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The Clapper

Mit „The Clapper“ verfilmt Dito Montiel seine eigene Romanvorlage als Mischung aus Tragikomödie und Mediensatire. Ed Helms spielt den Loser Eddie Krumble, der sein Geld als bezahlter Zuschauer in Werbesendungen verdient. Als ihn eine Late-Night-Show auf ihn aufmerksam wird, wird sein Leben umgekrempelt. Reale Werbegesichter wie Alan Thicke oder B-Actionstar und Tae-Bo-Erfinder Billy Blanks haben Gastauftritte.

Originaltitel: The Clapper__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Dito Montiel__Darsteller: Ed Helms, Amanda Seyfried, Tracy Morgan, Russell Peters, Brenda Vaccaro, P.J. Byrne, Leah Remini, James Ransone, Todd Giebenhain, Adam Levine, Alan Thicke, Billy Blanks u.a.
The Clapper

In Dito Montiels satirischer Tragikomödie “The Clapper” über Werbefernsehen habe auch echte Werbegesichter wie Alan Thicke und Billy Blanks Gastauftritte

Mit der Adaption seines Buchs „A Guide to Recognizing Your Saints“ hatte der frühere Musiker und Romanautor Dito Montiel ein viel beachtetes Regiedebüt vorgelegt, danach filmisch jedoch nur noch Flops bei Kritik und Publikum wie „Empire State“ und „Man Down“ gelandet. Mit „The Clapper“, einer Verfilmung seines Romans „Eddie Krumble is the Clapper“, wollte er das Kunststück seines Erstlings wiederholen, doch scheiterte erneut.

Protagonist Eddie Krumble (Ed Helms) ist ein Clapper – ein Beruf, den die deutsche Netflix-Beschreibung als „Klöppel“ übersetzt. Er gehört zu einer Gruppe von Menschen, die dafür bezahlt werden, dass sie als Publikum in stupiden Werbesendungen sitzen und applaudieren. Fürs Fragenstellen gibt es Extraknete, allerdings steigt damit auch die Chance, dass man erkannt wird – und die Produzenten wollen ungern, dass die Verarsche auffliegt. Kein besonders erfülltes Dasein für Eddie und Leidensgenossen wie seinen Kumpel Chris (Tracy Morgan), dessen Monotonie die hübsch gestaltete Creditsequenz unterstreicht.

Selbst der einzige Lichtblick in Eddies Leben ist Teil seiner Routine: Immer wieder macht er kleine Käufe an der Tanke, um die Kassiererin Judy (Amanda Seyfried) wieder zu sehen. Die träumt ebenfalls von einem Leben abseits ihres miesen Jobs. Für Eddie steht derweil ungewollter Ruhm an: Der Late-Night-Host Jayme Stillerman (Russell Peters) und sein Team erkennen Eddie in mehreren Sendungen und fahnden nach ihm. Die Schattenseiten der sprichwörtlichen 15 Minuten Ruhm, denn besonders nett springen weder der Komiker noch die Öffentlichkeit mit ihm um, während Eddie um seinen Job fürchten muss.

Gegen die Übermacht des öffentlichen Interesses kommt Eddie nicht an und überlegt, wie er wenigstens etwas Geld aus der Sache schlagen kann. Allerdings leiden auch die zarten Bande, die er zu Judy knüpft, unter den medialen Nachforschungen…

Schaut euch den Trailer zu „The Clapper“ an

„The Clapper“ versucht sich auf mehreren Ebenen, bedient jedoch keine davon so richtig. So ist es zum einen die Geschichte eines einsamen Mannes, der sich aus der Welt zurückgezogen hat, der nur noch malocht, um durchzukommen. Die dauernden Anrufe seiner Mutter deuten an, dass es einen Grund für sein eremitisches Verhalten gibt, welches der Film erst spät enthüllt. Dummerweise ist besagter Grund genau der, den man direkt erwartet, sodass die Offenbarung wirkungsarm verpufft. Zudem kann der Film kaum Empathie für seinen Protagonisten zu erzeugen. „The Clapper“ hat das Problem einiger Filme, die das Leben des kleinen Mannes, der Unter- bis unteren Mittelschicht in den Blick nehmen und sich als deren Fürsprecher inszenieren wollen: Die Protagonisten sehen weniger wie vom Leben Gebeutelte, wie Menschen mit weniger Bildung, sondern eher wie Volltrottel aus. Am ehesten funktioniert noch der einfach gestrickte Chris als Figur, der eigentlich nur das Beste für seinen Freund Eddie will, diesen aber ungewollt noch tiefer reinreitet.

