Originaltitel: the Extendables__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2014__ Regie: Brian Thompson__ Darsteller: Brian Thompson, Marisa Ramirez, Ian Patrick Williams, Gary Graham, Lorielle New, Michelle Lawrence, Lee Garlington, Carl Ciarfalio, Mark Dacascos, Bradley Stryker, Martin Kove, Kevin Sorbo, Bruce Locke, Craig Kilborn, Patrick Warburton, … |
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Brian Thompson ist ein am 28. August 1959 in Washington geborener Schauspieler, der mir über die Jahre hinweg immer mal wieder in gewissen Filmen und TV-Serien-Episoden (bspw. in “Buffy the Vampire Slayer” oder den “X-Files”) über den Weg gelaufen ist. Dank seiner markanten Gesichtszüge und imposanten Statur (muskulös sowie eine Körpergröße von fast 1,90m aufweisend) oft als “einschüchternder Baddie” gecastet, war er für mich im Grunde genommen immerzu bloß einer dieser “Bodybuilder-Typen”, die in Streifen wie “Commando Squad“, “Dragonquest” oder “Mortal Kombat: Annihilation” am besten aufgehoben sind…
Im Laufe seiner Karriere hatte Thompson im Rahmen verschiedener Projekte die Gelegenheit, mit diversen “Leinwand-Recken” zusammenzuarbeiten – allen voran Sylvester Stallone (in “Cobra”), Arnold Schwarzenegger (in “the Terminator”) und Jean-Claude van Damme (in “Lionheart” sowie “the Order“). Die ihm häufig gestellte Frage, wie es mit Stars jenes Schlags denn so am Set war, hatte ihn irgendwann dazu inspiriert, sein hier nun zur Besprechung am Pranger stehendes Regie-Debüt zu verfassen, zu produzieren sowie mit ihm selbst in der Hauptrolle in Szene zu setzen: “the Extendables” (2014).
Anders als es einen der Titel und das Promo-Material (inklusive des mit einem “Furz-Gag” endenden Teasers) glauben lassen möchte, handelt es sich dabei nicht etwa um eine Parodie der “the Expendables“-Franchise – und zwar in keinster Weise! – sondern um eine “Confessions of an Action Star” (aka “Sledge: the Untold Story”) grob ähnliche hinter-den-Showbiz-Kulissen-Komödie. Jene 2005er Veröffentlichung hatte ich damals mit einer 4/10 bewertet – doch muss man sagen, dass sie im Vergleich zur vorliegenden geradezu so hochklassig wie Robert Altman´s “the Player” wirkt…
Eröffnet wird mit dem Schriftzug “a word from our director” sowie mit Thompson auf einem Bürostuhl vor einem (via Green-Screen eingefügten) Weltall-Background sitzend: Knapp 80 Sekunden lang berichtet er von seinem “Antrieb” für die Erschaffung des Films – siehe oben – bevor mit einem nach “Eye of the Tiger” klingenden Song in die eigentliche Handlung eingestiegen wird. Die Sache mit diesem Intro ist, dass es auf Anhieb einen kostengünstig-amateurhaften Eindruck erzeugt – was leider homogen zum darauf folgenden Rest passt, wie einem rasch bewusst wird. Eine einfache Texttafel wäre definitiv die bessere Wahl gewesen…
In “the Extendables” geht es um den abgehalftert in die Jahre gekommenen Genre-Star Vardell Duseldorfer (Thompson), der von seinen Mitmenschen (mitunter aber gern auch mal von sich selbst) meist nur VD oder the Great VD genannt wird sowie gerade unmittelbar davor steht, für ein Projekt nach Usbekistan zu reisen, welches ihm (u.a. nach ein paar “Kontroversen”) zu einem großen Comeback verhelfen soll: “Hard Times on Mars” – eine 10-Millionen-Dollar-Produktion, bei dem man ihm die Hälfte des Budgets als Gage dafür zahlt, um bei der Realisierung des Sci-Fi-Actioners als Lead und Regisseur zu fungieren…
