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Beware! The Blob

Originaltitel: Beware! The Blob__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1972__Regie: Larry Hagman__Darsteller: Robert Walker Jr., Gwynne Gilford, Richard Stahl, Richard Webb, Shelley Berman, Godfrey Cambridge, Larry Hagman, Carol Lynley, Marlene Clark, Gerrit Graham, J.J. Johnston, Danny Goldman u.a.

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Poster

Das Poster von “Beware! The Blob”

Hungrig. Elastisch. Unaufhaltsam. So sehr der Blob in die 50er zu gehören scheint, im Grunde hätte jedes Jahrzehnt seinen eigenen Blob-Ableger verdient. Denn die formlose Masse aus dem All passt sich problemlos sämtlichen Umweltbedingungen an und empfiehlt sich daher im Grunde für eine permanente Reproduktion über alle Generationen hinweg. Eingefrorenes, so lernten schon die Hausfrauen in den 50ern, kann man ja zu jeder Zeit problemlos wieder auftauen.

Allzu oft wurde von dieser Möglichkeit aber nicht Gebrauch gemacht. Des Blobs bisher letztes Lebenszeichen ist das effektvolle Remake von 1988, das sich unter Genre-Fans einen gewissen Ruf erarbeiten konnte. Seither lebt der Schleimpfropfen aber höchstens durch manche popkulturelle Anspielung in Komödien und SciFi-Satiren weiter. Übersehen wird allerdings oft, dass zwischen 58er-Original und 88er-Remake ein weiterer Teil entstand, und zwar das 72er-Sequel „Beware! The Blob“.

Dass es sich dabei um eine direkte Fortsetzung des ersten Teils mit Steve McQueen handelt, lässt sich vielleicht am sehr ähnlichen Handlungsablauf erkennen, nicht aber am Personal vor und hinter der Kamera. Das wurde nämlich komplett ausgetauscht. Die wohl größte Überraschung sitzt dabei auf dem Regiestuhl. Dass sich jemand wie Larry Hagman ausgerechnet diesen Stoff für seine einzige Regiearbeit an einem Spielfilm ausgesucht hat, gehört wohl zu jenen unlösbaren Rätseln der Filmgeschichte, auf die man sich einfach keinen Reim machen kann, wie man es auch dreht und wendet. Aber so ist es überliefert. Niemand Geringerer als J.R. Ewing aus „Dallas“ / Major Nelson aus „Bezaubernde Jeannie“ soll seine Kontakte in der Filmindustrie abgeklappert haben, um potenzielle Blob-Opfer für sein Regiedebüt zu rekrutieren. So hockt er nun also im fertigen Film gemeinsam mit seinem Hausnachbarn Burgess Meredith (“Rocky“) unter einer Brücke und wärmt sich als Obdachloser an einem Feuer. Für die erfolgreichen Schauspieler ein Urlaub vom dekadenten Lebensstil in Malibu womöglich… und für Hagman eine aussichtsreiche Position, um das schleichende Vorgehen des heißhungrigen Wackelpuddings zu dokumentieren.

Mit der verstörenden Sequenz eines Kitten, das unbeholfen über eine Blumenwiese stolpert, leitet Hagman seine Gesellenprüfung ein. Verstörend nicht unbedingt, weil man auf Anhieb ahnt, dass das Kitten wohl als erster Aperitif des Blob auserkoren ist, sondern vielmehr wegen der Soundkulisse; da wird zum niedlichen Bildmaterial passende Fahrstuhlmusik voller Frohsinn eingespielt und dann mit verzerrten Schreien des Entsetzens verschnitten, so dass man als Zuschauer kaum anders kann, als mit dem Sitznachbarn irritierte Blicke zu tauschen. Die Blumenwiese ist derweil ein erstes Indiz dafür, auf welchen Zeitgeist der Blob diesmal stößt. Drag Racing und Rock’n’Roll ist nicht mehr angesagt, vielmehr klingt gerade die Hippiezeit nach. Akustikgitarren, LSD und Frieden, Mann… die Message dürfte dem Blob wohl gar nicht gefallen.

