Originaltitel: Night Vision__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1997__Regie: Gil Bettman__Darsteller: Fred Williamson, Cynthia Rothrock, Robert Forster, Frank Pesce, Amanda Welles, Willie Gault, Bushwick Bill, Rodger Boyce, Cliff Stephens u.a. |
Im Bonusmaterial von „Night Vision“ gibt Cynthia Rothrock („Death Fighter“) retrospektiv zu Protokoll, dass sie den Film sehr mag, weil er einmal andere Seiten von ihr präsentiere. Also nicht nur auf ihren Martial-Arts-Background fokussiere, sondern sie auch Schauspielerin sein ließe. Und das an der Seite von Leuten wie Fred Williamson („Atomic Eden“) und Robert Foster („Olympus Has Fallen“). Ein guter Film ist dabei aber dennoch nicht herausgekommen.
Alles dreht sich um den alkoholabhängigen Cop Dakota Smith. Der würde dem Alkohol zwar gerne entsagen, doch eine schwere Verletzung und die damit verbundenen Schmerzen lassen ihn immer wieder zur Flasche greifen. Seine Kollegen geben auf den raubeinigen Motorradpolizisten jedoch genug Acht, dass er seinen Job weiterhin ausfüllen kann.
Aktuell macht nämlich ein Videokiller genannter Unhold die Stadt unsicher. Sein Modus Operandi: Er beobachtet seine Opfer gefühlte Ewigkeiten. Sammelt deren Verfehlungen, bannt sie auf Film und tötet sie hernach. Die Opfer sind überwiegend untreue Frauen. Als sich der Videokiller mal wieder einem seiner Opfer widmen will, taucht Dakota auf. Es kommt zur Verfolgungsjagd mit Geballer. Dabei tötet Dakota mit einem Schuss aus seiner Waffe das auserkorene Opfer des Killers.
Der fühlt sich freilich um seinen Spaß betrogen und nimmt Dakota genauer ins Visier. Der bekommt derweil soviel Ärger für den tödlichen Zwischenfall, dass er beschließt, dem Killer höchstselbst das Handwerk zu legen. Eine große Hilfe wird die ihm zugeteilte Kristin O’Connor. Ebenfalls ein schwarzes Schaf der Polizei, das bei einem Einsatz zu voreilig Gebrauch von der Schusswaffe machte. Gemeinsam kommen die beiden unorthodoxen Cops dem Videokiller schnell auf die Schliche.
Serienkiller-Thriller mit Cynthia Rothrock
„Night Vision“ ist kaum mehr als ein Serienkiller-Thriller von der Stange mit allen bekannten Story-Ingredienzien. Um die Identität des Killers wird nie ein Geheimnis gemacht. Rund um die kaputten Cops fällt dem Drehbuch nichts ein. Die Jagd auf den Killer entfaltet sich insgesamt etwas arg trutschig und langsam. Viel zu oft muss Freund Zufall helfen, um die Story überhaupt am Laufen zu halten.
Spannung kommt dabei nie auf. Auch und vor allem, weil der Killer in keinster Weise bedrohlich rüberkommen mag. Interessant ist eigentlich nur, dass er seine Videos von den Verfehlungen der jungen Damen und den Mord an ihnen zu barer Münze macht. Ein Overload an nackten Hupen und Ärschen pimpt dabei nicht nur diese Snuff-Videos, sondern auch „Night Vision“ selbst. Der hat Spaß daran, seine weiblichen Darstellerinnen aus den Klamotten hüpfen zu lassen.
Schön ist, dass Cynthia Rothrock und Fred Williamson eine gute Chemie haben. Wobei Williamson selbst mit seinem puren Charisma einen Tacken mehr überzeugt als Cynthia. Die muss eigentlich immer nur niedlich in die Kamera gucken. Ihre Action-Woman-Qualitäten werden dabei kaum gefordert. Drei Mal muss sie kicken, kein einziges Mal gibt es einen ihrer Signature Moves zu sehen. Und eine rechte Choreographie oder dergleichen mag in den ultrakurzen Kampfsportszenen auch nie durchscheinen.
Glaubt man den Credits, war auch kein Fight-Choreograph vor Ort. Zudem scheinen alle Darsteller ihre Stunts, die allesamt höchst unspektakulär ausfallen, selbst bestritten zu haben. Eine Ausnahme ist die Verfolgungsjagd zu Beginn des Filmes, deren Ende dann doch etwas zu halsbrecherisch für einen Schauspieler wie Fred Williamson ist. Der darf in seiner Action überwiegend herumballern. Dabei gerät zumindest ein Kopfschuss angenehm derb und sehr blutig.
Inszenatorisch kann „Night Vision“ nie verhehlen, dass er kaum etwas kosten durfte. Die Schauplätze wirken billig und die Optik extrem dröge. Der Soundtrack bedient sich am immer gleichen, ultraöden Thema. Und es wurde kaum Sorgfalt bei der Umsetzung aufgewandt. In einer Szene wirft die Kamera riesige Schatten auf die Darsteller, in der nächsten ist es ein Teil der Set-Beleuchtung und in einer anderen sieht man das ganze Team als Spiegelung im Lack eines Autos.
In einem Moment wird zudem der Hintergrund fokussiert, während die im Vordergrund sprechenden Darsteller total unscharf sind. Und in anderen Momenten spielt die Kameravignette die Hauptrolle und verdrängt die Darsteller in die zweite Reihe. Peinlich wird es, wenn der Oberlump auf Bildschirme starrt und das „Geschehen“ darauf dokumentiert, auf den Bildschirmen aber gar nichts zu sehen ist. Nunja.
„Night Vision – Der Nachtjäger“ oder: Serienkillerjagd in langweilig
„Night Vision – Der Nachtjäger“ tut sich keinen Gefallen damit, die Identität seines Killers sofort preiszugeben und statt auf ein Whodunit auf ein Howcantheygethim zu fokussieren. Dazu ist der Killer zu langweilig und sind die Ermittlungen der Helden zu beliebig und egal. Eigentlich hält nur die gute Chemie zwischen Cynthia Rothrock und Fred Williamson den Film wirklich zusammen.
Der punktet ansonsten nur noch mit viel nacktem Fleisch. Der Rest weiß nie zu packen: Die Action kann nichts, der Soundtrack lässt einem die Ohren bluten und die sich permanent durch den Film ziehenden Unzulänglichkeiten lassen den ohnehin billig aussehenden Film von Regisseur Gil Bettman („Lance – Stirb niemals jung“) nur noch billiger wirken. Seltsamerweise fand der Film sogar zwei Fortsetzungen!
Der Film erschien bereits mehrfach auf DVD. Jene mit FSK 16 Freigabe waren immer gekürzt. Die ungeprüften Varianten waren ungeschnitten, aber Bootlegs. Multimedia Ulrich verpasste dem aus unerklärlichen Gründen noch immer indizierten Thriller ein ungeprüftes Mediabook mit DVD und Blu-ray. Dabei werden die für die FSK 16 Freigabe geschnittenen, vollkommen harmlosen, größtenteils platt sexistischen Szenen nur deutsch untertitelt angeboten.
In diesem Sinne:
freeman
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