Auch die Romanze zwischen Judy und dem merklich älteren Eddie mag man „The Clapper“ nicht so recht abkaufen. Was die Kassiererin an dem Schluffi findet, der sein Leben in vielerlei Hinsicht aufgegeben hat und auch genauso aussieht, kann Montiel weder als Regisseur noch als Drehbuchautor gut vermitteln. Ein einziger gemeinsamer Lunch beim Burgerschuppen um die Ecke reicht anscheinend für die große Liebe. Auch die Versuche von (Romantic) Comedy wollen nicht wirklich zünden, werden vor allem schräge Typen wie den Nackedei, der regelmäßig an der Tanke einkauft, oder Judys cholerischen Boss erzählt, doch diese schrillen Vögel beißen sich mit dem nüchternen Tonfall, den „The Clapper“ sonst anschlagen will.

Und dann ist da noch die Ebene der Mediensatire. Auf der einen Seite ist natürlich die absurde Maschinerie von Werbesendungen, die falsche Versprechungen machen; so falsch, dass sie ein angeheuertes Fake-Publikum benötigen. Leute wie Eddie und Chris verstehen nur so halb, dass sie Teile dieser Maschine sind. Eddie fragt einen vermeintlichen Guru in der Mittagspause sogar nach einem Investitionstipp – das erwähnte Volltrottelsymptom. Auf der anderen Seite geht es um die Mechanismen von öffentlicher Aufmerksamkeit und TV-Shows. Immerhin bemüht sich Montiel um Ausgewogenheit. Für Stillerman und seine Crew ist es nur ein Job, mit dem sie immerhin die Machenschaften der Werbeindustrie aufdecken, ohne dabei zu sehen, was sie in Eddies Leben anrichten. Am Ende bereuen sie es sogar, aber da ist es schon zu spät. Eddie hingegen will einerseits seine Ruhe, genießt den Ruhm andrerseits auch irgendwie. Doch trotz dieser Abwägungen erforscht „The Clapper“ kaum die Dynamiken hinter den gefährlichen 15 Minuten Ruhm, hat keine neuen Erkenntnisse zu bieten und bleibt in gut gemeinten Ansätzen stecken.

Dass „The Clapper“ nicht komplett versagt, liegt auch seiner Besetzung. Ed Helms variiert zwar in erster Linie seine „Hangover“-Rolle als Spießer am Rande des Nervenzusammenbruchs, kann aber Sympathien für Eddie erzeugen. Amanda Seyfried („Ted 2“) kann die Lovestory zwischen Judy und Eddie zwar auch nur so halb verkaufen, überzeugt aber als verletzliche, tierliebe Seele. Akzente setzen Tracy Morgan („Der Prinz aus Zamunda 2“) als simpler Kumpel und Russell Peters („Tigerkralle III“) als jovialer Late-Night-Host. Gastrollen haben Leah Remini („King of Queens“) als trockene Produzentin sowie Actionstar und Tae-Bo-Erfinder Billy Blanks („Talons of the Eagle“), der sich selbst als Moderator einer jener Werbesendungen spielt, in denen Eddie zu Gast ist (Blanks ist erst im Abspann wirklich zu sehen).

Doch trotz prominenter Schauspieler ist „The Clapper“ teilweise halbherzige Mediensatire, teilweise lahme Romantic Comedy, die jedoch nie Sympathien für ihre Figuren aufbaut und durch verschenkte Möglichen verärgert, gerade angesichts ihrer guten Ansatzpunkte.

Knappe:

In Deutschland wurde „The Clapper“ bisher auf keinem physischen Medium veröffentlicht und daher nicht von der FSK geprüft. Netflix hat ihn im Originalton, der deutschen und anderen Synchrofassungen im Programm, aber nur noch bis 30. April 2023.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Netflix__FSK Freigabe: ungeprüft__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein

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