Die Veränderungen in der Welt sind für Hagman allerdings kein Anlass, an der bewährten Rezeptur herumzudoktern. Immer noch liegt der erzählerische Fokus nah an der Perspektive der Heranwachsenden, mitsamt aller Konflikte in der Konfrontation mit den erwachsenen Urhebern und Bewahrern von Gesetz und Ordnung. Es sind die Locations der jungen Leute, an denen sich der Plot entlanghangelt; Parties, Autokinos, Bowlingbahnen und als Grande Finale eine Eissporthalle. Wenn es mal zu Dialogen zwischen zwei Generationen kommt, etwa einem Polizisten und den beiden jungen Hauptdarstellern (Robert Walker Jr. und Gwynne Gilford), dann geht es natürlich auch gleich um Drogenkonsum und dessen Verleugnung („Maybe you two kids are on a trip or something. I don’t know and I don’t care.“). Die gallertartige Entität, die das Kleinstadtnest terrorisiert, wird dadurch automatisch zur visuellen Manifestation einer durch Psychostimulanzien ausgelösten Halluzination, letztlich verkörpert sie vielleicht sogar die Angst der älteren Generation vor einer durch Liebe und Wärme verschmolzenen neuen Weltordnung einer letzten erfolgreichen Welle der Hippies.

Schaut in den Trailer

Trotz dieser für ein 70er-Sequel recht einleuchtenden Grundidee hat Hagman enorme Schwierigkeiten damit, sich auf ein narratives Zentrum zu einigen. Während sich Rober Walker Jr. und Gwynne Gilford eher zögerlich zu Hauptdarstellern entwickeln, einfach weil sie die meisten Szenen absolvieren, ist „Beware! The Blob“ eigentlich bloß eine wahllose Abfolge von Einzelmomenten, in denen unbedeutende Nebenfiguren viel zu lange im Scheinwerferlicht stehen, bloß um am Ende als Pointe im Wanst der rosa Kugel zu landen. Es kommt dadurch zu einer Anhäufung von slapstickartig aufgebauten Sequenzen, die dem Blob zwar zu mehr Masse verhelfen, darüber hinaus aber keinen roten Faden zu bieten haben. Keine Subplots um Amtsträger der Stadt, die durch ihr Verhalten den Siegeszug des Monsters noch begünstigen, so wie überhaupt keine Handlungsstränge zu finden sind, die mehrere Szenenwechsel überdauern. Geboten wird einfach nur eine Abfolge von völlig autarken Situationen mit skurrilen Charakteren, die aus einem Comic entsprungen sein könnten – ein Hippie-Pärchen in einer Kanalisation zum Beispiel, ein junger Kerl beim Friseur, der aus mehr Haar als Haut zu bestehen scheint (was dann auch den aufgerufenen Preis von 200 Dollar für einen Haarschnitt erklären dürfte) oder ein dicker Nackter, der sich in einem Moment noch in der heimischen Badewanne befindet und in der nächsten schon auf der Flucht vor der Polizei in einem nächtlichen Park.

Immerhin, die dringend benötigte Komik kann aus diesem Durcheinander gewonnen werden, denn für einen ernstgemeinten Horrorfilm fehlt es an allen Ecken und Enden. Spröde Farbgebung und steife Regie lassen eher an Sitcom- oder Bühnenmaterial denken als an eine Filmproduktion (passend dazu bestreitet Stand-Up-Comedian Godfrey Cambridge die Einleitung), die mangelhafte Ausleuchtung der Sets lässt den Verdacht aufkommen, dass da Unzulänglichkeiten bei den Spezialeffekten verdeckt werden sollen. Aber es hilft alles nicht, die Billigkeit der Blob-Effekte, so kreativ und vielfältig sie auch eingesetzt werden mögen, ist selbst im Halbdunkeln nur allzu schnell durchschaut.