Es wird sein Workout-Programm gezeigt (Gewichte stemmen und Bauch einziehen), wie er sich den Bart abrasiert, seine längeren Haare zu einer “militärischen” Frisur hin abschneidet sowie sich (Alkohol direkt aus der Jumbo-Flasche trinkend) über eine “Access-Hollywood”-trifft-“TMZ”-artige TV-Sendung aufregt, bei der sich die Moderatorin über ihn und seinen Akzent lustig macht – bis er sich schließlich eine Schrotflinte schnappt und damit seinen Fernseher zerschießt. Dieser Grad an Unoriginalität ist bezeichnend für so ziemlich alles, was einem das gesamte (nur schwer durchzuhaltende) Werk zu bieten hat…
Fortan entfalten sich die Geschehnisse nahezu rein an zwei Locations: In der “Hard Times on Mars”-Studiohalle sowie im Innern von VD´s Trailer (gleich nebenan). Das Set besteht aus Comic-haft minimalistisch-billigen Requisiten und Kulissen, die nicht einmal Roger Corman früher so akzeptiert hätte. Freilich ist das keineswegs ernst gemeint und lässt sich als ein “Augenzwinkern” in Richtung lieblos-unaufwändig runtergekurbelter B-Movies betrachten – trägt aber trotzdem unweigerlich dazu bei, dass “the Extendables” (u.a. hinsichtlich Ausstattung und Optik) alles in allem nicht anders anmutet…
Die komplette Geschichte dreht sich um VD – was ein gewaltiges Problem markiert, da eben jener schlichtweg ein dummer, unsympathischer Typ ist. Offenkundig mit keinem hohen IQ gesegnet – dafür aber ein ausgeprägtes Ego aufweisend – konsumiert er regelmäßig Schnaps und Drogen, läuft fast immer in einem olivgrünen Tanktop mit rotem “Russen-Stern” drauf rum und spricht mit einem unklar definierten klischeehaft betont-kräftigen Einschlag sowie in der Öffentlichkeit zudem überwiegend in einer tieferen Stimmlage als sonst – “because it sounds cool”. Selbstverständlich dürfen da Oneliner wie “I´ll be back.” nicht fehlen…
Aber es ist noch weitaus schlimmer: VD hat einen kleinen Penis – weshalb er sich öfters eine Salami (oder eine vergleichbare Wurst) in die Hose stopft, damit die Leute glauben, er wäre “gut bestückt” – worüber hinaus er unter Erektions-Schwierigkeiten leidet und Frauen in seinem Trailer daher mitunter lautstark hörbar so tun müssen, als würden sie´s wild mit ihm treiben. An einer Stelle fragt er jemanden danach, ob es eigentlich größer aussieht, wenn man sein Glied in der Buxe nach oben oder nach unten ausgerichtet tragen würde – denn ja, er achtet bei anderen darauf, wie sich deren “Männlichkeit” unter dem Stoff so abzeichnet…
Es ist zum Kopfschütteln, welchen Umfang dieser Themen-Bereich (“Dick-Jokes”, sexuelle Unsicherheit etc.) innerhalb der Story einnimmt. In Addition dazu gibt es diverse Phallus-förmige Requisiten (á la Raketen) zu erspähen und bleibt VD in einer Szene mit seinem Schädel in einer Penis-förmigen Stein-Attrappe stecken. Hahahahaha, oder? Ständig begleitet ihn eine (mehrfach unbekleidete) Blondine (Lorielle New), an der chirurgisch eine Menge gemacht wurde – und zwischendurch fantasiert er u.a. davon, im “Mini-Format” liebkosend im nackten Dekolleté seiner Screen-Partnerin Maria (Marisa Ramirez) zu liegen…
Und dann noch so etwas: Als sich VD mal beharrlich weigert, ans Set zurück zu kommen, soll sich eine Produktions-Assistentin (Michelle Lawrence) darum kümmern. Zwar kann auch sie ihn nicht überreden – allerdings bietet er ihr an, es im Gegenzug dafür zu tun, dass sie ihm ihre Brüste zeigt (samt Polaroid-Foto “für seine Sammlung”). Angewidert lehnt sie ab und gibt das so an ihren Boss weiter – welcher sie wiederum so lange zu beschwichtigen versucht, bis sie allmählich nachzugeben beginnt, eine stolze “Bonus-Zahlung” verlangt sowie sich schließlich (als sie diese zugesichert erhält) vor/für VD auszieht…
