zelebriert wieder seine in der Werbung erprobte Hammeroptik!

Aber geschenkt. Alice Schwarzer findet sicher andere Filme in ihrem Multiplex, wenn sie mag. „Pain & Gain“ entpuppt sich derweil als tiefschwarze, politisch unkorrekte und mit einem meiner Meinung nach erstaunlichen Humor gesegnete Demontage des amerikanischen Traumes von der Selbstverwirklichung. Bay hält dem „American Way of Life“ den Spiegel vor und enttarnt die verlogene Fratze dieser Lebensart. Das macht er wenig subtil und mehr nach der Holzhammermethode, aber der Holzhammer trifft einige Male punktgenau.

Und dass die Realität durchaus gerne mal auf feine Zwischentöne pfeift, zeigt ja die unglaubliche, dem Film zugrundeliegende, wahre Geschichte. Das Ergebnis ist eine testosterongeschwängerte, hochtourige, wenngleich deutlich zu lange Groteske, die sich gegen Ende in ihrer Geschwindigkeit fast schon selbst überholt. Dabei zeigt sich vor allem Bay auf der Höhe seines inszenatorischen Schaffens und konterkariert seine Werbeoptik mit ziemlich dreckigen Bildinhalten. Man meint förmlich zu spüren, wie er, von der Last befreit, glänzende Roboter beim Prügeln abfilmen zu müssen, aufatmet. Und mit seinem Hauptdarsteller Wahlberg hat er ein echtes Pfund auf der Einwechselbank sitzen, das den Film mühelos im Griff hat. Leider stimmt die Chemie zwischen ihm und The Rock nicht wirklich.

Der Film ist ab 22. August 2013 in den deutschen Kinos zu sehen!

In diesem Sinne:
freeman

Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Paramount__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 22.08.2013 in den deutschen Kinos

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