Zumeist quillt einfach Schleim aus Lüftungsgittern und Abflussrohren, oft wird auch eine Art Glibberwalze im unteren Bereich des Bildkaders gedreht, um eine primitive Art der Monster Vision im Stil des Gothic Horrors der 40er Jahre zu erzeugen, oder die Windschutzscheibe eines Autos wird langsam von einer wabbeligen Gummiplane überzogen. Einmal erhascht man sogar einen Blick in einen Raum, in dem ein Darsteller gerade von einem aufgeblasenen Riesengummiball zur Seite gestoßen wird. Bei aller Wandlungsfähigkeit… das Problem all dieser Effekte ist, dass sie nichts mit den Körpern anstellen, die sie attackieren. Keine Gliedmaßen, die sich beim Kontakt mit der Substanz auflösen, keine Gesichter, die versunken im Schleim um Atem ringen, keine Intimität. Einfach nur diese Bastelmaterialien, die erfolglos etwas Außerirdisches zu imitieren versuchen. Es gibt exakt einen überzeugenden Effekt, bei dem eine Fliege mit den Hinterbeinen voran langsam in die Masse gesaugt wird. Schon die Szene mit der Katze wird jedoch hauptsächlich durch hektischen Schnitt gelöst, und als sich der Blob endlich menschlicher Opfer annimmt, ist endgültig jegliche Illusion dahin.

Dass „Beware! The Blob“ den bereits bekannten Kniff des Erstlings um die Zerstörung des Blobs einfach uninspiriert wiederholt und das Ganze auch noch in halbem Ernst als Twist verkauft, ist dann die Krönung. Auch wenn es sich dank des selbstironischen Ansatzes gewissermaßen als Parodie auf das Original versteht, braucht man kein Sequel, das den ursprünglichen Plot noch einmal in schlecht nacherzählt. Dabei hätte der Generationenkonflikt der 70er durchaus genug Zündstoff geboten, um die Formel auf spannende Art und Weise neu zu interpretieren. Damit sollte aber erst Chuck Russell weitere 16 Jahre später erfolgreich sein, als er das Remake drehte. Larry Hagman hätte die eine Kugel in seiner Muskete hingegen besser für ein anderes Projekt verfeuert.

03 von 10

Informationen zur Veröffentlichung von “Beware! The Blob”

„Beware! The Blob“ startete im Sommer 1972 in den US-amerikanischen Kinos und lebte dann einige Zeit über TV-Ausstrahlungen und Videokassetten weiter. In Deutschland ist die Fortsetzung zum einflussreichen McQueen-Klassiker praktisch unbekannt; bis zum heutigen Tage ist bei uns kein digitaler Datenträger zum Film erschienen. In den USA existiert bereits seit den frühen 00er-Jahren eine DVD, die den Film allerdings in Vollbild (1,33:1) und damit im falschen Bildformat ausweist. Erst die “Kino Lorber”-Blu-ray von 2016 schaffte hier Abhilfe und präsentierte “Beware! The Blob” im korrekten Format 1,85:1. Enthalten ist außerdem ein Audiokommentar von Filmhistoriker Richard Harland Smith und eine alternative Titelsequenz. Davon kann man sich auf dem europäischen Markt – im wahrsten Sinne des Wortes – aber nix kaufen, denn die Disc ist Region-A-locked. Wer alle Blobs sammeln will, wartet also brav weiter. Oder man weicht auf eine Streaming-Plattform aus, die den Film im Programm hat. Aber Achtung: die technische Qualität dürfte hier schlechter sein als auf der Blu-ray.

Bildergalerie

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Das Autokino zeigt heute mal wieder nur Störbild.

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Na, die Benzinkanister im Vordergrund bemerkt? Tja, diese Cops haben wohl das Finale des ersten Teils verpennt.

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Sascha Ganser (Vince)

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