Obgleich “the Extendables” prä-#MeToo entstand, weisen solche Momente jedoch ja nicht erst seitdem einen “unschönen Beigeschmack” auf. Dass van Damme Drogen genommen sowie bisweilen Diva-eskes Verhalten an den Tag gelegt hat, war nie ein Geheimnis – und inzwischen wissen wir überdies bekanntlich von einer breiten Spanne creepy-mieser Dinge in der Branche (Stichwort: verwerfliches Ausnutzen von Macht-Positionen). Beim Ansehen des Streifens kommt einem so etliches (aus Berichten, Meldungen und Anekdoten) “vertraut” vor – am schwachen Unterhaltungs-Grad ändert das aber rein gar nichts…
Thompson hat nicht bloß eigene Beobachtungen und Erfahrungen in das Skript mit einfließen lassen, sondern auch Gerüchte und Erzählungen anderer. Auffälligstes Beispiel: VD, der übrigens (Oliver Reed ähnlich) Greifvogel-Krallen auf seinem Geschlechtsteil tätowiert hat, fordert einen Stuntman (Ron Thomas) dazu auf, bei ihm den Sleeperhold-Griff anzuwenden, da er jenem (aller Beschwichtigungen und Warnungen zum Trotz) beweisen will, sich “ohne Weiteres” daraus befreien zu können. Nunja, das klappt jedenfalls nicht – stattdessen bleibt er chancenlos, wird ohnmächtig und macht sich im Zuge dessen obendrein in die Hose…
Das ist natürlich die klassische Steven-Seagal-/-Gene-LeBell-“Legende”, die sich angeblich bei der Entstehung von “Out for Justice” ereignet haben soll. Richtig vorgetragen, ist die Schilderung des Vorfalls echt amüsant – wogegen es hier arg unlustig ist, wie sich das Ganze on Screen entfaltet. “Dying is easy, comedy is hard”, lautet eine alte Redewendung – und Thompson stellt mit seinem Werk eindrucksvoll zur Schau, dass er absolut kein Gespür dafür zu haben scheint; weder als Autor noch Regisseur. Kein einziges Mal musste ich lachen! Das Dargereichte ist einfach cringy, öde, lahm und/oder abgegriffen-altbekannt…
Mit letzteren Adjektiven meine ich Gags wie ein unausgeschaltetes Mikro – was bei mir spontan Erinnerungen an “the Naked Gun” geweckt hat; nur dass es bei David Zucker und Leslie Nielsen damals witzig war. Im Prinzip ist es schade, denn grundsätzlich bietet sich die Materie – also eine sich um Star-Allüren, aufeinander prallende exzentrische Persönlichkeiten, Selbstüberschätzung und Inkompetenz sowie etwaige weitere “Irrungen und Wirrungen” (á la kreative Differenzen, Budget-Sorgen und knappe Zeitpläne) bei der Realisierung diesartiger Projekte rankende Story – prima für eine B-Movie-Showbusiness-Satire an…
In “the Extendables” muss sich der verantwortliche Produzent (Gary Graham) unentwegt mit VD und seinen Launen und Wünschen herumschlagen, verärgert es den Verfasser des Skripts (Mark Dacascos), dass er wegen den von VD verursachten Verzögerungen sein Drehbuch kürzen soll, und gibt es einen britischen Charakter-Mimen (Ian Patrick Williams), der seinen “Karriere-Zenit” bereits überschritten hat und sein Geld nun (meist als “Baddie”) in Flicks wie diesen verdienen muss. Er ist es, der mit VD einige offene, ehrliche Worte (über Klischees, wie man wahrgenommen wird, den belastenden Druck des Jobs etc.) wechselt…
