„The Old Way“ ist der erste klassische Western in der Filmographie von Nicolas Cage. In diesem B-Movie spielt er den ehemaligen Revolverhelden Colton Briggs, dessen Ehefrau von Outlaws ermordet wird. Danach begibt sich der Gunslinger auf seine alten Wege, nimmt seine Tochter mit und jagt die Mordbuben auf der Suche nach Rache.
Originaltitel: The Old Way__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Brett Donowho__Darsteller: Nicolas Cage, Ryan Kiera Armstrong, Noah Le Gros, Clint Howard, Abraham Benrubi, Shiloh Fernandez, Nick Searcy, Kerry Knuppe, Eddie Spears, Adam Lazarre-White, Boyd Kestner, Dean Armstrong u.a. |
Nicolas Cage („Massive Talent“) hat bereits in einer Vielzahl von Filmen und Genres gewirkt, nicht zuletzt durch den großen Output seiner Direct-to-Video-Jahre, doch ein klassischer Western war bisher noch nicht darunter. Mit „The Old Way“ holt er dies nun nach.
Das Publikum lernt Colton Briggs (Nicolas Cage) als skrupellosen Revolverhelden kennen, der zum Schutz eines noch skrupelloseren Auftraggebers abgestellt ist, welcher gerade einen armen Tropf von Dieb hängen lassen will. Dessen Komplizen wollen ihn befreien, werden aber von Briggs abgeknallt – der lässt sie jedoch erst den Auftraggeber tödlich verwunden. Als der beinahe Gehängte nach einer Waffe greift, begeht er einen mächtig großen Fehler – Briggs erschießt ihn vor den Augen seines Sohnes.
Wenn die Haupthandlung Jahre später hat Briggs die alten Wege hinter sich gelassen, hat seinen Schnörres abrasiert, ist als Ladenbesitzer mit seiner Frau Ruth (Kerry Knuppe) sesshaft geworden und hat mir ihr eine Tochter namens Brooke (Ryan Kiera Armstrong). Der Killer a.D. erinnert ein wenig an William Munny aus „Erbarmungslos“ und wie dieser wird bald auch er wieder zur Waffe greifen, denn ein Outlaw-Quartett überfallt sein Heim in seiner Abwesenheit. Dieses besteht aus dem Anführer James McAllister (Noah Le Gros) und dessen Kumpanen Big Mike (Abraham Benrubi), Eustice (Clint Howard) und Boots (Shilo Fernandez), welche Ruth ermorden.
Obwohl der Marshal Jarrett (Nick Searcy) das Quartett mit seiner Posse bereits verfolgt und Briggs von einer Rachemission abhalten will, lässt sich der Gunslinger nicht aufhalten. Er fackelt sein Eigenheim ab, nimmt Brooke mit und jagt nach den Mördern seiner Frau…
Schaut euch den Trailer zu „The Old Way“ an
„The Old Way“ wurde durchaus passend betitelt, denn der Film von B-Regisseur Brett Donowho („Acts of Violence“) ist ein durch und durch klassischer Western, allerdings ohne das Budget der großen Breitwandepen. Geradlinig geht die Geschichte voran, in der die geschrumpfte Familie Briggs das Schurkenquartett verfolgt, miteinander klarkommen muss und am Ende unter den Mordbuben aufräumt. Überraschungen gibt es dabei so gut wie keine, während das begrenzte Budget auch nicht allzu viele Locations zulässt. Das Heim der Briggs-Familie, ein Canyon, in dem McAllisters Bande de Marshal und seine Leute aus dem Hinterhalt überfällt, und die Westernstadt, in welcher der Showdown stattfindet – an diesen drei Schauplätzen spielen sich große Teile des handwerklich solide, aber auch ohne jede eigene Handschrift inszenierten Western ab.
Viel Action darf man nicht erwarten, da liefern andere moderne Western ein größeres Feuerwerk ab. Der Überfall auf die Posse sowie der Showdown sind die einzigen Gelegenheiten, an denen die Schießeisen etwas länger sprechen und selbst dort nicht exzessiv. All das ist solide gemacht, verschenkt aber immer wieder Punkte, gerade wenn mancher Schurke fast nebenbei beseitigt wird. Dabei hat das Quartett Potential. McAllister ist der wortgewandte, selbstverliebte Mann mit dem Plan, welcher mexikanische Dollars beinhaltet, aber nur nebenbei eine Rolle spielt. Auch seine Verbindung zu Briggs weckt nur kurzzeitig Interesse, denn nach einigen Andeutungen bekommt man schon den kompletten, leider handelsüblichen Hintergrund präsentiert. Auch seine Henchmen haben ansatzweise Persönlichkeit, vom altgedienten, vorsichtigen, etwas feigen Eustice über den Mann fürs Grobe Big Mike bis hin zum Scharfschützen Boots, doch leider bleibt es bei diesen Ansätzen.
Interessanter ist da schon die Interaktion von Vater und Tochter Briggs. Der frühere Gunslinger hat offensichtlich einen etwas anderen Erziehungsstil, weshalb sich sein Spross nicht wie erwartet verhält, was auch zu memorablen bis witzigen Momenten führt. Allen voran sei die Szene genannt, in der Brooke weinende Verzweiflung simulieren soll, aber von ihrem Vater bisher stets dazu erzogen wurde, keine Emotionen zu zeigen. Tatsächlich erwacht „The Old Way“ in diesen Szenen am meisten zum Leben und bekommt eine eigene Note, während der Rest Standards abarbeitet, die man aus bekannten Vorbildern von „Der schwarze Falke“ über „The Missing“ bis hin zum bereits erwähnten „Erbarmungslos“ kennt.
Im Gegensatz zu „Erbarmungslos“-Hauptdarsteller Clint Eastwood darf Nicolas Cage für seine Darbietung in „The Old Way“ keinen Preisregen erwarten. Er nimmt sich zurück, spielt ohne sein häufiges Overacting, liefert damit aber lediglich eine solide Standardperformance ab, was immerhin zum restlichen Film passt. Newcomerin Ryan Kiera Armstrong („The Tomorrow War“) stiehlt dementsprechend immer wieder die Show und klaut mit ihrer starken Leistung den Film. Noah Le Gros („The Beach House“) als Genregroß von Fiesling kann ebenfalls punkten, weitere Akzente setzen seine mit den bekannten Gesichtern von Clint Howard („3 From Hell“), Abraham Benrubi („Bliss“) und Shilo Fernandez („Red Riding Hood“) besetzte Gang sowie Nick Searcy, dessen Marshal wie eine Variante seiner „Justified“-Rolle wirkt.
„The Old Way“ ist gradliniger, überraschungsarmer Standardwestern, der zwar wenig falsch macht, aber genauso wenig richtig gut. Ryan Kiera Armstrong bleibt ebenso Gedächtnis wie die Vater-Tochter-Dynamik, während die altbekannte Story und die 08/15-Schießereien „The Old Way“ schnell im Western-Einerlei untergehen lassen.
„The Old Way“ wurde von Splendid/WVG in Deutschland auf Blu-Ray und DVD veröffentlicht, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. Bonusmaterial gibt es keines.
© Nils Bothmann (McClane)
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