Wer (so wie ich) Streifen abseits des Mainstreams zugeneigt ist, der wird (neben Thompson) einige Gesichter Schrägstrich Darsteller wiedererkennen, von denen so mancher keineswegs arm an Talent ist – im Vorliegenden seitens der Vorlage jedoch nichts Gescheites vorgegeben bekommen hat (mag sein, dass einiges “auf dem Papier” parodistisch-ergiebiger klang – was in Anbetracht des Ergebnisses aber ohne Bedeutung ist). Von den Performances her gefiel mir der durchaus engagiert agierende Ian Patrick Williams (“Dolls”) als der zuvor erwähnte (einen an Alec Guinness denken lassende) Sir Jeffrey klar am besten…
Neben Gary Graham (“Robot Jox“), Marisa Ramirez (TV´s “Spartacus: Gods of the Arena”), Lorielle New (“Postal“) und Michelle Lawrence (“Inverse”) besitzen die verbliebenen Mimen entweder bloß kleinere Parts oder Cameos, zum Teil als sie selbst – unter ihnen Lee Garlington (“Hell Comes to Frogtown“), Bradley Stryker (“Cold Pursuit“), Mark Dacascos (“Lucky Day“), Martin Kove (“Firehawk“), Bruce Locke (“Angel Town“), Craig Kilborn (TV´s “the Daily Show”), Patrick Warburton (“Ted“) und Kevin Sorbo (“Tales of an Ancient Empire“). Zwar sind sie allesamt mit von der Partie – an sich aber nicht weiter der Rede wert…
Thompson verkörpert Vardell Duseldorfer genau so, wie er die Rolle angelegt hat – nämlich als eine dümmlich-plumpe, tendenziell unausstehliche Karikatur. Loben mag ich ihn dafür eigentlich nicht. Sagen wir es mal so: Trotz der Bereitschaft zu diesem “uneitlen Blödsinn” – inklusive solcher Sachen wie das Rausstrecken seiner ekelig großen Zunge – hat er sich damit keinen Gefallen getan, meiner Meinung nach. Zügig fing mir sein gesamter Anblick und Auftritt auf die Nerven zu gehen an – seine Mimik, Gestik und Sprechweise. Ich behaupte einfach mal, er hatte mehr Spaß dabei als das Publikum beim Anschauen…
Hoffnung auf Action – etwa weil VD ja gerade ein Werk jenes Genres dreht – braucht man übrigens keine zu haben – sofern man zwei Szenen, in denen er eine Schrotflinte abfeuert, nicht dazuzählt. Das “Finale” entfaltet sich schließlich wie folgt: Als VD per “Wire Work” am Set in die Luft gehoben wird, verliert er stracks die Kontrolle, schwingt hin und her und dreht sich, bis er kopfüber hängen bleibt, sich übergibt, ohnmächtig wird, eine Herzattacke erleidet sowie mit Hilfe eines Defibrillators reanimiert werden muss – was ihm wiederum eine Erektion beschert, so dass er schnell mit seiner Ische Sex in seinem Trailer zu haben in der Lage ist…
Tja, und dann – nach einem das nochmals unterbietenden Epilog – ist die Schose endlich vorbei: Geschafft und überstanden! Mit seinen platten Albernheiten und doofen, mitunter kruden, alles in allem fernab von irgendwie kreativen oder substanzhaltigen Ideen mutet “the Extendables” wie ein mäßig-lahmer 10-minütiger “Funny or die”-Sketch an, den jemand krampfhaft auf rund 80 Minuten aufgebläht hat: Ein niveauarmes, unlustiges, langweiliges, uninspiriert verfasstes und gefilmtes 1-Joke-Movie, das eventuell im Stile einer “Mockumentary” zumindest ein klein wenig besser hätte funktionieren können…
knappe
Hierzulande ist “the Extendables” bis heute (04/2023) noch nicht erschienen – wohingegen er auf verschiedenen Streaming-Portalen (auch von Deutschland aus) in seiner englischen Originalfassung verfügbar ist; siehe dafür bspw. justwatch.com…
Stefan Seidl
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zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright des “the Extendables” Postermotivs und der Screenshots: Big Guy Films / Skylove (US)__ Infos zur VÖ: Freigabe: Not Rated__ DVD/BluRay: nein/nein |